Harald braucht Licht, Harald sucht Spaß, Harald ist ein Außerirdischer. Auf Urlaub, sonnenhungrig, an sexuellen Abenteuern interessiert, eben ein Pauschalreisender. Noch schlimmer: ein Billigtourist, dessen wenige Weltraumtaler gerade einmal für eine schlichte irdische Hülle, Marke: Buchhalter, gereicht haben. So stakst der unbedarfte Erdankömmling im steten Kampf mit der Schwerkraft in das Leben einer Science-fiction-Lektorin, nascht an ihrem Patentkleber und bricht ihr das Herz.
Heinrich Schafmeister spielt den Sternenbummler wie einen James Stewart auf Crack. Schlacksig, jungenhaft, zu keiner Lüge fähig und doch bei aller Gutmütigkeit von einer zügellosen Verwirrung stiftenden Anarchie. Das intergalaktische Reisebüro hat ihm Bed & Breakfast bei der Lektorin (Frusthenne: Martina Gedeck) angedreht. Bloß weiß die gute Frau nichts davon. Ihre Gastfreundschaft entwickelt sich erst, als sie Harald dazu benutzen kann, einen klammernden Gelegenheitslover (Ruhrpott-Proll: Ingo Naujocks) auszubremsen.
Jürgen Egger hat mit seinem Drehbuch für Rainer Kaufmanns Kurzfilm „Der schönste Busen der Welt“ bereits Sinn fürs Skurrile bewiesen und bei Sönke Wortmanns „Kleinen Haien“ Tempo und Einfühlungsvermögen. In seiner neuen Doppelfunktion als Autor und Regisseur gelang Egger leider nur eine recht grobe, ungelenke Nummernrevue.
Die Grundkonstellation des naiven Fremden, der keine menschliche Konvention beherrscht, ergibt einige Kabinettstücke: Wenn etwa Harald mit seiner bemüht höflichen Art ein paar Zechbrüder unter den Tisch säuft, einen Busfahrer wie einen Privatchauffeur traktiert, den Hausmeister mit dicken Scheinen schmiert oder seinen schnoddrigen Rivalen verbal aufmischt. Um so plumper wirken die Gags, in denen das Elend deutscher Fernsehsender und einsamer Single-Frauen karikiert wird. Die Darstellung des Berufsalltags ist so dämlich, wie wir es in den Superweib- und Stadtgespräch-Schmonzetten erleiden mußten.
Ein Trost: Wenigstens bleiben dem Zuschauer die sonst üblichen Luxus-Altbau-Super-Loft-Terrassen-Landschaften deutscher Komödien erspart.
Diese Filmkritik erschien am 2. Januar 1997 in „Ticket“ 1/97, dem Kultursupplement des Berliner „Tagesspiegels“.
(Foto: BR/SWR)
Samstag, 26. Februar 2011
Wochenplan
Informationsabend für die Eltern der Schulanfänger, Pressevorführungen „Nichts zu verzollen“ und „Bibliothèque Pascal“, Mediengespräch mit Thomas Gruber / BayernForum der Friedrich-Ebert-Stiftung, Vernissage Sakura / Galerie Micheko, arte Fashion Week, Globetrotter-Eröffnung, Munk Record Release Party / Kirsch & Co
Mittwoch, 23. Februar 2011
Petit Déjeuner Musical (87): Selah Sue
Messieursdames, Selah Sue!
