Montag, 26. Mai 2025

Rewe to go: In München zur rechten Zeit falsch unterwegs

Die Stachus-Passagen sind ein Hochfrequenzstandort, wobei ich mich manchmal frage, ob der Ausdruck hier für das hohe Kundenaufkommen steht oder den raschen Wechsel der gewerblichen Mieter. Nun wagt es also Rewe to go, diesen Sommer eine 220 Quadratmeter große Filiale in der Unterführung am Karlsplatz zu eröffnen.

Sonst kennt man die von der Konzerntochter Lekkerland betriebene Kette als Experten für Unterwegs-Konsum und Convenience-Food an Aral-Tankstellen und Bahnhöfen. Spezialität: Täglich rund um die Uhr geöffnet zu sein. Im Grunde ein Späti.

In München gab es bereits einmal den Versuch, einen Rewe to go an einem normalen Standort zu etablieren: am Kurfüstenplatz. Es müßte 2017 gewesen sein. An der Ecke Belgrad- / Hohenzollernstraße, in dem Neubau, wo früher das legendäre Zum-Zum-Haus stand. Doch während an Tankstellen, Bahnhöfen und Flughäfen Ausnahmen vom Ladenschlussgesetz erlaubt sind, galten am Kurfürstenplatz die strengen Vorgaben der allgemeinen Ladenschlusszeiten: Kein Kundenverkehr zwischen 20 und 6 Uhr oder sonn- und feiertags.

Rewe probierte es mit einem Kniff und bezeichnete seine To-go-Filiale im Herzen Schwabings als gastronomische Einrichtung. Und damit befreit von den Gängelungen des  Ladenschlussgesetzes. Das Kreisverwaltungsreferat sah es damals aber noch recht engstirnig: „Für die betreffende Filiale lag keine gaststättenrechtliche Hauptnutzung vor, die es ermöglicht hätte, das angebotene Warensortiment nach Ladenschluss über die Straße abzugeben. Das Gaststättengesetz, das eine Abweichung von den Ladenschlusszeiten für Schank- und Speisewirtschaften im Einzelfall zulässt, war hier nicht anwendbar.“ Entsprechend „informierte“ man Rewe von Amts wegen und die Filiale ward bald Geschichte.

Acht Jahre später hat München eine neue Kreisverwaltungsreferentin und auch bei der Anwendung des Ladenschlussgesetzes geschah Erstaunliches, wovon die über hundert neuen Spätis zeugen. Um dem Gaststätten- statt Ladenschlussgesetz zu unterliegen und damit nachts oder sonntags öffnen zu dürfen, reicht es für ein Geschäft längst, Getränke oder Speisen irgendwie auch zum Verzehr vor Ort anzubieten und sei es nur auf einem winzigen „Verzehrbrett“.

Der künftige Rewe to go am Stachus bietet weit mehr als nur ein Brett: die „Snacks, Speisen und Kaffeespezialitäten“ wird man nicht nur mitnehmen, sondern im Laden genießen können: „Die Verkaufsfläche von rund 220 Quadratmetern bietet uns am Stachus die Möglichkeit, einen gemütlichen Sitzbereich zu integrieren, in dem Speisen, Snacks und Getränke verzehrt werden können.“

Schließlich lautet der Markenkern von Rewe to go auch: „Schnelle Mahlzeiten oder spontane Besorgungen, die einfach immer und überall dazwischen passen. Auf dem Weg zur Arbeit. In der Mittagspause. Freitag nach Feierabend oder Sonntag vor dem Frühstück.“

Also High Life für die zahllosen Touristen, Kinogänger und Nachtschwärmer, die die Stachus-Passagen nicht nur werktagsüber, sondern gerade auch sonntags, abends und bis in die Nacht hinein bevölkern? Von wegen. Seinen künftigen Rewe to go am Karlsplatz plant Lekkerland als herkömmliches Geschäft. Er wird von Montag bis Samstag nur zwischen 6 und 20 Uhr aufsperren. Man verzichtet auf das Schlupfloch des Gaststättengesetzes.

Also doch kein Gamechanger in der Unterführung, sondern höchstens für die Kette, die sonst an nahezu allen anderen Standorten in der Regel täglich rund um die Uhr auf hat – oder halt so lange, wie die beherbergende Tanke selbst geöffnet ist. 

Das Vorbild für München scheint die deutlich kleinere Rewe-to-go-Filiale in der Düsseldorfer Innenstadt zu sein. Auch sie beugt sich den allgemeinen Ladenschlusszeiten, nur dass die Geschäfte in Nordrhein-Westfalen eben bis 22 Uhr auf haben und nicht bereits um 20 Uhr zusperren müssen. Der Rewe to go in der Frankfurter Kaiserstraße dagegen hat auch sonntags geöffnet. Wobei die Kaiserstraße der Szene am Stachus wohl auch eher entspräche. Aber von so einem Flagship Rewe to go können wir Münchner nur weiter träumen.

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