Freitag, 21. August 2009

Großmal vs. Großmaul

Vom „SZ-Magazin“ bin ich größeren Kummer gewohnt. Insofern war es nicht wirklich der Rede wert, als mir gestern in der „Süddeutschen Zeitung“ eine Anzeige für das aktuelle Heft aufstieß. Genau genommen machte sie mich erst nur neugierig. „Mit 72 Jahren erschließt der britische Maler David Hockney der Kunst noch einmal völlig neue Wege: Er malt auf seinem iPhone. Bisher hat er die Bilder nur seinen besten Freunden geschickt. Jetzt dürfen Sie sie auch sehen – in Originalgröße“ kündigt die Redaktion dort via Cover ihre Titelgeschichte an, und für mich klang das nach einem schönen Scoop.
Da Google nun aber mehrere – bereits Monate alte – Veröffentlichungen zum selben Thema bot (darunter auch von Bloomberg-Kunstkritiker Martin Gayford, der jetzt fürs „SZ-Magazin“ das Thema vom 23. April recycelt) fand ich das redaktionelle Versprechen doch etwas vollmundig und twitterte eher beiläufig: „Im Mai gingen David Hockneys iPhone-Bilder durch die britischen Medien. Morgen verkauft es das SZ-Magazin als Exklusivität. http://u.nu/8zvy“, woraufhin die beleidigten Kollegen in München-Sibirien prompt dementierten: „@NiceBastard Bitte Freitag das SZ-Magazin mit David Hockneys iPhone-Bildern ansehen & dann den eigenen Tweet noch mal überprüfen. Gruß“.
Okay, soll geschehen.
Anders als vom „Süddeutsche Zeitung Magazin“ behauptet, werden die Bilder nicht „in Originalgröße“ präsentiert. Neben den elf Original-Minis (5 x 7,5 cm) werden zwei weitere Motive zu unscharfen 16,4 x 24,7 cm aufgeblasen.
Wie auf dem Cover betont das „SZ-Magazin“ auch im Heft noch einmal, es handle sich bei der Veröffentlichung um „exklusive Arbeiten“. Ich nehme mal wohlwollend an, daß es sich bei den ins Blatt gehobenen Werken um Erstveröffentlichungen handelt, nur sind eben schon gut ein Dutzend ähnlicher Arbeiten bereits längst online. Ob man dann noch so stolz sein muß, daß SZ-Autor Martin Gayford „den legendären Pop-Art-Künstler David Hockney überredete, eine Auswahl seiner iPhone-Bilder bei uns zu veröffentlichen“?
Aber das Rubrum Exklusiv wird von den Journalisten zunehmend benutzt, als ob sie Gemüsehobel und Warzensalbe verschachern müßten.

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