Selah Sue - Raggamuffin
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Selah Sue - Appletree (Acoustic Session)
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Selah Sue - Break (Acoustic Session)
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Samstag, 19. Februar 2011
Wochenplan
BJV-Netzwerktreff Medienlounge / Volksgarten, Pressevorführungen „Drive angry“, „Alles, was wir geben mußten“, „biutiful“ und „Unkown Identity“, Dominik Schüttes Buchparty „Was würde der Boss tun?“ / Favorit-Bar, „À propos de Nice“ / Filmmuseum, Präsentation Prefall Kollektion 2011 / Louis Vuitton Showroom, Ernst Ludwig Kirchner: Zirkus, Tanz & Cabaret / Franz Marc Museum, Lesemarathon von Lion Feuchtwangers „Erfolg“ / Schauspielhaus, La nuit des César, Oscar-Verleihung / Pro Sieben
(Foto: Ernst Ludwig Kirchner, Blaue Artisten, 1914, Franz Marc Museum, Kochel a.See, Leihgabe aus Privatbesitz)
(Foto: Ernst Ludwig Kirchner, Blaue Artisten, 1914, Franz Marc Museum, Kochel a.See, Leihgabe aus Privatbesitz)
Samstag, 12. Februar 2011
Wochenplan
Vernissagen „Mapping Florenz“ / Fraunhofer-Haus und Heinrich Kley sowie Cornelius Völker / Stuck-Villa, Agnès Varda im Gespräch mit Chris Dercon / ERES-Stiftung, Opening L'Osteria / Künstlerhaus, Pressevorführungen „Pina“, „Wer, wenn nicht wir?“ und „Die Tigerentenbande“, Gasteig on tour – Klassik im Club: Julia Barthel / Bob Beaman, Märchenkönig Ludwig II. – Zwischen Mythos und historischer Wirklichkeit / Werkraum, Finale „Unser Song für Deutschland“ / ARD
(Foto: Lena Lauzemis als Gudrun Ensslin in Andres Veiels „Wer, wenn nicht wir?“, © Markus Jans/zero one film)
(Foto: Lena Lauzemis als Gudrun Ensslin in Andres Veiels „Wer, wenn nicht wir?“, © Markus Jans/zero one film)
Samstag, 5. Februar 2011
Wochenplan
Vernissage „25 Jahre Gasteig: Menschen-Technik-Visionen“ / Gasteig, Street-Vernissage Wanja Belaga / Foto-Kellner, „Dorotheas Rache“ / Filmmuseum, Staatsfeind Wikileaks – Podiumsdiskussion mit Marcel Rosenbach und Holger Stark (beide „Der Spiegel“) / Literaturhaus, Magnifico-Premiere / Zeltpaläste, Pressevorführung „Das Hausmädchen“, Podiumsdiskussion „Wikileaks – Zwischen Transparenz und Datenschutz“ / Bayerischer Landtag, Nintendo 3DS Experience Night / MVG-Museum, „Le deuxième souffle“ / Filmmuseum, „Le samourai“ / Filmmuseum
Dienstag, 1. Februar 2011
Samstag, 29. Januar 2011
Wochenplan
Mein Internet – Netzkongreß der CSU mit Horst Seehofer / Hanns-Seidel-Stiftung, Unser Song für Deutschland / Pro Sieben, Innenansichten des Krieges (u.a. mit Jürgen Todenhöfer) / Literaturhaus, Vernissagen „The eternal timeline show“ / Galerie Traversée und Olaf Metzel / Galerie Klüser 2, Sicherheitskonferenz / Bayerischer Hof, Proteste gegen die Siko, Uraufführung von Klaus Schedls „Les Fleurs du Mal“ / Muffathalle, Buback-Labelnacht mit 1000 Robota, F.S.K., Die Goldenen Zitronen und Kristof Schreuf / Schauspielhaus, Super Bowl: Pittsburgh Steelers - Green Bay Packers / ARD
Sonntag, 23. Januar 2011
Wochenplan
Jahrespressekonferenz des Bayerischen Journalisten-Verbands mit anschließender Podiumsdiskussion zum Leistungsschutzrecht / Presseclub, DLD „Focus“ Night mit I Blame Coco und Duffy / Haus der Kunst, „Mehr Verantwortung bei der Polizei“ – Diskussionsveranstaltung Münchner Fußballfans in Zusammenarbeit mit amnesty international / Feierwerk, Supper Club / Daylesford Organic, Zeitzeugengespräch mit Willibald Sauerländer / Jüdisches Museum, Ich und die Kamera: Vier Kurzfilme von und mit Orson Welles / Filmmuseum, Vernissagen Keren Cytter: „The Hottest Day of the Year“ / Kunstverein und Olaf Nicolai: „Escalier du chant“ / Pinakothek der Moderne
(Foto von Duffy: Lachlan Bailey/Universal Music)
(Foto von Duffy: Lachlan Bailey/Universal Music)
Samstag, 22. Januar 2011
Christiane Arp – VOGUEs Hohepriesterin der kostspieligen Body Modification
Seien wir doch einmal ehrlich, seitdem nicht mehr Angelica Blechschmidt als komische Alte die deutsche „Vogue“ regiert, ist es um die Chefredaktion doch sehr ruhig geworden. Contenance statt bühnenreifer Zusammenbrüche samt Notarzteinsatz, Demut statt Drama, irgendwie könnte man auch sagen, daß die herrlich kapriziöse Schlossherrin das Condy-Nasty-Gut verlassen hatte und nur noch ein blasses Schloßgespenst durch die hochherrschaftlichen Flure geisterte. Eine neue Ära, die manche allein schon wegen des effektarmen Stils für „Qualität und Seriosität“ hielten.
