Eher kam ich mir so alt wie ein verschrobener Verwandter vor, denn als ich meine Schwester besuchte, drückten sich meine Nichten vor dem Treffen. Andererseits, wer will ihnen einen Vorwurf machen, schließlich habe ich mich auch gute zwanzig Jahre ein Wiedersehen vermieden.
Abends dann der Flashback: ein Babyporträt meiner Schwester, als sie 1944 mit unserem Vater und ihrer Mutter von den Deutschen ins Lager gesteckt wurde; Securitate-Akten über meinen Vater und meinen Großvater; Spekulationen, wer uns wann ausspioniert haben mag; Erinnerungen an ihre Flucht aus Rumänien, als die deutschen Behörden sie nicht einreisen lassen wollten und wir sie mit Hilfe der Amis (dank dem Besatzungsstatut) austricksen konnten...
Sie wird ein Buch über unseren Vater schreiben, und ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich in diesen Zeiten herumstochern will.
Heute dann,
Die einzige schöne Kindheitserinnerung, die dieser Aufenthalt bislang in mir weckte, verdanke ich dem Geruch von Javel. In Frankreich und offenbar auch in meinem Hotel putzt man damit, und natürlich hat meine Mutter daheim in München auch immer das eigens auf Vorrat aus Paris mitgebrachte Eau de Javel benutzt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen