Freitag, 9. März 2007

Cash-Cow Handy

Nachdem die Computer- und Handy-Welten immer mehr zusammenwachsen und ich bereits für die „freundin“ mit mobilen Applikationen („Desperate-Housewives“-Voting, Handy-Tarot) herumexperimentiert hatte, wollte ich mal sehen, was diese Branche so treibt und hatte mich für das Mobile Forum 2007 angemeldet.

Einzige Schwierigkeit: der Veranstaltungsort. Ein Studiogelände auf der grünen Wiese zwischen Ismaning und Unterföhring. Also die zwölf Kilometer mit dem Rad raus und festgestellt, daß ich mich für die Redaktionen von Gong, DSF oder Sport1 lieber gar nicht erst bewerbe, da ich die Strecke nicht unbedingt jeden Tag abstrampeln will.

Goldgräberstimmung dann auf dem Forum. Während sich online der kostenfreie Content zunehmend durchsetzt, kann man bei den Handykunden offenbar noch abzocken, wie Wolfgang Kasper von RTL mobile ganz offen zugibt. Für Songs haben sich online 0,99 Euro durchgesetzt, während Handynutzer bereit sind, zwischen 1,99 bis 2,99 Euro für dasselbe Lied auszugeben. Bei Spielen kann man online 0,49 Euro erzielen, übers Handy aber 4,99 Euro.

Diese vorhandene Zahlungsbereitschaft lockt wohl auch die ganzen Handy-TV-Anbieter, obwohl bei den Übertragungsstandards noch das blanke Chaos herrscht: Einen amüsanten Überblick über Bluetooth, WLAN, UMTS, HSDPA, DMB, DVB-SH und DVB-H bot Marcus Hochhaus von Plazamedia mit Hilfe einer Biergarten-Analogie – mal sehen, ob ich diese Charts noch zur Veröffentlichung bekomme...

Ernüchternd oder beruhigend dann der Blick auf das tatsächliche Feedback: Eine bundesweite Werbeaktion von MINI mit hohem TV-Werbedruck bringt immerhin 25.000 Zugriffe auf das Handy-Portal des Autoherstellers. Die Aufgabe, einen Handy-Videoclip für MINI zu drehen, erfüllen dann aber gerademal 100.

Und das Angebot des österreichischen Anbieters 3 live, ein Christina-Stürmer-Konzert auf dem Handy zu erleben, brachte nicht mehr als 3.000 Downloads.

Im spannendsten Vortrag des Tages rückte Dirk Ziems vom Institut für qualitativ-psychologische Markt- und Medienforschung das euphorische Bild etwas zurecht. Er hatte die Nutzung mobiler Geräte wie Handys, iPods und PlayStation Portable untersucht und festgestellt, daß die User damit keineswegs ihre Welt öffnen, kommunizieren, Neues erleben und erkunden wollen, sondern das mobile Entertainment nutzen, um sich in der Fremde mit Vertrautem zu stabilisieren, Heimeligkeit zu erzeugen, sich ins digitale Schneckenhaus zurückzuziehen.

Das schönste an der Tagung war aber dann der Rückweg durch die Isarauen, so ganz ohne PowerPoint-Präsentationen und digitalem Bohei.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Könntest Du da nicht mit der Bahn oder 'nem Bus rausfahren, falls notwendig? Wie läuft es denn eigentlich mit der Jobsuche sonst so, noch was in Aussicht ausser dem Bauernverband?

Dorin hat gesagt…

Busfahren ist für Warmduscher...

Bei den bauern habe ich mich ja nicht beworben – wäre ich auch gar nicht qualifiziert gewesen.

Ein Angebot eines neuen Onlinefachdienstes liegt vor, eine Anfrage zur Entwicklung eines neuen Männermagazins, dazu kommen noch drei eigene Projekte. Und im Augenblick bin ich ja noch sechs Wochen bei der "freundin".

Anonym hat gesagt…

Hey, hey, Du bist doch selber schon bei Schlechtwetter Bus gefahren... also, bei 24 km Radfahren jeden Tag wärest Du bald der fitteste Reporter Münchens.

Na, klingt ja spannend. Hatte mich schon gewundert, ob Du bei den Burdanern noch präsent bist.