Donnerstag, 22. März 2007

Erwischt!

Kaum kaufe ich mit Rücksicht auf meine Magenschleimhaut das erste Mal keine „Vanity Fair“ mehr, schon quatscht mich ein potentieller Arbeitgeber darauf an, ob ich heute im neuen Heft die 6-seitige Strecke über Marc Jacobs gelesen hätte? (Nicht neidisch werden, Posh hat ihn nicht selber sprechen dürfen, sondern sich beim „Guardian“ Zitate erschachert. Da es sich beim britischen Originalbeitrag um einen fünf Wochen alten durchgeschriebenen Text handelt, würde es mich schon interessieren, ob die Berliner Redaktion eine Abschrift des Gesprächsprotokoll erhalten oder sich das Wortlaut-Interview kreativ zusammenfabuliert hat.)

Also doch wieder die „VF“ gekauft und nach dem Babysitten heute abend nur schnell durchgeblättert und gleich scheckig gelacht. Im tausendsten Aufguß der „Wir knipsen Schriftsteller als Modepuppen, weil gerade Buchmesse ist"-Strecke wird Christian Schünemann als „Der Münchner“ tituliert. Ich habe Christian während seines kurzen wie unglücklichen hiesigen Intermezzos als Reiseredakteur bei „Cosmopolitan“ erlebt, und wenn es jemanden gibt, der München und noch viel mehr die Münchner haßt, dann wohl der in Berlin lebende Bremer. Das war wohl auch das treibende Moment seines faden Schlüsselromans, der jetzt auch schon zweineinhalb Jahre alt ist, was Christian als ganz heißen Anwärter für diese Geschichte über „Neue Bücher, neue Mode“ prädestiniert.

Übrigens noch schlechter als das Heft: der neu gegründete „Vanity Fair“ Podcast, der so spannend wie Granu Fink Werbung im Rentnerradio daher kommt. Dennoch danke Marc.us Marc für den persönlichen Hinweis!

Clown Co. vs. YouTube

Techcrunch zufolge wird sich heute ein Konkurrent für YouTube der Öffentlichkeit präsentieren. Das von Google-Mitarbeitern als „Clown Co.“ veräppelte Konsortium umfaßt News Corp. (MySpace) und NBC, mit Viacom und Sony als weitere Kandidaten.

Die Firma wird aber wohl nicht ins Endverbrauchergeschäft einsteigen, sondern Unternehmen wie Yahoo, Microsoft, AOL und MySpace mit Video-Content beliefern.

Der „L.A. Times“ zufolge wird der Schwerpunkt bei Kinofilmen und Fernsehprogrammen („24“, „The office“) liegen. Es soll aber für User die Möglichkeit bestehen, Clips nicht nur konsumieren, sondern sie auch zu bearbeiten.

Comeback der Kafiya (1)

Die Nachrufe sind schon länger her, es hat sogar stellenweise die politische Seite gewechselt, in manchen Szenen war es wohl niemals out, aber ich persönlich habe schon lange kein Palästinensertuch mehr gesehen. Bis mir heute mittag im Gefängnishof eine junge Kollegin aus den glamouröseren Schwesterredaktionen damit vor die Augen trat. „Weißt Du es nicht, das Palästinensertuch kommt wieder in Mode, als gewollter Bruch zum klassischen Outfit“, zitierte meine Kaffeepausenfee eine Geburtstagsrunde, während der ihr Anwalt gerade erst in der schnöseligen Bar Muenchen mit eben so einem Fetzen beglückt worden war.

Heil Ferry

„Einfach fantastisch. Wirklich schön“, findet Bryan Ferry die Filme von Leni Riefenstahl, die Gebäude von Albert Speer und was die Nazis sonst so an Massenaufmärschen und Symbolen zelebriert haben. Da wird sich der Salonfaschist aber im Haus der Kunst ganz besonders wohl fühlen, wenn er dort am 18. Mai den Stargast beim „Ball der Künste“ gibt. Mal sehen, ob er sich die passende Naziuniform als Kostüm aussucht.

