Mittwoch, 24. Februar 2010

Babyalarm bei Burda

Allein 16 Neugeborene in fünf Jahren. Mehr müßte man gar nicht schreiben. Natürlich war es von „InStyle“- Chefredakteurin Annette Weber ungeschickt, so zu tun, als gäbe es bei schwangeren Redaktionsmitgliedern nur zwei Möglichkeiten: sie loszuwerden oder mit durchzuschleppen. Und diverse arbeitsrechtliche Gerichtstermine ließen auch ahnen, daß man bei „Elle“ und „InStyle“ als werdende Mutter eher einen schweren Stand hat.
Aber offen gesagt waren das eher neue Töne im Hause Burda. Ob die beispielhafte Schaffung eines betriebsnahen Eltern-Kind-Initiative mit Kindergarten und Krippe in der Burda-Bande oder Helmut Markworts Engagement für die Verbindung von Kind und Karriere in der „Focus“-Redaktion, Mütter waren in diesem Medienkonzern tendenziell gut aufgehoben. (Auch wenn es aus Markworts Mund immer leicht mutterkreuzhaft deutschtümeln klang, wenn er Redakteurinnen zur Fortpflanzung aufforderte.)
In der heute erscheinenden „freundin“-Ausgabe zeigt das Team um Chefredakteurin Ulrike Zeitlinger nun ganz konkret, wie man Job und Familie vereinbaren kann. Nicht umsonst ist Zeitlinger vor fünf Jahren während des Mutterschutzes von „Cosmopolitan“ zur „freundin“ gewechselt – und mit ihr die halbe Redaktion. Im Hause Jürg Marquard haben Mütter tatsächlich einen schweren Stand, während Burda nicht nur auf dem Papier viel anzubieten hat.
Flexible Arbeitszeitmodelle mögen in den Augen von Nedelchev und Weber nicht taugen, um ein monatliches Glossy zu produzieren, aber wie das 14-tägliche Vollprogramm der „freundin“ mit einer Mütterriege erfolgreich produziert wird, zeigt die stolze Redaktion im aktuellen Heft mit viel Understatement: „Alles ganz normal“, schreibt Zeitlinger in ihrem Editorial, und präsentiert sich weiter hinten im Heft auf sechs Seiten mit Kind und Kegelgenossinnen. Quer durch alle Ressorts und Hierarchien stellen sich beispielhaft zehn der working moms, die das Blatt mitgestalten, samt Nachwuchs vor. Insgesamt durften sich die Mütter in der Redaktion in den letzten fünf Jahren über 16 Neugeborene freuen, von den bereits größeren Kindern ganz zu schweigen. Auch ein Erfolg in dieser zahlengetriebenen Branche.

Montag, 22. Februar 2010

17-Jährige, arglistige Täuschungen und Rechtschaffenheit

Beim Aufräumen habe ich einen Brief wiedergefunden, mit dem das Direktorat des Wittelsbacher Gymnasiums im Februar 1979 ein Disziplinarverfahren gegen mich eingeleitet hatte. Das Verfahren endete zehn Monate später, nach Veröffentlichung einer Gegendarstellung verzichtete Oberstudiendirektor Josef Weisenberger auf jegliche weitere Ordnungsmaßnahme gegen mich und den Mitangeklagten Bernd R. Gruschka. Im Gegenzug wurde aber Weisenberger von der Jungen Presse Bayern der Silberne Maulkorb verliehen.

Sehr geehrter Herr Popa!

In Ihrer Begründung zu Ihren „Anfragen und Bitten an das Direktorat des WG“ haben Sie einige – inzwischen vom Elternbeirat scharf mißbilligte – Äußerungen gegen das Direktorat gemacht, die teils direkte, teils indirekte Unterstellungen enthalten, die mein Ansehen bei Eltern, Schülern und Lehrern untergraben. So bezichtigen Sie mich eines unverantwortlichen Verhaltens, weil ich Schüler in Ungewißheit über Maßstäbe folgenschwerer Entscheidungen lassen würde. Sie sprechen ferner von der Gewalt der Schulleitung, von der weder Lehrer, noch Schüler und Eltern Näheres wissen oder erfahren. Sie wußten aber seit dem 21.12.78, daß dies nicht der Fall ist. Schließlich konstatieren Sie die endgültige Zerstörung des Klimas und der Vertrauensbasis an der Schule. Indirekt – weil offensichtlich juristisch unangreifbar – werfen Sie mir eine „Justiz“ vor, die nach bekannten und geheimen Kriterien vorgeht und somit Terror ausübt.

Sie haben unter einem versteckten Impressum als verantwortlicher Herausgeber einer dem Wiku täuschend ähnlichen privaten Schülerzeitung namens „Wiekurz“ als Schüler des Wittelsbacher-Gymnasiums und in arglistiger Täuschung von Lehrern und Schülern vor dem Schuleingang diese Zeitung ohne meine Genehmigung verkauft. Wenn auch presserechtlich dagegen möglicherweise nichts einzuwenden ist, so unterstehen Sie schulrechtlich der von mir geleiteten Schule. So, wie ein Betriebsangehöriger nicht gegen die Betriebsleitung öffentlich vor der Haustüre ohne Gefährdung seiner Betriebszugehörigkeit Hetzartikel oder sonst betriebsinterne Vorkommnisse verbreiten darf, so werden auch Sie sich für derartige Manipulationen zu verantworten haben. Unser erlaubtes Presseforum ist allein der Wiku.

