Montag, 18. Januar 2010

Burda: Ein neues Kätzchen neben all den Bunnies

„München wir kommen“ – mit dieser Statusmeldung auf Facebook verabschiedete sich die Düsseldorfer „Alley Cat“-Chefredakteurin Ina Küper vor vier Wochen in den Weihnachtsurlaub auf die Philippinen, um jetzt im neuen Jahr mit ihrer Redaktion bei Burda anzudocken. „Ab sofort entsteht unser Straßenkätzchen nicht mehr im Alleingang, sondern mit tatkräftiger und professioneller Unterstützung des Münchner Verlagshauses. Wir arbeiten gemeinsam und mit Hochtouren an einer neuen, verbesserten Alley Cat.“
Vor anderthalb Jahren wollte Küper zwar eine Zusammenarbeit mit Verlagshäusern nicht grundsätzlich ausschließen, hatte aber „total Schiss, von so einem Riesenverlag gefressen zu werden“ („taz“) und erklärte daher gegenüber jetzt.de: Ich werde weiterhin versuchen, die Zeitschrift in Eigenregie zu publizieren. Die Selbstständigkeit garantiert mir totale kreative Freiheit und das Recht, 'Alley Cat' so umzusetzen, wie es mein Konzept vorsieht.
So ist Deutschlands „erstes Erotikmagazin für Frauen“ von Ina Küper und Marlene Burba bislang quasi in Handarbeit produziert und wohlwollend aufgenommen worden. Das Startkapital, 15.000 Euro aus einer Erbschaft, und die laufenden Hefterlöse hatten immerhin für sechs Ausgaben gereicht. Zwischendurch haben die „Alley-Cat“-Macherinnen auch noch ein Buch („Bester Sex“) veröffentlicht. Nun bietet Burda die Chance, als Redaktion die nächste Stufe zu erklimmen. Und „Alley Cat“ dem Haus im Arabellapark vielleicht einen vielversprechenden Ansatz, Erotik zeitgemäß aufs Papier zu bringen, nachdem die Kollegen vom „Playboy“ im Quartal IV/09 über 25.000 Leser verloren und Burda damit ein Auflagenminus von 8,9 Prozent bescherten.

Updates: Nach der Veröffentlichung heute morgen hat „Alley Cat“ seine Homepage bereinigt. Statt der Ankündigung der Zusammenarbeit mit dem „großen Kater“ Burda wird jetzt das alte Heft beworben. (Und Meedia schreibt ziemlich wörtlich von mir ab.)




Ebenfalls gelöscht: der Tweet mit der ursprünglichen Info. Übrigens interessant, wie nachhaltiger offenbar ein Blogeintrag gegenüber Twitter ist. Als ich den Tweet der „Alley-Cat“-Redaktion letzte Woche retweetet habe und ihn demnach einige Medienjournalisten gelesen haben müßten, gab es keinerlei Reaktion.



Burda findet die Meldungen voreilig.

Inzwischen hat Burda gegenüber Lisa Priller-Gebhardt von „werben & verkaufen“ bestätigt, daß die „Alley-Cat“-Redaktion ab 1. Februar für ein halbes Jahr bei Ulrike Zeitlingers „freundin“-Redaktion zu Gast ist, um gemeinsam die nächste Ausgabe zu stemmen. Damit ist das Erotikmagazin bei der Burda Style Group angesiedelt und nicht wie der „Playboy“ in der Lifestyle Community.

Den Burda-Deal findet sogar bild.de interessant und drückt „die Daumen, denn Alley Cat ist ein streunendes Kätzchen mit großem Potenzial. Lieber Kater, pass gut auf deine Mieze auf!“

Rechtzeitig vor dem Umzugstermin analysiert Meedia noch einmal die letzte Ausgabe.

Am 4. März meldet „w&v“, daß Burda die Titelrechte an „Alley Cat“ erworben hätte.

Making-of-Video der Burda Kommunikationsabteilung vom 12. April:




„Zweieinhalb Jahre sind ja wirklich keine Zeit, um von der Studentin zur Chefredakteurin in einem so großen Verlag zu werden.“
Ina Küper im Interview mit focus online

It never rains in California? Golden Globes 2010

(Update: Globes 2018 hier)

Heuer werde ich während der Golden-Globe-Übertragung hauptsächlich twittern, aber auch hier das eine oder andere Bild hochladen.

Maria Menounos



















Olivia Wilde




















Heather Graham



















George Clooney mit Elisabetta Canalis


















Sandra Bullock



















David Duchovny und Tea Leoni


















Quentin Tarantino und Melanie Laurent



















Diane Krüger



















Julia Roberts



















Tom Hanks und Rita Wilson


















Cameron Diaz




















Die Fans standen auch im Regen.

