Montag, 16. September 2024
Wochenplan (Updates)
Freitag, 13. September 2024
Multi-Wirt Aleks Vulic – Mehr Lokale als Tattoos und demnächst auch in der Türkenstraße präsent
Treu blieb er nur seinem Hotel Lux und dem Café Jasmin, von wo aus er sein in der Größe schwankendes Reich aus dirigiert. Parallel dazu gehört ihm auch die Getränkemarke Eizbach, die von der Heimatschorle über Alpengrantler bis hin zur Cryztal Cola ein hippes Münchner Sortiment anbietet.
So richtig unter die Haut scheint Vulic aber nur die Madam Bar in der Ledererstraße gegangen zu sein. Früher ein Striplokal und illegaler Puff (ausgerechnet neben dem Altstadtrevier der Münchner Polizei) und inzwischen wieder eine Table-Dance-Bar. Aber während des Pächterwechsels im Rotlichtmilieu als seriöse Zwischennutzung von 2016 bis 2018 eine anspruchsvolle Cocktail-Bar mit DJ und gelegentlicher Livemusik. Lieblingshangout der Münchner Gastro-Szene, was an Barchef Oliver von Carnap, aber vielleicht auch an der milieubedingten Öffnungszeit bis 6 Uhr früh gelegen haben mag. Das anspruchsvolle Intermezzo ist längst vorbei. Aber das Logo der Madam Bar, eine stylisierte Cocktailschale, trägt Vulic seitdem als Tattoo am Leib.
Als ich nun von Vulics kommender Wirkungsstätte hörte, sah ich ihn schon mit Schmissen im Gesicht. Doch die katholische Burschenschaft Aenania trägt zwar Farben, ist aber keine schlagende Verbindung. Im Aenanenhaus in der Türkenstraße 38, schrägt gegenüber vom Museum Brandhorst, versuchten sich über die Jahre verschiedene italienische Restaurants wie zuletzt Da Claudio. Zuletzt stand das Lokal aber länger leer.Am 15. Oktober eröffnet dort nun aber Vulic sein neues Gasthaus Fux („das moderne Wirtshaus deines Vertrauens“). Der Name reimt sich einerseits auf sein Hotel Lux. Andererseits bezeichnen Studentenverbindungen neue Mitglieder während ihrer Probezeit als Fuchs oder Fux.
Partner von Aleks Vulic in der Türkenstraße ist Andi Weber, den man vom Hearthouse und Enter the Dragon her kennt. Zuletzt baute er als Restaurantleiter Michael Käfers vegetarischen Green Beetle auf. Zudem ist Weber in der Wiesn-Schänke für die Champagnerbars zuständig. Das verspricht in den kommenden Wochen eine doppelte Herausforderung für ihn zu werden. Aber dazu hat man ja Geschäftspartner, die als Multi-Gastronom parallele Herausforderungen gewohnt sind …
Update vom 25. Oktober: Seit gestern ist das Fux geöffnet. Es gibt beispielsweise Augustiner vom Fass, Rinderkraftbrühe (8,90 €), Brotzeitbrettl (15,90 €), Schweinsbraten (14,90 €), Wiener Schnitzel (25,80 €), Fux Burger (18,90 €).
Disclaimer: Der Autor war in der Madam Bar ein Jahr lang Türsteher.
Führungswechsel beim Münchner Stadtmuseum
Und jetzt wirft die Direktorin des Münchner Stadtmuseums, Frauke von der Haar, hin. Und das so überraschend, dass selbst Mitglieder des Kulturausschusses im Rathaus das nur indirekt erfuhren, indem sie dieser Tage auf die Anfang September veröffentlichte Stellenanzeige für die Neubesetzung stießen.
Nachdem das Stadtmuseum am 7. Januar voraussichtlich bis Mitte 2031 schloss, kündigten Kulturreferent Anton Biebl und Museumsdirektorin Frauke von der Haar in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Architekten und weiteren beteiligten städtischen Referaten den weiteren Weg für die Generalsanierung und Neuorganisation des Museums an. Von einem Wechsel an der Spitze war da noch keine Rede.
„Wir sind trotz Sanierung weiterhin für sie da“, versprach von der Haar auf dem Youtube-Kanal des Stadtmuseums und verwies auf das Interimsprogramm, etwa in den Räumen der Kunsthalle.
