„(...) Nun gibt es in der Tat eine bestimmte Gattung Menschen, die nach Tracht, Haltlosigkeit und Ideologie als Künstlervölkchen bezeichnet werden können; nun brauchen sie in der Tat einen Raum und eine Möglichkeit zu tollen. Aber ihr Dasein, wie ihr Treiben und ihre Bedürfnisse sind von einer grauenhaften schattenhaften Qualität, sie scheinen verdammt, eine Rolle zu spielen, deren Träger schon längst gestorben sind und ein Fraß der Würmer, und Texte zu sprechen, deren Sinn verweht ist, deren Klang aber ein neuer, frecher, untergeschobener ist.
Solange sie keinen Raum haben, verlieren sie sich in einer berechtigten Anonymität in der Welt, die andere Sorgen hat. In der Stunde aber, in der sie sich unter einem Dach versammeln können, gewinnen sie die penetrante Widerlichkeit von Erscheinungen, die um so lauter werden, je fraglicher ihre Wesenhaftigkeit ist. Die »Bohème« vor hundert, vor fünfzig und vor dreißig Jahren war auch nichts anderes als ein Ausdruck des Bürgertums, gegen das sie kämpfte, dem sie entnommen war. Wenn ein Bürger rebellierte, wurde er ein Bohèmien.
Die Gemütlichkeit einer Künstlerkneipe und eines Ateliers war nichts anderes als die gelockerte Gemütlichkeit eines trauten Heims. Es war die Libertinage der Gartenlaube. Die schauderhafte Seligkeit, mit der sich die Bohème dem Alkohol ergab wie dem »Chanson«, dem revolutionären Ideal wie der materiellen Armut als Sport, Zeitvertreib und Manifestation unterschied sich nicht von der Seligkeit, mit der die Väter der Rebellen die silberne Hochzeit feierten und das Jubiläum des zwanzigsten Seitensprungs. Sie waren nur amusisch, die Väter. Sie dichteten nicht dazu. Diese Bohème ist tot.(...)
Etwas anderes aber, wenn (...) sich plötzlich eine »Künstlerkneipe« auftut und ein jedenfalls nützlicher Zigarrenladen geschlossen wird. Der sanfte Modergeruch, der schon jenen Pariser Leichenkammern der Bohème entströmt, vermischt sich in Berlin mit dem Geruch des Asphalts, und die Lustigkeit eines Berliner Künstler-Völkchens vollzieht sich mit der Schnelligkeit des »Tempos«, das schon den bürgerlichen Verkehr in dieser Stadt so arg behindert. Natürlich heißt das Lokal »Die Lunte« - eine vage Beziehung zu einem aktiven Anarchismus, der auch nicht mehr vorhanden ist, der auch schon seine Bomben dem rechten Radikalismus vererbt zu haben scheint.
Das traurigste aber ist - wie in jedem Lokal - das Publikum. Junge Leute, die in fünf Jahren die Buch-, Theater- und Filmkritik an den führenden Tageszeitungen innehaben werden und die heute mit der Wollust, sich arm zu fühlen, ihr Essen selbst vom Küchentisch holen. Dabei schreien sie. So werden sie in fünf Jahren schreiben. Ihr Stil kündigt sich bereits akustisch an. Manche in ledernen Gamaschen, wildledernen Hosen, in einer Art Tscheka-Uniform, die eine, wenn auch entfernte, Beziehung zum Osten anzudeuten scheint, zu einem mißverstandenen, theatralisch gedeuteten.
Hier und dort verstreute Bürgerliche, die gekommen sind, eine »Sehenswürdigkeit« kennenzulernen, und zu der Freude an dieser noch die über die ersparte Reise nach Paris addieren dürfen. Eine Wirtin, die von Natur Zigarren raucht, junge Männer, die dem Sinn der Zeit gemäß, aus Mangel an Begabung nicht etwa Maler geworden sind, sondern z. B. Taxichauffeure, und die eine Atmosphäre demonstrativer Sachlichkeit zu verbreiten entschlossen sind. (...)
