Montag, 13. August 2007

Technische Ausfälle bei blog.de/blogs.ro


Ob Turi oder Blog Queen – offenbar funktioniert heute morgen bei den Blogplattformen der Mokono GmbH (blog.de, blogs.ro...) nicht viel...

Rivva - Strom oder Rinnsal?

Blogscout, Rivva, Blogperlen, Bloggerei, ganz zu schweigen von Technorati, alles Instrumente, um der Flut hunderttausender von Blogs bei uns in Deutschland Herr zu werden. Wo steht was interessantes, worüber wird am heftigsten diskutiert? An Rivva gefällt mir dabei – neben dem coolen Layout – besonders, daß ich gleich auf den ersten Blick erkenne, welches Thema gerade die Blogosphäre zum Summen bringt. Andererseits frage ich mich auch da, wie die Auswahl funktioniert. Denn die Debattenlinks führen mitunter zu Blogs, in denen nicht mehr als der Link und ein Halbsatz steht: „SZ-Mann Johannes Boie sieht deutsche Blogs jenseits der Relevanz. sueddeutsche.de“. Mit Sicherheit relevant, aber Debatte?
Im eigenen Fall war ich gelegentlich irritiert, bei Diskussionsthemen (Suchmaschine Spock, die Strafanzeige gegen SchülerVZ) auf Rivva gar nicht berücksichtigt zu werden, obwohl ich da mit zu den ersten zählte, die in ihrem Blog reagiert haben.
Und dann stehe ich plötzlich in der Nacht von Samstag auf Sonntag als Aufmacher im Rivva, mit meinen Anmerkungen zum „SZ“-Artikel über die deutschen Blogger. Nur um dann heute bei den Diskussionsteilnehmern oder verwandten Artikeln nicht einmal mehr erwähnt zu werden.
Und was bringt so eine Erwähnung als „Top-Story“ bei Rivva? 22 Klicks in 24 Stunden – aber es war auch Sonntag.

Sonntag, 12. August 2007

Silver Surfer oder bloß ein Brettprätendent?

Als ich das erste wie einzige Mal in Philipp Weltes Büro stand und dort einen Silver-Surfer-Flipper und weitere Devotionalien entdeckte, hatte der Mann schon gewonnen. Aber das, was Bernd Eichinger dieser Tage auf die Leinwände jagt, hat mit dem echten silbernen Stürmer nicht mehr viel gemein. Da spare ich mir die Pressevorführung morgen – und selbst Jessica Alba wird daran nichts ändern. Lieber leihe ich mir noch einmal „Breathless – Atemlos“ aus und ergötze mich an Richard Gere als zweitgrößten Silver-Surfer-Fan – und Valérie Kaprisky...

(Fotos: Constantin Film, MGM Home Entertainment)

Bio vom Discounter?

Heute brachte der Bayerische Rundfunk im Magazin „Schwaben & Altbayern“ einen Beitrag über unsere Aktion letzten Donnerstag sowie die Hintergründe und Konsequenzen des Einstiegs der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) bei der Bio-Supermarktkette Basic.





(alle Beiträge zum Thema)

Updates: Der aktuelle „Spiegel“ berichtet auf einer halben Seite (S. 68) über den „Gegenwind für Lidl“ in der Öko-Szene. Zitiert werden u.a. Demeter-Geschäftsführer Peter Schaumberger („Wie soll die künftige Geschäftspolitik aussehen, insbesondere im Hinblick auf Aspekte des fairen und partnerschaftlichen Umgangs mit Landwirten und Herstellern sowie Mitarbeitern?“) und Bioland-Chef Thomas Dosch („Lidl versteht nichts von Bio, wenn sich Lidl einmischt, wird das schiefgehen.“) Dem „Spiegel“ zufolge schützen sich die Basic-Mitarbeiter gegen negative Folgen des Einstiegs der Schwarz-Gruppe, indem sie nun am 13. September einen Betriebsrat wählen werden.
„Wir haben zum Beispiel vor zwei Jahren einen Brief bekommen, wie alle Hersteller, in dem wir zu einem Baukostenzuschuss aufgefordert wurden für neue Basic-Filialen. Immer wenn Basic einen neuen Markt eröffnet, hätten wir Geld überweisen sollen. Das passt aber nicht zu fairem Handel.“ Auf sueddeutsche.de interviewt Bernd Kastner den Geschäftsführer der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, Karl Schweisfurth, zur Allianz zwischen Basic und Lidl. Außerdem werden in einem Videobeitrag Basic-Kunden befragt. (via Blog Queen)