Lufthansa siebt Passagiere aus

Leider kein April-Scherz: Zum Monatsersten schafft die Lufthansa auf ihren innerdeutschen Strecken die Papiertickets ab und stellt nur noch etix aus. Eine Flugbuchung ist laut der Presseerklärung dann nur noch mit Miles & More Karte, Kreditkarte oder einer deutschen Bankkarte möglich. Hm? Das würde doch bedeuten, daß Ausländer ohne Kreditkarte und Miles & More Karte, das heißt im Zweifelsfalle Studenten, McJobber, andere wirtschaftlich schlechter gestellte oder illegal in Deutschland Lebende von der Lufthansa ausgesperrt werden. Ganz zu schweigen von den deutschen sozialen Notfällen. Wer meint, hierzulande besäße jeder eine Bankkarte, sollte sich einmal bei den Schuldnerberatungsstellen informieren.

(Foto: Rolf Bewersdorf/Lufthansa)

Mittwoch, 21. März 2007

Münchner Klagemauer

Die schroff aneinandergereihten Travertinplatten der neuen Synagoge am St.-Jakobs-Platz laden förmlich dazu ein: Immer öfter findet man Gebetszettel in der Mauer – und ein Ausbruch des Jerusalem-Syndroms scheint auch nur eine Frage der Zeit zu sein.

Einen ersten psychotischen Vorgeschmack gab es heute: Während der Pressekonferenz zur Eröffnung des Jüdischen Museums bahnte sich eine nicht ganz ausgeglichen wirkende Frau mit Pace-Button erst ihren Weg zu Oberbürgermeister Ude, um ihm (stellvertretend?) ein paar Blumen zu überreichen und ging dann auf den benachbarten Vorplatz der Synagoge, um dort inbrünstig wie Aufmerksamkeit heischend zu beten, die Hände gen Himmel zu heben und sich sogar auf den Boden zu werfen.

Ich würde ihr dieses private Vergnügen vom Herzen gönnen, wenn nicht die lieben Kollegen Fotografen und Kameraleute die Pressekonferenz auch verlassen hätten und der Frau hinterhergehetzt wären, um sie ohne Respekt vor dem intimen Moment abzuschießen.

Währenddessen gab Ude unumwunden zu, daß der sich über mehrere Stockwerke erstreckende Neubau im Grunde ein Museum ohne Sammlung wäre. Entsprechend karg präsentieren sich derzeit die Räume. Entsprechend findig sucht man nach Objekten, die das Alltagsleben der Münchner Juden widerspiegeln, und wird da auch bei eBay fündig, wo die Kuratoren für 73 Euro ein Seder Tikkune Schabbat, ein Gebetsbuch aus dem späten 18. Jahrhundert, ersteigert haben.

Das Museum interessierte mich denn auch weniger, denn die Synagoge, die ich endlich mal besichtigen wollte. Nicht ahnend, daß laufend Führungen stattfinden und sogar ein Goi wie ich – nach Voranmeldung – beim Gottesdienst willkommen ist.

Erster Wermutstropfen heute morgen: Fleming's Restaurant im Gemeindezentrum, wo es unter anderem auch koshere Weißwürste, Leberknödelsuppe oder Fleischpflanzerl gibt, hatte noch geschlossen. Aber nachdem ich neben der Synagoge die Öfen entdeckte, mit denen das Festzelt zur Eröffnung beheizt wird, ist mir der Appetit auch vergangen...

(Mehr Bilder in wenigen Minuten auf Flickr)

Frühlingsanfang

Der Brunnen am Rindermarkt wird abgedeckt.

Dienstag, 20. März 2007

Kress-Map

Bei den Kress-Köpfen wird zur Visitenkarte der wichtigsten Medienleute jetzt auch gleich eine Anfahrtsskizze geboten. Funktioniert nur halt nicht so ganz, wenn etwa beispielsweise bei Konzernen wie Burda die Postanschrift nicht mit der Besucheranschrift übereinstimmt.

Fratz(en)

Jahrelang wunderte ich mich, warum die „Eltern“-Redaktion immer so häßliche Bälger aufs Cover hievt. Vielleicht damit die LeserInnen voller Stolz sagen können, wie viel hübscher ihr eigenes Kind ist?

