Montag, 1. Dezember 2025

Wochenplan (Updates)

Netzwerkforum Militärische Raumfahrt mit Generalmajor Michael Traut, Kommandeur des Weltraumkommandos der Bundeswehr / Wappenhalle; Vorstellung der Kommunalwahlkampagne der Grünen / Holzkranich; Bilderbuchkino mit Drag-Queen Vicky Voyage / Stadtbibliothek Moosach; Feministische Rathausführung mit Stadträtin Mona Fuchs (Grüne) / Rathaus; Jahresausklang beim Budenzauber mit Intendantin Katja Wildermuth, der BR-Geschäftsleitung und Gästen / BR-Weihnachtsmarkt Freimann; Verleihung des  Filmpreises der Stadt München an Thomas Wöbke / Filmmuseum; AZ-Verleger Martin Balle und SZ-Chefredakteur Wolfgang Krach diskutieren über „Pressefreiheit unter Druck – Zwischen ökonomischem Zwang und politischer Einflussnahme“ / Café Luitpold; Fritz Egner stellt sein wiederaufgelegtes Buch „Mein Leben zwischen Rhythm & Blues“ vor / Hotel Vier Jahreszeiten; „Der Nahost-Komplex“ – Ein Abend mit Natali Amiri / Literaturhaus; Lorde / Zenith; Kinder- und Mobilitätsausschuss zum Thema Junge Mobilität / Rathaus; Pressegespräch „Kompromisse mit Hitler: Werner Heisenberg, Carl-Friedrich von Weizsäcker, der Nationalsozialismus und die Atombombe“ mit Mark Walter / Presseclub; Various Others Social Club mit Anna Wondrak, Silvia Köhler, Julia Geiger und Ulrich Meinherz zum Thema Künstlernachlässe / Institut Français; Ider (Megan Markwick & Lily Somerville) / Strøm;  Verleihung des Tukan-Preises an Pierre Jarawan / Literaturhaus; Vernissagen „The Ambiguous“ ft. Zena Assi, Sadik Kwaish Alfraji, Roy Dib, Simone Fattal, Sylvie Fleury, Gilbert Hage, Les Indisciplinés, Urs Lüthi, Rania Mattar, Randa Mirza & Sylvie Selig / Tanit, „Seeing the Unseen“ ft. Dara Birnbaum, Herbert W. Franke, Elsa Garmire, Ayoung Kim, Alicja Kwade, Roman Lipski, Jonas Lund, Mehmet & Kazim, Tan Mu, Semiconductor, Thomas Struth, Paul Talman, Tamiko Thiel, Troika, Agustina Woodgate u. a. / Eres, „Ich bin schön“ / Pasinger Fabrik, „eingespart … und nun?“ VBK Jahresausstellung 2025 mit Anja Verbeek von Loewis, Antje Lauer, Timm Zorn, Götz Friedewald, lngrid Klaus Uschold, HP Berndl, Vivien Cahusac de Caux, Malgorzata Dula, Nana Aue, Ayman Djabiry, Christine Matti, Johanna Zettler, Joachim Graf, Brigitta Volz, Patricia London Ante Paris & Lotte Schwenkhagen / Kunstpavillon im Alten Botanischen Garten, Westend Winter Gallery / Lucky Westend Ateliers und Kunst-Werk / Boxwerk; Verleihung des Bayerischen Maximiliansorden an Martina Gedeck, Herlinde Koelbl, Rachel Salamander, Ralph Siegel u. a. / Residenz; TUM Speakers Series x Airbus Defence and Space - Johannes Müller: „People, Trust, and Europe’s Geopolitical Reality“ / TUM; Klarna's „Back to the Future of Banking Event“ / Monopol; Magazin-Release „MO:DE 17 – Trotzdem“ / AMD; „Der Sound von Peter Thomas – Die Show zum 100.“ mit  Oliver Kalkofe, Helmut Zerlett u. a. / Großer Sendesaal Berlin & RBB; Isarbass / Unter Deck; Medienbesichtigung des neuen Firmensitzes in der Parkstadt Schwabing / Amazon; Verleihung des Bayerischen Verfassungsordens an Django Asül, Maria Furtwängler, Angelika Diekmann, Heiner Lauterbach u. a. / Maximilianeum; Urban Xmas Aperitivo / Café Francesca; Weihnachtsfeier Ippen Media / Alte Rotation; Münchner Kulturgespräch mit Anna Kleeblatt, Markus Blume & Markus Michalke / Marstall; Asha Rangappa: „The Mechanics of Complicity - How to Prevent Misconduct and Corruption“ / Amerikahaus; LUNAparty / Bayerischer Hof; Bush.ida / Rote Sonne; Oliver Polak / Fat Cat; Jubiläums-Release „Revü“ 10 mit Texten und Kurzfilmen / Theatiner; Presserundgang „Blick hinter die Kulissen“ / Tollwood; Artist Talk mit Nicola Bardola zu „Die 55 besten fünften Beatles“ / Beck am Rathauseck; „Weimarer Schlagerabend“ / Sendlinger Kulturschmiede; Kompromat (Foto) / Rote Sonne; Feierliche Jahressitzung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mit Wissenschaftsminister Markus Blume, Podiumsgespräch „Mehr Dynamik wagen! Der Arbeitsmarkt der Zukunft“ mit Nicola Fuchs-Schündeln und Birgit Kappel sowie Auszeichnung herausragender Leistungen insbesondere junger Forschender aus Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften / Herkulessaal; Nikolaus-Sparring / Boxwerk; Shahak Shapira / Kammerspiele