Sie haben unter der rechtschaffenen Schülerschaft und bei Lehrern und Eltern Empörung hervorgerufen und werden sich am Dienstag, dem 13.2.1979, um 18.15 Uhr dafür vor dem Disziplinarausschuß zu verantworten haben.

Ich werde den Antrag auf Erteilung einer Ordnungsmaßnahme gemäß § 39 Abs. 2c ASchO stellen. Nach Abs. 5 desselben Paragraphen können Sie zu Ihrer Verteidigung einen Schüler oder Lehrer Ihres Vertrauens beiziehen.

Sollte unter Ihrer Regie als Herausgeber des „Wiekurz“ eine weitere Nummer – wie angekündigt – vor dem Schulhaus verkauft werden, so rate ich Ihnen, vorher das Wittelsbacher-Gymnasium zu verlassen, damit Sie Ihre Zeitungen und sonstigen Drucksachen ungestört an den Mann bringen können. Als Schüler des Wittelsbacher-Gymnasiums verbiete ich es Ihnen.

Hochachtungsvoll

Weisenberger

Oberstudiendirektor


Nach dem „Wiekurz“ erschienen noch weitere Ausgaben unter den Einzeltiteln „Schierlingsbecher“, „Kafka Hauser“ und „Dauerlutscher“. Daraus erwuchsen danach die Publikationen „Outonom“ und „Die Provinz“.

Sonntag, 21. Februar 2010

Wochenplan

Pressevorführungen „Boxhagener Platz“, „The blind side“, „Baaria“, „Green Zone“, „Greenberg“, „Alice im Wunderland“, „Vincent will Meer“, „All about Steve“ und „Jerry Cotton“, das neue „In München“, die neue „freundin“, Münchner Marionettentheater, Vernissage Maria Lassnig / Kunstbau, la nuit des César

(Foto: Lena Deinhardstein MUMOK Wien/© Maria Lassnig)

Samstag, 20. Februar 2010

Bayerischer Journalisten-Verband kritisiert LMU

Im „BJV-report“ 1/2010 äußert sich jetzt anderthalb Monate nach dem Deutschen Journalisten-Verband auch der Bayerische Journalisten-Verband Mitte Februar (der aber meine Mail von Ende Dezember bis heute unbeantwortet ließ): „Ein reiner Verfahrensfehler“, zitiert Alois Knoller in seinem Artikel die LMU-Pressesprecherin Luise Dirscherl, die sich am 2. Februar mit LMU-Kanzler Christoph Mülke und BJV-Vorsitzenden Wolfgang Stöckel zusammensetzte, um die Aussperrung der Medien zu diskutieren.
Denn „der BJV hatte sich 'mit großer Verwunderung' über die von Münchner Kollegen berichtete Behinderung der freien Berichterstattung ans LMU-Pressereferat gewandt und um Aufklärung der Vorgänge gebeten.“  
 „Möglicherweise“ hätten Wachleute nicht nur Besetzern und Sympathisanten, sondern auch Journalisten den Zugang zur LMU verweigert. In einer vergleichbaren Situation, so Mülke, würde man heute anders entscheiden.
Wie nun? War es ein Irrtum der Wachleute? Dann müßte die Universitätsleitung auch nicht anders entscheiden. Oder war die Behinderung der Presse von der LMU gewollt? Dann läge kein Verfahrensfehler vor.
So oder so: Kein Wort dazu, daß nicht nur die Wachleute zuständig waren, sondern ein massives Aufgebot an Einsatzkräften der Polizei nach Rücksprache mit der LMU Journalisten den Zutritt zur Universität verweigerten.

Update vom 24. Januar 2020
Über zehn Jahre später scheint die LMU nichts dazugelernt zu haben. Bei einer #unibrennt-Veranstaltung sind wieder Studenten ein- und Journalisten ausgesperrt worden. „Unartige Kinder einzusperren, gehört zu den Methoden der Schwarzen Pädagogik von Erwachsenen. Damit jüngere Menschen zur Räson zu bringen wirkt 2020 - jedenfalls hierzulande - wie ein inadäquates Mittel aus vordemokratischen Zeiten. Und wie schon früher: Gebracht hat es auch am Mittwochabend in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) nicht viel“, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