Nun haben sie endlich mal einen netten Fratz auf dem Titel – und versauen es dann mit Typo und Balken.

Da kann sogar der Büchelmaier mit seinen häßlichen „Joy“-Titeln noch etwas lernen.

Wein & Gesang

Und wofür sind Sie so zuständig, fragte ich gestern Graham Paul, als mir noch nicht klar war, daß er der französische Generalkonsul in München ist. Ah, ich bin irgendwie für alles zuständig, antwortete er nonchalant und stellte es heute unter Beweis. Beim multinationalen Stehrumchen anläßlich der Journée Internationale de la Francophonie im Institut Français empfahl er sich als Mundschenk und ich sprach seinem Bordeaux gerne zu.

Bei aller Liebe zur Scholle meiner Vorfahren hatte es der recht dünne moldauische Pinot Noir danach etwas schwer. Und auf meinen Schweizer Lieblingswein hoffte ich vergebens. Die Belgier verzichteten ganz auf Wein und boten nur Käse an, während die Québecer erst mit einem Eis-Cidre überraschten – und dann mit der Mezzosopranistin Lysianne Tremblay.

Flirt oder Fickfalle?

Mein Lieblingsherrchen hat mit seinem Goldhund ein bißchen in den schmutzigen Seitenstraßen des Internets geschnüffelt und dabei investigativ einen sich harmlos und unschuldig gebärdenden Flirtblogger dubioser Geschäftsinteressen überführt und auf dessen Replik hin ihm erst recht eins auf die Nase gegeben.

ADC 2.0

Bei seiner März-Balz um den goldenen Nagel war der ADC bislang immer für eine spannende Ausstellung und eine fade, aber natürlich dennoch ausverkaufte Party gut. Heuer schmücken sie sich bei ihrer Berliner Jahreshauptversammlung kommendes Wochenende auch mit dem unvermeidlichen 2.0er Etikett, nennen es Vision und bitten am Freitag zu einem ganztätigen Meeting zum Thema: Kommunikation 2.0 - Die Eroberung von Zeit und Raum.

„Wegweisende Kreateure von echten und virtuellen Räumen berichten von Inspirationen und zeigen verblüffende Beispiele ihres Schaffens“, ist das nicht herzallerliebstes Werbergeschwätz?

Mit VW und den Olympischen Spielen finde ich zwar eher bloggerfeindliche Assoziationen bei den Teilnehmerreferenzen, aber vielleicht interessiert es doch den einen oder anderen Berliner.

Es kommen:
  • Prof. Dr. Gunter Henn: Architekt Autostadt Wolfsburg und der Gläsernen Fabrik Dresden
  • Ric Birch: Regisseur der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele Turin 2006
  • Mark Wallace: Herausgeber des Second Life Herold
  • Justin Bovington: CEO von Rivers Run Red, London, Spezialist für virtuelle Welten wie Second Life
  • Jochen Sandig und Folkert Uhde (Radialsystem V)

Montag, 19. März 2007

Domnul Drollig

Eugène Ionesco, Mircea Eliade, zwei der bedeutendsten französischen Autoren waren Rumänen, Bukarest war zwischen den beiden Weltkriegen als Paris des Ostens bekannt und die Kolonie der Pariser Exilrumänen ist legendär. Seit einiger Zeit gehört Rumänien sogar zu den Ländern der Francophonie, weshalb die Münchner Semaine de la Francophonie heute auch im Rumänischen Generalkonsulat zur Pressekonferenz bat.

Und so drollig wie Generalkonsul Mihai Botorog aussieht, war auch der Termin, bei dem das anwesende konsularische Corps (Frankreich, Rumänien, Schweiz, Kanada) die Presse zahlenmäßig übertraf.





Der Saal des Rumänienhauses mit seinen die Wände säumenden Sesseln und Sofas erinnert an die Empfangsräume levantinischer Potentaten, die Gastgeber vom Pförtner bis zum Generalkonsul parlierten zu Ehren des Anlasses französisch, während der französische Generalkonsul deutsch sprach.