All das ergibt zusammen eine laute anspruchsvolle Mischung aus toten Imitationen, ausgeführt von übertriebenen Lebewesen, einer tollen Lustigkeit, die nur als Epitheton ornans vorhanden ist, einer rebellierenden Phrase, die an den Rändern der Weltrevolution herumgestikuliert, einem künstlichen Chaos aus Pappendeckel und entlehnten Kulissen. Es ist selbstverständlich harmlos, und man hätte es nicht nötig, sich darüber aufzuregen - wäre es nicht symptomatisch für die hitzigen Bestrebungen dieser großen Stadt, überall Anleihen zu machen, wo es nicht geht (...) - und all das mit Tempo. Natürlich mit Tempo...“
Eugen Roth, „Die neue Bohème“, Münchner Neueste Nachrichten,
27. Oktober 1929
Samstag, 10. April 2010
Mittwoch, 7. April 2010
Sono: ein neues Musikmagazin für die Ü30-Generation
Statusmeldungen sind die Pressemitteilungen von heute. Nachdem Christian Stolberg, vormals Chefredakteur des Branchenblatts „Musikwoche“ und langjähriger Chef des „Musikexpress“, in den letzten Wochen noch mit einem Februar-Dummy unauffällig bei den Majors präsentiert hat, verriet er heute auf Xing auch einer größeren Öffentlichkeit, daß er ein neues Objekt in der Mache hat: das Musikmagazin „Sono“.
Mit am Start: InMedia-Verleger Günter F. Bereiter („Rondo“), mit dem Stolberg bereits in den achtziger und neunziger Jahren das „WOM journal“ kreiert hatte, zu seiner besten Zeit weit über eine kostenlose Kundenpostille hinaus eine der kompetentesten Musikzeitschriften Deutschlands und damit ein Vorreiter für die heutige Selbstverständlichkeit, daß Unabhängigkeit und redaktionelle Qualität nicht unbedingt nur gegen Geld am Kiosk zu finden sind. „Vice“ beweist es Ausgabe für Ausgabe, vom Internet ganz zu schweigen.
Nun mag ein Gratisblatt für die mit der Umsonstkultur aufgewachsenen jungen Generation längst nichts neues oder gar negativ Vorbelastetes mehr sein, wo man heutzutage doch in Kinos, Clubs und Cafés mittlerweile die Auswahl unter zig Magazintiteln hat.
Aber Stolberg, der dem von Springer verordneten Umzug des „Musikexpress“ von München nach Berlin nicht folgen wollte, hat mit „Sono“ eine andere Zielgruppe im Visier, die 30 plus Generation, die Printtitel (den „Musikexpress“, den „Rolling Stone“?) sonst eher noch kauft und wohl auch ihre Musik nicht unbedingt illegal herunterlädt, sondern noch selbstverständlich im Laden oder auf entsprechenden Online-Plattformen bezahlt – was sie für die Musikindustrie besonders attraktiv macht. Nicht umsonst verspricht das neue Blatt im Untertitel „Musik für Erwachsene“.
Nur wie erreicht man diese Zielgruppe? Für die am 27. Mai erscheinende Startauflage von 80.000 verspricht man einen illustren Distributionsmix via „Anwaltsfirmen, Medizin-Zentren, Architektenbüros, Werbe- & PR- Agenturen, Maklerbüros sowie Stabsabteilungen der 160 Dax/MDax/TecDax/Sdax-Unternehmen, ausgewählten Cafés und Bistros sowie Deutschlands besten Friseuren und Fitnesssudios“. Klingt für mich fast nach einem Blatt für FDP-Wähler und die besserverdienenden Unsympathen der Nation. Aber vielleicht verbringe ich einfach zu viel Zeit mit „Vice“-Lesern und Piraten...
Updates: w&v zu „Sono“.