Literatur als Leichentuch einer Liebe

Eine 17-Jährige Bestsellerautorin, Geschichten um tabulosen Sex, einschlägige Clubs und den Rausch der Phantasmen, und das nicht etwa in unserer Zeit, sondern Ende der siebziger Jahre, als Teenager in der Regel noch Kinder waren und die Erwachsenen nicht forever young zu bleiben trachteten.
Als ich in der „Süddeutschen Zeitung“ vom Wochenende las, daß Helene Hegemann in ihrer nachgetragenen Danksagung auch Valérie Valères „Haus der verrückten Kinder“ nennt, wunderte ich mich nicht. War Valères Leben wie Literatur doch sogar ausdrucksstark genug, um nicht nur wiederverwendet zu werden, sondern mich sogar zur Gründung eines Verlages zu bewegen.
„Das Haus der verrückten Kinder“, die Autobiografie ihrer Jugend als Magersüchtige in der Psychiatrie, war in Frankreich wie Deutschland (Rowohlt) ein Bestseller gewesen, und ich verabredete mich mit Valère um 1980 herum, um sie für meine damalige Zeitschrift „Outonom“ zu interviewen. Die – ein Jahr jüngere – Jodie Foster bei Dreharbeiten in la Victorine bei Nizza, Valérie Valère – mein Jahrgang! – zu einem Interview im Pub Relax in St.-Germain-des-Prés, es war eine ungewöhnliche Generation junger Frauen, die ich damals für meine ersten publizistischen Gehversuche traf. Von wegen „Göre“, um einen derzeit gern benutzten Vorwurf zu zitieren. Und würde Willi Winkler da auch von „Frischfleisch“ und „Kindsmissbrauch“ durch den Kulturbetrieb faseln?
Der Erfolg ihres Erstlings befreite Valère aus den Fängen ihrer Familie und jeglicher anderer Konventionen, erlaubte ihr ein selbstbestimmtes Leben, selbst wenn dieses Leben zunehmend aus der täglichen Täuschung mit Weckaminen, Barbituraten und Rauschmitteln bestand. Ihre Entscheidung.
Ihr zweites Buch, „Malika“, die inzestuöse Geschichte eines Geschwisterpaars, war auch noch in Deutschland bei Wunderlich erschienen, aber bald nur noch als ungebundene Makulatur auf Halde gelegen. Und als sie mir am Bistrotisch von ihrem neuen Roman, „Obsession Blanche“, erzählte, der rücksichtslosen Darstellung einer Schreibblockade, die in Deutschland niemand veröffentlichen wollte, änderte ich das, indem ich – mit Anfang 20, ohne Geld – den Popa-Verlag gründete und das Buch unter dem Titel „Weißer Wahn“ verlegte. (Die Druckbögen von „Malika“ kaufte ich Wunderlich ab, ließ sie binden und brachte sie ebenfalls wieder in den Buchhandel.)
Einen kleinen Skandal um Originalität und Echtheit, ein Skandälchen gibt es auch zu beichten. Das Foto, das uns beide nebeneinander zeigt und von meinem Verlag, von mir zur Öffentlichkeitsarbeit benutzt wurde, ist eine Fälschung. Eine Fotomontage. Nach dem Interview im Pub Relax haben wir uns nie mehr wiedergesehen. Valérie Valère starb 1982, mit 21, in ihrem Refugium, der erschriebenen kleinen Wohnung. Die Todesmeldung las ich irgendwo zwischen Ismaning und Oberammergau, wo das Buch gerade entstand. Ich meine mich zu erinnern, daß sie beim Rauchen in ihrem Medikamenten- und Drogenrausch eingeschlafen und verbrannt wäre. Auf Wikipedia ist von einem Herzstillstand nach Medikamentenmißbrauch die Rede. Geschichten von Wunderkindern sind meist Tragödien, das sollte man nie vergessen.

Donnerstag, 18. Februar 2010

Serge Gainsbourg: Ein Buch – drei Titel


1988: „Die Kunst des Furzens. Das explosive Leben des Evguenie Sokolov“, Goldmann-Verlag.
2010: „Das heroische Leben des Evgenij Sokolov“, Blumenbar-Verlag

„Eine finstere, selbstzerstörerische Künstler-Phantasie, eine Parabel auf einen Kulturbetrieb, der zur Not auch noch Abluft verklärt, und dann, das ist das Schönste an Sokolov, erkennt man dann doch die Sensiblität und den Selbstzweifel und die Finesse darin, die Gainsbourg ausmachten.“ Susan Vahabzadeh im Feuilleton der „Süddeutschen Zeitung“ vom 27. Oktober 2010 anläßlich der Neuauflage.

Montag, 15. Februar 2010

Todesszene im SZ-Sportteil: Degoutant, unangemessen oder notwendig?

Ein ungeschnittenes Video von Nodar Kumaritaschwilis Todessturz in den öffentlich-rechtlichen Nachrichten, das Sterbebild in der Zeitung, der Wahn ums Schneller, Höher, Weiter macht auch vor den Medien nicht halt. Immer öfter verletzt man die gebotene Distanz und illustriert traurige Nachrichten mit sensationsheischenden Bildern, mit Blut, Leichen und Todesszenen. Glücklicherweise nicht immer ohne Widerspruch, der durchaus auch aus den eigenen Reihen stammt:

„Die Auswahl des Aufmacherfotos im Sportteil der Montag-Ausgabe hat viele Leser gestört oder empört. Auch in der Redaktion wurde kontrovers diskutiert, ob man den georgischen Rodler in den Sekundenbruchteilen vor seinem tödlichen Aufprall gegen einen Metallpfeiler zeigen sollte. Einige Redakteure fanden es unangemessen, mehrere degoutant, andere wiederum notwendig, um sowohl die Dimension des Unfalls als auch seinen Hergang zu zeigen. Im Zusammenhang mit dem zweiten Bild auf der Seite – auf dem die umgebaute Passage der tödlichen Kurve zu sehen war – sollte außerdem erkennbar gemacht werden, welche Maßnahmen (zu spät) ergriffen worden waren, um die Bahn sicherer zu gestalten.“
„In eigener Sache“ der „Süddeutschen Zeitung“ vom 16. Februar 2010

Updates: Twitterer Breisacher, als Gunnar Jans, Sportchef der „Abendzeitung“, die das gleiche Bild wie die „Süddeutsche“ abgedruckt hat, nicht ganz unparteiisch, weist auf ein noch wesentlich widerwärtigeres Bild im Sportteil der „tz“ hin und verteidigt das von ihm und der „SZ“ veröffentlichte Bild als „journalistisch notwendig“, wenn auch „nicht unproblematisch“. Wobei die „AZ“ online ein ähnliches, wenn auch nicht ganz so brutales Motiv von den blutigen Reanimationsmaßnahmen wie die „tz“ veröffentlicht hat.