Sonntag, 30. November 2025

Die Polizei, dein Freund und Helfer – und Schlüsseldienst für Fremde?

Wummerndes Knallen. Aus dem Tiefschlaf gerissen brauchte ich länger, um zu verstehen, was das für ein Lärm war. Hat jemand nachts gegen 4.30 Uhr im Treppenhaus eine Waschmaschine umgeworfen? Und das nicht ein, zwei, sondern gut ein Dutzend mal. Machten sich Monteure nachts an den Aufzugsgewichten zu schaffen? Feierte jemand im Haus lautstark mit hartem Industrial Sound? Nein.

Offenbar versuchten zwei Männer mit aller Gewalt,  die Tür der Nachbarwohnung aufzutreten. 

Bis ich richtig wach und angezogen war, um vor meine eigene Wohnung zu treten und im unerschrockenen Türstehermodus nach dem Rechten zu schauen, waren die beiden mutmaßlichen Täter gerade auf dem Weg die Treppe herunter. Ich fragte sie dennoch, was der Lärm solle. Offenbar waren es Kollegen meines Nachbarn auf Besuch in München. Und er hätte ihnen versprochen, dass sie bei ihm übernachten könnten. War aber anscheinend gar nicht daheim oder hörte es zumindest nicht.

Als ich meinte, dass das kein Grund wäre, mitten in der Nacht das ganze Haus aufzuwecken, antworten sie nur barsch, dass sie keinen Bock hätten, auf der Straße zu schlafen. Und ich solle meine Fresse halten. „Muss ich denn die Polizei rufen?“, warnte ich, was sie nur lachen ließ.

Unten nahm sie dann tatsächlich die Polizei in Empfang, die eine Nachbarin bereits alarmiert hatte. Vier, fünf Streifenwägen und zwei Fahrzeuge mit Zivilfahndern hatten das Haus eingekreist. Verdacht auf versuchten Wohnungseinbruchdiebstahl.

Damit kehrte aber noch lange nicht Ruhe ein, denn jetzt klopften die Einsatzkräfte lautstark gegen die Wohnungstür und brüllten „Polizei, aufmachen!“ Keine Reaktion. Per Funk recherchierten sie, wer in der Wohnung gemeldet ist, und versuchten den Mieter telefonisch zu erreichen. Ohne Erfolg. Schließlich probierte ein Zivilfahnder kurioserweise selbst auch noch, die Wohnungstür mit einer Plastikkarte zu öffnen. Warum auch immer. Es gelang ihm aber nicht, und alle zogen ab.

Am nächsten Nachmittag stand dann der betroffene Mieter kleinlaut vor meiner Tür, um sich und seine Kumpels zu entschuldigen. Er war tatsächlich daheim gewesen, hatte aber in seinem Rausch so tief geschlafen, dass er weder seine Jungs noch die Polizei hörte.

Montag, 24. November 2025

Wochenplan (Updates)

