Sonntag, 22. Juli 2007

Erbarmungslose Biobonzen

Die Meldung in der gestrigen „Süddeutschen“ mit dem irreführenden Titel „Lidl wird grün“ hatte ich übersehen, aber Attac nicht: Die Biomarktkette Basic, die schon als rücksichtsloser Entmieter aufgefallen ist, hat 13 Prozent ihrer Anteile an die Unternehmensgruppe Schwarz (Lidl, Kaufland) verkauft und den Billigheimern eine einjährige Option auf weitere zehn Prozent eingeräumt. Die Schwarz-Gruppe ist gerade bei Lidl durch die Behinderung von Betriebsratswahlen, rücksichtslosen Leistungsdruck und entwürdigende Arbeitsbedingungen aufgefallen, wie man im Schwarzbuch Lidl nachlesen kann. Münchner Attac-Mitglieder wollen dagegen protestieren, „mit der gewerkschaftlichen Lidl-Kampagne, mit der sonstigen Bio-Branche, mit der 'Öko-Szene', mit Kampagnen wie der 'Clean Clothes Campaign', die die Produktionsbedingungen von Handelsgütern der Discounter durchleuchten!"

Update: In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ von heute bezeichnet Johann Priemeier, Gründer und Finanzvorstand von Basic, die Kritik an seiner Zusammenarbeit mit der Schwarz-Gruppe als „Öko-Rassismus“. „Klar, der Ruf, den Lidl hat, ist desaströs“, aber „bei der Schwarz-Gruppe können wir die größte Unabhängigkeit bewahren“. Seltsamerweise übertitel die „F.A.S.“ den Beitrag: „Basic-Chef flirtet mit Lidl“, dabei sind die beiden doch schon längst gemeinsam in der Kiste. (alle Beiträge zum Thema)

(Foto: Basic AG)

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Bei 13 bzw. 23 % hat Lidl nicht viel mitzureden.

Dorin hat gesagt…

Das ändert noch nichts daran, das es recht fragwürdig ist, von wem man Geld nimmt, wenn man sich eine alternative ganzheitliche Lebensweise auf die Fahne geschrieben hat.

Außerdem wollen die beiden laut „SZ“ „zusammen künftig neue Standorte in Deutschland eröffnen wollen: links der klassische Billigsupermarkt, rechts der große Ökomarkt.“

Da sollte sich die rechte Hand auch zuschreiben lassen, was die linke Hand treibt.

Anonym hat gesagt…

Da hast Du nicht unrecht. Ich war auch leicht überrascht als ich das im Wirtschaftsteil gestern las. Aber nicht zu sehr.

Basic macht es für die kleineren Bioläden und Bio-Pioniere schwer weiterzumachen. Ich wundere mich ja, dass Leute plötzlich Bio toll finden und diese kleineren Läden, angeblich wegen des Ökotouches, links liegen liessen und lassen. Vielleicht ein Generationswechsel.

Als Basic damals anfing, gab ich ihnen keine Chance, weil ich jeden immer nur über Bio motzen hörte. Sie hatten anfangs wohl Probleme, die Unternehmensberater für sie lösten.

Ich kaufe inzwischen auch bei Basic, aber erst als der Bioladen in der Nähe aufgab. Das Angebot und der Service sind sehr gut, aber ich kam auch mit den kleineren Läden gut zurecht.