Lecken unerwünscht

Seinfelds Suppennazi hat einen würdigen Nachfolger: Bei Balla Beni in der Theresienstraße 46 gibt es wirklich hervorragende hausgemachte Eiscreme und Sorbets, aber ob Schokolade-Ingwer, Joghurt-Orange, Minze & Milch, Zitrone & Basilikum oder Karamel-Vanille, stets immer nur im Waffelbecher mit Riesenplastiklöffel. Auf meine neugierige Frage, wieso sie keine Cornettos hätten, bellt mich der Chef an: „Mein Eis schleckt man nicht, sondern ißt es mit dem Löffel. Wem das
nicht paßt, der kann woanders hingehen.“ Der Ausweg: zwei Kugeln bestellen, dann kann man trotz des Bechers sehr schön lecken und knabbern. Mal sehen, ob ich Hausverbot kriege, wenn ich das nächste Mal den Löffel ablehne.

Problemfall Paypal

„Vorsicht Paypal!“ warnt Michael Spehr heute im „Tech-Talk“ der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vor eBay-Verkäufen, bei denen man seine Ware via Paypal bezahlen läßt. Wiederholt werde der gutgeschriebene Betrag, natürlich erst nach Versand der Ware, zurückgebucht. Der „Verkäuferschutz gegen Zahlungsausfälle" spränge auch nicht ein. Dies sei kein Einzelfall, betont die „F.A.S.“ und verweist auf zigtausend Treffer, wenn man „Paypal“ und „Geschädigte“ bei Google eingäbe sowie auf die aktuelle Ausgabe der Computerzeitschrift „c't“, die mehrere Beispiele dokumentiere.
„Telefonisch ist bei Paypal niemand zu erreichen“, stellt Spehr fest. „Die Kundenbetreuung im Internet ist ein Witz und verschickt lediglich Textbausteine per E-Mail. 'Das Prinzip Paypal: schnell und sicher online zahlen', verspricht die Ebay-Tochter. Seit einem Monat wird Paypal als Bank mit Sitz in Luxemburg geführt. Komisch nur, dass man sich bei der Einrichtung eines Paypal-Kontos in keiner Weise legitimieren muss. Jeder kann sich hier mit ein paar Mausklicks unter falschem Namen anmelden. Undenkbar bei einer deutschen Bank - und ein Fall für die zuständigen Aufsichtsbehörden, die jetzt rasch handeln müssen.“

Petit déjeuner musical (33)

Messieursdames, Keny Arkana – nicht ganz so douce!





Samstag, 11. August 2007

93 Prozent Spam

Diese Woche sorgten Spams für ganz unterschiedliche Meldungen: Einerseits wurde Viagra-Spammer Christopher „Rizler“ Smith zu dreißig Jahren Haft verurteilt, nachdem er bereits eine Geldstrafe von 3,6 Millionen Euro aufgebrummt bekommen hatte. Andererseits erreichte die Spam-Pest einen neuen Höhepunkt mit dem Versand von angeblich 500 Millionen Spammails, nur um den Kurs einer Aktie, der Prime Time Inc., zu manipulieren.
Anlaß genug für die französische Tageszeitung „Libération“ gestern dem Thema ihre Titelgeschichte zu widmen, mit neun auch online verfügbaren Beiträgen. Schwerpunkt der Geschichte ist die in Deutschland schon weit länger zu beobachtende Zunahme von Spams in Blogs und Foren, die inzwischen auch Frankreich erreicht hat. Matt Mullenberg von Akismet, einem Spamblocker für Wordpress, schätzt, daß inzwischen weltweit 93 Prozent der Kommentare und Trackbacks in Blogs Spam wären.
Laut Sophos kommt nur ein verschwindend kleiner Anteil der Spam in Mails, Blogs und Foren aus Rußland, Afrika oder Südamerika, auch wenn diese drei die größten Zuwachsraten hätten. 19,6 Prozent stammen aus den USA, 8,4 aus China, 6,5 aus Südkorea, 4,8 aus Polen, 4,2 aus Deutschland und 3,3 aus Frankreich.
Dabei hat Frankreich brauchbare Gesetze , die bis zu fünf Jahren Gefängnis, 300.000 Euro Geldstrafe und 750 Euro pro Spammail vorsehen. Doch in fünf Jahren gab es nur eine einzige Verurteilung, eine Firma wurde wegen Verstoßes gegen den Datenschutz zu 3000 Euro Geldstrafe verurteilt.
Immerhin haben sich nun die staatliche CNIL (Commission nationale de l'informatique et des libertés), Provider und Unternehmen wie Microsoft France oder die französische Post zum Projekt Signal Spam verbündet. Dort können Spams eingereicht werden, um sie auszuwerten, gegebenenfalls juristisch dagegen vorzugehen und die Spam-Filter anzupassen. Die CNIL arbeitet dazu auch bereits mit belgischen und italienischen Stellen und der amerikanischen Federal Trade Commission zusammen. Die Kooperation soll EU-weit ausgebaut werden.

