Mittwoch, 28. Mai 2008
Zeitalter der Finsternis
Die Welt beginnt irgendwann in den neunziger Jahren. Und während ich heute beim Frühstück allerlei über Online Reputation Management hören durfte, Blogveteranen wie Stefan Knecht nach Jahren plötzlich verstummen, weil ihnen frühere Einträge unangenehm sind, und eine durchaus nachvollziehbare Paranoia um sich greift vor einer allgegenwärtigen Öffentlichkeit, die nie vergißt, ärgert mich viel mehr, daß dieses Gedächtnis nur bis irgendwann in die neunziger Jahre zurückreicht. Als ob wir in den siebziger und achtziger Jahren nichts verbrochen hätten. Mein Engagement bei amnesty international und den Jungdemokraten, Zeitschriftenkollektive wie „Kafka Hauser“, „Outonom“, „Die Provinz“ oder das „Münchner Buch-Magazin“, die Verlagsära mit Werken von Emily Brontë, Serge Gainsbourg, Valérie Valère und Eugène Ionesco, die zahllosen in München oder Berlin veröffentlichten Artikel, mein Internet braucht keine Saubermänner und Ausputzer, sondern fleißige Archivare, die die Vergangenheit aus den staubigen Abgründen der Bibliotheken und Zeitungsarchive online bringen.
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7 Kommentare:
Oh, das ist doch einen Eintrag wert: Popa schafft Arbeitsplätze! Irgendwann wirst Du noch Dein eigenes kleines Imperium...
Bräuchte eher selber einen Arbeitsplatz...
für die reputation.
stundenlohn auf verhandlungsbasis.
wann fangen wir an?
Na dann: Du räumst meinen Kram auf, und ich sortiere Deinen. Es geht das Gerücht um, daß ich gelegentlich sogar ganz anständig zahle...
Wer könnt das je vergessen...
- BEGIN sentimental blurb -
Hach, gerade das gezeigte grün-gelbe Stadtbuch kann ich fast noch auswendig. Mein Schlüssel zur Stadt war das. Wie aufregend. Und du warst da mit dabei?
- END sentimental blurb -
Zur Sache: der Phantomschmerz durch die Blog-Diät ist ein geringer. Was mir sagenswert erscheint, das hat auch auf dem SOFA kaum jemanden interessiert.
Für die Quote zu bloggen war auch ziemlich 90ies-dotcom.
Beim Stadtbuch nur als Autor, der Aufstieg ins Kollektiv kam erst danach...
Ansonsten erlebe ich ständig, daß irgendeiner den Blogkater kriegt, dem Bloggen abschwört, die Lust verliert, die einen halten's durch, die anderen werden rückfällig. Seltsam finde ich's nur, wenn nicht die aktuelle Lust oder Unlust als Begründung dient, sondern das Unbehagen, von der Vergangenheit eingeholt zu werden.
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