Diese Woche war das plötzlich anders, diese Woche war Christiane Arp plötzlich in aller Munde, weil sie das Wörtchen „Scheiße“ in selbigen genommen hatte. „Schon im zweiten Absatz des Artikels stand so viel Scheiße, dass ich zu lesen aufgehört habe“, lästerte sie dem „Kress“ zufolge über einen Verriß der Berlin Fashion Week im „Spiegel“. (Die Grenzen der Berlinbegeisterung bei der deutschen „Vogue“ offenbarten sich übrigens, als der Verlag in die Hauptstadt ziehen wollte und nahezu die gesamte Belegschaft darauf bestand, weiter im gemütlichen München vor sich her zu dümpeln. Das aber nur nebenbei.)
Jedenfalls hatte Frau Arp Scheiße gesagt, und darob geriet leider diese Woche ihr ausführlicheres Statement im „Tagesspiegel“ etwas in den Hintergrund, obwohl sie da, wenn auch mit weniger drastischen Worte, doch Bemerkenswerteres über Blogger, den Anzeigenmarkt und die Wettbewerber verriet. Und über Grundsätzliches beim Zentralorgan der Hungerhaken:
„Magersucht ist genau wie Fettleibigkeit eine Krankheit und die Ursachen dafür sind in der Gesellschaft verortet, nicht in einem Modemagazin. Zumal 'Vogue' in keiner Ausgabe jemals Diättipps gegeben oder eine 'Wie verändern Sie Ihren Typ'-Geschichte gemacht hat.“
Mal abgesehen von der Chuzpe, sich selbst als Blattmacherin außerhalb jeder gesellschaftlicher Verantwortung zu orten und schlichtwegs zu leugnen, daß die „Vogue“ mit maßgeblich das idealtypische Erscheinungsbild vieler junger Frauen prägt, erscheint die Behauptung doch arg streitbar, „in keiner Ausgabe“ Diättyps veröffentlicht zu haben oder Ratschläge, wie man mehr aus seinem Typ machen könnte.
Gelegentlich beschäftigt man sich selbst in den schicken, zwischen Lenbachgärten und Altem Botanischen Garten residierenden Redaktionsräumen ganz direkt mit Ernährungstipps und schickt die Kollegin zum Selbstversuch „Detox de luxe – In fünf Tagen entschlacken, entgiften und nebenbei noch ein paar Pfund abnehmen“ (Heft Februar 2010). Übrigens für fünfzig Euro pro Diättag.
In der Regel liebt man es im Hause Arp aber oberflächlicher, technischer und vor allem kostspieliger, statt frugaler Ernährungspläne empfiehlt man lieber ein Fruchtsäurepeeling, statt Healthfood lieber Kosmetika, was vielleicht auch an den unterschiedlichen Werbebudgets liegt und der Vernetzung der Beautykonzerne mit den der „Vogue“ näher liegenden Modelabels. Die CMA steht da außen vor.
Vor allem ist die „Vogue“ aber das PR-Organ der gesellschaftlich akzeptierten Form der Body Modification, der Schönheitschirurgen. In der „Vogue“ wird nämlich keinesfalls der körperlichen Libertinage das Wort geredet, hier wird vielmehr zu drastischeren Maßnahmen als Müesli und Salat geraten: zu Botox und Eigenblut-Mesotherapie, Rubinlaser und mechanischer Vakuummassage mit Infrarot und Radiofrequenzstrahlung, als ob Verleger Si Newhouse einer dieser technikvernarrten James-Bond-Bösewichte wäre.
Im April 2010 ging es mit Schock-Frost-Methode gegen „resistente Fettpolster“, während man die kleineren Fettdepots am Knie mit Liposuktion entfernt. Wahlweise wird auch „mit Botox der Wadenumfang um bis zu 5 cm reduziert.“
Im Mai-Heft wurde „der erste Versicherungsschutz für Beauty-Operationen“ vorgestellt und erklärt, wie ästhetische Fußchirurgie „für schmalere Fesseln“ sorgt. Zur Straffung von „Dingle-dangle-Oberarmen“ schmilzt man per Laser Fettgewebe weg – „ich vereinbare begeistert einen OP-Termin“.