Am schnuffigsten fand ich aber die Auswahl harter Getränke (Whisky, Cognac, Martini, Campari, Cointreau), als ob wir uns in einem Agentenroman der sechziger Jahre befänden.

Clan-Disclaimer

Familie sucht man sich nicht aus, sie ist (meistens) einfach da. Und mit Erstaunen stelle ich fest, wer da so alles inzwischen online ist – sei es in eigener Regie oder als Porträtierter. Ich bitte daher, es auch nicht mißzuverstehen, wenn ich der Vollständigkeit halber auf jeden verlinke, den ich finden kann. Das muß nicht immer ein Ausdruck von Sympathie sein. Tante Mariana, als uhse-riefenstahlsches Amalgam mein ganz persönliches Haßobjekt, ist etwa im Zweiten Weltkrieg für die Deutschen geflogen und pflegt bis heute den einen oder anderen Irrglauben.

Frisch gezapftes Handy-TV

Die Vorträge des Mobile Forums 2007 sind jetzt online, so auch Marcus Hochhaus' witziger Vergleich mobiler Übertragungswege wie Bluetooth, WLAN, UMTS, HSDPA, DMB, DVB-SH und DVB-H mittels einer Biergartenanalogie.

Netzeitung läßt Lottmann doch nicht bloggen

Manchmal klingt Jürgen Joachim Lottmann sehr nach Kummer, weshalb ich nicht umsonst in meinem gestrigen Blog geschrieben habe, er behaupte, zukünftig für die Netzeitung bloggen zu dürfen.

Sonntags war das nicht mehr zu überprüfen, aber heute kam auf meine Anfrage hin ein klares Dementi von Michael Angele, einem der beiden Chefredakteure der Netzeitung:

Was Joachim Lottmann in der "WamS" bezüglich der Netzeitung schrieb, ist totaler Schwachsinn. Wir richten Herrn Lottmann keinen Blog ein und hatten nie vor, es zu tun. Herr Lottmann sollte für uns eine Video-Kolumne machen, aber er hat bis heute keinen einzigen Beitrag abgeliefert. Es wird auch keine anderen Blogs in der Netzeitung geben, unsere Haltung dazu habe ich in einem Interview mit dem Magazin Onlinejournalismus formuliert. Sie gilt nach wie vor.

Sonntag, 18. März 2007

Stellenanzeigen (3)

Hmmm.

Met macht mobil

„Oper ist von den Bewegungen der Sänger bis hin zu den Kostümen und der Kulisse für Zuschauer gemacht, die frontal auf die Bühne sehen. Mit dem Film, der in monatelanger Arbeit entsteht, können wir niemals konkurrieren. Deshalb machen wir es genau umgekehrt. Wir zeigen Oper als Live-Spektakel – mit bis zu zwölf beweglichen Kameras, die das Geschehen zeigen wie ein Sportereignis“, so beschrieb Peter Gelb, Chef der Metropolitan Opera, der „Süddeutschen Zeitung“ vom 14. März die Live-Übertragung einzelner Vorstellungen in Kinosäle.

Kommenden Samstag können wir uns erstmals auch in Deutschland von dieser High-Definition-Übertragung überzeugen, wenn die New Yorker Mittagsvorstellung des „Barbiers von Sevilla“ ab 18.30 Uhr per Satellit übertragen wird: In der Schauburg in Karlsruhe, im Cinedom Köln, im Cinema München, im Cinecitta Nürnberg und im Metropol Stuttgart.

In den Hauptrollen von Rossinis Opera buffa sind der Tenor Juan Diego Flórez als Graf Almaviva, die Mezzosopranistin Joyce DiDonato als Rosina und der Bariton Peter Mattei als Figaro zu hören und zu sehen. John Relyea singt die Rolle des Don Basilio, John Del Carlo verkörpert Doktor Bartolo. Maurizio Benini dirigiert. Bartlett Sher inszeniert die erstmalig im November 2006 an der Met aufgeführte Oper.

(Foto: Concorde Filmverleih)

Jack Bauer und die Wirklichkeit

Nur um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: Ich liebe „24“, aber Jack Bauer ist ein ein gemeingefährlicher Geisteskranker. Und so sehr ich tragische Helden mag, so ernüchternd wie wichtig ist es, festzustellen, wie sie gerade in Form gut gemachter Unterhaltung die Wirklichkeit vergiften.

