Bereits Simon Verhoevens eindrucksvolles Regiedebüt „100 Pro“ setzte den Grundton seiner Filme: Männerfreundschaft, das Nachtleben samt dessen aberwitzigen Irrungen und Wirrungen – und für Insider unverkennbar Reminiszenzen an Nächte im Münchner Club P1.
Nächte, in denen auch Fab Morvan und Rob Pilatus heftig mitfeierten. Lange, bevor sie unter dem Namen Milli Vanilli zu Stars wurden.
In seinen folgenden Filmen wie „Nightlife“ blieb Verhoeven diesem Themenkomplex treu, angereichert durch einen neuen Akzent: Die Liebe zur Musikbranche. In „Männerherzen“ schenkte Verhoeven dem abgehalfterten Schlagerstar Bruce Berger (Justus von Dohnányi) nicht nur ein liebevolles Porträt, er schrieb ihm auch den Song
„Alle Kinder dieser Erde“ auf den Leib, der bis heute als YouTube-Video Herzen zum Schmelzen bringt.
So war es wohl nur eine Frage der Zeit bis Verhoeven, Sohn von Senta Berger und Regisseur Michael Verhoeven, sich dem Highlight des Münchner Nachtlebens und deutscher Musiktrickserei widmen würde: dem Aufstieg und Fall von Milli Vanilli, die zwar nicht singen konnten, aber Produzent Frank Farian die unwiderstehliche Bühnenpräsenz als Pop-Duo lieferten, um in den späten 80er Jahren
weltweit die Hitparaden zu
stürmen.
Mit Hits wie „Girl you
know it‘s true“, der jetzt auch Verhoevens Film den Titel liefert für die Erzählung einer der größten Betrügereien der Showbranche.
„Ich persönlich finde, Rob und Fab hatten es nicht verdient, die alleinigen Sündenböcke dieses Skandals zu werden“, betont Verhoeven, der mit seinem Drehbuch die beiden Underdogs rehabilitieren könnte. Elan Ben Ali (oben links) spielt Fab Morvan, Tijan Njie wird Rob Pilatus verkörpern. Gedreht wird bis Ende des Jahres in München, Berlin, Kapstadt und Los Angeles.
Der Text erschien zuerst in der „tz“ vom 2. September 2022.