Montag, 6. August 2007

kontakter.de jetzt kostenfrei?

kontakter.de brachte mir täglich spannende Schlagzeilen per Mail ins Haus. Es blieb aber bei den Appetithäppchen, denn zum Lesen der vollständigen Meldung nach dem Link mußte man Abonnent der Printausgabe sein oder per Click & Buy löhnen. Im Newsletter von heute steht es auch immer noch so drin: „Mehr dazu für Abonnenten“ – doch ein Klick auf die News-Headlines führt schnurstracks zur vollständigen Meldung. Programmierfehler? Reaktion auf die Konkurrenz von kress.de, die ihre News vor elf Tagen für alle freigeschaltet hat? Oder Anpassung an die Partnerseite wuv.de, in die kontakter.de aufgehen soll?

Sexunfall?

Ich bin 46 und Hypochonder. Das bedeutet, daß mir ständig irgendetwas in meinem Luxusleib weh tut und ich immer die schlimmstmögliche Krankheit dahinter vermute. In der Regel jene, die zuletzt Aufmacher eines Medizinthemas im „Spiegel“ war. Oder Borreliose, seitdem Bastian Schweinsteiger daran leidet und die Münchner Boulevardpresse ausführlichst darüber berichtet. Meistens ist es aber nichts. Entsprechend lange quäle ich mich mit echten oder eingebildeten oder echten, aber nicht erklärlichen Schmerzen, bevor ich es mal zum Arzt schaffe. Und freue mich jedesmal wie ein Schneekönig, wenn tatsächlich etwas handfestes diagnostiziert wird. Wie heute eine osteochondrale Läsion im rechten Knie sowie ein horizontaler Einriß im inneren Meniskus ebendort. Nur woher kommt der Riß, sicherlich nicht vom Schwimmen oder Radfahren? Update zur OP.

Spiegel Online bedient sich bei Frankfurter Allgemeine

Sind die „Spiegel“-Reporter alle im Urlaub oder warum übernimmt man jetzt Beiträge aus der „Frankfurter Allgemeinen“? Nils Minkmars von mir bereits gestern gelobter Feuilletonaufmacher „Und wann haben Sie Ihre erste Milliarde?“ aus der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ steht nicht nur bei faz.net online, sondern heute auch bei Spiegel Online. Am meisten freut sich darüber der Perlentaucher, der natürlich viel lieber nach Hamburg, denn zu den Frankfurter Prozeßhanseln verlinkt.

Google: „Weit mehr als nur eine Geldmaschine“

Auf einer ganzen Seite berichtet Holger Schmidt in der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ heute über Google, dessen Forschungslabors und dessen Anwendung der „Topicality“ – die Kunst, Fundstellen nicht nur nach dem Page Rank, sondern möglichst in Echtzeit nach Aktualität, Bedeutung, Trend und Inhalt in den Ergebnislisten zu sortieren.

Sonntag, 5. August 2007

Tivoli-Blick (19)


Max-Joseph-Brücke, 5. August 2007, 13.45 Uhr

Geld macht nicht glücklicher

„Rich“, die Poshwurfsendung für Deutschlands Superreiche, wird kostenlos verschickt werden und von Anzeigen leben müssen. Nur zu dumm, daß die Zielgruppe schon alles zu haben scheint, wie Nils Minkmar heute in seinem schönen Feuilletonaufmacher über Wohlstand und Erfüllung in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ feststellt:
„Im Vorfeld der Markteinführung des Magazins 'Rich', eines Hochglanzblattes, das man nicht kaufen kann, sondern das exklusiv an sehr vermögende Menschen ausgeliefert werden soll und im September startet, wurde eine Befragung unter reichen Deutschen durchgeführt und veröffentlicht, um potentielle Anzeigenkunden überzeugen zu können. Der Aussage, Geld mache das Leben leichter, konnten 82 Prozent der Reichen zustimmen. Allerdings fanden 14 Prozent, es mache das Leben komplizierter. Dass Geld das Leben glücklicher mache, glaubten nur zwei Prozent. Auch der Segen der Konsumgüter schien die meisten eher kühl zu lassen. Auf die Frage der Magazinmacher, ob sie denn vorhätten, sich bald etwas Schönes zu kaufen, etwa - neues Porzellan, eine Designerbrille oder ein Spitzenhandy - antwortete die große Mehrheit: 'Ich will nichts davon kaufen.'“

Petit déjeuner musical (32): Emily Loizeau

Messieursdames, Emily Loizeau!





Samstag, 4. August 2007

Die Top 100 im Internet

Kunst, Kommerz, Kreatives & Co: Julius Wiedemann, der sich beim Taschen Verlag um digitale und Designthemen kümmert, hat im TEDBlog hundert Webseiten aufgelistet, die man kennen sollte: „100 Websites You Should Know and Use“.