Weitere Screenshots der Nullnummer:
Im September 2011 wechselt Christian Stolberg zu einem „renommierten Unternehmen der Tonträgerindustrie“. Neuer Chefredakteur wird Ralf Dombrowski.
Mit am Start: InMedia-Verleger Günter F. Bereiter („Rondo“), mit dem Stolberg bereits in den achtziger und neunziger Jahren das „WOM journal“ kreiert hatte, zu seiner besten Zeit weit über eine kostenlose Kundenpostille hinaus eine der kompetentesten Musikzeitschriften Deutschlands und damit ein Vorreiter für die heutige Selbstverständlichkeit, daß Unabhängigkeit und redaktionelle Qualität nicht unbedingt nur gegen Geld am Kiosk zu finden sind. „Vice“ beweist es Ausgabe für Ausgabe, vom Internet ganz zu schweigen.
Nun mag ein Gratisblatt für die mit der Umsonstkultur aufgewachsenen jungen Generation längst nichts neues oder gar negativ Vorbelastetes mehr sein, wo man heutzutage doch in Kinos, Clubs und Cafés mittlerweile die Auswahl unter zig Magazintiteln hat.
Aber Stolberg, der dem von Springer verordneten Umzug des „Musikexpress“ von München nach Berlin nicht folgen wollte, hat mit „Sono“ eine andere Zielgruppe im Visier, die 30 plus Generation, die Printtitel (den „Musikexpress“, den „Rolling Stone“?) sonst eher noch kauft und wohl auch ihre Musik nicht unbedingt illegal herunterlädt, sondern noch selbstverständlich im Laden oder auf entsprechenden Online-Plattformen bezahlt – was sie für die Musikindustrie besonders attraktiv macht. Nicht umsonst verspricht das neue Blatt im Untertitel „Musik für Erwachsene“.
Nur wie erreicht man diese Zielgruppe? Für die am 27. Mai erscheinende Startauflage von 80.000 verspricht man einen illustren Distributionsmix via „Anwaltsfirmen, Medizin-Zentren, Architektenbüros, Werbe- & PR- Agenturen, Maklerbüros sowie Stabsabteilungen der 160 Dax/MDax/TecDax/Sdax-Unternehmen, ausgewählten Cafés und Bistros sowie Deutschlands besten Friseuren und Fitnesssudios“. Klingt für mich fast nach einem Blatt für FDP-Wähler und die besserverdienenden Unsympathen der Nation. Aber vielleicht verbringe ich einfach zu viel Zeit mit „Vice“-Lesern und Piraten...
Updates: w&v zu „Sono“.
Weitere Screenshots der Nullnummer:
Im September 2011 wechselt Christian Stolberg zu einem „renommierten Unternehmen der Tonträgerindustrie“. Neuer Chefredakteur wird Ralf Dombrowski.
Montag, 5. April 2010
Sonntag, 4. April 2010
Harcourt – Die Traumfabrik von Paris
Da die „Welt am Sonntag“ heute über die „Traumfabrik von Paris“, das Fotostudio Harcourt berichtet, hier ein paar Bilder aus meiner Kollektion.
Jean Marais
Edwige Feuillère
Danielle Darrieux
Jean-Louis Barrault
Marie Déa
Suzy Solidor
Micheline Presle
Danielle Darrieux
Pierre Richard Willm
Simone Valère
Gérard Philipe
Edwige Feuillère
Gaby Andreu
Jean Marais
Edwige Feuillère
Danielle Darrieux
Jean-Louis Barrault
Marie Déa
Suzy Solidor
Micheline Presle
Danielle Darrieux
Pierre Richard Willm
Simone Valère
Gérard Philipe
Edwige Feuillère
Gaby Andreu
Samstag, 3. April 2010
Wochenplan
Pressevorführung von Kevin Smiths „Cop Out“, Doris Dörries „Klimawechsel“ / ZDF, Vernissage R.E.P. - „Euro Renovation in Europe“ / Kunstraum, Candelilla spielen zur Eröffnung des Radikal-Jung-Theaterfestivals / Volkstheater
(Foto: Nikolas Fabian Kammerer)
(Foto: Nikolas Fabian Kammerer)
Freitag, 2. April 2010
K1 reloaded – Wetten, daß keiner blank zieht?