Im Oktober wurde eine „Vela-Shape-Behandlung zur Reduzierung von Cellulite und Fettpolstern“ angepriesen, im Januar 2011 „Fettzellenentleerung mittels Ultraschall“, im aktuellen Februar-Heft stellt man ein paar – eher konventionell hungern und trainieren lassende – Branchenstars vor wie Angelo Sorrenti mit seinem Muscle-Toning oder Dr. Joshi's Holistic Detox: Diätpläne mit „Erfolgsgarantie“.
Alles scheiße? Aber nicht in aller Munde. Dabei wäre doch die „Vogue“ ein so viel spannenderes Thema als die Berlin Fashion Week.
(Oberstes Foto aus Terry Gilliams „Brazil“)
Diese Woche war das plötzlich anders, diese Woche war Christiane Arp plötzlich in aller Munde, weil sie das Wörtchen „Scheiße“ in selbigen genommen hatte. „Schon im zweiten Absatz des Artikels stand so viel Scheiße, dass ich zu lesen aufgehört habe“, lästerte sie dem „Kress“ zufolge über einen Verriß der Berlin Fashion Week im „Spiegel“. (Die Grenzen der Berlinbegeisterung bei der deutschen „Vogue“ offenbarten sich übrigens, als der Verlag in die Hauptstadt ziehen wollte und nahezu die gesamte Belegschaft darauf bestand, weiter im gemütlichen München vor sich her zu dümpeln. Das aber nur nebenbei.)
Jedenfalls hatte Frau Arp Scheiße gesagt, und darob geriet leider diese Woche ihr ausführlicheres Statement im „Tagesspiegel“ etwas in den Hintergrund, obwohl sie da, wenn auch mit weniger drastischen Worte, doch Bemerkenswerteres über Blogger, den Anzeigenmarkt und die Wettbewerber verriet. Und über Grundsätzliches beim Zentralorgan der Hungerhaken:
„Magersucht ist genau wie Fettleibigkeit eine Krankheit und die Ursachen dafür sind in der Gesellschaft verortet, nicht in einem Modemagazin. Zumal 'Vogue' in keiner Ausgabe jemals Diättipps gegeben oder eine 'Wie verändern Sie Ihren Typ'-Geschichte gemacht hat.“
Mal abgesehen von der Chuzpe, sich selbst als Blattmacherin außerhalb jeder gesellschaftlicher Verantwortung zu orten und schlichtwegs zu leugnen, daß die „Vogue“ mit maßgeblich das idealtypische Erscheinungsbild vieler junger Frauen prägt, erscheint die Behauptung doch arg streitbar, „in keiner Ausgabe“ Diättyps veröffentlicht zu haben oder Ratschläge, wie man mehr aus seinem Typ machen könnte.
Gelegentlich beschäftigt man sich selbst in den schicken, zwischen Lenbachgärten und Altem Botanischen Garten residierenden Redaktionsräumen ganz direkt mit Ernährungstipps und schickt die Kollegin zum Selbstversuch „Detox de luxe – In fünf Tagen entschlacken, entgiften und nebenbei noch ein paar Pfund abnehmen“ (Heft Februar 2010). Übrigens für fünfzig Euro pro Diättag.
In der Regel liebt man es im Hause Arp aber oberflächlicher, technischer und vor allem kostspieliger, statt frugaler Ernährungspläne empfiehlt man lieber ein Fruchtsäurepeeling, statt Healthfood lieber Kosmetika, was vielleicht auch an den unterschiedlichen Werbebudgets liegt und der Vernetzung der Beautykonzerne mit den der „Vogue“ näher liegenden Modelabels. Die CMA steht da außen vor.
Vor allem ist die „Vogue“ aber das PR-Organ der gesellschaftlich akzeptierten Form der Body Modification, der Schönheitschirurgen. In der „Vogue“ wird nämlich keinesfalls der körperlichen Libertinage das Wort geredet, hier wird vielmehr zu drastischeren Maßnahmen als Müesli und Salat geraten: zu Botox und Eigenblut-Mesotherapie, Rubinlaser und mechanischer Vakuummassage mit Infrarot und Radiofrequenzstrahlung, als ob Verleger Si Newhouse einer dieser technikvernarrten James-Bond-Bösewichte wäre.