„They have this money-making machine, and we were telling them it’s immoral.“
Tony Lagouranis, ehemaliger Verhörspezialist der US-Army im Irak

Der „New Yorker“ hat das vorbildlich gemacht. Und präsentiert in Joel Surnow, Miterfinder und ausführender Produzent der Serie, einen Mann, der in engem Kontakt mit der Bush-Administration steht („like a Hollywood television annex to the White House. It’s like an auxiliary wing“) und mir „24“ fast schon verleiden kann: „The military loves our show. (...) People in the Administration love the series, too. (...) It’s a patriotic show. They should love it.”

Netzeitung läßt Lottmann bloggen

Im Interview mit onlinejournalismus.de wollte Michael Angele, einer der beiden Chefredakteure der Netzeitung, noch „viel von den Bloggern lernen, ohne klassische journalistische Tugenden aufzugeben“. Blogs an und für sich waren kein Thema, aber immerhin verriet er über seine Mitarbeiter: „der eine oder andere Autor bloggt in seiner Freizeit“. Nun behauptet Berlin-Mitte-Boy Jürgen Joachim Lottmann heute in der „Welt am Sonntag“, daß ihm die Netzeitung offenbar gerade einen Blog einrichte...

Nachtrag vom 19. März: Angele dementiert Lottmanns Behauptung energisch!

Petit déjeuner musical (10)

Messieursdames, Jane Birkin avec l'aimable assistance de Serge Gainsbourg et Franz Ferdinand!





Samstag, 17. März 2007

006

Ich halte ja auch immer Ausschau nach geeigneten Motiven, aber solche Pretiosen habe ich noch nicht entdeckt. (via Popbitch)

Güldner Burda

Tja, das ist eben kein Verlag wie jeder andere...

Ein Büttel der US-Aggressoren?

Kurz vor meinem Trip nach Lech bat mich jemand vom Veterinärdienst der US Army 100th Medical Detachment um einen kleinen Gefallen: Ob ich nicht einen bestimmten Militärarzt in Rumänien anrufen könnte, um mich nach seinem Fachgebiet zu erkundigen, damit man ihn gegebenenfalls zu einer internationalen Konferenz einladen könne. Kein Problem, der long distance call war schnell getätigt, und domnul colonel verstand mich trotz meines furchtbaren deutschen Akzents. Auf die angebotene Entlohnung seitens der Army verzichtete ich gern. Um so größer meine Überraschung, als ich heute per privatem Boten 50 Euro erhielt. Bin ich jetzt kompromittiert? Sicherlich nicht dadurch. Schließlich stand ich lange genug unter dem Schutz der Amis und finanzierte sogar einen Teil meines erfolglosen Jurastudiums mit einer Halbwaisenrente aus Washington...

(Fotos: Narziss und Goldhund/Flickr)

eBay erweitert sein Bewertungssystem

Das Bewertungssystem von eBay ist natürlich eine famose Idee, nur leidet es unter zu vielen aus purer Gefälligkeit oder vielmehr Angst abgegebenen positiven Bewertungen. Denn wer seinen Käufer oder Verkäufer neutral oder vielleicht sogar negativ einstuft, kann davon ausgehen, daß er als Retourkutsche ebenso bewertet wird, auch wenn dafür gar kein Anlaß vorliegt.

Einziger Ausweg: Die Bewertungen pokermäßig verdeckt lassen, bis beide Seiten abgestimmt haben, und sie dann erst gegenseitig offenlegen. Dazu hat sich eBay bisher leider nicht durchringen können.

In einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ gab Stefan Groß-Selbeck, Geschäftsführer von eBay in Deutschland, heute aber einige Neuerungen bekannt: „Bald können die Käufer bewerten, wie gut die Artikelbeschreibung war, wie gut die Kommunikation mit dem Verkäufer war, ob der Versand schnell genug erfolgte und ob sie mit den Versandkosten zufrieden waren. Gerade der vierte Punkte ist wichtig, da manchmal ein sehr günstiger Preis mit sehr hohen Versandkosten gekoppelt ist.“

Freitag, 16. März 2007

Klar-Text

Der Hinweis im heutigen „SZ-Magazin“ ist zwar eher klein und verschämt, nichtsdestotrotz ist es aber zu würdigen, daß die Redaktion ihr 1997 mit Christian Klar geführtes Interview aus gegebenem Anlaß online stellt.