Französische Filmwoche: „L'histoire de Souleymane“ (Foto) u. a. / Theatiner Filmkunst; Vernissagen Iman Issa: „Lass uns spielen“ / Lenbachhaus, Paul Valentin & Tatjana Vall: „It Is Plain That All Is Hidden“ / Eres und Charity-Ausstellung zugunsten des Salzburg Institute for Arts in Medicine / Villa Kast Salzburg; Michael Dean: „Chav Kunst“ / Akademie der Bildenden Künste; Buchvorstellung „Die Radikale Jüdische Tradition: Partisanen, Revolutionäre und Widerstandskämpfer“ mit Co-Autorin Janey Stone / Glitch; Festakt kulinarische Exzellenz mit Jürgen Dollase / Livestream; Andres Veiels „Riefenstahl“ / ARD-Mediathek und ARD; Tag gegen patriarchale Gewalt – München mackerfrei: Lindemann die Bühne nehmen / Olympiazentrum, Geschwister-Scholl-Platz & Hohenzollernplatz; Rumänische Kulturtage: Rumänien–Deutschland, literarische Brücke / IBZ; Verleihung des Geschwister-Scholl-Preises an Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey für ihr Buch „Zerstörungslust. Elemente des demokratischen Faschismus“ / Große Aula der LMU; Lateinamerikanische Filmtage / Luise, Werkstattkino, Import Export, Gasteig HP8; Festakt 75 Jahre Bayerisches Landesamt für Verfassungsschutz / Maximilianeum; Soli-Party zwei Jahre Glitch / Rote Sonne; „Macht euch stark“ – Respekt-Tag der Münchner Kunsthochschulen / Hochschule für Musik und Theater; Pressekonferenz zur Konferenz der Arbeits- und Sozialminister der Länder / City Hilton; Ruffini on tour: „Architektur der Inspiration – Wie Gestaltung Ideen fördert“ mit Elena de Kan, Lisa Glassner, Marie Julie Lörch, Eva Temper & Malte Tschörtner / Steelcase; Sharon Brauner: „Jiddish Soulfood“ / Jüdisches Gemeindezentrum; „Lost in Music: Geschichten aus der Popmusik“ mit Caroline von Eichhorn, Friedrich Ani, Peter Probst, Daniel He, Ez Kamil, Fritzi Noir & Timo Sarmiento, Don Marco und DJ King Brownie / Live.Evil; Preview Golden Christmas Tea / Koenigshof; Filmtage Sendling / Luise, Sendlinger Kulturschmiede & VHS Süd; „Gespenster von 1938: Thomas Mann, die Demokratie und der Zionismus“ – Rachel Salamander im Gespräch mit Kai Sina / Vorhoelzer-Forum der TUM; Preisverleihung Pressefoto Bayern / Maximilianeum; „Let's Fight Fast Fashion“ – Guerilla Fashion Aktion / PEP; Actors Talk mit Georg Seitz & Miroslav Nemec / Bachmair Weissach; Verleihung der Romy / ORF 2; Michael-Verhoeven-Retrospektive in Anwesenheit von Senta Berger mit „Das schreckliche Mädchen“, „Sonntagskinder“ u. a. / Theatiner Filmkunst; „Andere Bücher“ – Markt der unabhängigen Verlage / Literaturhaus; Buchpremiere „Porsche 911 Buch F-Model 60 Years 1965-1973“ / Motorlegenden Utting; Mode Meets Bach / Gasteig HP8; SSV Ulm vs. TSV 1860 / Bayerisches Fernsehen; Vorbesichtigung Contemporary Art, Modern Art and 19th Century Art / Auktionshaus Ketterer

Samstag, 22. November 2025

Feine erste Sätze (73)

 „Jan Fleischhauer ist ein Rassist.“

Gerrit Bartels im „Tagesspiegel“ vom 22. November 2025, Reyhan Şahin aka Lady Bitch Ray zitierend.

Freitag, 21. November 2025

Tilt! Flippern mit Julie Carmen anlässlich von Christel Buschmanns Eric-Burdon-Film „Comeback“ (1982)

Diesen Samstag und kommenden Mittwoch zeigt das Münchner Filmmuseum anläßlich seiner Christel-Buschmann-Retrospektive auch den Eric-Burdon-Film „Comeback“. Kurt Nane Jürgensen und ich waren damals mit Hauptdarstellerin Julie Carmen für ein Interview flippern. So wie wir es für jede Ausgabe mit einem Star oder einer Band waren. Dieses Mal möglicherweise in der Reitschule, da kann ich mich nur noch vage daran erinnern. Zumindest war es nicht an unserem Redaktions-Flipper in der Ysenburgstraße gewesen, da wir offenbar mit Julie Carmen an mindestens zwei verschiedenen Geräten geflippert haben. Am meisten überrascht mich die am Rande des Artikels abgedruckte Punktzahl: Demnach hatte ich 93.390 Punkte, während Nane nur auf 72.160 gekommen war. Dabei war er der Pinball-Derwisch. Das ganze Fachchinesisch in dem Text stammt auch sicherlich von ihm, aber grundsätzlich haben wir die Artikel damals gerne gemeinsam geschrieben. Filmstar Julie Carmen kam übrigens nur auf 46.870 Punkte. Aber dazu mehr im Artikel aus dem „Münchner Buch-Magazin“ von Mai 1982:

Im neuen Film von von Christel Buschmann spielt sie neben Eric Burdon die weibliche Hauptrolle. Als Frau des Rockstars Rocco betäubt sie ihren Schmerz, ihre Einsamkeit und Leere mit Drogen. Es lag bestimmt nicht nur daran, daß der Musikfilm „Comeback“ morgens um 11 lief – die knallharten Schnitte, die ein Tempo in den Film brachten, dem die Story nie zu folgen vermochte (überhaupt ist die Story recht dünn) und die Live-Aufnahmen, denen besonders in der ersten Hälfte des Films jegliche Atmosphäre abgeht, ließen „Comeback“ zu keinem rechten Genuß werden.

