Freitag, 8. Juni 2007

Oans, zwoa, gsuffa!

Der Presserat hat wieder einmal einige Rügen ausgesprochen. Als unbegründet abgewiesene Beschwerden sind manchmal aber auch interessant. Als letztes Jahr eine vom Hofbräuhaus gesponserte redaktionelle Serie, in der die Brauerei natürlich auch vorkam, der Münchner „Abendzeitung“ als Schleichwerbung vorgeworfen wurde, meinte deren Chefredakteur: „Die Benennung von Biermarken stelle im Übrigen gegenüber den Münchnern und anderen bayerischen Lesern keine Werbung dar, da die Marken diesen Lesern bereits seit Kindesbeinen geläufig seien.“

Cover Flow bei Amazon

Endlich bewegt sich mal was auf der Amazon-Homepage.

Wer spamt, fliegt aus der Blogroll

Erst flog Fleshbot aus meiner Blogroll und heute hat es Egotastic! erwischt. Beide lese ich immer noch gern. Dennoch will ich nicht mehr darauf verlinken, nachdem wiederholt beim Aufrufen ihrer Homepage sich nur ein hartnäckiger Werbelink öffnete, bei Fleshbot natürlich zu einem Pornoanbieter und bei Egotastic! heute zu einem dubiosen Virenscanner (Drivecleaner).

Gegenseitige Liebe zwischen Cartier und „Gala“

In der aktuellen "Gala"-Ausgabe hat Anzeigenkunde Cartier die vorderen und hinteren Umschlagseiten belegt, stellt die „kress“-Redaktion fest und: Auch im redaktionellen Teil kommt der Schmuck- und Uhrenhersteller ziemlich üppig. Das wäre mir gar nicht aufgefallen, ich meine die Werbung. Hatte mich nur über das doppelte Cover gewundert. Die „redaktionelle“ Modestrecke war dagegen nicht zu übersehen. Erotische Fantasien im Luxushotel, halt das, was offenbar die Schmuckklientel unter Liebe versteht. Aber wie man der aktuellen „Stern“-Titelgeschichte entnehmen kann, scheinen Männer solche Pretiosen eh lieber den Callgirls vom Escort-Service zu verehren als ihren eigenen Frauen.

(Foto: Nein, kein Escort-Girl, sondern Chartstürmerin Rihanna beim New Yorker Love Launch. Kevin Mazur/WireImage/image.net)

Kifferpresse

Die frechsten Medienjournalisten hocken in Berlin: In der aktuellen „V.i.S.d.P.“ bekennt sich die Redaktion dazu, gelegentlich mal eine „fette Tüte“ durchzuziehen und legt auf derselben Seite – nach Genuß solcher Rauschmittel? – dem Hamburger Innensenator Udo Nagel angesichts des nach Berlin ziehenden Kai Diekmann den schönen Satz in den Mund: „Ohne BILD ist auch gut. Dann brennen hier weniger Autos“.

Koks von hinten und was Popstars sonst noch erleben

Die schönsten Gerüchte und modernen Mythen bietet die Popbranche: Was bekam Stevie Nicks statt Puderzucker in den Hintern geblasen, wer kotzte Mick Hucknall voll und warum verkleideten Status quo ein Känguruh als Roadie? Comedian Jon Holmes präsentiert in seiner Neuerscheinung „Status Quo and the Kangaroo – And Other Rock Apocryphals“ die besten Geschichten.

Blog en Vogue

Wer mit Namen wie Zac Posen oder Lapo Elkann etwas anzufangen weiß, dürfte seit dieser Woche eine neue Adresse in seiner Blogroll haben: Condé Nasts Style.com, als Joint-venture von „W“ und der US-„Vogue“ ein Big Player unter den Frauenportalen, verfügt mit style file nun auch über einen Blog. „The latest fashion news from around the world“ sind Gerüchte über Calvin Kleins Einstieg ins Hotelgewerbe, die Anpreisung neonfarbenen Nagellacks und ein Hinweis auf die Kultband Arckid, deren Debütvideo Joaquin Phoenix inszeniert hat. Was die Band in einem Modeblog zu suchen hat? Sie tragen Hugo Boss! Der sonst so vielen Modeblogs zueigene Stilmix aus Witz, Charme und Verspieltheit muß wohl erst noch gefunden werden.

Fahrrattac

Die Leopoldstraße ist schon im Alltag zur Saufmeile verkommen, und ganz besonders schlimm ist es, wenn der Boulevard der Alkoholdämmerung für diverse Straßenfeste gesperrt ist wie dieses Wochenende beim Streetlife-Festival. Das dient zwar auch der nachhaltigen Aufklärung in Sachen Umweltschutz, wird aber den Charme von Nackensteaks und Instant-Caipis ausstrahlen. Aber wenn Attac München zur G8-Radldemo aufruft, werde ich meine griesgrämige Verweigerungshaltung vergessen und mich der Sternfahrt zum Siegestor anschließen. So eine rollende Kundgebung hat einen großen Vorteil: Bei meiner letzten Fahrraddemo waren statt Robocop-artig verhüllter Spezialkräfte nur leicht bekleidete knackige Fahrradpolizisten zugegen.