Die Mission: Eine Ikone der 68er, Thomas Hesterbergs Nacktfoto der Kommune 1, nachzustellen. Der Ort: Das Studio 9 der Bavaria in Geiselgasteig, wo für das ZDF gestern abend Thomas Gottschalks Geburtstagsrevue „My Sixties“ inszeniert wurde. Das Problem: Genügend Leute zu finden, die unbezahlt blank ziehen. Denn es mangelt den Castingshow-geprüften Produzenten von Tresor TV sicherlich nicht an genügend Komparsen in der Kartei, die für ein paar Euro nackte Tatsachen sprechen ließen. Aber manchmal geschehen kleine Wunder, und das Produktionsteam wollte tatsächlich auf Überzeugungstäter setzen, die um der Sache willen posieren und nicht wegen der Gage:
„Thomas Gottschalk sucht für seine Zeitreise 'My Swinging Sixties' - Samstag, 3. April 2010, 20.15 Uhr, im ZDF - 'nackte Tatsachen': Einer der legendärsten 'Schnappschüsse' der wilden 60er ist zur Ikone dieser Zeit geworden. Sieben Männer und Frauen ziehen blank und zeigen der biederen Welt: Spießigkeit war gestern, es lebe die Freiheit und der Nonkonformismus!
Was die Kommune 1 damals konnte, sollte im Jahr 2010 schon lange drin sein: Für eine ganz besondere Neuauflage des bekannten Fotos im Rahmen seiner Show 'My Swinging Sixties' sucht Thomas Gottschalk jetzt unerschrockene Fotomodelle in Rückansicht, die die Aufnahme im Studio nachstellen.
Die wilden 60er sind Party und gute Laune, aber sie haben mit ihren revolutionären Errungenschaften auch das gesellschaftliche Denken nachhaltig geprägt. Wer den überzeugenden - und vor allem unbekleideten - Beweis antreten möchte, dass der Geist von damals auch heute noch lebendig ist, kann sich ab sofort melden.“
Nun ist es keineswegs so, daß ich alles tun würde, um Samstag abend in der prime time von Thomas Gottschalk im ZDF interviewt zu werden, aber als ich den unter anderem von der „Abendzeitung“ veröffentlichten Aufruf las, dachte ich nicht lange nach und sagte sofort zu.
Ob es nun an den Osterferien, dem angeblich prüden Bayern oder einer unzureichenden Kommunikationsarbeit lag, jedenfalls fanden sich nur etwa drei Exhibitionisten, die wie ich bereit gewesen wären, vor laufender Kamera das legendäre Bild nachzustellen – wahlweise mit oder ohne hautfarbenem Tanga. (Selbst der „Spiegel“ hat das Original seinerzeit nur retuschiert veröffentlicht. Von wegen Swinging!)
Zwar lautete die Ansage ursprünglich, man würde in der Sendung auf jeden Fall über die K1 und unsere Gründe, das Bild nachzustellen, sprechen, und je nach Anzahl der Freiwilligen im Studio entscheiden, ob man das Shooting dann tatsächlich noch einmal mit einem Sechziger-Jahre-Fotografen wiederhole. Aber welcher Fernsehsender will schon in einer Samstagabendshow sein Scheitern thematisieren? Also wurde der Programmteil kurzfristig durch einen Auftritt der schlechtesten Beatles-Cover-Band ever ersetzt.
So blieb es Helmut Berger vorbehalten, etwas Anarchie und Widerspenstigkeit in die ansonsten recht glatt gebügelte Retroshow zu schmuggeln, genug, um die Regie wild mit „Verabschieden!“-Schildern wedeln zu lassen, die Thomas Gottschalk aber souverän ignorierte. Mal sehen, was von Bergers lyrischem Weltschmerz morgen abend in der zurechtgestutzten Sendung noch übrig bleibt.
