Nennen wir es das Weihnachtswunder. Und so begab es sich zu München, daß von Peter Böhling und Daniel Häuser, den Chefredakteuren des Medienmagazins „Clap“, das Gebot ausging, daß Joachim Nikolaus Steinhöfel geschätzt würde.
Als eigenständige Medienfigur war Steinhöfel eher in der Versenkung verschwunden, aber als Matussek-Anwalt wieder für die Branche interessant geworden. „Der Steinhöfel hat damals auf einen Tweet von Peter geantwortet“, erinnert sich Häuser. So schnell kann aus einem flüchtigen Like im Internet eine mehrseitige Printstory im „People-Magazin für Neugierige, Eitle und Schadenfrohe“ werden.
„Clap“-Chefreporter Bijan Peymani durfte loslegen: „Während fieser Nieselregen die Luft in Deutschland durchtränkt und nur die Straßenbeleuchtung spärliches Tageslicht spendet, strahlt Joachim Steinhöfel mit der milden Sonne Kapstadts um die Wette. Er sitzt am Esstisch seines Hauses in der feinen Camps Bay, nicht nur in diesem Moment der perfekte Gegenentwurf zu seiner Heimatstadt Hamburg. Steinhöfel lässt den Blick wandern, über die Bergkette 'Twelve Apostles', den Tafelberg, den Atlantik: 'Man kann es auch ein wenig schlechter treffen.'“
Wenn man selbst für Böhling und Häuser journalistisch tätig war, stutzt man bereits in diesen ersten Zeilen. Sie zahlen fair, sie zahlen schnell, aber so gut geht es dem Redaktionsbüro nun auch wieder nicht, daß sie sich in interkontinentale Reisespesen stürzten. Haben sie auch nicht. Peymani führte das Interview aus der Ferne, als Video-Skype, so Häuser.
Bei den Bildern, sonst dank des Hausfotografen Alexander von Spreti ein USP des Hochglanzmagazins, ging „Clap“ angesichts der Entfernung auch kostenfreundlich vor. „Es hat sich herausgestellt, dass Steinhöfel eine sehr gute Kamera hat.“ (Von Media Markt?) Woraufhin die Frau an seiner Seite die Bilder geschossen habe, die den Anwalt ausgesprochen sportlich-dynamisch präsentieren. Als Urheberin nennen lassen wollte Steinhöfel seine Partnerin aber ausdrücklich nicht.
Als Autor der „Achse des Guten“, von „Tichys Einblick“ und einem eigenen Blog, als Anwalt von Matthias Matussek und Akif Pirinçci zelebriert Steinhöfel eine Haltung, wie sie Böhling so gern in seinen Karikaturen aufspießt. „Sind Sie ein Arschloch?“, fragt die Redaktion denn auch keck auf dem Titel.
Bijan Peymani hat daegegen offenbar einen anderen Zugang. Auf seinem eigenen Xing-Profil verlinkt der Hamburger Medienjournalist unter „Weitere Profile im Netz“ auf den Blog „Klodeckel des Tages“, den Ramin Peymani führt und der mit seinen Attacken gegen NGOs, Sozialdemokraten, Refugees und „Gutmenschen“ ein Freidenker im Stil von Tichy, Pirinçci, Steinhöfel & Co ist.
Und so gibt Bijan Peymani seinem Interviewpartner Steinhöfel kaum Kontra, sondern räumt ihm unwidersprochen Raum ein für Thesen wie die, man hätte einen „Weihnachtsmarkt zum Wintermarkt umbenannt, mit dem Argument, man wolle die Gefühle der Muslime nicht verletzen.“ Pegida-Mythos oder Tatsache? Spätestens hier hätte man nachfragen oder zumindest später in der Redaktion die Fakten checken können.
Von wegen. „Steinhöfel ist kein Scharfmacher“, bewertet Bijan Peymani in seiner „Clap“-Titelstory derartige Propaganda, „er argumentiert klug und präzise.“ Und im Vorspann lobt die Redaktion Steinhöfel gleich auch noch als „klug und konziliant“.
Hat das im Adventsstress niemand gegengelesen? Häuser bestätigt, daß Schlußredakteur Peter Woeckel, der Bulo und er selbst den Text geprüft „und natürlich auch noch bearbeitet“ hätten. Und wieso nicht mehr Widerspruch, keine Änderungen strittiger Behauptungen? „Wir hatten keine Lust, uns vor Weihnachten auf ein Scharmützel einzulassen.
Update vom 8. Januar 2016: Beim letzten, nunmehr durchgestrichenen Satz widersprechen sich Häusers Erinnerung und meine Mitschrift des Telefoninterviews.