Auch die anschließende Pressekonferenz in der Mathäser Bierstadt (im Hintergrund übte die Blaskapelle enervierend ihre Schunkelweisen) kam nicht richtig in Schwung.

Ein paar Stunden später stand Julie Carmen vor Dr. Gottlieb's Spiderman. Zwar unterscheidet sich Spiderman in der unteren Hälfte des Spielfeldes nicht wesentlich von anderen Geräten dieser Generation, jedoch bietet das raffiniert aufeinander abgestimmte Verhältnis von Pop Bumpers gleich hinter den oberen Passagen (ein zusätzlicher Flipper gibt noch Eingriffsmöglichkeiten bevor die Kugel ins untere Spielfeld kommt) interessante Spielkombinationen. Was Julie daraus machte, läßt sich in ihrem Aufruf „Shit“ (anläßlich eines mehr als schlecht getimeten Set Shots) zusammenfassen.

Das Flippern hat sie in Chicago (derzeit lebt sie in L.A., filmt aber in Deutschland unter Reinhard Hauff zusammen mit Marius Müller-Westernhagen „Der Mann auf der Mauer“) gelernt, und zwar in Toni's Pin Ball Paradise. Etwas sah man davon, als wir auf Close Encounters of the 3rd Kind (auch Dr. Gottlieb) übergewechselt hatten. Die bei diesem Gerät auf einem Drehrad hinter den oberen Passagen angebrachten Targets können erhebliche Punktgewinne bringen, jedoch besteht die Schwierigkeit darin, daß die Kugel aufgrund ihrer großen Geschwindigkeit nicht durch einfache Tipp-Pässe auf den linken Flipper zu bringen ist (und nur der bietet den notwendigen Winkel für eine erfolgversprechende Schußrichtung auf das Drehrad). Hier muß schon der verzögerte Drop-Catch eingesetzt werden. Ähnlich wie die Rolle als durch ihre Unberechenbarkeit letztlich sehr berechnende Ehefrau, wo sich verselbständigende Wirklichkeiten zu Verhältnissen entwickeln, die objektiv und unaufhebbar werden, so lief die Kugel mit ihrer momentanisierenden Instabilität (schiefe Ebene!) auch bei unserem Spiel. Moralismen und Teleologien sind dann umwegig – so sagt sie zu Rocco ohne Lavieren: „Schlaf mit mir!“ Das geschickte Ausspielen der Widersprüche im System, ob nun im Film als Frau des Rockstars oder als Flipper-Zauberin vor dem Gerät, bietet maximale Gewähr. Denn auch hier gehört ein ziemlicher Fatalismus zum Spiel. Aber es sind dann doch immer wieder eben diese Fatalismen, die sich zu neuen Freiheiten ausdehnen.

Ihr bestes Ergebnis – im Film: die Laison mit Roccos Anwalt; – im Spiel: 46.870.

Wie Rewe seine SB-Kassen mit Gewalt durchsetzen will

Nach dem Umbau der Rewe-Filialen in Kassenbereiche mit normalen, besetzten Kassen und einem Self-Checkout schien sich letzterer in den vergangenen Wochen immer mehr durchzusetzen. Peak war ein Besuch in einer Schwabinger Filiale, wo über ein Dutzend Kund*innen an den SB-Kassen anstanden, während vielleicht drei, vier an der normalen Kasse warteten. Und selbst als eine zweite Kasse öffnete, blieben die meisten doch lieber in der Schlange für die Selbstbedienungskassen.

Aber der Rewe-Zentrale scheint das nicht auszureichen. Anfang November erschien bei Facebook ein erster Bericht aus einer Rewe-Filiale an der Leopoldstraße, dem zufolge dort keine Kassiererin mehr tätig war, sondern alle Einkäufe nur noch an den Selbstbedienungskassen beglichen werden konnten.

Ein Kommentator ergänzte, dass das inzwischen für alle Rewe-Filialen in der Innenstadt gelte.

Dabei ist es wichtig zu betonen, dass Self-Checkout keineswegs Card Only bedeutet. Die Hälfte der SB-Kassen akzeptiert in der Regel auch Bargeld. Nur muss man das wissen und vor allem auch darauf achten, bevor man anfängt, die Ware einzuscannen.

