Im Grunde ist schon alles damit gesagt, daß ich diesen Beitrag recht widerwillig schreibe. Oder daß ich in den letzten drei Jahren, in denen ich nunmehr blogge, vermutlich noch nie eine Woche lang beitragslos geblieben bin. Ausgerechnet der „Vielblogger“ (Isarstadt).
Wäre auch nicht weiter der Rede wert, zumindest nach meinem Gefühl, wenn man mich nicht öfters darauf ansprechen würde. Also warum blogge ich nicht mehr so häufig und regelmäßig wie früher?
Wenn ich auf eine einsame Insel nur zwei mit dem Internet verbundene Applikationen mitnehmen dürfte, wäre kein Blog dabei. Twitter und Facebook sind für mich spätestens seit Anfang des Jahres die befriedigendsten Anwendungen, wahrscheinlich weil ich darin nicht tätig sein kann, ohne gleichzeitig zu sehen, was mein soziales Netzwerk treibt. Während bloggen recht solitär sein kann, bewege ich mich bei Twitter und Facebook immer in einem Gewitterfeld aus Emotionen, Wahrnehmungen und spontanen Ergüssen – ich nenne es immer den ungeschützten Quickie.
Gerade Twitter absorbiert einen großen Teil meiner früheren Blogschwerpunkte. Wenn ich auf einen spannenden Online-Text, einen Veranstaltungstermin oder einen Mißstand hinweisen möchte, muß ich mir nicht mehr einen längeren Text abringen und ein adrettes Bild suchen, 140 Zeichen sind da meist genug.
Zudem scheinen mir Twitter und Facebook inzwischen die dynamischeren Medien zu sein, haben sie doch, was Follower, Freunde und Feedbacks betrifft, inzwischen die Kommentare und Feedleser meines Blogs eingeholt, wenn nicht sogar quantitativ übertroffen.
Bei meinen Blogs registriere ich dagegen, daß einige mir sehr wichtige Beiträge, die durchaus Nachrichtenwert hatten, einfach verpufften. Das ist nicht weiter schlimm, schließlich sind meine Blogs auch dediziert private Vergnügungen, die ich letztendlich nur für mich betreibe. Aber dann liegen eben weitere vergleichbare Geschichten auf Halde, sind Kabbeleien wie das Thema Wahlprognose noch längst nicht zu Ende erzählt, aber die Rechercheergebnisse liegen irgendwo auf meiner Festplatte und da liegen sie im Augenblick ganz gut.
Es mußte auch nicht sommerwarm werden, damit ich mich offline weit besser fühle als im DSL-Netz. Die digitale Trüffelsuche, weltweit online nach kleinen Leckereien zu suchen, die ich dann auf meinem Blog stolz präsentieren könnte, habe ich schon im tiefsten Winter aufgegeben.
Zugleich gab es auch in meinem privaten Umfeld einige Rochaden. Wo ich früher aus dem Internet Freundschaften generierte und mich in jeder Hinsicht überwiegend mit Bloggern vergnügte, entwickelte sich in den letzten Monat ein Beziehungsgeflecht mit Menschen, die diesen Foren eher fern stehen, ob Blogs, Communities oder Tweets. Statt dem digitalen Ping-Pong aus Klatsch, Kumpanei und kinky Flirt ist plötzlich Diskretion angesagt und mein Privatleben zum Teil eben auch privat, wenn auch mehr aus Rücksicht auf andere, bin ich doch sicherlich die alte Rampensau geblieben, die sich eben nur verstärkt im versteckten Streichelgehege verlustiert.
Den Blog werde ich deswegen natürlich nicht einstellen, ganz im Gegenteil arbeite ich an zwei neuen, die dann nur nicht mehr mein Leben spiegeln, sondern statt Aufmerksamkeit bares Geld generieren sollen.
Hier wird natürlich auch immer wieder was erscheinen, nur nicht mehr mehrmals täglich, vielleicht nicht einmal mehrmals in der Woche. Aber wenn es jemand vermissen sollte, kann er sich damit trösten, daß ich wahrscheinlich irgendwo auf der grünen Wiese liege oder in den Armen einer Frau. Und sollte sich für mich freuen.
4 Kommentare:
Auf der Wiese und in den Armen wünsche ich viel Vergnügen. Wenn dir Themen wie die Wahlprognosen am Herzen liegen kann ich jedoch nicht verstehen wie du so etwas per Twitter darstellen und den entsprechenden Dialog anstoßen willst.
Na ja, im Blog stoße ich ja auch nicht viel damit an...
"ich nenne es immer den ungeschützten Quickie."
Was für ein Bild für Twitter!
In letzter Zeit werde ich ständig gefragt, was Twitter ist.
Das werde ich in Zukunft definitiv zitieren!
Es reicht völlig, von Zeit zu Zeit zu Themen zu schreiben, in denen man intensiv steckt. Ein Blog ist eine hervorragende Chronik, gerade zu lokalen Themen. Was er nicht ersetzen kann, sind Tagesmeldungen. Deshalb bitte weitermachen, wenn es um Input für andere geht. Den herrschenden Medien darf nicht alles überlassen werden.
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