Dienstag, 19. Juni 2007

SZ: Der neue, teure Tchibo

Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, heißt es so schön. Aber wie ist es mit Abschieden? Auf der Farewell-Party einer nach Kanada reisenden Freundin waren Ex-Kolleginnen ebendieser Redaktion. Noch frostiger reagierte ich auf die Anwesenheit Gustav Jandeks, der schlimmsten Verkörperung des strippenziehenden Schmierenjournalismus. Schmuddel-Jandek hat mich natürlich dann auch zum Aufbruch verleitet. Aber am merkwürdigsten war die Begegnung mit einem Partygast vom Süddeutschen Verlag. Die „Süddeutsche Zeitung“ ist mit Abstand meine liebste tägliche Lektüre, aber leider durchlitt sie vor nicht allzulanger Zeit eine existenzielle Krise. Den entscheidenden Wandel, sprich: das Überleben erzielte sie nicht durch redaktionelle Leistung, sondern nur durch den Handel mit Büchern, CDs, DVDs und Weinen. Darauf von mir angesprochen, freute sich der Gast und protzte: „Ja wir sind der neue Tchibo, der teure Tchibo – und wir sind stolz darauf!“

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