Im April 2010 ging es mit Schock-Frost-Methode gegen „resistente Fettpolster“, während man die kleineren Fettdepots am Knie mit Liposuktion entfernt. Wahlweise wird auch „mit Botox der Wadenumfang um bis zu 5 cm reduziert.“
Im Mai-Heft wurde „der erste Versicherungsschutz für Beauty-Operationen“ vorgestellt und erklärt, wie ästhetische Fußchirurgie „für schmalere Fesseln“ sorgt. Zur Straffung von „Dingle-dangle-Oberarmen“ schmilzt man per Laser Fettgewebe weg – „ich vereinbare begeistert einen OP-Termin“.
Im Oktober wurde eine „Vela-Shape-Behandlung zur Reduzierung von Cellulite und Fettpolstern“ angepriesen, im Januar 2011 „Fettzellenentleerung mittels Ultraschall“, im aktuellen Februar-Heft stellt man ein paar – eher konventionell hungern und trainieren lassende – Branchenstars vor wie Angelo Sorrenti mit seinem Muscle-Toning oder Dr. Joshi's Holistic Detox: Diätpläne mit „Erfolgsgarantie“.
Alles scheiße? Aber nicht in aller Munde. Dabei wäre doch die „Vogue“ ein so viel spannenderes Thema als die Berlin Fashion Week.
(Oberstes Foto aus Terry Gilliams „Brazil“)
Sonntag, 16. Januar 2011
Wochenplan
Jahres-PK Franz-Marc-Museum / Infopoint Museen, Pressevorführungen „Tron Legacy“, „Hereafter“, „Betty Anne Waters – Conviction“, „Eine Familie“, „Biutiful“, „Vallanzasca – Die Engel des Bösen“, „127 hours“ und „Womb“, Verleihung der Ernst-Hoferichter-Preise an Jan Weiler & Kerstin Specht. Die Laudationes halten Tilman Spengler und Elke Heidenreich. Musik: FM Einheit / Literaturhaus, Vernissage Tweet up your life mit einem Auftritt von Parasyte Woman / MaximiliansForum, ZAZ / Studio 2 im Funkhaus, Bread & Butter / Flughafen Tempelhof, Vernissage „van Eyck meets Japan“ – Portraits von Mami Kiyoshi / Micheko, MOGDy Camp / Altes Rathaus, FashionBloggerCafé / Mein Haus am See, Buchpremiere „Modestrecke – Unterwegs mit Les Mads“ / Departmentstore Cabinet im Quartier 206, Premiere „Die Dreigroschenoper“ / Volkstheater, Bloggertreffen / MaximiliansForum Moccar Pompidou
Samstag, 15. Januar 2011
Anica Dobra: Die Gastarbeiterin („Bin ich schön“, BR, 22.25 Uhr)
Im Bayerischen Fernsehen läuft heute abend Doris Dörries herausragender Liebes- und Lebensreigen „Bin ich schön?“. Anläßlich des Kinostarts 1998 haben der Fotograf Gunnar Geller und ich Hauptdarstellerin Anica Dobra im Hamburger Atlantic-Hotel zu einer Fotoproduktion und einem kurzen Interview für das Kultursupplement des Berliner „Tagesspiegels“ getroffen („Ticket“ 38/98 vom 14. September 1998).
Nichts einfacher, als ein europäischer Star zu sein? Dafür, daß die deutschen Behörden der nicht zum ersten Mal hier drehenden Anica Dobra („Wildfeuer“, „Roula“, „Honigmond“, „Frauen sind was Wunderbares“, „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer...“) trotz jugoslawischem Paß eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erteilten und er die Serbin neben Senta Berger, Dietmar Schönherr, Franka Potente und Heike Makatsch für Doris Dörries „Bin ich schön?“ besetzen konnte, mußte Produzent Bernd Eichinger lange kämpfen. Umgekehrt verweigerten dafür jugoslawische Behörden den Kollegen vom „Stern“, die Dobra in ihrer Belgrader Heimat besuchen wollten, das Visum. 1999 wird die Last – und Lust – mit der Fremde Doris Dörrie und Anica Dobra wieder zusammenführen, wenn sie „Erleuchtung garantiert“, die Heilssuche zweier Niederbayern in Japan, verfilmen.
Ticket: Sie leben in Deutschland und Jugoslawien?