Hit and share

Seit gestern ist madKast offiziell in Betrieb, ein Webtool, mit dem man interessante Blogeinträge leichter weitermailen oder -smsen -mmsen, Technorati melden oder auf Favoritenhalden wie del.icio.us bookmarken kann. Kein schlechtes Widget, nur für deutsche User fehlen deutsche Shareholder wie Mister Wong. Und es bremst natürlich wieder mal den Seitenaufbau. Ich habe es testweise mal im Tivoli-Blog installiert. Einfach auf die kleine Antenne klicken, so sie jeweils unter der Überschrift erscheint. Das scheint bei den letzten Einträgen nicht zu funktionieren. (via Accessoweb)

Update: TechCrunch dazu: „They plan on monetizing through splitting revenue with bloggers from contextual advertising sent along with the shared post or links“. Noch mehr Werbung per Mail oder MMS? Nein danke! Werde es gleich wieder ausknipsen.

Glasnost in Gütersloh?

Willi Winkler empfiehlt heute auf der Medienseite der „Süddeutschen Zeitung" Adrian Geiges' „Wie die Weltrevolution einmal aus Versehen im Schwarzwald begann“, ein autobiografisch geprägtes Buch des ehemaligen Bertelsmannes und aktuellen Asienkorrespondenten des „Stern“ über Höflinge, Arschkriecher und Speichellecker in der Medienbranche. Man könne es auch als Schlüsselroman über den Gütersloher Konzern und dessen Monarchin Liz Mohn lesen. Geiges' Autobiografie“, so Winkler, „läuft auf ein raffiniertes dialektisches Experiment hinaus: Wenn ihn der 'Stern' deswegen und auf Druck aus Gütersloh entlassen würde, hat er erst recht bewiesen, wie totalitär kapitalistische Unternehmen sein können. Wenn man ihm den Angriff auf die sogenannte Unternehmenskultur durchgehen ließe, hätte der Verlag gezeigt, dass selbst kapitalistische Unternehmen zu Glasnost und Perestroika fähig sind.“

Update: Nachdruck von Willi Winklers Artikel auf buch.debuecher.de

A-Blogger ausgesperrt

Erik Hauth, Robert Basic & Co haben als Alternative zu Rivva und Blogscout die Blogperlen (oder Blog-Perlen oder Lieblnk?) geschaffen, eine Website auf der man Blogbeiträge listen, sortieren und bewerten kann. Aber nicht etwa jeden Blog.

Robert warnt: „Michael und andere haben einen guten Vorschlag gemacht, dass man in der einfachen Lösung die Alpha-Blogger aussperrt, so dass man nicht auf deren URL verweisen kann. Das ist keine Schikane, sondern dient dem Zweck, die abertausenden von Blogs zu unterstützen, die kaum einer kennt, die aber einen Haufen super Artikelperlen anbieten. A-Blogger brauchen diese Awareness schon lange nicht mehr. Bevor es nun in Definitionsarien ausartet, was nun A, B und C ist und da ich keine Lust auf wissenschaftliche Diskussionen habe, werden wir es ganz einfach machen: die Deutsche Blogcharts listet die 100 am besten verlinkten Blogs. Deren URLs schnappe ich mir und werde sie durch den sog. 'Spamfilter' jagen. So dass ein Nutzer keinen Artikelverweis auf eine dieser Blogs vornehmen kann. Das System sagt dann einfach 'njet'. Hart aber herzlich.“

Macht irgendwie Sinn, ist aber im Ergebnis dennoch nicht so toll, weil das nur Mehrarbeit für mich als User bedeutet. Ich muß also neben den Blogperlen mindestens einen weiteren Blogscreener nutzen, um die Szene zu verfolgen. Und Diskussionen entstehen oft gerade übergreifend auf großen wie kleinen Blogs, wie Rivva ganz schön abbildet. Da sieht man auf einen Blick, wer so alles mitstreitet. Bei den Blogperlen wird dieser Gesamteindruck nunmehr ausgeblendet...

Update: Erst gibt sich Robert ganz offen hinsichtlich der weiteren Diskussion über den Ausschluß der A-Blogger und meint, „wenn aber die Mehrheit der Meinung ist, dass das völlig offen sein soll, klar. Dann eben offen.“ Nur um dann siebzig Minuten bzw. einen Blogbeitrag später zu drohen, „solange ich das Projekt unterstütze, habts ihr mein Veto. Da bin ich brutal offen und stur. Wenn viele einer anderen Meinung sind, werde ich die sicher nicht ignorieren oder gar abtun, doch dann ohne meine Mithilfe, da ich dann nicht mehr dahinterstehe. Das ist keine Erpressung, sondern eine Haltung:). Sein Einsatz für die kleinen unbekannten Blogger ist ja rührend, erinnert mich aber irgendwie an Gaddafis anbiederndes wie diktatorisches Gebalze um die armen afrikanischen Nachbarn. Etwas von oben herab und immer schön gegen die Großmächte.

Annette Weber: Forever young

Es war 1988. Avantgarde-Modemesse im Kongreßsaal des Deutschen Museums. Wir hatten eine Messekoje gemietet, um die deutsche Ausgabe von BillyBoy*s Barbie-Buch vorzustellen, aber BillyBoy* war einen Tag vor Ende der Schau zur Frankfurter Buchmesse geflüchtet, weil sich die Avantgarde-Ordner seiner Meinung nach wie „KZ-Wächter“ aufführten. Mit ihm alle Ausstellungsstücke. Zurück blieben ein nackter Messestand, eine nackte Schaufensterpuppe und ich.