Die Tagesschau will zwar die Würde des Opfers wahren: „Keine Frage war, dass wir bei ARD aktuell die Bilder des Todes nicht zeigen wollen. Es spielt dabei für uns keine Rolle, ob ARD und ZDF die Bildrechte haben. In unseren Nachrichtensendungen machen wir das nicht.Wir haben nicht den gehenkten Saddam gezeigt, wir haben auf entwürdigende Bilder von geretteten Menschen in Haiti verzichtet, um nur zwei eklatante Beispiele zu nennen, und wir mühen uns immer, von uns selbst gesetzte Grenzen nicht zu überschreiten. Das erspart uns nicht, die Bilder zu beurteilen. Ich habe sie gesehen, ich musste sie mir ansehen, mein Kollege Nadvornik stand in Whistler fast unmittelbar daneben. Es sind schreckliche Bilder, die man unseres Erachtens in einer Nachrichtensendung nicht zeigen sollte, obwohl es sie gab.“
Gleichwohl haben sie mehr oder weniger dieselbe Szene wie die Printkollegen von „Abendzeitung“ und „Süddeutsche“ präsentiert: „Wir haben einen kurzen Augenblick gezeigt, in dem es Nodar Kumaritaschwili aus dem Schlitten hebt. Keine Wiederholung, keine Zeitlupe, auf keinen Fall. Die Frage für uns war: Was muss ich sehen, um die Gefährlichkeit der Bahn beurteilen zu können. Was ist nicht notwendig.“ 

Auf Michael Bienerts Interpretation, die Todesszene störe „das bunte Bild vom ungetrübten Sportfest in Vancouver, das sich Sportsfreunde, Funktionäre und offenbar auch viele Journalisten wünschen“, und ihr Abdruck wäre jetzt also der Inbegriff kritischer Berichterstattung, wäre ich ehrlich gesagt nie gekommen. Auch hier wird offenbar wenig auf den Nachrichteninhalt und die Macht des Wortes gegeben. Findet der „Tod auf der Sportseite“ wirklich nurmehr adäquat statt, wenn man ihn egoshootermäßig präsentiert, um jetzt mal zu polemisieren?

Samstag, 13. Februar 2010

CityDeal kauft Blogger

„Deine Stadt zum halben Preis“ wirbt die Schnäppchenplattform CityDeal – und mein Blog für 50 Euro? Letzte Woche mailte mich Jens Kostulski an, um mich auf eine Gutscheinaktion des Berliner Start-ups hinzuweisen, bei der tausend Gutscheine für Starbucks angeboten werden würden, die fünf Euro wert seien, aber den Besteller nur drei Euro kosten.
Nun ist Kostulski nicht etwa Pressesprecher bei CityDeal, sondern vom Marketing, weshalb seine Nachricht ein unzüchtiges Angebot enthielt: Wenn ich über die Aktion berichte, würde man mich mit 50 Euro dafür honorieren.
Zufälligerweise (?) berichteten zur gleichen Zeit unter anderem Eva Pilareks Genuss-Blog, der Kaffee-Blog Coffee-Culture und viele Schnäppchen-Blogs über ein Angebot der CityDealer, Starbucks-Gutscheine im Wert von 10 respektive 5 Euro für 5 respektive 3 Euro zu erwerben. Alle gut geschmiert?

Update: Laut Gründerszene soll das von dem Samwer-Brüdern gegründete Startup „einfach zum Normalpreis Gutscheine von Starbucks gekauft und viel billiger weiterverkauft haben – ohne, dass ein Deal mit Starbucks bestand. Die Kaffeekette reagierte entsprechend ungehalten, wurde doch auch intensiv mit dem Starbucks-Logo für die Plattform geworben, was schnell den Eindruck über das Bestehen einer Kooperation erwecken konnte. Bei Starbucks wollte man die Gutscheine daher nicht akzeptieren, was dazu führte, dass CityDeal die entsprechenden Gutscheine zum Teil sogar bar auszahlte.“

Wochenplan

Rosenmontag mit Cpt. Schneider / Loft, Kehraus / Stadtcafé, Pressevorführungen „Shutter Island“ und „Ghostwriter“, Premiere von Eckhart Schmidts Dokumentarfilm „Mulholland Drive – Ein Hollywoodmythos“ / Filmmuseum

Montag, 8. Februar 2010

Deef: „Rechercheleistung“ oder Zufallsfund?