Updates: Sie haben nur herausgeschnitten, wie Berger und Gottschalk zum Schluß zu „Honky Tonk Woman“ tanzen. Hier Helmut Bergers Auftritt auszugsweise als Video in der ZDF-Mediathek, und etwas ausführlicher auf YouTube. Michael Graeter über Bergers München-Aufenthalt.
(Fotos: ZDF/Astrid Schmidhuber)
„Thomas Gottschalk sucht für seine Zeitreise 'My Swinging Sixties' - Samstag, 3. April 2010, 20.15 Uhr, im ZDF - 'nackte Tatsachen': Einer der legendärsten 'Schnappschüsse' der wilden 60er ist zur Ikone dieser Zeit geworden. Sieben Männer und Frauen ziehen blank und zeigen der biederen Welt: Spießigkeit war gestern, es lebe die Freiheit und der Nonkonformismus!
Was die Kommune 1 damals konnte, sollte im Jahr 2010 schon lange drin sein: Für eine ganz besondere Neuauflage des bekannten Fotos im Rahmen seiner Show 'My Swinging Sixties' sucht Thomas Gottschalk jetzt unerschrockene Fotomodelle in Rückansicht, die die Aufnahme im Studio nachstellen.
Die wilden 60er sind Party und gute Laune, aber sie haben mit ihren revolutionären Errungenschaften auch das gesellschaftliche Denken nachhaltig geprägt. Wer den überzeugenden - und vor allem unbekleideten - Beweis antreten möchte, dass der Geist von damals auch heute noch lebendig ist, kann sich ab sofort melden.“
Nun ist es keineswegs so, daß ich alles tun würde, um Samstag abend in der prime time von Thomas Gottschalk im ZDF interviewt zu werden, aber als ich den unter anderem von der „Abendzeitung“ veröffentlichten Aufruf las, dachte ich nicht lange nach und sagte sofort zu.
Ob es nun an den Osterferien, dem angeblich prüden Bayern oder einer unzureichenden Kommunikationsarbeit lag, jedenfalls fanden sich nur etwa drei Exhibitionisten, die wie ich bereit gewesen wären, vor laufender Kamera das legendäre Bild nachzustellen – wahlweise mit oder ohne hautfarbenem Tanga. (Selbst der „Spiegel“ hat das Original seinerzeit nur retuschiert veröffentlicht. Von wegen Swinging!)
Zwar lautete die Ansage ursprünglich, man würde in der Sendung auf jeden Fall über die K1 und unsere Gründe, das Bild nachzustellen, sprechen, und je nach Anzahl der Freiwilligen im Studio entscheiden, ob man das Shooting dann tatsächlich noch einmal mit einem Sechziger-Jahre-Fotografen wiederhole. Aber welcher Fernsehsender will schon in einer Samstagabendshow sein Scheitern thematisieren? Also wurde der Programmteil kurzfristig durch einen Auftritt der schlechtesten Beatles-Cover-Band ever ersetzt.
So blieb es Helmut Berger vorbehalten, etwas Anarchie und Widerspenstigkeit in die ansonsten recht glatt gebügelte Retroshow zu schmuggeln, genug, um die Regie wild mit „Verabschieden!“-Schildern wedeln zu lassen, die Thomas Gottschalk aber souverän ignorierte. Mal sehen, was von Bergers lyrischem Weltschmerz morgen abend in der zurechtgestutzten Sendung noch übrig bleibt.
Updates: Sie haben nur herausgeschnitten, wie Berger und Gottschalk zum Schluß zu „Honky Tonk Woman“ tanzen. Hier Helmut Bergers Auftritt auszugsweise als Video in der ZDF-Mediathek, und etwas ausführlicher auf YouTube. Michael Graeter über Bergers München-Aufenthalt.
