Zurück in dem Land, daß angeblich „weniger neurotisch“* geworden ist, kam ich nun endlich dazu, einen Euro in die Erstausgabe der deutschen „Vanity Fair“ zu investieren – und es war ein Euro zu viel. Denn bereits nach Ulf Poschardts Editorial habe ich das Heft in die Ecke geschmettert.
„Eine der erfolgreichsten Zeitschriften der Welt kommt zu uns. 1914 in New York gegründet, erreicht die amerikanische VANITY FAIR durchschnittlich 5,6 Millionen Leser.“* Stimmt genau genommen. Nur unterschlägt Ulf Poschardt durch den Nachsatz elegant, daß die „Vanity Fair“ 1860 in Großbritannien gegründet worden war, und Condé Nast die Titelrechte 1913 übernommen und sich inhaltlich durchaus auf das Originalblatt berufen hat. Die US-Ausgabe bezieht sich ausdrücklich auf dieses historische Vorbild. Eine kleine Auslassung nur, wer aber wie Poschardt als Chefredakteur kümmerlichen Borderline-Journalismus zu verantworten hatte, sollte in solchen Dingen mehr als vorsichtig sein.
Bella figura scheint Poschardt wichtiger zu sein, als schön vollständige Fakten: „Mich können Sie persönlich erreichen unter posh@vanityfair.de.“*
Nun kann man von Posh Girl Poschardt alles erwarten, nur kein Taktgefühl: „Nicht jeder, der Erfolg hat, kann diesen genießen. Die russische Journalistin Anna Politkovskaja verhalt der Opposition in Russland zu einer neuen, gewichtigen Stimme. Sie bezahlte ihren Erfolg im Kampf für mehr Demokratie mit dem Leben.“* Nicht jeder, der Erfolg hat, kann diesen genießen? Könnte für diese Geschmacklosigkeit bitte schön jemand dem eitlen Geck seinen Laptop um die Ohren knallen? Bitte!
* alle Zitate aus Ulf Poschardts Editorial
Samstag, 10. Februar 2007
Enroute
Mit 15 mexikanischen Teenager-Girls (jede mit Notebook und Kreditkarte ausgestattet) in einer DASH-Propellermaschine von Genf nach München. Hier kurzer Zwischenstopp, um Mails und Blogs zu checken und mit Marc zu telefonieren, um uns für heute nachmittag auf einen Cappuccino in Berlin zu verabreden. In einer halben Stunde geht es weiter zur Berlinale. Von dort berichte ich im freundin-Blog (the bright side of life) und hier (the dark side of the moon).
Freitag, 9. Februar 2007
Summa summarum
„It's not about productivity. We're using technology to create disorder – you can call it innovation, I call it disorder.“
Daniel Kaplan in seinem „Wrap up“ der Lift07
Daniel Kaplan in seinem „Wrap up“ der Lift07
Mitsurfzentrale

Jedenfalls sind allein bei mir daheim ein halbes Dutzend privater W-LAN-Zugänge aktiv, und mit der Mitsurfzentrale gibt es jetzt einen neuen Versuch, diese Netzzugänge auch Dritten zu öffnen. Das Geschäftsmodell: Wer mitsurfen will, loggt sich über die Mitsurfzentrale ein und zahlt einen Euro pro Stunde beziehungsweise 10 Euro im Monat. Wer seinen Zugang zur Verfügung stellen will, erweitert seinen privaten Anschluß mit Hilfe einer Software der Mitsurfzentrale zum Hotspot und erhält 75 Prozent der daraus resultierenden Einnahmen.
Crackberry und andere Junkies
Zwei Tage lang dreht sich hier auf der LIFT alles um Computer, Handys, Software, Netzwerke und was serviert man uns am letzten Tag als Dessert: „Dealing with technological overload“ oder auf gut Deutsch: Macht das Netz süchtig?
Nach diesem Clip sprach Professor Nada Kakabadse über ihre Untersuchung zur Suchtgefahr durch Blackberrys, eMails, Laptops – und ich sehe die Gefahr natürlich aus.
Erstaunlich finde ich aber, daß Kakabadse den „Flow“, Mihaly Csikszentmihalyis Theorie von der Glück spendenden Inbrunst, Erfüllung bei intensiver Beschäftigung mit etwas, ausgesprochen negativ, als Beleg für eine Sucht interpretiert.
Die Abhängigkeiten im Netz zeichnen sich doch eher dadurch aus, daß man sich auf nichts richtig einläßt. Sich von jedem Mail-Ping stören läßt, während der Arbeit chattet, beim Telefonieren nebenbei surft...alles das grobe Gegenteil des Flow-Zustands, sondern ein unruhiges Treiben an der Oberfläche.
Nach diesem Clip sprach Professor Nada Kakabadse über ihre Untersuchung zur Suchtgefahr durch Blackberrys, eMails, Laptops – und ich sehe die Gefahr natürlich aus.
Erstaunlich finde ich aber, daß Kakabadse den „Flow“, Mihaly Csikszentmihalyis Theorie von der Glück spendenden Inbrunst, Erfüllung bei intensiver Beschäftigung mit etwas, ausgesprochen negativ, als Beleg für eine Sucht interpretiert.
Die Abhängigkeiten im Netz zeichnen sich doch eher dadurch aus, daß man sich auf nichts richtig einläßt. Sich von jedem Mail-Ping stören läßt, während der Arbeit chattet, beim Telefonieren nebenbei surft...alles das grobe Gegenteil des Flow-Zustands, sondern ein unruhiges Treiben an der Oberfläche.
Let the sun shine
Jahrmarkt der nationalen Eitelkeiten
Hyperblog

Arbeitsqualen
Arbeitsplatz-Designer Clark Elliott wies auf die Etymologie des mittelenglischen bzw. französischen Ausdrucks für Arbeit hin:
travail
/travvayl/ literary
• noun (also travails) 1 painful or laborious effort. 2 labour pains.
• verb undergo such effort.
— ORIGIN Old French, from Latin trepalium ‘instrument of torture’.
Compact Oxford English Dictionnary
travail
/travvayl/ literary
• noun (also travails) 1 painful or laborious effort. 2 labour pains.
• verb undergo such effort.
— ORIGIN Old French, from Latin trepalium ‘instrument of torture’.
Compact Oxford English Dictionnary
Wake-up call
Patrick Chappatte brauchte keine Minute, um die Aufmerksamkeit des Publikums zu wecken. Denn als Cartoonist bringt er – unter anderem für die „International Herald Tribune“ – das Web großartig auf den Punkt und uns Zuschauer zum Lachen. So fängt der Tag doch noch gut an.


(Cartoons: Patrick Chappatte/Globe Cartoon)


(Cartoons: Patrick Chappatte/Globe Cartoon)
Morning has broken
Donnerstag, 8. Februar 2007
Wanna hook up?

Bei seinem Vortrag heute nachmittag war Bernino nicht weniger originell: Von der (rumänischen?) Sinti-Kapelle bis zum Reaktionstest mit einer scharfen Nadel ließ er kaum eine Spielerei aus.
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