„Eigentlich heißt es ja immer, dass das Netz nicht recherchieren kann, aber in diesem Fall beruhen alle heutigen qualitäts-journalistischen Artikel (siehe unten, FAZ und Welt) auf einem Eintrag von Deef Pirmasens' Blogs Gefühlskonserve.“ (Thierry Chervel, Perlen-taucher)
Knapp vorbei ist auch daneben. Natürlich ist Deefs Blogeintrag zu Helene Hegemanns „Axolotl Roadkill“ eine Leistung, aber mit Sicherheit keine Rechercheleistung. Am 3. September trug Deef im Rahmen seiner multimedialen Lesung aus Airens „Strobo“ vor und war dementsprechend gut mit dem Text vertraut. Insofern kein Wunder, daß ihm gewisse Passagen bekannt vorkamen, als er Hegemanns Werk las. Ob er „Axolotl“ nun zufällig las oder – von dem Presseecho aufmerksam gemacht – tatsächlich wissen wollte, wie eine Minderjährige „so glaubhaft“ über seinen Lieblingsclub, den Berghain, schreiben konnte.
Eine Rechercheleistung wäre es gewesen, wenn Deef tatsächlich umfassend „eine Liste von Zitaten und Motiven“ recherchiert hätte, „die Helene Hegemann in #AxolotlRoadkill plagiiert hat“ (Zitat: Deef Pirmasens). Also das Buch Seite für Seite durcharbeitet und mögliche weitere Quellen geprüft hätte, wie sie Hegemann jetzt auch gegenüber dem „BuchMarkt“ nennt: „Maurice Blanchot, Kathy Acker, Pascal Laugier, Jonas Weber Herrera und alle meine Freunde“.
So bleibt es ein Zufallsfund, recht aggressiv, um nicht zu sagen spammäßig von ihm gepusht, was gar nicht nötig gewesen wäre, da so eine Glanzleistung sich von alleine durchgesetzt hätte. Und durch Deefs gewählten Titel „Alles nur geklaut?“ auch recht angreifbar.
Also keine Rechercheleistung, aber deswegen nicht minder bedeutsam, denn Deef Pirmasens hat sich als erster getraut, auf den Makel hinzuweisen, und vor allem bewiesen, wie Blogeinträge aus der zweiten oder gar dritten Reihe Nachrichten setzen können. Dafür gebührt ihm aller Dank.
Auch wenn ich persönlich hoffe, daß daraus jetzt keine Hetzjagd auf eine 17-Jährige erwächst, sondern eine Diskussion über Literatur und dem Umgang mit Texten.

Updates:

„Die Quellenangabe ist für mich ein ästhetisches Problem, wobei ich aber aus ethischen Gründen glaube, dass sie trotzdem richtig ist – das versäumt zu haben, hat also mit reiner Nachlässigkeit und Gedankenlosigkeit zu tun und mit uneingestandenem Narzissmus.“
Helene Hegemann im Interview mit der „Welt“

„Es ist eine Art moderne Beatliteratur, es geht um Sex, Drogen, Traurigkeit und das Chaos des Lebens. Besonders die Beziehung der Protagonistin zu ihrer toten Mutter und die vorkommenden Verlustgefühle beschreibt sie mit starken Worten und wundervoll böse.“
Deef auf sueddeutsche.de über „Axolotl“

„Ich habe unterschiedliche Elemente aus unterschiedlichsten Quellen aufgeschnappt und einfach große Lust gehabt, daraus eine frei erfundene Geschichte zusammenzusetzen – die natürlich auch meine eigenen Hintergründe behandelt und sich an Fragen abarbeitet, die ich mir selber stelle. Das alles dann aufzuschreiben, hat total Spaß gemacht, weil man beim Schreiben Erfahrungen macht, ohne irgendwann die Konsequenzen dafür tragen zu müssen.“
Helene Hegemann in der Verlagsvorschau Frühjahr 2010 des Ullstein-Verlags (pdf)

„Natürlich habe ich das Buch unterschätzt. Vielleicht war ich ungerecht, weil ich kurz vorher 'Naked Lunch' noch einmal gelesen hatte und mir viele Motive deshalb so epigonal erschienen. Kein Zweifel, das Talent der jungen Autorin ist außerordentlich. Vor allem die Lakonie und Komik der Dialoge können beeindrucken, das lässige Hinwerfen filmisch prägnanter Szenen. Die Versiertheit, mit der die Siebzehnjährige die um 1960 von Burroughs eingeführte Cut-up-Methode praktiziert.“
Wolfgang Schneider im boersenblatt.net

„Helene Hegemann, der neue Shootingstar der Literatur, hat abgeschrieben. Na und? Das haben schon ganz andere vor ihr getan. Die Plagiatsdebatte um ihren Roman 'Axolotl Roadkill' ist naiv: Publikum und Kritiker wollen hinter die Errungenschaften der Moderne zurück.“
Daniel Haas auf Spiegel online

„Dass sich Helene Hegemann bei Airen (sowie bei Salinger, Kerouac, Rolf Dieter Brinkmann, Rimbaud und anderen poètes maudits) bedient hat, ist klar. Interessant ist, was sie aus dem Gefundenen und Gelesenen macht. Denn die siebzehnjährige Dichterin ist zwar an Jahren jung, aber in professioneller Hinsicht eine Veteranin. Sie steht am Ende einer langen Tradition des Jungseins in der Literatur. Und sie bedient sich aus dieser Tradition, wo sie nur kann. Sie zapft fremde Erfahrungen an, sie sammelt und exzerpiert, sie durchforscht das Internet nach Texten zu ihrem Thema. Sie zitiert sogar, wenn es ihr passt, den Kirchenvater Eusebius von Cäsarea: 'Wehe dem, der die Hölle jetzt für lächerlich hält und die Hölle erst an sich selbst erfahren muss, ehe er an sie glaubt.' Das Einzige, was die kluge Dichterin Hegemann versäumt hat, ist der Nachweis der Quellen, aus denen ihre Selbsterfahrungsprosa strömt.“
Andreas Kilb in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“

