Sonntag, 31. August 2008

Frankfurter Allgemeine in der Twilight Zone

Während Marcel Reich-Ranicki heute im Feuilleton der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ jede hellseherische Fähigkeit von sich weist, fühlt sich Peer Schader auf der Medienseite dazu durchaus berufen. Argwöhnisch vermutet er, daß das ZDF für Oliver Kahns Abschiedsspiel vielleicht nur deshalb doppelt soviel wie für eine Champions-League-Begegnung bezahle, weil der Titan zukünftig für den Sender als Fußball-Experte arbeitet und ergänzt: „Am Donnerstag gab Kahn vor versammelter Presse sein Antrittsgespräch beim ZDF – natürlich in der Münchner Allianz-Arena“. Zu dumm, daß der Termin – möglicherweise mein Stehrumchen der Woche – erst kommenden Donnerstag, den 4. September um 11 Uhr stattfindet.

Update: Peer Schader äußert sich zu seinem Tipp(?)-Fehler.

(Foto: ZDF/Adrian Bela Raba – Heute abend strahlt 3sat um 22.36 Uhr Marin Martschewskis Dokumentarfilm „Oliver Kahn und die Dinge des Lebens“ aus.)

Freitag, 29. August 2008

Neue Frühstücksgelegenheit im Univiertel

Eine Notiz im „SZ Extra“ mußte mir auf die Sprünge helfen, sonst hätte ich gar nicht bemerkt, daß beim Nido um die Ecke, schräg gegenüber des Eisdiktators ein neues Lokal im Barerkiez aufgemacht hat: das Marias in der Türkenstraße 35. Die weiß-grünen Diätfarben, die ausgestellte Töpferware, man meint eine Frauenzeitschrift zu durchschreiten. Den Cappuccino (mit 2,80 ausgepreist und eröffnungsbedingt mit „nur“ 2,60 berechnet) krönt eine eher armselige Schaumkrone, aber die Karte ist durchaus vielversprechend. Das Wiener Schnitzel vom Kalb samt Vorspeise (mit Scamorza gratinierte Paprikascheiben) und Soft Drink als Business Lunch 12,90 – und fürs Frühstück (werktags ab 7 Uhr 30, am Wochenende ab 9 Uhr) eine reichhaltige Auswahl vom Bircher Müesli bis hin zu den – im 61er stets schmerzlich vermißten – Eierspeisen.

Klassische Datenschleuder

Viele machen sich über den Datenschutz im Internet Sorgen, einige haben ihre Einträge im Telefonbuch untersagen lassen, aber kaum einer ahnt, daß er im Münchner „Stadtadreßbuch“ feilgeboten wird. Der gelbe Wälzer, der lange in den U-Bahnhöfen auslag – und da schnell geklaut wurde, liegt immer noch in den Stadtbüchereien aus und listet – alphabetisch nach Namen, aber auch Straßenzug für Straßenzug – die Adressen vieler Münchner auf. Und so manche Schauspielerin oder Kiezgröße läßt sich dort lokalisieren ohne davon auch nur etwas zu ahnen. Artikel 35 Abs. 3 des Bayerischen Meldegesetzes läßt diesen Ausverkauf der informationellen Selbstbestimmung grundsätzlich zu. Aber immerhin darf man der Weitergabe seiner Adreßdaten durch die Stadt via Übermittlungssperre widersprechen – und wie Patrick Gruban gerade per Twitter wissen ließ, läuft für die kommende Ausgabe Montag diese Frist ab.

Update: Die „taz“ zum sonstigen Handel mit Meldeadressen.

Baracks Blogger

„Internetuser mischen im US-Wahlkampf mit“ – unter dieser Headline hat das ZDF „heute-journal“ gestern fast vier Minuten lang über die Blogger auf der Democratic National Convention zur Nominierung Barack Obamas berichtet.

Fette Raubkopien

„Ich finde es voll okay, wenn sich Leute unsere CDs von Freunden brennen lassen und dann auf unser Konzert kommen. Solche Menschen verurteile ich nicht moralisch. Jeder muss gucken, wie er sein Geld anlegt.“
Doktor Renz von Fettes Brot im Gruppeninterview mit der Wirtschaftsredaktion der „Süddeutschen Zeitung“.

Deutsch-rumänische Freundschaft

Drei Wochen zeigt die Münchner Rathausgalerie noch mit „Transreport“ eine Sammelausstellung rumänischer Künstler. Mit dabei: Florin Bobu, Eduard Constantin, Cristina David, Isaac Cima, Arne Vinnem, Andrea Faciu, Ioan Grosu, Nita Mocanu, Ciprian Muresan, Frank Stürmer, Tim Wolff, Johanna Zey, Ioana Mona Popovici und Vlad Morariu. Irgendwie ist mir das von Faciu organisierte Projekt bisher entgangen...