(Bilder: HFPA)

Wehret den Kochtöpfen statt Minaretten: Münchens Kampf der Kulturen

Aufstelltafeln, Drehdisplays, Plakathalter, Warenstellagen, als Fahrradständer getarnte Werbeflächen, von den Sitzplätzen, Heizpilzen und Schirmen der Lokale auf ihren Außenflächen ganz zu schweigen, oft genug hatte ich Mühe, mir meinen Weg durch die Leopold- oder Türkenstraße zu bannen, weshalb ich durchaus Verständnis dafür habe, wenn die Stadt diesem Wildwuchs ein Ende bereiten will und die Nutzung der Bürgersteige strengeren Regeln unterwirft.
Die Protokolle der Bezirksausschüsse bestätigen dabei meinen persönlichen Eindruck: Ganz weit vorne beim rücksichtslosen Besetzen der Fußgängerwege sind neben den Gaststätten Münchens Optiker und Handyläden. Um so überraschter war ich, als am 12. November bei der Bürgerversammlung der Stadtteile Ludwigsvorstadt-Isarvorstadt der Bezirksausschußvorsitzende Alexander Miklosy, immerhin ein Vertreter der Rosa Liste und Mitgründer des Alternativradios Lora, während seiner „Informationen über aktuelle Themen aus dem Stadtbezirk“ zu einer Suada über die Warenpräsentation im öffentlichen Raum ausholte und ihm dabei eben nicht Drehdisplays und Werbeträger der Brillen- und Handyboutiquen oder gar die Warenkörbe von Schlecker, Rossmann & Co als Negativexempel einfielen, sondern „Kochtöpfe, Dessous, Koffer und Reifen vor den Läden der Landwehr-, Goethe- und Schillerstraße seinen Zorn erregten. „Ich mag ja auch Basare“, führt Miklosy weiter aus, und wer hat dieses entschuldigende „Ich mag ja auch“ nicht schon öfters gehört, wenn Biedermänner zu ihren brandstiftenden Stammtischtiraden gegen Andersdenkende und -ausschauende ausholen. Absurder Höhepunkt von Miklosys Verteidigungsrede auf die neuen – zwischenzeitlich wieder ausgesetzten – Sondernutzungsrichtlinien war ein Foto des Hotel Goethe mit der türkischen Flagge im O, das für ihn die drohende, ja wohl schon hereingebrochene Islamisierung Münchens zu verkörpern scheint.
Wobei er den Bildausschnitt geschickt – wie oben dargestellt – auswählte, denn die Hotelfront schmücken Fahnen aller Herren Länder. „Was würde Goethe darüber denken“, schimpfte er mit bebender Stimme, als ob die Schlacht auf dem Amselfeld erneut bevorstünde.
Ja, was hätte Goethe wohl gesagt? Vielleicht: „Wer sich selbst und andere kennt wird auch hier erkennen: Orient und Okzident sind nicht mehr zu trennen.“ („Faust“-Handschrift von 1826 – mehr zu Goethe und seinem Verhältnis zum Islam)

Samstag, 16. Januar 2010

Strictly amateur: Die schönsten Riemen

„Wir wollen uns nackt sehen“? „Wir sind Porno“? Wir wollen vor allem glänzen: Mit unseren Eroberungen, mit unseren Fotokünsten, mit unserer Provokation. „Die neue Ästhetik des alten Aktes“ ist vor allem clean, ob nun bei thathipsterporn auf Polaroid gefaket, bei modfetish auf cool getrimmt oder bei teufelchen auf Heimporno verniedlicht. Weit spannender sind die gescheiterten Motive, die Fehlerhaften, die Unvollkommenen, die in der Regel unpubliziert bleiben, im virtuellen Abfallkorb landen. Clicki interrupti. Nicht nur, weil sie sich dem kommerziellen Blick, dem Anspruch auf Perfektion verweigern, sondern weil sie eine letzte Bastion der wahrhaften Unprofessionalität in einem Metier verkörpern, das mit inszenierten Amateurbildern fast schon mehr Geld zu machen scheint als mit dem klassischen Porno. Bilder, wie ich sie letzte Woche unter dem Titel „Strictly amateur: Die strammsten Riemen. Nice Bastards Imaginarium – Funde aus dem Netz“ in den 100 Tage Bücher ausstellte, faszinieren mich aber nicht nur, weil sie den herkömmlichen Vorschriften der Bildkunst widersprechen. In ihrem gemeinsamen „Fehler“, dem ins Bild ragenden Trageriemen, spiegelt sich Leidenschaft wider, denn wann ist Erotik spürbarer, als wenn der Fotograf etwas derart Offensichtliches übersieht? Und muß der Sex selbst in der Erinnerung nicht bemerkenswert gewesen sein, wenn der Fotograf noch lange danach, beim Hochladen, das Bild nicht beschneidet und damit säubert, sondern so unvollkommen beläßt?