Inzwischen kann ich obige Erfahrungen bestätigen. In der Filiale an der Leopoldstraße erlebte ich auch einen Großkampftag an den SB-Kassen, wo überforderte Mitarbeiter*innen die Kundschaft an den richtigen Terminal zu schicken versuchten: Bar oder bargeldlos? Und beim Scannen halfen. Denn wer sich vertut und etwa aus Versehen ein Produkt zweimal scannt, kann es nicht selbst löschen, sondern braucht jemandem vom Supermarkt, um die Korrektur ausführen zu lassen.

Erst als die Schlange wie die Empörung der Klientel immer mehr wuchsen, öffnete man doch auch eine herkömmliche Kasse, wo die Mitarbeiterin die Kundschaft aber vor allem dafür beschimpfte, dass man nicht die SB-Terminals benutzte.

In der Filiale an der Hohenzollernstraße waren gestern auch beide klassischen Kassen geschlossen. Eine MItarbeiterin half im SB-Bereich. Erst als eine Kundin sagte, dass sie da nicht mitspielt, sondern die Ware wieder zurücklegt und den Einkauf abbricht, war es doch möglich, eine weitere Mitarbeiterin zu holen und eine Kasse zu besetzen. Diese Kundin war übrigens keineswegs technisch überfordert, sondern wollte es nicht unterstützen, dass so Arbeitsplätze abgebaut werden.

Heute Mittag in der Sendlinger Straße dann ein Erlebnis, das wahrscheinlich den Zielvorstellungen der Rewe-Leitung entspricht. Die herkömmliche Kasse „gerade geschlossen“ und auch im SB-Bereich niemand von Rewe zu sehen. Entweder der Kunde kam von allein mit der Technik zurecht oder er war aufgeschmissen.

Einer Kundin, die sich ein anderes Mal bei einem Filialleiter in Schwabing beschwerte, wurde erwidert, dass die Crew vor Ort da nichts machen könne. Das sei alles von oben angeordnet. Aber sie solle sich doch per Email beschweren. Daran werden aber gerade Ältere vielleicht genauso scheitern wie am digitalen Self-Checkout.

Montag, 17. November 2025

Direktion (2)


 

Ohne Titel (74)


 

Wochenplan (Updates)

Gerichtstermin Scientist Rebellion / Strafjustizzentrum; andererseits: Lesung und Gespräch zum Ukraine-Krieg mit Katja Petrowskaja und Martin Schulze Wessel / Bayerische Akademie der Wissenschaften; „Außer Männer haben wir nichts zu verlieren: 50 Jahre Lillemor's Frauenbuchladen“ / Literaturhaus; Buchvorstellung „Erfolgsgeschichten aus dem bayerischen Einzelhandel“ / Literaturhaus; Erinnerungszeichen Siegmund Oppenheimer / Adolf-Kolping-Straße 1; Festakt 50 Jahre Verstaatlichung der Münchner Stadtpolizei / Herkulessaal; Premiere „Frier und Fünfzig“ / Astor Film Lounge im Arri; Verleihung der Bayerischen Kunstpreise und Kunstförderpreise / Bergson; Lecture Marina Abramović / Stadtkino Wien & Livestream;  Vernissagen „Sisterhood“ / Farbenladen, Arkadenale: „Comeback“ mit Florian Athanatos-Baumgartner, Gina Bolle, Diogo da Cruz, Nezaket Ekici, Tom Früchtl, Aron Herdrich, Simone Kesting, Simone Lanzenstiel, Anne Linke, PnikPnik, John Schmitz, Albert Weis, Guido Weggenmann, Kazuyo Yabuuchi & Benjamin Zuber / Kunstarkaden, Phoebe Derlee: „Alive“ / Lohaus Sominsky, „Stadt in Trümmern. Herbert List und die Ruinenfotografie in München“ / Rathausgalerie, Paul Wiedemann: „Smoke underwater“ / Mari und „Wilde Farben, freier Geist. 120 Jahre Künstlergruppe Brücke“ / Franz-Marc-Museum; Gewalt / Import Export; Munich Network: „Zwischen Markt und Medium – Die Rolle der Galerien in München“ / Akademie der Bildenden Künste; Michel Friedman spricht mit Harald Lesch über Lüge / Kammerspiele; „Die neue Mauer“ – Gespräch mit Bodo Ramelow, Ilko-Sascha Kowalczuk & Cathrin Kahlweit / Literaturhaus; Festlesung mit Friedrich Ani, Anton G. Leitner u. a. zur Buchpremiere der 33. Ausgabe von „Das Gedicht“ / Lyrik-Kabinett; Rudolf Fischer: Festvortrag „So wollen wir wohnen: Anleitungen zum Wohnen in Deutschland 1920 bis 1965“ / Zentralinstitut für Kunstgeschichte; Auma Obama: „Der Elefant im Porzellanladen“. Wie externe Eingriffe die afrikanische Landwirtschaft und ihre Nachhaltigkeit beeinflussen / Bayerische Akademie der Wissenschaften; Vorlesetag mit Katharina Schulze / Internationale Jugendbibliothek Schloss Blutenburg; Weihnachtspressekonfernz des Bayerischen Einzelhandels / Haus des Handels; Französische Filmwoche„Herz aus Eis“ (Foto) u. a. / Theatiner Filmkunst; Wolf Alice / Tonhalle; Podiumsdiskussion „Mehr Lärm für München – Unsere Stadt vor der Wahl“ / Feierwerk; Kundgebung „Gemeinsam gegen Kürzungen im sozialen Bereich“ / Orleansplatz; Kino Asyl / Bellevue di Monaco, NS-Dokumentationszentrum, Gasteig HP8, HFF & Kunstlabor 2; Pressekonferenz von Verdi zu den Sparmaßnahmen der Landeshauptstadt / Café Glockenspiel; Rumänische Kulturtage: „Schon lange kein Frühling“ / Haus des Deutschen Ostens; Verleihung des Sigi-Sommer-Talers der Narhalla an Wolfgang Krebs / Wirtshaus im Schlachthof; Verleihung des Kunstpreises Der freche Mario / Rationaltheater; Maria Vtorushyna: „Gender und Körper in der ukrainischen Kunst“ / Sub; Satanic Surfers / Rote Sonne