Zeit zu gehen

Der Frühling knüpft sein braunes Band. Morgen geht's dann zurück nach München. Die letzten vier Wochen in Diensten der „freundin“ stehen viele Tests, Entscheidungen und Veränderungen an. Dann geht es jetzt mit den Vorstellungsgesprächen los. Ein paar eigene neue Webprojekte wollen gelauncht werden. Und ich werde nächste Woche 46.

Kelle? Also Bulle!

Um die Ecke steht dann aber auch in Lech nur die übliche neongrell gekleidete Mutti mit der Kelle.

Teure Mobilität

Ich finde schon die 18 Euro dreist, die es kostet, wenn man 24 Stunden an einem HotspoT der magentafarbenen Schnarchnasen surfen will. Aber hier in meinem vorübergehenden Lecher Secret Surf Spot kosten 75 Minuten 7,90 Euro. Jede Droge hat eben ihren Preis.

Donnerstag, 15. März 2007

Keine Kompromisse

Vergeßt Bogner, Frauenschuh, Mammut & Co. Wer in Lech was hermachen will, trägt auf der Piste Funktionsklamotten mit dem dezenten K, denen Lasse Kjus seinen Namen geliehen hat.

Die Sterne hell und klar

Selbst ein Meister des unscharfen Bildes wie ich kann sich noch steigern: Es war nacht und so verdammt glatt, daß ich die Kamera bei der benötigten Belichtungszeit kaum still halten konnte, aber fangen wir von vorne an...

Die Urlaubstage hier in Lech enden immer mit einer kleinen Tafelrunde daheim: Der Papa, nicht umsonst im Gastronomie- und Weingewerbe, kocht königlich und verwöhnt seine Frau mit österreichischen Weinen. Und Nanny Dorin sitzt mit am Tisch (wobei mir heute welsche Bergbekanntschaften vorschlugen, Nannie für Kinderfrauen und Nanno für Männer wie mich zu gebrauchen).

Gelegentlich heuern wir aber eine örtliche Babysitterin an und essen auswärts, sobald die Kinder schlafen. So begaben wir uns Dienstag abend in die Rud Alpe, eine 110 Höhenmeter über Lech liegende Skihütte, die zwei Mal in der Woche auch abends geöffnet hat.

Der besondere Clou: Man, das heißt auch das Personal kommt nur mit Skiern, einem Snowboard oder zu Fuß hin. Also schritten wir den mit Fackeln gesäumten Pfad entlang, und ich brauchte besonders lang, weil ich im Bann dieses einzigartigen Sternenhimmels stand, wie ich ihn in der von Licht verseuchten Großstadt nie zu sehen bekomme.

Oben dann statt rustikaler österreichischer Spezialitäten ein sterneverdächtiges Menü: Als Vorspeise Rehrücken mit Brezenknödel, dann ein grandioses Rinderfilet in Erdnußkruste und zum Abschluß Topinamburmousse mit Kumquatschaum. Gar sche war's!

Mix does Berlin

Georg Holzer hält sie für eine der spannendsten Konferenzen des Jahres, Heiko Hebig schwärmt auch davon und Robert Basic läßt sich sogar dorthin für mau „für mau“ (gemeint ist wohl für lau) einfliegen. Die Rede ist von Microsofts Get-Together für Webentwickler, -designer, -programmierer, -manager und Konsorten, die heuer vom 30. April bis 2. Mai in Las Vegas stattfindende Mix. Wie ich nun bestätigt bekam, beglücken uns die Gatomanen dieses Jahr aber auch noch mit einem deutschen Ableger. In der zweiten Juni-Woche wird die Mix Teutonica in Berlin stattfinden. Details folgen, sobald sie mir vorliegen. Man muß den Teufel ja im Auge behalten!