(Fotos: ZDF/Astrid Schmidhuber)
Samstag, 27. März 2010
Wochenplan
Kriminacht / Focus Online, Chefredakteure aus Montenegro im Presseclub , TELI-jour-fixe: Zählpixel der VG Wort / Presseclub, Premiere „Waffenstillstand“ / Gloria, Pressevorführungen „Die Beschissenheit der Dinge“, Radu Mihaileanus „Das Konzert“, „Kampf der Titanen“ und „David wants to fly“, Gottschalks „Swinging Sixties“ / ZDF
Samstag, 20. März 2010
Wochenplan
Pressevorführungen „Date Night“, „The Private Lifes of Pippa Lee“, „Keep Surfing“ und „I Love You Phillip Morris“, PK Young Singers Project der Salzburger Festspiele / Hochschule für Musik und Theater, Twittwoch / iCamp, 49, Bernardo Bertoluccis „The Sheltering Sky – Himmel über der Wüste“ / Filmmuseum, L&M ABOUT art studios / Baader Meinhof, Werner Vollerts 50.
Donnerstag, 18. März 2010
CDU, Twitter und das Strafrecht: Von der Vortäuschung einer Vortäuschung
Unbekannte Hacker, intrigante Parteifreunde aus der Jungen Union oder gar die NPD? Als während der sächsischen Landtagswahl am 30.August 2009 anderthalb Stunden vor Schließung der Wahllokale eine ziemlich präzise Prognose vom Account des CDU-Politikers Patrick Rudolph getwittert wurde, waren zwei Dinge klar: Laut Rudolph, daß er diese Zahlen nicht veröffentlicht habe, sondern Dritte sich seines Kontos bemächtigt hätten („Ich weiß nicht, wer das geschrieben hat“), ja noch schlimmer sogar: „sein Account sei von Unbekannten gehackt worden“. Und für mich, daß die umgehend eingeleitete Untersuchung des mutmaßlichen Prognosenverrats im Nichts versanden verlaufen würde.
Und tatsächlich hat die Landeswahlleiterin, Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher, nunmehr ein halbes Jahr später das Verfahren eingestellt, da „kein direkter Zusammenhang zwischen den Nachwahlbefragungen am Tag der Wahl des 5. Sächsischen Landtages einerseits und den Twitter-Meldungen vor Ablauf der Wahlzeit andererseits nachgewiesen werden“ konnte. Wie schon im vergleichbaren Ausplaudern erster Hochrechnungen durch bild.de während der hessischen Landtagswahl waren auch dieses Mal die beiden Meinungsforschungsinstitute Forschungsgruppe Wahlen und infratest dimap Kronzeugen und damit Herren des Verfahrens.
Interessanter ist aber, daß keine Rede mehr von finsteren Mächten war, sondern die Landeswahlleiterin mir gestern recht einsilbig Patrick Rudolph als Urheber der Prognosen bestätigte.
Demnach hätte der Radebeuler Stadtrat und Vorsitzende der örtlichen CDU letztes Jahr nur vorgetäuscht, daß Dritte mutmaßlich durch eine Straftat – etwa durch das Ausspähen von Daten (§ 202a StGB) – vorgetäuscht hätten, daß er eine Ordnungswidrigkeit durch Veröffentlichung der Wahlnachfragen – § 31 (2) SächsWahlG – begangen hätte. Mal sehen, was die Exit-Polls-Nomenklatur bei der kommenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an Merkwürdigkeiten zu bieten hat.
Und tatsächlich hat die Landeswahlleiterin, Prof. Dr. Irene Schneider-Böttcher, nunmehr ein halbes Jahr später das Verfahren eingestellt, da „kein direkter Zusammenhang zwischen den Nachwahlbefragungen am Tag der Wahl des 5. Sächsischen Landtages einerseits und den Twitter-Meldungen vor Ablauf der Wahlzeit andererseits nachgewiesen werden“ konnte. Wie schon im vergleichbaren Ausplaudern erster Hochrechnungen durch bild.de während der hessischen Landtagswahl waren auch dieses Mal die beiden Meinungsforschungsinstitute Forschungsgruppe Wahlen und infratest dimap Kronzeugen und damit Herren des Verfahrens.