Verbraucherzentralen stellen DSL-Anbieter auf den Prüfstand

Wie ich aus eigener leidvoller Erfahrung weiß, kann selbst ein einfacher Tarifwechsel beim selben Anbieter wochenlangen Ärger und tote Leitungen mit sich bringen, von einem Neuanschluß oder Wechsel zu einem anderen Anbieter ganz zu schweigen.
Noch bis nächste Woche sammeln die Verbraucherzentralen (z.B. Bayern, Berlin, Hamburg) daher online Erfahrungsberichte:
„Wie lang sind die Wartezeiten von der Bestellung bis zur Bereitstellung des Anschlusses, welche Qualitätsprobleme bei der Nutzung des Anschlusses nerven die Verbraucher, wie steht es um die Zufriedenheit mit dem Kundendienst? - auf all diese Fragen wollen die Verbraucherschützer die Antworten anonym zusammentragen und auswerten, um Schwachstellen und notwendige Veränderungen aufzuzeigen.“

Xing, Kress Köpfe & Co.:
Das Finanzamt liest mit

Für die Frage, ob man die Kosten seines Xing-Premium-Accounts von der Steuer absetzen dürfe, liefert das Münchner Finanzamt neue Indizien. Nicht, dass sie mir diese Werbungskosten ausdrücklich gestattet hätten, aber letzte Woche hielt man mir vor, ich wäre für eine der zahllosen Burda-Firmen tätig, für die ich nun wirklich noch nie in meinem Leben in die Tasten gegriffen habe. Auf meine Rückfrage, ob man da vielleicht etwas durcheinander gebracht habe, kam die pampige Antwort, die Einschätzung der Finanzbehörde „resultiert aus Recherchen im Internet. Darin geben Sie die Firmen als Referenz an. Somit geben Sie nach außen bekannt, dass Sie mit den Verlagen eine Geschäftsbeziehung haben oder hatten.“ Schön, dass man jetzt auch in Peer Steinbrücks Reich während der Arbeitszeit surfen darf. Aber bekanntermaßen verführt die Einfachheit einer Google-Suche dazu, nicht weiter über die Suchergebnisse nachzudenken. Und wenn selbst Mediendienste sich gelegentlich in der Unterscheidung und Zuordnung von Konzerntöchtern vertun, darf es einen nicht wundern, dass die Amateure beim Finanzamt offenbar überhaupt nicht durchblicken.

Update:
Robert Basic' Finanzamt liest dessen Blog.

(Foto: Bertelsmann Stiftung)

Donnerstag, 28. August 2008

Beuteschema


Wer wie ich gern von Beuteschema spricht, denkt auch trophäenmäßig. Das läßt mich im nächste Woche erscheinenden „Stern“ nicht nur desillusioniert, impotent und gebrechlich erscheinen, sondern auch recht berechnend. (Als ob es nicht schon spooky genug wäre, als Autor und Interviewveteran plötzlich seine eigenen Worte von einem Dritten redigiert vorgelegt zu bekommen.) Aber dann war ich heute nachmittag auch noch in der Pressevorführung von „How to lose friends and alienate people“ („New York für Anfänger“), einer Verfilmung der wunderbaren Erinnerungen des britischen Celebrity-Reporters Toby Young über seine Zeit bei „Vanity Fair“. Sehr amüsant, entlarvend – doch anders als der Filmheld würde ich Megan Fox nicht zugunsten Kirsten Dunsts von der Bettkante stoßen. Obwohl ich Dunst weit interessanter finde. Aber Megan ist einfach die bessere Trophäe. Manchmal bin ich mir selbst ein Rätsel...



(Foto: Concorde-Film)

Mittwoch, 27. August 2008

Rumänisches Triathlon

Als ich neulich binnen einer Woche im B2-Notizbuch interviewt, im „Stern“ abgebildet und mit einem Leserbrief im „Spiegel“ abgedruckt wurde, meinte eine Freundin, so etwas bekäme nur ein Rumäne hin. Trainingsziel für nächste Woche: Eine Münchner Boulevardzeitung, ein Männermagazin und eine Illustrierte.

Dienstag, 26. August 2008

Sind die Feuchtgebiete noch zu steigern?

Daß Charlotte Roche nicht nur unappetitlich schreiben kann, sondern auch vor laufender Kamera keine Scheu kennt, wissen wir bereits. Nun darf sie sogar auf Sendung gehen und für 3sat in einer neuen Serie dorthin, wo's weh tut: Zu Bestattern, Jägern, Müllmännern und Truckern. „Mit dem Fernsehen habe ich irre schlechte Erfahrung gemacht. Gucken gerne , aber nicht mitmachen. Ich bin auch immer im schlimmsten Streit geschieden. Aber ich setze große Hoffnungen auf 3sat. Die Menschen dort haben ja schon einmal bewiesen, dass es klappt. Wir haben bei der Berlinale zusammengearbeitet. Bei mir ist das immer eine Menschenentscheidung. Ich muss jemandem in die Augen schauen und ihm trauen können.“ Mit der ersten Folge „Charlotte Roche unter Bestattern“ geht es am 1. Oktober um 23.15 Uhr los. „Vor dem Bestatter hatte ich richtig Angst. Ich bin ja hart im Nehmen, aber mehr verbal. Aber natürlich gibt es für jeden Menschen eine Grenze. Medizinstudenten kippen oft um, wenn sie ihre erste Leiche sehen. Und davor hatte ich auch Angst. Das letzte Mal, als ich eine Leiche gesehen habe, war ich acht Jahre alt.“

(Foto: Jochen Schmitz/ZDF)

Try to remember the kind of September


Einer der seltsamsten, verstörendsten, schönsten Filme meines Lebens und wie fast alles von Nicholas Nicolas Roeg ausgesprochen sehenswert: „Der Mann, der vom Himmel fiel“ mit David Bowie heute um 21 Uhr auf arte.

(Foto: ZDF/TSC)