Mittwoch, 14. März 2007

Ballermann alpin

Das gemütliche Urlaubseinerlei führt mich immer gegen 15.30, 16 Uhr mit den Kiddies ins Dorf, wo wir deren Eltern beim Après-Ski treffen und dann noch Gondel fahren, eine Pferdekutsche mieten, einen Schneemann bauen oder was uns sonst spontan einfällt. Die Sonne scheint, die ersten Skifahrer kehren ein, die Stimmung ist beneidenswert friedfertig. Vorgestern habe ich mich aber erstmals abgeseilt, um im Secret Surf Spot online zu gehen und befand mich so um 18 Uhr wieder auf der Hauptstraße. Die Szenerie war wie ausgewechselt, als ob sich alle Bürger verzogen hätten, weil die Daltons in die Stadt eingeritten sind. Aggressive Autofahrer, laut mitgrölende Alkis an den Bars, und die Sonne vor Scham längst hinter den Gipfeln verschwunden.

Exotika

Nach zwei Tagen Filterkaffee zum Frühstück mit einem Wattegefühl im Mund reumütig zum grünen Tee zurückgekehrt. Den haben wir sogar dabei. Fehlt nur der da rein zu schnippselnde Ingwer. Bei Filomena, dem örtlichen Spar-Markt, kein bißchen Ingwer zu entdecken. Heute dann Pfefferkorn ausprobiert, einen der örtlich herrschenden Clans mit Hotels, Sportgeschäft, Après-Skibar und eben auch einem Supermarkt. Bingo! Extra eine viel zu große Knolle ausgewählt, die sich gut teilen läßt, damit jedes Kind etwas in seinen kleinen Einkaufswagen verstauen kann. Beim Zahlen dann ein irritierter Kassierer. Oh, hätte ich das am Gemüsestand abwiegen und auszeichnen müssen, frage ich verlegen? Nein, nein, erwidert er noch verlegener, was ist das? Ich kläre ihn auf, er kann in seiner Liste nachschlagen und mein grüner Tee mit frischem Ingwer ist auch hier möglich.

Montag, 12. März 2007

Bergblog

Es gibt für alles ein erstes Mal. Natürlich hatte ich vorher schon recherchiert, daß die Hot Spots in Lech recht rar gestreut sind. Aber man darf ja hoffen: daß der eine oder andere agile Einheimische vielleicht daheim ein WLAN hat oder das eine oder andere Hotel seinen Gästen ein Netz anbietet, das noch nicht in den WLAN-Verzeichnissen registriert ist. Von wegen! Zum ersten Mal zeigt mir mein MacStumbler das blanke nichts an. Kein drahtloses Netz, weder geschlossen, noch offen.

Dennoch gibt es einige Neuheiten. Zwar laufen die Skilehrerinnen immer noch nicht so herum wie es der Skilehrerinnen-Kalender verspricht... Auch wenn die Fotos teilweise hier vor Ort entstanden sind.

Am Schlegelkopf hat die neue Frozen Icebar eröffnet, angeblich DER Treff der hier urlaubenden Russen und Russinnen. Aber selbst diese Verlockung bringt mich nicht in den dort hinführenden Sessellift.

Also bin ich heute das erste Mal zu den westeuropäischen Schneebunnies ins Coffee House, das - SURPRISE SURPRISE - jetzt auch den WLAN-Zugang über mein eigenes PowerBook erlaubt. Letztes Jahr mußte ich dort noch auf die auszuleihenden, stets vergriffenen Notebooks warten, jetzt kann ich sofort ins Netz gehen.

Ein paar Bilder upflickrn, Mails abfragen, Kontostand checken. Das Leben draußen geht weitgehend an mir vorbei, der Tag gehört den Schlitten fahrenden, Schneemänner bauenden, von mir Lieder vorgesungen bekommenden, mit mir raufenden und spielenden, gerade eben mit einer Pferdekutschenfahrt überraschten Patenkindern, abends wird dann gemütlich gekocht und dem Weine zugesprochen.

Kein Radio, kein Fernsehen, aber rege Diskussionen über den laut abgespielten Inhalt der mitgebrachten iPods.