Als Blog Queen neulich von möglicherweise meiner Vorliebe für „intellektuell verpackte Bumsfilmchen“ schrieb, fühlte ich mich unwohl. Zum einen habe ich mit Intellektuellen genauso viel am Hut wie ein Altbayer mit Hertha BSC. Zum anderen halte ich die Wortkombination aus intellektuell und Bumsfilmchen für einen Lapsus. Intelligente Bumsfilmchen trifft es doch viel besser. Das können – leider allzu selten – handfeste Pornos sein. Aber in letzter Zeit gab es den weit erfreulicheren Trend zu Hard-Core im herkömmlichen Kino. Spontan fällt mir Marco Bellocchios „Teufel im Leib“ als ältestes Beispiel ein, in dem Maruschka Detmers 1986 an einer Nudel lutschen durfte. Carlos Reygadas' „Battle in Heaven“. Vincent Gallos „The brown bunny“. Michael Winterbottoms „9 songs“. Leos Carax' „Pola X“. Das meiste von Catherine Breillat und Larry Clark. Und zuletzt der unlängst bei uns auf DVD veröffentlichte „Shortbus“. Während man in den anderen Filmen auf die viel diskutierten expliziten Szenen warten muß, schießt „Shortbus“ in den ersten Minuten ein erotischen Feuerwerk ab, das so ziemlich sämtliche Neigungen bedient und sogar mit der spektakulären Autofellatio eines äußerst biegsamen Mannes aufwartet. Zudem ist der New Yorker Szenefilm eine süße Reminiszenz an Wilhelm Reichs Postulat von mehr Freiheit durch Sex. Wer möchte nicht daran glauben?
(Foto: „Battle in heaven“/Neue Visionen)
5 Kommentare:
Ich würde gern behaupten, daß es mich immer wieder überrascht, bei welchen Themen Du Dich angesprochen fühlst, aber es hat sich doch inzwischen ein Muster herauskristallisiert.
Allerdings finde ich es etwas albern, vor dem Ausdruck intellektuell zurückzuschrecken. Es ist doch eher bewundernswert, einen analysefähigen Zeitgenossen zu treffen, eben darum, weil es so wenige davon gibt. Was heute als Intellektuelle verschrien ist, sind doch gerade die, die sich in den akademischen Adel durch viel Geschwätz und den heftigen Einsatz heißer Luft eingekauft haben. Ansonsten empfehle ich es jedem, mal seinen Grips für den gedachten Zweck zu benutzen. Dann erst werden stille Wasser auch tatsächlich tief.
Auch nach Deiner Auslegung der Begriffen intellektuell und intelligent kann ich nur betonen, daß ich vor dem Ausdruck intellektuell nicht etwa zurückschrecke, sondern ihn aufs Tiefste ablehne.
Unangehme Erinnerungen an den Lateinunterricht? Oder nur Deine Präferenz, möglichst wenige Schubladen betreuen zu müssen? Oder gar die fixe Idee, wir seien ja alle gleich, weshalb also zuviele verbale Unterschiede machen? Erinnert mich irgendwie an den netten jungen Mann, der keine Amis mag und dann säuerlich behauptet, er habe ja nur die Politik gemeint...
Latein war klasse! Nein, erstens wird der Begriff inflationär benutzt. Zweitens gibt es leider zu viele Möchtegern-Intellektuelle, die mich mit ihrem geistigen Gewichse nerven. Und drittens verwechseln mich zu viele mit einem Intellektuellen, bloß weil ich eine Brille trage und hochdeutsch rede...
Ahem, da fehlt mir also noch die Brille, haha. Gib mir halt Deine und ich verrate auch niemandem, daß Du kein analytischer Denker sein willst...
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