Bei aller behaupteten Irrelevanz ist es schon putzig, daß die deutschen Blog zumindest wichtig genug sind, um sie Woche für Woche in irgendwelchen Medien abzukanzeln. Drei Seiten und ebensoviele Autoren, immerhin ein New-York-Korrespondent und zwei Wirtschaftsredakteure, bringt der „Spiegel“ in seiner morgen erscheinenden Ausgabe auf, um die deutsche Bloggerszene als „unpolitisch und rechthaberisch, selbstbezogen und unprofessionell“ abzukanzeln. Unter der Überschrift „Die Beta-Blogger“ werden zwar Stefan Niggemeier und Christof Schultheis, Don Alphonso, Mercedes Bunz, Henryk M. Broder, Wolfgang Lieb und Jens Berger blatttypisch einerseits gewürdigt, aber zugleich pauschal zur Strecke gebracht: In Deutschland regierten – anders als in den USA – „allenfalls Beta-Blogger statt massenmediale Alphatiere“. Die hiesige Wikipedia-Ausgabe sei dagegen die zweitgrößte weltweit und somit Deutschland „vielleicht kein Volk von Volkstribunen, aber eines von Oberlehrern“, was mir den Eindruck vermittelt, daß das „Spiegel“-Printteam trotz der neuen Doppelspitze das Internet und den Wechsel vom Sendermodell zur Kommunikation, ob in Form von Blogs oder Wikipedia, einfach nicht begreifen will... Aber durchaus zweinullig darüber diskutieren läßt. Bringt ja schließlich Klicks.
Diskussion zum „Spiegel“-Beitrag: Spiegelfechter, Coffee and TV, CIO Weblog, medienlese, mapumedia, VIP-Raum, Weltblick, F!XMBR, Blog@Netplanet, Opponent, Citronengras und mehr.
Update: Der vollständige „Spiegel“-Text ist inzwischen auch von einigen fremdenfeindlichen Radikalen aus der PI-Ecke online gestellt worden. Nicht unbedingt die feinste Art, mit Texten Dritter umzugehen, und ich will diese radikalen Jünger nicht auch noch durch einen Link aufwerten.
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