Montag, 20. August 2007

Die Berliner Webuplik

Donnerstag fängt in Berlin das „9to5 – Wir nennen es Arbeit“-Festival an. Grund genug für die jetzt.de-Redaktion in der „Süddeutschen“ und online „zehn der wichtigeren Superberliner“ aus Deutschlands „unheimlicher“ Hauptstadt vorzustellen – und insbesondere deren Verflechtungen untereinander: Mercedes Bunz, Holm und Jens Friebe, Rainald Goetz, Kerstin Grether, Johnny Haeusler, Matthias Kalle, Sascha Lobo, Joachim Lottmann und Kathrin Passig.

Die US-Army ist ein weit größerer Verräter als jeder Blogger

„Women of CVN76: That Don't Impress Me Much“ war das YouTube-Video betitelt, das die US-Marine doch nachhaltig beeindruckt hat. Denn der Clip von Bord des Flugzeugträgers „Ronald Reagan“ zeigte nicht nur weibliche Marineangehörige, sondern gewährte auch Einblicke in den Nuklearantrieb – und wurde prompt zensiert. Wie „Wired“ jetzt aber enthüllte, liegt das größte Sicherheitsrisiko gar nicht im Web 2.0, sondern in den offiziellen Internetauftritten der Streitkräfte. Eine Untersuchung der Army Web Risk Assessment Cell ergab, daß dort weit mehr Geheimnisse preisgegeben würden als etwa in Blogs. Im untersuchtem Zeitraum 2006 fand man 1.813 „violations of operational security policy“ auf 878 offiziellen Webseiten des Militärs, aber nur 28 Verstöße in 594 überprüften Soldatenblogs. (via Boing Boing)

Sonntag, 19. August 2007

Auch bei den Franzosen läuft die Blogwerbung schlecht


Nicht nur Adical tut sich schwer, die Blogs mit bezahlten Anzeigen zu füllen. Die französischen Kollegen von Blogbang quälen sich auch, obwohl hinter den fünf Mitarbeitern immerhin der Werbekonzern Publicis steckt – und nicht nur ein paar Berliner Bohémiens. Angesichts eines Ertrags von knapp fünf Euro im August beschwert sich page2007 verständlicherweise, daß sich dafür der Aufwand kaum lohne. Accessoweb (siehe Grafik), der im August knapp über vier Euro eingenommen hat, wundert sich, wie seine Blogbang-Erlöse im August um 90 Prozent gegenüber dem Juli einbrechen konnten, wobei der Monat natürlich noch nicht ganz rum ist und Blogbang bereits Ende Juli sich nicht nur für einen Bug entschuldigen mußte, sondern auch einen lauen August prophezeit hat. Zur rentrée, im September soll alles besser werden. Accessoweb fehlt aber der Glaube und spielt mit dem Gedanken, die Werbeflächen zu reduzieren oder Blogbang ganz zu kippen.

Lost in Adagio


Wong Kar-Weis „2046“ – die schwermütigsten Liebesgeschichten, die elegischte Musik, die rauschhaftesten Bilder. Heute, 23.15 Uhr im Ersten.

(Bild: ARD Degeto)

Petit déjeuner musical (33)

Messieursdames, Lynda Lemay!





Samstag, 18. August 2007

Neu: Jetzt noch ärmer!

Habe gerade bei Sixtus die Adical-Eigenwerbung gesehen: „Neu! Toll! Jetzt mit Werbung!“ Und mußte daraufhin gleich meinen alten, gerade wieder aktuellen Promo-Stempel (old media!) herausholen: „Neu: Jetzt noch ärmer!“ Sollte ich vielleicht als Button aufwebben...

Prada, Zegna & Co aus Mafia-Ateliers?

Bisher dachte ich, an Mode klebe nur Blut, wenn es sich um Pelzkreationen handelt. Doch Roberto Saviano enthüllt in seinem Mafia-Buch „Gomorrha. Reise in das Reich der Camorra“ offenbar noch ganz andere kriminelle Zusammenhänge. Mit einer kleinen Einschränkung („Sein Stil steht dem Blog näher als der informativen Sozialreportage, ist hastig, hochfahrend und manchmal ein bisschen reißerisch“) feiert Dieter Richter heute das Buch groß im „SZ“-Feuilleton und hebt die in „Gomorrha“ enthüllte Zusammenarbeit zwischen der Modebranche und der Mafia hervor:

„Dutzende patriarchalisch geführte und von der Camorra mit zinsgünstigen Krediten versorgte Klein- und Mittelbetriebe, in denen hochqualifizierte Arbeitskräfte ohne Tarifverträge zu Billiglöhnen in Tag- und Nachtschichten arbeiten. Für die Auftraggeber von 'oben': die großen italienischen Modehäuser, die hier nach einem ausgeklügelten System des Dumpings produzieren lassen, nach von Luxus-Designern vorgegebenen Schnitten und mit frei Haus gelieferten Qualitätsstoffen. Was die Auftraggeber am Ende nicht abnehmen oder was bereits vorher 'abgezweigt' wurde, wandert mit Hilfe des 'Systems' in den zweiten und in den dritten Markt: 'echte Fälschungen', denen nichts fehlt als die Autorisierung durch den Konzern in Mailand oder Turin. Hier berühren die Tentakel des Systems auch unser eigenes Konsumverhalten. Wer hätte sich noch nicht über einen günstig erstandenen Anzug 'aus einem Stoff von Zegna', eine neue Tasche von Prada 'zum Schnäppchenpreis' gefreut?“