Direktion (1)

 

Montag, 10. November 2025

Wochenplan (Updates)

Podiumsgespräch „Starke Frauen – Starke Worte: Im Gespräch mit Ilse Aigner“ / Hanns-Seidel-Stiftung; Rumänisches Filmfestival / Filmmuseum; Faschingsbeginn; „Islamistischer Terrorismus … der 7. Oktober 2023 als Wendepunkt“: Podiumsdiskussion mit Kerstin Schreyer, Joachim Herrmann, Peter R. Neumann, Holger Dremel, Manfred Hauser & Gabriele Tilmann / Hanns-Seidel-Stiftung; BR-Intendantin Katja Wildermuth auf dem roten AZ-Sofa / Deutsches Theater; Akademie-Auktion / Akademie der Bildenden Künste; Pressedinner italienische Charcuterie / Vinothek Excelsior by Geisel; Astrobal, Nina Savary & Su Yono / Bellevue di Monaco; Verleihung der Kulturpreise, Sozialpreise und Umweltpreise der Bayerischen Landesstiftung / Kuppelsaal der Staatskanzlei; „Where We Used to Sleep“ / Bayerisches Fernsehen; Pressekonferenz zur MVV-Erweiterung / Oberangertheater; Bericht zur Cybersicherheit in Bayern / Landeskriminalamt; Round-Table-Gespräch „Puppen: Sex, Gewalt & Pornografie“ mit Anke Doberauer, Andrea Jahn, Sven Lewandowski, Jonas Nesselhauf & Ulrich Pfisterer / Zentralinstitut für Kunstgeschichte; „Der jüdische Buchclub“ mit Dana von Suffrin, Philipp Lenhard & Lina Larissa Strahl / Literaturhaus; Südbahnhofkonzert mit Lidloop, Lou Pa & Nobutthefrog / Bahnwärter Thiel; Alexander Hacke liest aus „Krach: Verzerrte Erinnerungen“ / Heppel & Ettlich; „The Beast in Me“ / Netflix; Vernissagen Sven Drühl: „F.N.J.–K.S.T.“ / Galerie König, „Polistics“ / Galerie des Rumänischen Kulturinstituts Berlin und „Every Artist Must Take Sides – Resonanzen von Eslanda und Paul Robeson“ / Akademie der Künste Berlin; Most Wanted Music: Gotopo, Ellice, Dim Fumes, Pistamahina u. a. / Kulturbrauerei; Bambi-Verleihung / Bavaria Filmstudios & Amazon Prime; „Expect the Unexpected“: Madam-Bar-Revival mit Oliver, Nhut & Panda / Amari-Bar; Jüdische Kulturtage Berlin; Italian Film Festival Berlin / Kino in der Kulturbrauerei; Afrikamera-Festival; Richard Linklaters „Nouvelle Vague“ / Netflix; Klimastreik / Pariser Platz; Staatsballett Berlin: „Wunderkammer“ (Foto) / Schillertheater; „Glamour Women of the Year“ / The Ritz-Carlton; Puschenfest mit Tune-Yards, Automatic, Mermaid Chunky, Wombo, Roomer & The Hobknobs / Festsaal Kreuzberg; Kundgebung Candidplatz für alle; Umzug der Lach- & Schießgesellschaft von der Ursulastraße ins Fat Cat