„Ich habe ihren Roman gelesen, es ist genau die Art von Buch, die ich gern lese, aber es wäre auch ohne meine Stellen cool gewesen. (...) Helene Hegemann hat mir nichts getan, sie hat mich nicht angegriffen. Mir fehlt nichts, die Geschichte ist immer noch meine. Dass es jetzt durch diesen Skandal hochkommt, empfinde ich als unangenehm, aber es ist natürlich auch Publicity, ein Bonus, den ich sonst nie gehabt hätte. Ein Opfer? Was die Urheberrechtsverletzung angeht: ja. Helene Hegemann hat sich auf eine ungerechte Art und Weise bereichert, wie es viele Menschen jeden Tag tun, aber nicht auf meine Kosten.“

Airen im „F.A.Z.“-Interview

„Ein Star muss wissen, was cool ist, und dies darstellen und verkörpern können. Und es gehört Rücksichtslosigkeit dazu. Der Star benutzt die ganze Welt als Ressource, nimmt sich mit dem selbstverständlichen Recht des Halbgottes das, was er oder sie glaubt, ihm zustehe.“
Tobias Rapp im „Spiegel“

Und wann präsentiert der „Stern“ auf seiner Titelseite zwanzig prominente Schriftsteller mit der Headline: Wir haben abgeschrieben!

Samstag, 6. Februar 2010

Wochenplan

Vernissage Unbelichtet – Münchner Fotografen im Exil / Jüdisches Museum, Artist's Talk: Ed Ruscha / Haus der Kunst, Aura Dione / 59:1, Pressevorführungen „Ausnahmesituation“, „Coco & Igor“ und „Young Victoria“, Delphic / 59:1, „Metropolis“ / arte


(Foto: Jakob Rosner, KKL / JNF Photography Archive)

Freitag, 5. Februar 2010

Deefs verzweifeltes Heischen um Traffic

So kann man auch Traffic generieren. Die Tagung Social Media im Buchhandel, immerhin gerade auf Platz 1 der trending topics in Deutschland, ausbeuten, indem man einen Tweet mit dem entsprechenden Hashtag markiert, obwohl er inhaltlich nichts dazu beiträgt. Aber vielleicht wollte der zur Veranstaltung angemeldete, aber nicht erschienene Deef wenigstens so partiziperen partizipieren.

Update: Zum Hype um Deefs „Rechercheleistung“

Donnerstag, 4. Februar 2010

Vodafone widerspricht Twitter

Seit heute morgen werden deutsche Twitterer mit dem Hinweis begrüßt, sie könnten über Vodafone Tweets per SMS empfangen.
Doch Vodafone Deutschland widerspricht dem: „Wir bestätigen, dass wir mit Twitter in Gesprächen sind, um twittern per SMS auch in Dtl. möglich zu machen. Noch ist dies aber nicht der Fall.
Die auf Twitter genannte SMS-Nummer ist versehentlich dort gelistet. Sie funktioniert nicht“
, so Carmen Hillebrand.
Und ich muß feststellen, daß es seit heute zumindest für mich nicht mehr möglich ist, wie bisher Tweets via SMS auf Twitter zu veröffentlichen.

Updates: Basic Thinking

Seit etwa zwei Stunden, 16.30 Uhr, kann ich wieder via SMS twittern, aber Twitter wirbt auf seiner Seite um 18.35 Uhr immer noch für die von Vodafone bestrittene Kooperation. Dabei sollte man inzwischen in Kalifornien auch wach geworden sein.







In den Settings hat man aber inzwischen Germany aus der Länderliste gestrichen. Heute morgen stand es noch drin.

Um 18.51 Uhr ist die Vodafone-News von der Twitter-Site entfernt.

Samstag, 30. Januar 2010

Wochenplan

Gewerbeanmeldung, Pressevorführungen „The Book of Eli“, „Zeiten ändern Dich“, „Jerry Cotton“, „From Paris with Love“, Tagung Trust in IT / Sheraton, Vernissage „Man's World“ / Lumas, Vernissage Andreas Pistner: „Untold Stories“ / Baader 7, Tagung Social Web im Buchhandel / Literaturhaus, No Nato Kundgebungen

(Bild: Mila Kunis in „The Book of Eli“/Tobis-Film)

Mittwoch, 27. Januar 2010

Neu: Jetzt mit Werbung!

Als ich im Dezember 2006 hier zu bloggen begann, waren mir zwei Dinge wichtig: Daß dieser Blog bei allem professionellen Anspruch mein Privatvergnügen war, kein auf Effizienz ausgelegtes, scharf konturriertes Angebot, sondern ein Spiegelbild meines Lebens, privat wie beruflich, und somit zu wirr, um wirklich erfolgreich zu sein. Und daß er werbefrei wäre.
Letzteres habe ich soeben geändert. Nicht etwa, weil ich mir davon einen Verdienst erwarte. Ich denke, daß meine Veröffentlichungen hier zu unterschiedlich in ihren Inhalten und Nutzern sind, um daraus nennenswerte Ad-Klicks zu erwirtschaften.
Aber ich habe ein paar andere Blogs in Arbeit, die punktueller ausgerichtet sind und von denen ich mir tatsächlich sogar nennenswerte Einkünfte erwarte (wobei bei meinem Level der letzten Jahre nennenswert bereits im oberen zweistelligen Bereich ansetzt). Und wo böte es sich mehr an, erste Erfahrung mit Online-Anzeigen dafür zu sammeln, als in meinem Blog? Auch wenn es der denkbar schlechteste Zeitpunkt ist, wo Jaron Lanier allerorten auf die böse, böse Internet-Werbung eindrischt.
Dabei bin ich mir durchaus eines Problems mit den hier in den letzten Jahren unter einer CC-Lizenz benutzten Bildern Dritter bewußt: Meist ist die Verwendung dieses Bildmaterial für kommerzielle Zwecke ohne ausdrückliche Genehmigung untersagt. Und da ich nun Anzeigen veröffentliche, könnte man den Tivoli-Blog zurecht kommerziell schimpfen. Von nun an werde ich daher bei jeder neuen Bildnutzung diese Frage klären und es Zug um Zug für die bislang verwendeten Fotos nachholen.

