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Freitag, 29. Oktober 2010

Bryan Ferrys nette, unkomplizierte Schwärmerei für Nazis

So langsam mache ich mir Sorgen um Alexander Gorkow. Seine männlich-pubertäre Schumann's-Phase, als er beim Saufen nur in Ruhe gelassen werden und mit jedem Störenfried vor die Tür gehen wollte oder zumindest so tat, war ja noch putzig. Seitdem er aber im SZ-Hochhaus direkt neben der Chefredaktion sitzt, scheint ihn entweder die Midlife Crisis erwischt zu haben oder er regrediert in die vorpubertäre Phase eines bedingungslosen Fans. Nichts gegen seine einfühlsamen Porträts älterer Herren wie Klaus Lemke, Phil Collins oder – in der gestrigen „Süddeutschen Zeitung“ – Bryan Ferry. Aber es fällt schon auf, wie er dabei alles Negative ausblendet.
„Im Interview schwärmte er damals, wie leicht das Leben sogar für ihn sein könne, hach ja, und erzählte vom Landleben in Surrey und seinen fünf Hunden. Nett, dieser plötzlich unkomplizierte Bryan Ferry“
, so Gorkow über das Jahr 2007, als Ferry in Gorkows Augen wohl nur einen Fehler begang: Bob Dylan zu covern.
Dabei schwärmte der Dandy im März 2007 nicht nur fürs englische Landleben, sondern in einem berüchtigten Interview mit der „Welt am Sonntag“:
Ferry: Ich möchte auf ein Leben zurückblicken, in dem ich Dinge vollbracht habe. Deshalb nenne ich mein Studio in Westlondon auch ... aber halt, das darf ich Ihnen als Deutscher gar nicht erzählen.
WamS: Etwa "Führerbunker"?
Ferry: Da haben Sie mich ertappt. Normalerweise behaupte ich gegenüber deutschen Journalisten immer, ich würde mein Studio als mein "Hauptquartier" bezeichnen. Das ist weniger verfänglich. Aber die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben, meine Herren! Ich spreche von den Filmen von Leni Riefenstahl und den Gebäuden von Albert Speer und den Massenaufmärschen und den Flaggen - einfach fantastisch. Wirklich schön.


(Foto: Neil K./EMI)

Samstag, 19. Mai 2007

Künstlerball im Geist der Machtergreifung

Die Münchner Tradition der Künstlerbälle assoziiert man schnell mit Bohème, Freiheit und kreativer Aufsässigkeit. Gestern hat die Bayerische Staatsoper nun mit ihrem ersten Ball der Künste ganz andere Koordinaten gesetzt.

Als Location: das Haus der Kunst, das sicherlich schon lange mit außergewöhnlichen Ausstellungen, Theateraufführungen und dem P1 von sich reden macht, aber nun mal eben als „Haus der deutschen Kunst“ ein Führerbau ist. Wer in der Naziimmobilie feiert, sollte da schon Taktgefühl zeigen.

Ausgesprochen sensibel ist es dann nicht gerade, ausgerechnet Bryan Ferry beim Ball der Künste auftreten zu lassen. Der hat vor zwei Monaten „die Art und Weise, wie sich die Nazis inszeniert und präsentiert haben“, gelobt, aber okay, schließlich hat er sich auch sofort ein paar Wochen später, nachdem seine Bemerkungen auf immer mehr Widerspruch stießen, dafür entschuldigt.

Das wurde aber noch getoppt! Ein gutes Beispiel, wie sich die Nazi ästhetisch präsentiert haben, hatte Hauptsponsor Audi passenderweise gestern abend als Saaldekoration zur Hand: Einen Silberpfeil Typ A der Auto Union. Audi weiß eben, wie man den genius loci angemessen umsetzt. Im Pressetext zu dem breit gestreuten Foto schreiben sie zwar ungewohnt g'schamig, es handle sich um einen „Rennwagen aus den 30er Jahren“, aber wenn ich richtig informiert bin, ist dieses Modell 1934 konstruiert worden.

Das Haus der Kunst, ein die Nazis lobender Stargast, ein Silberpfeil als Deko, alles nicht so tragisch. Aber in der Kombination wohl genau das neue Deutschland, dessen sich die „Vanity Fair“ so brüstet.

(Foto: obs/Audi AG)

Donnerstag, 22. März 2007

Heil Ferry

„Einfach fantastisch. Wirklich schön“, findet Bryan Ferry die Filme von Leni Riefenstahl, die Gebäude von Albert Speer und was die Nazis sonst so an Massenaufmärschen und Symbolen zelebriert haben. Da wird sich der Salonfaschist aber im Haus der Kunst ganz besonders wohl fühlen, wenn er dort am 18. Mai den Stargast beim „Ball der Künste“ gibt. Mal sehen, ob er sich die passende Naziuniform als Kostüm aussucht.

Samstag, 27. Januar 2007

Let's stick together

Daß Bryan Ferry gestern abend im Schumann's saß, ist eine Selbstverständlichkeit. Aber was hatte er überhaupt in München zu suchen? Ah!

(Foto: Julian Broad c/o Bill Charles Agency)