Mittwoch, 13. Januar 2010

Studenten eröffnen Besetzersaison 2010

Im Überschwang der Bildungsdemo heute haben die Münchner Studenten am späten Nachmittag den Hörsaal S005 in Erdgeschoß der Schellingstraße 3 besetzt. Etwa 40 Studenten waren eben noch anwesend, vier von ihnen wollen über Nacht bleiben. Bevor sich die für die Demo hier gastierende Wiener Delegation in die lokalen Beisl verzog, wurde noch diskutiert, inwieweit der nur durch einen schmalen Gang erreichbare Hörsaal zu abgelegen sei, aber es fiel noch keine Entscheidung hinsichtlich eines Umzugs. Polizei war bislang nur am Hintereingang des LMU-Hauptgebäudes in der Amalienstraße zu sehen, ob die in Unterlagen blätternden Beamten den Audimax sichern, sich für die Schellingstraße vorbereiten oder aus ganz anderen Gründen dort Stellung bezogen, ist unklar.

Updates: Polizei hat bereits geräumt. Laut „Abendzeitung“ haben sich die Studenten freiwillig „getrollt“, als sie von der Universitätsverwaltung dazu aufgefordert wurden, die „Süddeutsche“ schreibt dagegen, die Polizei hätte den Saal gegen 21 Uhr „räumen“ lassen.

Sonntag, 10. Januar 2010

Wochenplan

Putzdienst 100 Tage Bücher, Arbeitsamt, Licht, Kunst, Kommerz / Stuck-Villa & Amerikahaus, Pressevorführungen: Ein russischer Sommer, Armored, An education, Ajami und Invictus, Thonet-PK / Reitschule, Bildungsdemo / Sendlinger-Tor-Platz, Mouse on mars / Haus der Kunst, Cris Koch / Stuck-Villa, Studientag Zeitung: Sterblich oder unverderblich? Über die Zukunft der Printmedien / LMU

Mittwoch, 30. Dezember 2009

DJV: „Uni München – Journalisten unerwünscht“

„Schlechte Karten hatten Journalisten über die Weihnachtsfeiertage bei der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Wer die Studenten interviewen, filmen oder fotografieren wollte, die seit dem 11. November das Audimax besetzt hielten, stand vor verschlossenen Türen und vor privaten Wachschützern, die außer Uni-Mitarbeitern niemanden hinein ließen. Dass sich Journalisten mit Hilfe des Presseausweises legitimieren können, hat die Uni-Leitung dem Wachdienst nicht mitgeteilt, räumte LMU-Sprecherin Luise Dirscherl gegenüber dem DJV ein.
Wenig pressefreundlich ging es zwischen den Jahren weiter. Fotos vom leeren Audimax nach der Räumung am 28. Dezember untersagte die Pressesprecherin. Solche Bilder seien unangemessen.
Der DJV meint: Diese Entscheidung können Bildjournalisten am besten selber treffen.“
„DJV-news 136“

Updates: Es liegt nicht allein am Wachdienst. Am Freitag abend hat die Einsatzleitung der Polizei ausdrücklich den vor Ort Verantwortlichen der Universitätsleitung gefragt, ob Journalisten, die sich wie ich mit Presseausweis legitimiert haben, ins Haus dürften, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Die Universitätsleitung hat daraufhin explizit entschieden, daß sie auch gegenüber der Presse von ihrem Hausrecht Gebrauch macht und wir die LMU nicht betreten dürften.

Im „BJV-report“ 1/2010 äußert sich jetzt auch der bayerische Journalisten-Verband Mitte Februar (der aber meine Mail von Ende Dezember bis heute unbeantwortet ließ): „Ein reiner Verfahrensfehler“, zitiert Alois Knoller in seinem Artikel die LMU-Pressesprecherin Luise Dirscherl, die sich am 2. Februar mit LMU-Kanzler Christoph Mülke und BJV-Vorsitzenden Wolfgang Stöckel zusammensetzte, um die Aussperrung der Medien zu diskutieren. „Möglicherweise“ hätten Wachleute nicht nur Besetzern und Sympathisanten, sondern auch Journalisten den Zugang zur LMU verweigert. In einer vergleichbaren Situation, so Mülke, würde man in einer vergleichbaren Situation anders entscheiden.
Wie nun? War es ein Irrtum der Wachleute? Dann müßte die Universitätsleitung auch nicht anders entscheiden. Oder war die Behinderung der Presse von der LMU gewollt? Dann läge kein Verfahrensfehler vor.
So oder so: Kein Wort dazu, daß nicht nur die Wachleute aktiv waren, sondern Einsatzkräfte der Polizei nach Rücksprache mit der LMU Journalisten den Zutritt zur Universität verweigerten.