Scarlett Johansson entbrüstet

Eine feine Idee, wenn auch nur arg sparsam umgesetzt. Die Klatschpostille „Us“ hat ein bißchen mit Photoshop herumgespielt und ausprobiert wie Angelina Jolie schmallippig aussehen würde, Cindy Crawford ohne ihr Muttermal oder Scarlett Johansson mit Körbchengröße A. Im Internet wird darüber abgestimmt und weit über 93 Prozent können sich Frau Pitt nur mit vollen Lippen vorstellen, aber immerhin 20,56 Prozent finden Scarlett auch ohne große Oberweite großartig. (via Defamer)

Update zu den „Nanny Diaries"

Logo nahezu für lau

Pro-bono-Arbeit, na klar, wenn's für einen guten Zweck ist. Aber ansonsten leben wir ja alle nicht von Luft und Liebe. Ich fand es schon recht schoffelig, daß Mister Wong beim Designwettbewerb für sein neues weltweites Logo nur 6.000 Dollar als ersten Preis aussetzt. Aber jetzt sehe ich, daß Spreeblick mit einer Prämie von 400 Euro Mr. Wong noch weit unterbietet. 400 Euro dafür, daß ein Grafiker eine neue Wortmarke entwirft, die im Internet, auf T-Shirts und unter anderem als Werbelogo beim der Tournee einer Band zum Einsatz kommt. Und wahrscheinlich machen sich zahllose Grafiker die Pro-Bakschisch-Arbeit und unterbreiten eine Riesenauswahl kostenloser Entwürfe, von denen dann nur einer, und das auch noch billig honoriert wird. Dagegen kommt mir selbst „Deutschland sucht den Superstar“ verdammt seriös vor.

Updates: Inzwischen warnt der Bund Deutscher Grafik-Designer ausdrücklich vor dem Mister-Wong-Wettbewerb. (via Turi)
Laut Spiegel Online hat Mister Wong auf die Vorwürfe des BDG reagiert und den umstrittenen Passus inzwischen aus seinen Wettbewerbsregeln gestrichen.

Verantwortung und ihr Preis

Als ich das erste Mal Taufpate war, ging ich recht entspannt in den Gottesdienst. Natürlich hatte ich das Geschenk, einen silbernen Trinkhalm von Tiffany, dabei. War aber sonst völlig unbelastet. Die Kindesmutter hatte beteuert, daß eine orthodoxe Taufe ganz simpel wäre und ich mir keine Gedanken machen solle. Kein Wort der Warnung, daß wir Paten, zwei Frauen, zwei Männer, allesamt Kinder des Exils, altrumänische Glaubensbekenntnisse ablesen müßten. Während der Predigt vernahm ich mit Überraschung, daß meine Tochter niemals meinen Patensohn lieben dürfte, da dies Inzest wäre. Daß wir Paten schließlich den Priester bezahlen durften, erfuhren wir erst hinterher – und die Eltern Jahre später. Es war dennoch eine schöne Taufe.
Nichts ist umsonst. Meine Anmeldung der kleinen Kundgebung gegen den Einstieg der Schwarz-Gruppe (Lidl) bei Basic lief überwiegend digital ab. Das Formular zur „Anmeldung einer stationären Versammlung unter freiem Himmel (§ 14 VersammlG)“ beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) der Landeshauptstadt München heruntergeladen. Den ausgefüllten Vordruck per Mail an das zuständige Veranstaltungs- und Versammlungsbüro (VVB) geschickt. Telefonisch mit Hilfe der Geodaten die Versammlungsfläche ausgeschachert... Und im Stillen darüber gefreut, daß das KVR mir zwar für meine Gewerbeanmeldung (wegen Google AdSense u.ä.) 40 Euro abknöpft und für meinen neuen Reisepaß 59 Euro, aber die Ausübung meiner Grundrechte offenbar nichts kostet. Denkste! Im 11-seitigen, gerade eben per Schneckenpost zugestellten Bescheid wird eine Kostenrechnung in Höhe von 20 Euro angekündigt. Davon war weder auf der entsprechenden KVR-Website, noch auf dem Vordruck etwas zu lesen. Natürlich bieten die Mitdemonstranten an, sich zu beteiligen. Aber hey, es war meine Freiluftparty. Da gehört so etwas wohl zu den Gastgeberpflichten.

