Donnerstag, 8. Februar 2007

Wanna hook up?

Wozu dient die LIFT Konferenz? Um Leute kennenzulernen, Informationen auszutauschen, sich zu vernetzen... Wie knüpft man diese Kontakte am besten? Der „professionelle Entrepreneur“ serial entrepreneur Bernino Lind verschickte heute morgen einfach per Blue Tooth eine Message im Konferenzzentrum: Betreff: „Wanna hook up?“ Inhalt: Seine digitale Visitenkarte. 300 Teilnehmer hat die Tagung, 40 Empfangsbestätigungen gab es und ganze zwei nahmen die Nachricht an!

Bei seinem Vortrag heute nachmittag war Bernino nicht weniger originell: Von der (rumänischen?) Sinti-Kapelle bis zum Reaktionstest mit einer scharfen Nadel ließ er kaum eine Spielerei aus.

Was Mr. Sicherheitskonferenz an Diktaturen schätzt

Schlechten Gewisens schwänze ich die Münchner Sicherheitskonferenz beziehungsweise vielmehr die Demos gegen die NATO-Konferenz. Aber wenn die Herren sich selber demaskieren, kann ich ja mein zeitweiliges Genfer Exil in Ruhe genießen.

„Es ist die Tragik jeder Demokratie, dass bei uns jeder seine Meinung öffentlich vertreten darf und dass man politisch Verantwortliche in einer Demokratie schützen muss. In Diktaturen würde so etwas nicht passieren.“
Horst Teltschik, Organisator der Münchner Sicherheitskonferenz

(via „Süddeutsche Zeitung“)

Flashback

Auf dem Weg nach Genf las ich die Meldung, daß Radio Free Europe einen neuen Direktor bekommt, aber RFE/RL Inc ist schon lange vom Tivoli nach Prag gezogen und ich maß diesem Aufglimmen von Bezugspunkten meiner Kindheit nicht sonderlich viel Bedeutung bei.

Eher kam ich mir so alt wie ein verschrobener Verwandter vor, denn als ich meine Schwester besuchte, drückten sich meine Nichten vor dem Treffen. Andererseits, wer will ihnen einen Vorwurf machen, schließlich habe ich mich auch gute zwanzig Jahre ein Wiedersehen vermieden.

Abends dann der Flashback: ein Babyporträt meiner Schwester, als sie 1944 mit unserem Vater und ihrer Mutter von den Deutschen ins Lager gesteckt wurde; Securitate-Akten über meinen Vater und meinen Großvater; Spekulationen, wer uns wann ausspioniert haben mag; Erinnerungen an ihre Flucht aus Rumänien, als die deutschen Behörden sie nicht einreisen lassen wollten und wir sie mit Hilfe der Amis (dank dem Besatzungsstatut) austricksen konnten...

Sie wird ein Buch über unseren Vater schreiben, und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich in diesen Zeiten herumstochern will.

Heute dann, unmittelbar neben dem unweit des Tagungsgebäude CICG Tagungsgebäudes der LIFT-Konferenz, stehe ich plötzlich vor dem UNHCR, dem Sitz des UN Flüchtlingskommissars. Und mein blauer Nonsens-Paß, mit dem ich jahrzehntelang reiste, berief er sich nicht schon auf seinem Umschlag auf die Genfer Flüchtlingskommission?

Die einzige schöne Kindheitserinnerung, die dieser Aufenthalt bislang in mir weckte, verdanke ich dem Geruch von Javel. In Frankreich und offenbar auch in meinem Hotel putzt man damit, und natürlich hat meine Mutter daheim in München auch immer das eigens auf Vorrat aus Paris mitgebrachte Eau de Javel benutzt.

Titelgeiler Clubberer

Auch wenn die deutsche Presse durchaus in Genf erhältlich ist, habe ich die gestern erschienene „Vanity Fair“ bisher nicht auftreiben können. Also habe ich mich erst einmal mit deren Online-Auftritt trösten wollen, der aber erst in 55 Tagen richtig startet. Bis dahin ein halbes Dutzend armseliger News, eine Leseprobe des ungewohnt sommerlich anmutenden Heftes und die Einladung, einen Newsletter zu abonnieren. Im Anmeldeformular dafür dann die Frage nach Professoren-, Doktoren- und Dr. Dr. Titel. So stellt sich der Franke Ulf Poschardt also sein Neues Deutschland vor.

Amüsant auch das Interview, das Geschäftsführer Bernd Runge der „Frankfurter Allgemeinen“ gewährt hat: Wir brechen „aus den Kategorien aus, auf die andere verpflichtet sind. (...) Wir können über alles berichten, aber wir müssen nicht über jedes berichten. (...)Wir schreiben für eine Elite, die sich als die verantwortungsbewußte, gestaltende Elite des Landes versteht. Die sich über andere Werte definiert, als sie bereits bestehende Magazine vielleicht abbilden.“ Alles klar, IM Runge!

Individuum vs. Staatsgewalt

„12 arrests, no conviction“, so stellte sich software psychiatrist Stowe Boyd bei seinem Vortrag „Social = Me First“ (The Individual is the new group) vor.

W-LAN down

Schon ulkig, wenn ausgerechnet bei einer Web-Konferenz das WLAN fast zwei Stunden lang ausfällt...

That's what friends are for?

Fahre ich nach Genf, um erklärt zu bekommen, wie Wikipedia funktioniert? Oder um von Jacques Attali, François Mitterands langjährigem Sherpa, versetzt zu werden? Nein, sondern um zu erfahren, was echte Freundschaft ist. Denn als dritter Keynote-Speaker durfte Ferran Moreno von Whisher auf die Bühne. Ja genau, jener Moreno, der Zugangscodes für die Swisscom-Hotspots verspricht und dann nicht verschickt. Ich glaube, kein Mensch im Auditorium hat begriffen, was der auf der Bühne zu suchen hatte. Klar, es war gute Werbung für sein Unternehmen. Aber als Keynote-Speaker? Fünf Minuten? Mit einer als „confidential“ klassifizierten W-LAN-Map einer Großstadt und nicht viel mehr zu zeigen oder sagen? Die einzige schlüssige Erklärung: Sein Kumpel Laurent Haug vom Organisationsteam wollte ihm einen Gefallen tun.

Haste mal 'n Euro?

Sie werden kaum pleite gehen. Aber wie Florence Devouard von der Wikipedia Foundation in ihrer Keynote bei der LIFT verriet, reichen die Geldreserven von Wikipedia gerade mal für die nächsten drei Monate. Wer also die Online-Enzyklopädie gern benutzt, sollte vielleicht ein paar Euronen spenden.

Merde!

Für Malu

Pferdemetzgereien in Genf.

Dirt Picture Contest

Für Donna

Apéro

The traditional pre-conference drinks