Update vom 24. Januar 2020
Über zehn Jahre später scheint die LMU nichts dazugelernt zu haben. Bei einer #unibrennt-Veranstaltung sind wieder Studenten ein- und Journalisten ausgesperrt worden. „Unartige Kinder einzusperren, gehört zu den Methoden der Schwarzen Pädagogik von Erwachsenen. Damit jüngere Menschen zur Räson zu bringen wirkt 2020 - jedenfalls hierzulande - wie ein inadäquates Mittel aus vordemokratischen Zeiten. Und wie schon früher: Gebracht hat es auch am Mittwochabend in der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) nicht viel“, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“.

La Bordei (Stăncuţa)



Das Hugo Siegmeth Quartet interpretiert in der Unterfahrt die rumänische Traditionspolka

Montag, 28. Dezember 2009

Endet die Freiheit der Presse in der Universität?

Wer die Vorgänge der letzten drei Tage an der Ludwig-Maximilians-Universität in den Münchner Medien nachlesen will, wird sich durch zahlreiche Anführungszeichen und Konjunktive kämpfen müssen, denn bei allem Nachrichtenwert (Audimax besetzt, Polizeieinsatz auf dem Universitätsgelände, Sperrung von Fluchtwegen trotz etwa 60 im Gebäude Anwesender) gab es nur eine Quelle: die Besetzer, und somit nur Beiträge vom Hörensagen, ohne die Möglichkeit, die Fakten zu überprüfen.
Denn mit der Aussperrung von Studenten und Sympathisanten ohne vorherige Ankündigung am ersten Weihnachtsfeiertag hat Prof. Dr. Bernd Huber, Präsident der Universität, auch sämtliche Journalisten des Hauses verwiesen. Mit der Begründung, die Uni sei „geschlossen“ durfte die Presse vom 25. Dezember bis heute nicht mehr aufs Universitätsgelände. Auf Rückfrage durch die Einsatzleitung der Polizei am Freitag abend bekräftigte die Universitätsleitung, daß sie auch gegenüber den Journalisten von ihrem Hausrecht Gebrauch macht.
Auf gut deutsch: Hausverbot für die Medien an einer deutschen Uni, wodurch – ausgerechnet in der Ära des FDP-Ministers Heubisch – der Begriff Exzellenzuni eine neue Bedeutung erhält: die akademische Freiheit schlägt nun im Verfassungsrang die Pressefreiheit, selbst wenn dies wie letzten Freitag mit Polizeigewalt durchgesetzt werden muß. Die Besetzung des Audimax mag heute morgen beendet worden sein, aber über den Platzverweis für die Presse während der letzten drei Tage wird noch zu reden sein.

Updates: „Neutrale Berichterstatter wurden von der Uni allerdings trotz mehrfacher Nachfrage nicht ins Gebäude gelassen.“ ddp

Tatsächlich, selbst nach der Räumung bleibt die Presse weiter ausgesperrt und durfte sich beispielsweise heute nicht selbst ein Bild von den Zuständen im Hauptgebäude machen. Wie ein Securitas-Mitarbeiter heute zu mir meinte, wäre es so sicherer.

Gegenüber dem von mir eingeschalteten Deutschen Journalisten-Verband erklärte die Pressesprecherin der Universität, Luise Dirscherl, es seien zwar während der Weihnachtsfeiertage Journalisten vom Wachdienst abgewiesen worden. Sie selbst sei jedoch über Handy erreichbar gewesen und habe in mehreren Fällen dafür gesorgt, dass Journalisten die Uni betreten konnten, beispielsweise ein Mitarbeiter der „Süddeutschen Zeitung“. Am gestrigen Montag habe sie entschieden, dass nach der Räumung keine Foto- und Filmaufnahmen vom leeren Audimax gemacht werden durften. Sie habe solche Bilder für „unangemessen“ befunden. Der DJV hält dieses Fotoverbot für fragwürdig und wird in den morgigen „DJV-news“ darüber berichten.



Inzwischen hat sich auch der Bayerische Journalisten-Verband „mit großer Verwunderung“ über die Behinderung der freien Berichterstattung an die Universitätsleitung gewandt und mit den Verantwortlichen getroffen.