Endlich wieder Preisverleihungen, endlich wieder rote Teppiche, endlich wieder großes Kino. Doch da die Filmbranche nicht nur in München, sondern weltweit aus dem coronabedingten Dornröschenschlaf erwacht, drängen sich die Termine. Und der Münchner Galadampfer gerät ins Heckwasser bedeutenderer Konkurrenten. Ob Ende Juni das
Münchner Filmfest, dem der
Deutsche Filmpreis mit der zeitgleichen Verleihung der Lolas reingrätschen wird. Oder der
Bayerische Filmpreis, der Freitagabend ausgerechnet verliehen wurde, während sich die Kinogrößen (und auch Preisträgerin
Sara Fazilat; Foto) beim wichtigsten Festival der Welt an der Côte d‘Azur tummeln.
Auf wen konnte man da überhaupt noch im Prinzregententheater hoffen? „Wer geht da hin, die Filmbranche ist gerade in Cannes“, fragte sich auch Martin Blankemeyer von der
Münchner Filmwerkstatt im Vorfeld.
Nun, es wurde ein heimeliger Abend. Trotz oder gerade auch angesichts des Krieges in der Ukraine, wie Moderator Christoph Süss betonte. „Darf man das?“, fragte er und bekräftigte: Gerade in diesen Zeit bedürfe es der Kunst, um zu zeigen, wie friedvoll man unterschiedlicher Meinung sein und koexistieren könne.
Glanzvoll die
Ausgezeichneten, noch glanzvoller die Laudatoren wie Klaus Maria Brandauer, Tobias Moretti oder Doris Dörrie.
Im Publikum blieb die heimische Filmfamilie eher unter sich versammelt: die Film- und Fernsehstars Maria Furtwängler, Verena Altenberger („Polizeiruf 110“), Saskia Vester, Rufus Beck, Herbert Knaup, Günther Maria Halmer, die Regisseurin Caroline Link und der Musiker Hans-Jürgen Buchner (Haindling).
Aber so kennt man den Bayerischen Filmpreis auch, als eher intimes Familientreffen, bei dem das Prinzregententheater im Sommer unter den Scheinwerfern des Bayerischen Fernsehens zu Münchens exklusivster Sauna mutiert.
(
BR-Aufzeichnung in der Mediathek.)
Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 21./22. Mai 2022