(Foto: Yan Revazov / Staatsballett Berlin)

Sonntag, 9. November 2025

Gute Kinderschänder, schlechte Kinderschänder? Albert Ostermaier las im Marstall aus seinem Pasolini-Roman

Das Wort ist brutal. Und es wird nicht feinsinniger, intellektueller oder gar zärtlicher, wenn es während einer gediegenen Soirée von einer Buchhändlerin und einem Dichter wiederholt auf einer Bühne des Bayerischen Staatsschauspiels ausgesprochen wird. Ganz im Gegenteil vertieft es den Graben zwischen denen da und Münchens anwesender Kulturschickeria. 

„Stricher“. Gleich mehrmals fiel es, als Sonntag vor einer Woche Albert Ostermaier in einer eher kurzfristig anberaumten Veranstaltung zusammen mit dem Ensemblemitglied des Residenztheaters Max Mayer aus seinem neuen Buch „Die Liebe geht weiter. Roman mit Pasolini“ las. Und der Ausdruck fiel keineswegs literarisch, im Rahmen der Lesung, obwohl im Buch gleich auf der ersten Seite „Such dir einen Stricher“ steht. Der Ausdruck Stricher fiel im begleitenden Podiumsgespräch Ostermaiers mit der Buchhändlerin und Literaturwissenschaftlerin Rachel Salamander. Beide benutzten ihn.

Es war ein bourgeoiser Abend. Quasi Schumann's auf der Bühne. Staatsintendant Andreas Beck führte nicht nur persönlich in die Veranstaltung ein, sondern nahm dann auch auf einem der vielen freien Plätze im Publikum Platz.

Nun könnte man behaupten, dass es eben ein Abend der harschen Worte war. „Kinderficker“ nannte Ostermaier im Laufe des Abends die katholische Kirche. Aber es gibt einen Unterschied zwischen anklagenden Worten gegen eine Tätergruppe und abwertenden Worten wie Stricher für sex worker, Sexarbeiter. Wenn man bei Minderjährigen überhaupt von einer selbstbestimmten Tätigkeit reden will und nicht gleich von Opfern. Das Stigma Stricher macht sie nur erneut zu Opfern. Und auf dem Podium gibt man sich mit dieser Wortwahl wohlfeil radikal auf Kosten der Schwächsten. Auch wenn ich mit meiner achtsamen Kritik daran jetzt vielleicht klinge wie ein Mitglied der „Gentrifizierungsbrigade des Sagbaren“, um Ostermaier zu zitieren. „Wokeness ist die schnelle Eingreiftruppe des Faschismus“, behauptet Ostermaier in seinem Roman.

Hätten sich Salamander und Ostermaier getraut, heutzutage bei minderjährigen Frauen diskriminierend wie nonchalant von Nutten zu sprechen? 

Aber es kam noch schlimmer. 

Albert Ostermaier und Pier Paolo Pasolini verbindet nicht nur ihre Berufung als Poeten, sondern auch eine bedingungslose Liebe zum Fußball. Der Mensch sein nur dort ganz Mensch, wo er spielt, zitierte Ostermaier letztes Jahr Friedrich Schiller in einem Interview. Und Salamander nutzte die Gelegenheit, um den Gast auf der Talk-Couch endlich das zu fragen, was ihr offenbar schon länger ein Rätsel war: Was ist das mit Männern und Fußball? Nicht der passive Konsum. Sondern warum nutzen erwachsene Männer so gern jede Gelegenheit zum Kicken, warum treffen sie sich in ihrer Freizeit so regelmäßig wie versessen, bloß um einem Ball hinterherzurennen.

Es sei die Sehnsucht nach der eigenen Kindheit, verriet das langjährige Mitglied der Autoren-Nationalmannschaft Ostermaier der dankbaren Buchhändlerin. Als Bub würde man beim Fußballspielen eine grenzenlose Freiheit verspüren und endlose Möglichkeiten. Beim Kampf um den Ball könne man in seiner kindlichen Vorstellung jeder berühmte Fußballer sein oder sogar gleichzeitig mehrere von ihnen auf einmal. Und dem erwachsenen Mann böte der Kick die Möglichkeit, in die Unschuld seiner Kindheit zurückzukehren, selbst wenn es mit zunehmendem Alter die Knochen, Sehnen und Kondition eigentlich nicht mehr hergeben und der Spaß zur Qual wird.