(Foto: Andreas Bock; alle Beiträge zum Thema)

Die Misere der Blogs - wie sie die SZ sieht

„In Deutschland bleiben Weblogs hinter ihrem Potential zurück“ titelt Johannes Boie im Feuilleton der „Süddeutschen“ vom Wochenende. Abgesehen von rund hundert Top-Blogs wie Spreeblick, 500beine, Viply oder BILDblog bescheinigt Boie den „rund 100000 weiteren Weblogs“, sie wären „bestenfalls öffentlich einsehbare und dennoch private geführte Tagebücher, denen jede gesellschaftliche Relevanz fehlt“.
Den US-Blogs gesteht er dagegen zu, ein „nicht zu unterschätzender Faktor der öffentlichen Meinungsbildung zu sein“ – aus dem simplen Grund, daß der öffentliche Rundfunk in den USA keine große Rolle spiele und angesichts des Präsidentschaftswahlkampfs 2004 und des Irakkriegs ein Bedürfnis nach unabhängigen Medien bestanden hätte.
Die deutschen Blogger würden sich dagegen andauernd selbst zerfleischen und versuchen, klassische Zeitungen zu imitieren. Der Ausweg: Auf Nischenthemen spezialisierte Blogs. „Aus der Gesamtheit dieser Spezial-Blogs könnte sich nicht zuletzt durch technische Verbindungsmöglichkeiten eine Gesamtheit der Blogs formen – und da wäre sie dann, die viel beschworene Gegenöffentlichkeit.“
Auch der Beitrag ist natürlich im Unterschied zu vielen anderen Artikeln dieser „SZ“-Ausgabe wieder einmal nicht online, aber falls bzw. sobald ihn sueddeutsche.de ins Netz stellt, werde ich darauf verlinken. (Tricky! Der Beitrag steht nicht auf sueddeutsche.de, sondern in deren Wurmfortsatz jetzt.de online.)
Wahrscheinlich ist es müßig, sich darüber aufzuregen, aber es ist wieder eine dieser typischen halbgaren Artikel, in denen Old-media-Autoren die Blogger zerfleischen. Unentschieden, ob sie den Blogs nun Relevanz zugestehen sollen oder nicht. (Spreeblick wird so die Relevanz fast wieder entzogen, weil man es dort interessant findet, wie ein Friseur auf die Frage nach WLAN antwortet.) Auf Amerika fixiert, als ob die Blogosphäre George W. Bush als Geburtshelfer gebraucht hätte – wie ist es denn mit Ländern wie Frankreich, in denen Blogs trotz prosperierender öffentlich-rechtlicher wie unabhängiger Medien weit verbreiteter und bedeutsamer sind als bei uns in Deutschland? Und ignorierend, daß Gegenöffentlichkeit und alternative Medien gerade nicht diese staatstragende, austarierte Relevanz einer „Tagesschau“ anstreben.

Updates: Jetzt auch auf sueddeutsche.de online.
Diskussion dazu: Thüringer Blogzentrale, Am Ende des Tages, Julie Paradise, Retroaktiv, Maingold, Stefan Niggemeier, Poplog, Robert Basic, Bamblog, Irgendwas ist ja immer.
Versuch einer Chronologie der Debatte.