Anica Dobra: Nein, mein Ausgangspunkt ist nach wie vor Belgrad. Das ist sehr wichtig für mich, weil es meine Basis ist. Man kann natürlich nachrechnen, wieviel Zeit ich dort verbringe und wieviel in Deutschland, aber dieses Pendeln ist zur Routine geworden und stört mich überhaupt nicht. Ich funktioniere auch hier sehr gut, habe Freunde, ein Zuhause.
Arbeiten Sie auch in Jugoslawien, stehen Sie auch dort auf der Bühne oder vor der Kamera?
Es ist schwierig mit der Filmarbeit, weil durch die Umstände wenig gedreht wird. Man kann auch kaum noch von einer Filmindustrie sprechen. Andererseits gibt es viele Enthusiasten mit frischen, neuen Ideen. Das ist logisch, daß nach einem Krieg plötzlich alles wieder aufblüht. Derzeit herrscht eine ausgesprochen gute und interessante Atmosphäre, und ich drehe nach einigen Jahren endlich wieder einen Kinofilm zu Hause. Mit etwas Glück wird er vielleicht auf der nächsten Berlinale gezeigt oder zumindest angeboten.
Die Filmkultur, die wieder neu entsteht: Ist das Kino à la Emir Kusturica?
Das nervt mich, daß man in Deutschland nichts anderes kennt. Daß man unsere Filmkultur nur mit Kusturica verbindet, mit irgendwelchen folkloristischen Werken und den Zigeunern, obwohl wir weit mehr zu bieten haben. Aber offensichtlich interessiert man sich in Cannes oder Berlin nur für exotische Geschichten. Dabei gibt es auch andere interessante Filme, deren Themen nicht so lokal geprägt sind. So einen hoffe ich jetzt zu drehen. Da wir nun mal eine Sprache sprechen, die fast keiner versteht, besteht für unsere Filme die einzige Überlebenschance, auf einem Festival erfolgreich zu sein.
Ist Ihr Name inzwischen gut genug, um deutsche Koproduzenten garantieren zu können?
Ja, aber dazu müßte ich mich auch damit befassen. Das mache ich aber nicht, denn ich bin weiterhin nur Schauspielerin. Ich nehme mir die Freiheit, Projekte anzunehmen oder abzulehnen. Alles andere kümmert mich nicht.
Haben Sie denn keine Ambitionen, wie viele Kollegen, auch mal Drehbücher zu schreiben, Regie zu führen, zu produzieren?
Nein, noch nicht. Ich bin schon sehr froh, wenn ich als Schauspielerin etwas vorschlagen darf, kann oder sogar muß. Das befriedigt bereits meine Eitelkeit. Und es genügt mir auch, daß ich bei einem Drehbuch, das mich anspricht, das mir gefällt, durch mein Mitwirken, mein Improvisieren eine neue Dimension hinzufüge.
Mir ist beim Fototermin aufgefallen, daß Sie sehr genau zu wissen scheinen, was Sie mit welcher Körperbewegung auslösen, wie Sie posieren müssen. Sind Sie ein Naturtalent, oder lernt man das auf der Schauspielschule, bei der Arbeit?
Es wäre übertrieben, zu behaupten, daß ich ein Naturtalent bin. Ich war aber auch kein Nichts, das erst auf der Schauspielschule plötzlich alles entdeckt hat. Manchmal weiß ich gar nicht, was alles in mir steckt. Oft ist es eine Frage der Entscheidung: ein Gemisch aus Kopf und Herz, weil man doch auch als Naturtalent sich noch irgendwie Gedanken darüber machen darf. Vielleicht will ich gar nicht fotografiert werden, aber sobald ich mich dafür entscheide, mache ich das auch korrekt. Obwohl ich wirklich zugeben muß, daß mir die Medien scheißegal sind (lacht). Ich vermisse die Medien nicht, und wie ich festgestellt habe, vermissen sie mich auch nicht... (lacht) Das ist ein faires Spiel.
Nichts einfacher, als ein europäischer Star zu sein? Dafür, daß die deutschen Behörden der nicht zum ersten Mal hier drehenden Anica Dobra („Wildfeuer“, „Roula“, „Honigmond“, „Frauen sind was Wunderbares“, „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer...“) trotz jugoslawischem Paß eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erteilten und er die Serbin neben Senta Berger, Dietmar Schönherr, Franka Potente und Heike Makatsch für Doris Dörries „Bin ich schön?“ besetzen konnte, mußte Produzent Bernd Eichinger lange kämpfen. Umgekehrt verweigerten dafür jugoslawische Behörden den Kollegen vom „Stern“, die Dobra in ihrer Belgrader Heimat besuchen wollten, das Visum. 1999 wird die Last – und Lust – mit der Fremde Doris Dörrie und Anica Dobra wieder zusammenführen, wenn sie „Erleuchtung garantiert“, die Heilssuche zweier Niederbayern in Japan, verfilmen.