Montag, 25. Januar 2010

Wochenplan

Marc O'Polo Fragrance-Launch, Alt-Schwabing 2.0 / Repüblik, Willi Johanns Quintet feat. Gabor Bolla & Marko Djordjevic / Unterfahrt, Pressevorführungen „Bad Lieutenant“, „Valentinstag“ und „Nothing personal“, Katrin Baumer & Kapinski @ Kellergeister / Lyrik-Kabinett

Sonntag, 24. Januar 2010

Der neue FOCUS: Alter Wein in bunten Schläuchen

Ein gemeinsames „Tagebuch der Chefredakteure“ von Helmut Markwort und Uli Baur zum Einstieg (nach dem Inhaltsverzeichnis und Foto der Woche)? Bevor man auch nur über den aparten Gedanken sinniert, daß sie dann im Laufe des Jahres vielleicht einen flotten Editorial-Dreier mit Wolfram Weimer schöben, platzt die Illusion: Auch das Doppeleditorial bleibt ein One-Night-Stand, eine Ausnahme zum 17. Geburtstag und zur lang erwarteten Rundumerneuerung des „modernen Nachrichtenmagazins“.
Der neue „Focus“ also, seit Monaten beherrschendes Thema im Arabellapark und in den Medienredaktionen, die längst überfällige Neuordnung im Reich des „ersten Journalisten“, der verzweifelte Versuch, ein vormals stattliches Erbe in geordneten Verhältnissen zu übergeben. Uli Bauer hatte neulich bereits dementiert, daß es sich um einen Relaunch handle, Helmut Markwort schreibt nun im Editorial von einer Renovierung, Rebrush träfe es auch ganz gut. Für mich, als nur gelegentlichen „Focus“-Durchblätterer ist kaum ein Unterschied zu erkennen.
Die ironiefreie und jeglichen Diskurses scheinbar unwillige, wenn nicht sogar unfähige Redaktion bleibt ein Reich der Textmarker-Generation, nun auch zusätzlich in der neuen Rubrik „Dechiffriert“, in der einige Aussagen Guido Westerwelles FDP-gelb angemarkert und in Randnotizen erläutert werden.
Das gestern von Jochen Wegner bereits via Twitter verbreitete Inhaltsverzeichnis zeigt, wo es im Erscheinungsbild hingeht. Großzügigere Optik, weniger Freisteller, mehr abfallende Bilder, wie auch das mutig angeschnittene Titelbild des US-Notenbank-Chefs Ben Bernanke andeutet. (Und da der „Spiegel“ seiner morgigen Ausgabe eine DVD über Amerikas Kriege in Korea, Vietnam, Irak und Afghanistan beilegt, steht wohl auch schon fest, wer diese Woche am Kiosk mehr verkaufen wird.)
Der Textanteil escheint mir nicht größer, wenn Artikel großzügiger daher kommen, dann eben aufgrund der opulenteren Optik, während die Inhalte, nun ja... Googles Marissa Mayer seitenlang als „It-Girl der IT-Szene“ zu feiern, ist zwar ein netter Willkommensgruß zum DLD, aber bereits im letzten Jahrhundert selbst von Frauenzeitschriften schon durchexerziert worden.
Und während die Kolleginnen ein Haus weiter unter dem Motto „freundin tut es“ früher erzählten, wie sich Redakteurinnen auf ein neues Gebiet wagten, heißt die Rubrik bei „Focus“ nun „Selbstversuch“. Zum Auftakt verrät Gregor Dolak, wie er sich als Dirigent der Jungen Sinfonie Berlin versucht hat, und gerade bei dem Thema hätte man sich ein paar reportagige Fotos statt eines Symbolbildes gewünscht.
Apple das zweite Titelthema zu widmen, obwohl man ebenso wenig wie die anderen Redaktionen über das iPad, iSlate – oder was auch immer Steve Jobs nun am Mittwoch präsentieren wird, weiß, ist letztlich auch nicht viel mehr als über fünf Druckseiten verwirbelte heiße Luft.
Ein „Brennpunkt“ (heißt wirklich so!) zum Thema Erdbeben, die Tabelle mit einer Kosten- und Leistungsübersicht von 161 gesetzlichen Krankenkassen, der Promi-Fragebogen auf der letzten Seite, die als redaktioneller Beitrag getarnte Anzeige für HP Drucker, nichts, was einem irgendwie neu oder auch nur aufgepeppt vorkäme.
Immerhin hat man – wie von Kai-Hinrich Renner gestern bereits gemeldet – jetzt die ansonsten unverändert weiter bestehende Hefteinteilung um ein Medizin-Ressort ergänzt. Und investigativ kann die gut besetzte Redaktion immer noch durchaus trumpfen: Pünktlich zur Verleihung des Lifetime Achievement Awards der History Makers in New York an Guido Knopp zählt „Focus“ Merkwürdigkeiten bei Knopps Nebeneinnahmen und Dienstreisen auf.