Vorletzte Woche bereits betonte Saviano im „SZ-Magazin“: „Die Modehäuser vertrauen nach wie vor ihren Subunternehmern und schieben so die Verantwortung von sich. Aus den kleinen, von der Camorra kontrollierten Nähfabriken Neapels stammt das Kleid von Melanie Griffith, das sie bei der Oscar-Verleihung trug, Madonnas Schuhe im Musical Evita stammen aus Mugnano bei Neapel. Nein, die Modelabels haben nichts verändert, schlimmer noch, es gibt Hinweise darauf, dass die großen Labels sich jetzt schon selbst fälschen und Modelle wie Stoffe gegen Provision freigeben, um diesen größeren Markt selbst zu bedienen und zu kontrollieren.“

Malerstar Daniel Richter als Straßenkünstler in Paris

„Was passiert, wenn man einen der erfolgreichsten Maler der Gegenwart zwischen Pariser Straßenkünstler setzt? Daniel Richter hat es für uns ausprobiert und inkognito auf der Place Georges Pompidou in Paris Touristen porträtiert. Eine Zeichnung des Malers, für dessen Gemälde in Auktionen mehr als 800 000 Dollar gezahlt werden, kostete fünf Euro. Fünfundzwanzig Werke verschwanden spurlos in amerikanischen und koreanischen Rucksäcken - oder im Müll. Wir haben sie vorher dokumentiert.“ Eine wunderbare Idee der „F.A.Z.“-Redaktion, heute in der Samstagsausgabe eine bezaubernde Reportage von Niklas Maak, die ich leider (noch?) nicht online finden konnte – aber immerhin Fotos und ein Video dazu.

Update: In der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 19. August nimmt Peter Richter Daniel Richters (verwandt, verschwägert?) Aktion zum Anlaß, auf einer ganzen Seite über das Porträt als „gesunkenes Kulturgut“ zu reflektieren.

Sind Blogger Journalisten? Und Paris Hilton & Mel Gibson was besonderes?

Gleiche Rechte für Blogger und Journalisten in den USA, wurde Mitte Mai verkündet, Blogger genießen Quellenschutz, hieß es. Im Justizausschuß des US-Kongresses haben Demokraten und Republikaner diesem Free Flow of Information Act aber am 1. August einen entscheidenden Stempel aufgedrückt: Die Pressefreiheit gilt zwar unabhängig vom Medium, ob nun Zeitung, Radiosender oder Blog, in ihren Genuß kommen aber nur Journalisten oder Blogger, die durch diese Arbeit ihren Lebensunterhalt bestreiten oder Gewinn („financial gain or livelihood“) erzielen. (Womit mir als derzeit arbeitsloser Journalist und werbefreier Blogger beispielsweise kein Informantenschutz zustünde.)

Ausgerechnet ein Vertreter der old media springt den Bloggern hier bei. Tim Rutten von der „L.A. Times“ führt heute nachhaltig aus, daß kein Bundesgericht die Grundrechte des Ersten Zusatzartikels zur Verfassung der Vereinigten Staaten (First Amendment) vom Einkommen abhängig machen würde. Vor allem betont er aber, daß heutzutage niemand diese Grundrechte so sehr im Sinne der Verfassungsväter ausübe wie die Blogger.

Gegen Blogger und Onlinemedien zielt auch ein kalifornischer Gesetzentwurf, der vom Verlegerverband kritisiert, auch schon als „Paris Hilton and Mel Gibson Protection Act“ stigmatisiert wurde und es Polizeibeamten und Gerichtsmitarbeitern verbieten soll, Informationen und Bilder an die Medien zu verkaufen. Hier versteht Rutten zurecht nicht die ganze Aufregung. Schließlich bleibe es jedem frei, Journalisten und Blogger zu informieren – nur sollten Staatsdiener damit kein Geschäft machen.

Platz 80


Franziskript, S-O-S SEO Blog, deutsche-startups.de und den GoogleWAtchBlog überholt und der Riesenmaschine auf den Fersen. Ich verstehe einfach nicht, warum mich der Blogscout immer weiter nach vorne schiebt, wo doch die Zugriffszahlen, Links etcetera gerade abnehmen. Wobei der Blogscout selbst, anders als die Bloggerei oder Rivva, null mir null Traffic bringt.

Freitag, 17. August 2007

Elvis nackt und inzestuös

Dreißig Jahre nach Elvis' Tod weiß die „Süddeutsche Zeitung“ dem Thema immer noch neues abzugewinnen. Erst widmet sich Karl Bruckmaier gestern in einer lesenswerten Leichenschändung dem King: „Die Erregung, der schnellere Atem, die eindeutigen Blicke: Wie Elvis zu werden hieß in letzter Konsequenz, dass man Sex mit seiner Mutter haben kann. Bitte keine Leserbriefe.“ Und dann weist heute das Streiflicht auf den finnischen Literaturprofessor Jukka Ammondt hin, der nicht nur Presleys Songs ins Lateinische übersetzt hat, sondern sie auch noch höchstpersönlich zum besten bringt. „Nunc hit aut numquam“!

Gut Ding will Weile haben


Der Blogscout scheint so seinen Trägheitsmoment zu haben, denn obwohl das Dauerklicken von Rivva, der Thüringer Blogzentrale, dem Poplog oder GoogleWatchBlog jetzt schon ein paar Tage her ist, bin ich heute in den Top 100 noch einmal fünf Plätze hochgekraxelt.