Ticket: Sie leben in Deutschland und Jugoslawien?
Anica Dobra: Nein, mein Ausgangspunkt ist nach wie vor Belgrad. Das ist sehr wichtig für mich, weil es meine Basis ist. Man kann natürlich nachrechnen, wieviel Zeit ich dort verbringe und wieviel in Deutschland, aber dieses Pendeln ist zur Routine geworden und stört mich überhaupt nicht. Ich funktioniere auch hier sehr gut, habe Freunde, ein Zuhause.
Arbeiten Sie auch in Jugoslawien, stehen Sie auch dort auf der Bühne oder vor der Kamera?
Es ist schwierig mit der Filmarbeit, weil durch die Umstände wenig gedreht wird. Man kann auch kaum noch von einer Filmindustrie sprechen. Andererseits gibt es viele Enthusiasten mit frischen, neuen Ideen. Das ist logisch, daß nach einem Krieg plötzlich alles wieder aufblüht. Derzeit herrscht eine ausgesprochen gute und interessante Atmosphäre, und ich drehe nach einigen Jahren endlich wieder einen Kinofilm zu Hause. Mit etwas Glück wird er vielleicht auf der nächsten Berlinale gezeigt oder zumindest angeboten.
Die Filmkultur, die wieder neu entsteht: Ist das Kino à la Emir Kusturica?
Das nervt mich, daß man in Deutschland nichts anderes kennt. Daß man unsere Filmkultur nur mit Kusturica verbindet, mit irgendwelchen folkloristischen Werken und den Zigeunern, obwohl wir weit mehr zu bieten haben. Aber offensichtlich interessiert man sich in Cannes oder Berlin nur für exotische Geschichten. Dabei gibt es auch andere interessante Filme, deren Themen nicht so lokal geprägt sind. So einen hoffe ich jetzt zu drehen. Da wir nun mal eine Sprache sprechen, die fast keiner versteht, besteht für unsere Filme die einzige Überlebenschance, auf einem Festival erfolgreich zu sein.
Ist Ihr Name inzwischen gut genug, um deutsche Koproduzenten garantieren zu können?
Ja, aber dazu müßte ich mich auch damit befassen. Das mache ich aber nicht, denn ich bin weiterhin nur Schauspielerin. Ich nehme mir die Freiheit, Projekte anzunehmen oder abzulehnen. Alles andere kümmert mich nicht.
Haben Sie denn keine Ambitionen, wie viele Kollegen, auch mal Drehbücher zu schreiben, Regie zu führen, zu produzieren?
Nein, noch nicht. Ich bin schon sehr froh, wenn ich als Schauspielerin etwas vorschlagen darf, kann oder sogar muß. Das befriedigt bereits meine Eitelkeit. Und es genügt mir auch, daß ich bei einem Drehbuch, das mich anspricht, das mir gefällt, durch mein Mitwirken, mein Improvisieren eine neue Dimension hinzufüge.
Mir ist beim Fototermin aufgefallen, daß Sie sehr genau zu wissen scheinen, was Sie mit welcher Körperbewegung auslösen, wie Sie posieren müssen. Sind Sie ein Naturtalent, oder lernt man das auf der Schauspielschule, bei der Arbeit?
Es wäre übertrieben, zu behaupten, daß ich ein Naturtalent bin. Ich war aber auch kein Nichts, das erst auf der Schauspielschule plötzlich alles entdeckt hat. Manchmal weiß ich gar nicht, was alles in mir steckt. Oft ist es eine Frage der Entscheidung: ein Gemisch aus Kopf und Herz, weil man doch auch als Naturtalent sich noch irgendwie Gedanken darüber machen darf. Vielleicht will ich gar nicht fotografiert werden, aber sobald ich mich dafür entscheide, mache ich das auch korrekt. Obwohl ich wirklich zugeben muß, daß mir die Medien scheißegal sind (lacht). Ich vermisse die Medien nicht, und wie ich festgestellt habe, vermissen sie mich auch nicht... (lacht) Das ist ein faires Spiel.
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