Feldjäger und Agents Provocateurs im G8-Einsatz

Aus zwei sehr entgegengesetzten Quellen kamen heute die zwei interessantesten, weil eigenartigsten Meldungen von der Belagerung des G8-Gipfels. Die Videoaktivsten von G8-TV stöberten Spähpanzer mit Feldjägern auf, von denen einer sich sogar vor laufender Kamera merkwürdigerweise als Hilfstruppe der Polizei outet. Und die „Welt“ berichtet von „fünf schwarz Gekleideten“, die „aufgrund ihrer neuen, teuren Kleidung“ auffielen. „Sie alle trugen einen schwarzen Pullover, die Kapuze tief im Gesicht verschnürt, darunter ein schwarzes Käppi. Einige von ihnen hatte eine Gruppe tschechischer Demonstranten zum Steine schmeißen aufgestachelt. Diese hielten die schwarz gekleideten für Zivilpolizisten.“ Zwei der mutmaßlichen Provokateure sind fotografiert worden und angeblich auch als Bremer Zivilbeamte identifiziert worden.

Updates: Nach anfänglichem Leugnen hat die Polizeiführung (laut Attac München) zugegeben, daß es sich bei der Person, die in "autonomer" Aufmachung in die Blockaden eingeschleust und dort enttarnt worden war, um einen Zivilpolizisten handelt. Er soll jedoch nicht als agent provocateur eingesetzt worden sein. Augenzeugen berichten jedoch, er hätte die Umstehenden zum
Steinewerfen aufgewiegelt. Der Polizeisprecher sagte u. a.: "Was ich gestern gesagt habe, war gestern zutreffend. Was ich heute sage, ist heute zutreffend."

Siehe auch Spiegel Online dazu.

„Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Rostock“, laut der „Welt“, „die Einleitung eines Ermittlungsverfahren gegen die eingeschleusten Zivilpolizisten. Es gehe um die mögliche Anstiftung zu einer Straftat, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann der 'Hamburger Morgenpost'. Der Sachverhalt werde strafrechtlich geprüft.“

Donnerstag, 7. Juni 2007

Super G der Herren

Summer in the city – da geht es selbst im Haus der Kunst etwas lockerer zu. Statt einem schwarzweißen Künstlerball samt großdeutschem Silberpfeil wird dann eher der bunten Tradition des Künstlerkarnevals gehuldigt und der braune Geist exorziert. Letztes Jahr mit Paul McCarthys Westernparade, diesen Sonntag sorgen nun Gilbert & George ab 12 Uhr bis in die Nacht für Halligalli im Nazibau. „Wir sind im Leben organisiert, um in der Kunst chaotisch sein zu können“, verraten die beiden im aktuellen „SZ-Magazin“, wobei das dröge Interview leider eher die organisatorische denn die Künstlerader trifft.

(Bild: „Hellish“ von Gilbert & George, 1980, © The Artist, Courtesy Jay Jopling / White Cube London)

Hard Selling bei der Löwen

Wenn es um die Fans geht, greift die Geschäftsführung von 1860 gern zu ungewöhnlichen Mitteln der Geldbeschaffung. Das neueste Meisterstück ist die Abwicklung des Jahreskartenverkaufs für die kommende Saison. Bisher bekam ich immer ein Bestellformular zugeschickt, mit dem Hinweis, daß für mich derselbe Platz wie in der vergangenen Saison reserviert sei und ich bei Interesse das Dauerticket bestellen könne. Jetzt kam dagegen nur folgende Mitteilung: „Sofern uns von ihrer Seite keine Änderungswünsche vorliegen, buchen wir den oben stehenden Betrag in der KW 27 (02.-06. Juli) von dem uns bekannten Konto ab.“ Natürlich bin ich ein Löwe und will auch wieder eine Jahreskarte, aber einfach so einen Automatismus einzuführen und Jahreskarten im Wert von 115 Euro ohne ausdrückliche Bestellung zu verticken, zeugt schon von einer verbraucherfeindlichen Einstellung. Aber wie Geschäftsführer Stefan Ziffzer neulich der „Süddeutschen“ gestand: „Fehler mache ich jeden Tag, leider. Ich weiß auch nicht, ob ich das abstellen kann.“ Offenbar nicht.

Qype Qype-User klaut Bild (oder läßt klauen?)

Gute Plätze sprechen sich schnell herum, und so hat inzwischen auch querbeet das 61er entdeckt und bei Qype lobend erwähnt.
Irritiert hat mich dabei nur, daß der Text mit einem Foto illustriert ist, dessen Copyright bei Narziss und Goldhund liegt – ohne daß das erwähnt wird. Gefragt hat ihn auch keiner, obwohl das Bild auf der 61er-Homepage einen Copyright-Hinweis hat (und auch ohne nicht einfach so rechtsfrei wäre)! Noch kurioser ist, daß das Foto gar nicht von querbeet hochgeladen wurde, sondern von Achim, einen Qype-„User“, der in Hamburg lebt.
Ein kurzer Blick in den Qype-Blog , wo Achim als Qype-Macher betitelt wird, führt mich in die Irre. Gemeint ist offenbar, daß er als User Qype gestaltet. bestätigt dann meinen Verdacht. Denn Doch warum sollte ein Hamburger nach Münchner Bildern suchen? Mal sehen, ob er auf meine Anfrage antwortet. Eben, weil er für Qype arbeitet! Da greifen die sonst von Qype benutzten Qype wäscht natürlich seine Hände in Unschuld und verweist auf die üblichen Ausreden, die AGBs wohl kaum...

Update: Den Blogeintrag von Qype habe ich wohl mißverstanden... Vielleicht dient es nur als Beispiel, welche User in Hamburg sitzen.