Updates:
DWDL-Blattkritik, kress-Check, Meedia-Check, Print würgt, Sebastian Essers ausführliche Blattanalyse in V.i.S.d.P. (pdf-Download)

Montag, 18. Januar 2010

Burda: Ein neues Kätzchen neben all den Bunnies

„München wir kommen“ – mit dieser Statusmeldung auf Facebook verabschiedete sich die Düsseldorfer „Alley Cat“-Chefredakteurin Ina Küper vor vier Wochen in den Weihnachtsurlaub auf die Philippinen, um jetzt im neuen Jahr mit ihrer Redaktion bei Burda anzudocken. „Ab sofort entsteht unser Straßenkätzchen nicht mehr im Alleingang, sondern mit tatkräftiger und professioneller Unterstützung des Münchner Verlagshauses. Wir arbeiten gemeinsam und mit Hochtouren an einer neuen, verbesserten Alley Cat.“
Vor anderthalb Jahren wollte Küper zwar eine Zusammenarbeit mit Verlagshäusern nicht grundsätzlich ausschließen, hatte aber „total Schiss, von so einem Riesenverlag gefressen zu werden“ („taz“) und erklärte daher gegenüber jetzt.de: Ich werde weiterhin versuchen, die Zeitschrift in Eigenregie zu publizieren. Die Selbstständigkeit garantiert mir totale kreative Freiheit und das Recht, 'Alley Cat' so umzusetzen, wie es mein Konzept vorsieht.
So ist Deutschlands „erstes Erotikmagazin für Frauen“ von Ina Küper und Marlene Burba bislang quasi in Handarbeit produziert und wohlwollend aufgenommen worden. Das Startkapital, 15.000 Euro aus einer Erbschaft, und die laufenden Hefterlöse hatten immerhin für sechs Ausgaben gereicht. Zwischendurch haben die „Alley-Cat“-Macherinnen auch noch ein Buch („Bester Sex“) veröffentlicht. Nun bietet Burda die Chance, als Redaktion die nächste Stufe zu erklimmen. Und „Alley Cat“ dem Haus im Arabellapark vielleicht einen vielversprechenden Ansatz, Erotik zeitgemäß aufs Papier zu bringen, nachdem die Kollegen vom „Playboy“ im Quartal IV/09 über 25.000 Leser verloren und Burda damit ein Auflagenminus von 8,9 Prozent bescherten.

Updates: Nach der Veröffentlichung heute morgen hat „Alley Cat“ seine Homepage bereinigt. Statt der Ankündigung der Zusammenarbeit mit dem „großen Kater“ Burda wird jetzt das alte Heft beworben. (Und Meedia schreibt ziemlich wörtlich von mir ab.)




Ebenfalls gelöscht: der Tweet mit der ursprünglichen Info. Übrigens interessant, wie nachhaltiger offenbar ein Blogeintrag gegenüber Twitter ist. Als ich den Tweet der „Alley-Cat“-Redaktion letzte Woche retweetet habe und ihn demnach einige Medienjournalisten gelesen haben müßten, gab es keinerlei Reaktion.



Burda findet die Meldungen voreilig.

Inzwischen hat Burda gegenüber Lisa Priller-Gebhardt von „werben & verkaufen“ bestätigt, daß die „Alley-Cat“-Redaktion ab 1. Februar für ein halbes Jahr bei Ulrike Zeitlingers „freundin“-Redaktion zu Gast ist, um gemeinsam die nächste Ausgabe zu stemmen. Damit ist das Erotikmagazin bei der Burda Style Group angesiedelt und nicht wie der „Playboy“ in der Lifestyle Community.

Den Burda-Deal findet sogar bild.de interessant und drückt „die Daumen, denn Alley Cat ist ein streunendes Kätzchen mit großem Potenzial. Lieber Kater, pass gut auf deine Mieze auf!“

Rechtzeitig vor dem Umzugstermin analysiert Meedia noch einmal die letzte Ausgabe.

Am 4. März meldet „w&v“, daß Burda die Titelrechte an „Alley Cat“ erworben hätte.

Making-of-Video der Burda Kommunikationsabteilung vom 12. April:




„Zweieinhalb Jahre sind ja wirklich keine Zeit, um von der Studentin zur Chefredakteurin in einem so großen Verlag zu werden.“
Ina Küper im Interview mit focus online

It never rains in California? Golden Globes 2010

(Update: Globes 2018 hier)

Heuer werde ich während der Golden-Globe-Übertragung hauptsächlich twittern, aber auch hier das eine oder andere Bild hochladen.

Maria Menounos



















Olivia Wilde




















Heather Graham



















George Clooney mit Elisabetta Canalis


















Sandra Bullock



















David Duchovny und Tea Leoni


















Quentin Tarantino und Melanie Laurent



















Diane Krüger



















Julia Roberts



















Tom Hanks und Rita Wilson


















Cameron Diaz




















Die Fans standen auch im Regen.

(Bilder: HFPA)