Nun war der Sachverhalt bei Pier Paolo Pasolini keineswegs so unschuldig. Egal, wo auf der Welt er sich gerade aufhielt, Pasolini hätte immer versucht, „junge Männer“ zu finden, mit denen er kicken könnte, schilderte Ostermaier, als ob es ein harmloses, nachzuahmendes Hobby wäre. „Junge Männer“, also Kinder, Jungs, Jugendliche und nicht etwa Erwachsene. Dabei ist es, wie oft, wenn Männer etwas zwanghaft suchen, betreiben, ein Fetisch. Und die Kinder und Jugendlichen, die Pasolini suchte, waren keine Begleiter bei einer Zeitreise in die kindliche Unschuld, sondern vom alternden Pasolini benutzte sexualisierte Opfer. Auch wenn es der Biograf Valerio Curcio später als „Zauber“ verharmloste, den die Jugendlichen auf Pasolini ausgeübt hätten, wodurch die Täter-Opfer-Rolle beschönigend verdreht wurde.

Nach diesem Abend im Marstall könnte man glauben, es gäbe offenbar schlechte Kinderschänder, eben die im Talar, die Ostermaier als „Kinderficker“ geißelte, und gute Kinderschänder wie Pasolini. „Müssen Dichter Dichtern alles verzeihen?“, heißt es einmal im Buch. Nur dass Ostermaier nicht einmal Pasolini meint, sondern den Faschisten Ezra Pound.

Pasolini war ein Mann, der unter Anklage stand, weil er –  in seiner Lebensphase als Lehrer – 16-Jährige fürs Masturbieren bezahlt hatte. Und der sein erstes homosexuelles „Wonnegefühl“ angesichts der Kniekehlen Fußball spielender Jungen empfunden haben soll. Das mag seine Bedeutung nicht schmälern, benachteiligte Jugendliche in ihrem Selbstverständnis gesehen, erkannt und verstanden zu haben, ihnen als Regisseur und Autor eine Stimme gegeben zu haben. Aber man darf seine Motivation, den Lustgewinn darüber nicht vergessen, der eben auch eine Grenzüberschreitung vom Barden zum Bastard war. Um so irritierender liest sich Ostermaiers im Roman geäußerter Wunsch: „Warum hat man nicht einen Fußballplatz als Denkmal für ihn gebaut, zwei Tore mit Netzen im Wind. Mit Grasnarben. Warum nicht Bälle an die Kinder ver­schenkt mit seinem Gesicht.“

Aber das Spannungsfeld von Machtmissbrauch und sexueller Ausbeutung, das verführerische Spiel erwachsener Männer, die unverstandenen Heranwachsenden eine Stimme zu verleihen scheinen, das etwa an anderen Abenden am selben Ort im Marstall in der Inszenierung von „Daddy“ reflektiert wird, war bei Ostermaiers Buchpräsentation nur peripher ein Thema, in der Anklage der katholischen Kirche, in der vagen Erinnerung an den selbst erlebten Missbrauch durch einen Abt. Bei Pasolini feiert Ostermaier dagegen die Grenzüberschreitung, den Missbrauch Jugendlicher durch den Lehrer und mächtigen Regisseur. Hinterfragt sie in seinem Roman nur, als sich Pasolinis Beuteschema mit selbst erlebtem, verdrängtem Missbrauch, wiederholtem Missbrauch zu überdecken scheint. Vertieft im Buch, was ich mir auch bei der Buchvorstellung gewünscht hätte: „Der Jüngling mit seinen Cicerones.“ Aber auch: „Ich will kein Opfer sein.“ Dennoch bleiben Täter Täter.

„Literatur ist ein Stricher“ schreibt Ostermaier in seinem Roman, „Sex ein Gedicht“ und „das Gedicht der Sex“, „ein Sonett eine Stricherkneipe, ein Bahnhofsstrich“. „Die junge Haut. Die Jungs, die das Geld brauchen, das schnelle Geld für den schnellen Fick, den schnellen Blowjob“. Wortkaskaden, so atemlos wie der Sex, aber das Leben von durch Erwachsene sexualisierten, missbrauchten Kindern und Jugendlichen, ob gegen Geld, mit Gewalt oder als Objekt der Begierde, ist mehr als nur ein Bonmot. Es war und ist traurige Realität. Sie sind die Opfer, die man besingen sollte, und nicht der von seiner großen Liebe verlassene und später ermordete Pasolini. Immerhin macht es Ostermaier in seinem Buch anhand der eigenen Biografie dann doch ein paar Seiten lang. Dreht die Geschichte, nutzt zwischendurch Pier Paolo als Treibsatz, um in die eigene verdrängte Kindheit vorzustoßen. Nur Pasolini bleibt auf seinem Podest.