Interessanter ist aber, daß keine Rede mehr von finsteren Mächten war, sondern die Landeswahlleiterin mir gestern recht einsilbig Patrick Rudolph als Urheber der Prognosen bestätigte.
Demnach hätte der Radebeuler Stadtrat und Vorsitzende der örtlichen CDU letztes Jahr nur vorgetäuscht, daß Dritte mutmaßlich durch eine Straftat – etwa durch das Ausspähen von Daten (§ 202a StGB) – vorgetäuscht hätten, daß er eine Ordnungswidrigkeit durch Veröffentlichung der Wahlnachfragen – § 31 (2) SächsWahlG – begangen hätte. Mal sehen, was die Exit-Polls-Nomenklatur bei der kommenden Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen an Merkwürdigkeiten zu bieten hat.
Mittwoch, 17. März 2010
„Raus aus Amal – Fucking Åmål“
Den schmalen Grat zwischen Scherz und Schmerz, pubertären Stereotypen und erzählerischer Phantasie meistert Lukas Moodyssons „Fucking Åmål“ bis zuletzt. Jung zu sein, kann gelegentlich schon zur Bürde werden; aber in einem Kaff wie dem schwedischen Åmål aufzuwachsen, ist eine ganz besondere Last.
Als dort die ersten Raves stattfinden, stehen sie in den Hochglanzmagazinen bereits auf der Out-Liste. Der Samstagabend glänzt in den Farben der Bingoshows ausstrahlenden Fernsehröhre und Glück bedeutet, das Geheimnis zu kennen, wie man die beste Schokoladenmilch zubereitet.
Doch auch in der Provinz gibt es Mädchen wie Elin, auf die alle Jungs stehen und sie wie eine Trophäe durchreichen. Aber diesmal verliert auch eine Mitschülerin ihr Herz an die Schulschlampe. Und gerät dabei in einen Wirbel aus Mißverständnissen und Intrigen, Liebesbeweisen und Zurückweisungen, der frei von jedwelchem lesbischen Lehrton vergnüglichst das Leid mit der Liebe ausspielt.
Dieser Text erschien in der „Berliner Morgenpost“ vom 15. Februar 1999
Als dort die ersten Raves stattfinden, stehen sie in den Hochglanzmagazinen bereits auf der Out-Liste. Der Samstagabend glänzt in den Farben der Bingoshows ausstrahlenden Fernsehröhre und Glück bedeutet, das Geheimnis zu kennen, wie man die beste Schokoladenmilch zubereitet.
Doch auch in der Provinz gibt es Mädchen wie Elin, auf die alle Jungs stehen und sie wie eine Trophäe durchreichen. Aber diesmal verliert auch eine Mitschülerin ihr Herz an die Schulschlampe. Und gerät dabei in einen Wirbel aus Mißverständnissen und Intrigen, Liebesbeweisen und Zurückweisungen, der frei von jedwelchem lesbischen Lehrton vergnüglichst das Leid mit der Liebe ausspielt.
Dieser Text erschien in der „Berliner Morgenpost“ vom 15. Februar 1999
Samstag, 13. März 2010
Wochenplan
Vorbesichtigung von Monti Lüftners Nachlaß / Neumeister, Showcase DJ Bobo / Schuhbecks Teatro, Premiere „Kennedys Hirn“ / Forumkino, Pressevorführungen „Zeit des Zorns“, „Der Vater meiner Kinder“ und „Women without men“, Open Media Mic / Muffatwerk, Premiere „I hired a contract killer“ / Volkstheater, Tag der offenen Tür / Wittelsbacher Gymnasium, 5 Jahre „Schlaflos in München“ / Niederlassung, „What is red for you?“
(Foto: ARD Degeto/Bavaria/Yellow Bird/D. Guhr)
(Foto: ARD Degeto/Bavaria/Yellow Bird/D. Guhr)
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