Da starb Franz-Josef Strauß. Mit etwas schwarzem Stoff, einer weißen Lilie und einem Porträtfoto des bayerischen Ministerpräsidenten verwandelte ich unseren Stand in eine FJS-Gedächtnisinstallation. Es war später Nachmittag, und jeden Augenblick mußten Gloria von Thurn und Taxis, Münchner Honoratioren und vor allem die Medienvertreter zur Abschlußparty und Avantgarde-Preisverleihung erscheinen. Zuerst kam aber Annette Weber, Pressefrau der Avantgarde. Alarmiert von aufgeregten Ordnungskräften und dem Gedanken, unser Stand könne die Gefühle der erwarteten Gäste verletzen. Natürlich siegte sie, und ich mußte unseren Stand räumen.

Inzwischen sind fast 19 Jahre vergangen. Annette Weber ist mittlerweile die Stilikone des Arabellaparks und regiert „InStyle“ als stellvertretende Chefredakteurin. Und ihre Chefin Patricia Riekel vertraute vorletzte Woche dem Branchendienst „Kontakter“ an, daß Weber „eine hochtalentierte Nachwuchsjournalistin“ sei. Der Job bei Burda scheint jung zu halten.

P.S. Amappreciator hat letztes Jahr einen wunderbaren Blogtext über ihren Klassenbesuch bei Annette Weber geschrieben. Leider ist der Text nur mehr mit Log-in zugänglich. Daher hier zwei Zitate.

„Eine etwas kratzige Stimme kam von irgendwo hinter dem riesigen, glänzend-schwarz lackierten Schreibtisch hervor und meinte: 'Setzt euch, setzt euch, und schmeißt das Zeug einfach auf den Boden.' Der etwas arrogante Beihauch der Stimme war nicht zu überhören und wir schaufelten die zehn Stühle des vollgestopften Büros frei, wobei wir sämtliche Gucci-Täschchen, Chanel-Parfums und Cartier-Schmuckschatullen auf dem Boden oder den Fensterbrettern verstauten. Erst jetzt wandten wir uns um und sahen, fast verschluckt vom gigantischen Leder-Drehstuhl, eine hauchdünne, blonde Person von etwa 38 Jahren in kniehohen Stiefeln mit 12cm-Absatz, Röhrenjeans und Oversize-Pullover sitzen, die uns etwas skeptisch, aber dennoch lächelnd, beäugte, und dabei aussah wie eine magersüchtige Mischung von Cruella de Vil (101 Dalmatiner) und Carrie Bradshaw. (...)
Jetzt war Fragestunde angesagt: wir fragten als allererstes, wieso denn nie deutsche Stars (bis auf Heidi Klum und Claudia Schiffer) auf der InStyle abgebildet seien. Frau Webers Antwort, in ein Gemisch aus Business-Deutsch und Anglizismen von schlechtem Englisch, lautete dann in etwa so: 'Ach, DARLING, nenn' mir doch EINEN Star, dessen STYLE gut genug wäre, um auf der InStyle zu erscheinen (Augenbrauen nach oben, wir überlegten). Eine sagte: Jessica Schwarz! Annette Weber rümpft mit einem arroganten Blick die Nase und blickt aus dem Fenster. Eine andere sagte: Oder die Sophie-Scholl-Schauspielerin! Frau Weber: 'Na siehste, so geht es schon los, weißte, WHO IS SHE?, so brauchste gar nicht anzufangen (triumphiert grinsend). Ich: Oder Diane Kruger? Annette Weber: Ach ja, stimmt. Diane Kruger hatten wir mal drauf, aber die lief nicht besonders gut (grinst).“


Updates: Zum 1. Dezember 2007 wird Annette Weber jetzt doch Chefredakteurin von „InStyle“ neben Patricia Riekel.

Annette Weber und „InStyle“ suchen auf Vox den „SuperPraktikanten“.

Annette Weber, „Panorama“ und die Babypause.

Am 23. Oktober 2015 teilt Burda mit, daß Annette Weber offenbar mit sofortiger Wirkung das Haus verläßt. Neue Chefredakteurin der deutschen „InStyle“ wird ab 1. Februar Kerstin Weng. Bis dahin führt Webers Stellvertreterin, Marianne von Waldenfels, die Redaktion.

Im Februar 2016 meldet das Branchenmagazin „Clap“, Annette Weber würde bei Mario Eimuths Onlineshop Stylebop anfangen.

Nach anderthalb Jahren und verschiedenen Projekten für Stylebop hat sich Annette Weber, „Deutschlands Voice of Fashion, Marktmacht der Textil-Branche, Mastermind hinter dem Erfolg von InStyle und Buch-Autorin“, im Juli 2017 mit dem Start-up Glam-o-meter selbständig gemacht. Laut „w&v“ eine Mischung aus Magazin und Onlineshop. Zudem schreibt sie wiederholt für „BILD“.