Inzwischen muss aber von der Haar in ihrem Ausweichquartier auf dem Arri-Gelände die Lust am Warten auf bessere Zeiten verloren haben. Auf Nachfrage hin kommentiert die Pressestelle des Stadtmuseum die Stellenanzeige in dürren Worten, für deren Ausformulierung sie aber dennoch über 24 Stunden brauchte: „Die Stelle der Direktion des Münchner Stadtmuseums ist ab dem 1. Juli 2025 neu zu besetzen. Sie wird die inhaltliche und steuernde Direktionstätigkeit übernehmen und die Wiedereröffnung 2031 vorbereiten. Dr. Frauke von der Haar hat sich entschieden, diese wichtige Phase der Neuaufstellung an ihre Nachfolge zu übergeben.“
Dabei hat von der Haar die Leitung des Münchner Stadtmuseums überhaupt erst im Januar 2020 übernommen, als die Generalsanierung längst feststand. 2012 hatte der Stadtrat erste Weichen gestellt, seit 2015 arbeitete das Architekturbüro Auer Weber bereits an den Plänen. 2019 genehmigte der Stadtrat die Baumaßnahmen.
Es ist auch keine Frage des persönlichen Alters. Die Direktorin wird zum Zeitpunkt ihres Vertragsendes 65 Jahre alt sein. Also rund anderthalb Jahre bis zur Regelaltersgrenze brauchen. Und Frauke von der Haar will sich auch keineswegs vorzeitig zur Ruhe setzen: „Sie wird sich zu einem geeigneten Zeitpunkt nach passenden Engagements umsehen.“
So muss sich nun ein*e neue*r Direktor*in der Zukunftsperspektiven im Wartezustand annehmen. Vielleicht die letzte große Personalentscheidung, an der Kulturreferent Anton Biebl beteiligt ist, der selbst auch nur noch bis nächsten Sommer im Amt bleibt. Biebl, der dann noch zwei Jahre bis zum Ruhestand hätte, geht aber nicht aus freiem Willen, sondern weil im Rahmen des Rathausgeschachers ein Kandidat der Grünen den Parteilosen ablösen soll.
Update vom 20. September: In einem ganzseitigen Interview mit Katja Kraft erklärt Frauke von der Haar in „tz“ und „Merkur“ vom 21. September 2024 ihre Beweggründe: Nachdem sich der Eröffnungstermin nach der Generalsanierung auf 2031 verschoben hat, kollidiere der Beginn der „tieferen Konzeptionsphase der 4000 Quadratmeter großen Dauerausstellung“ 2026 mit von der Haars Renteneintritt im Oktober 2026.
„Wenn erst dann eine neue Leitung käme, finge die Diskussion wieder von vorne an. Ich möchte, dass das Haus gut aufgestellt ist, damit es diesen Prozess erfolgreich hinkriegt. Bis zum Vertragsende zu bleiben, nur um der Konzeption meinen Stempel aufzudrücken, wäre meiner Meinung nach kontraproduktiv.“
Anders als von der Pressestelle angedeutet, scheint von der Haar keine beruflichen Pläne nach ihrem Ausscheiden Ende Juni zu haben: Sie wolle „in Ruhe lesen, kochen, Sport machen, solche Dinge, die in meinem Alltag gerade wenig Platz finden.“
(Foto: Screenshot aus dem Youtube-Kanal des Stadtmuseums)
Mittwoch, 11. September 2024
Friedrich Ani auf Immobiliensuche in Schwabing
Montag, 9. September 2024
Wochenplan (Updates)
Donnerstag, 5. September 2024
Ausnahmezustand bei der Münchner Müllabfuhr
Da sammeln dann Leihfahrzeuge in ungewohntem Grau den Münchner Müll ein statt der eigenen krachend orangenen Fahrzeugflotte. Einerseits betont der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, dass es durchaus alltäglich sei, wenn 34 bis 40 Fahrzeuge zur Wartung, Inspektion oder für unvorhergesehene Reparaturen in der Werkstatt stünden. Die anstehenden Reparaturen beträfen alle Komponenten an einem Müllfahrzeug und nicht nur einen Hersteller bzw. Lieferanten wie MAN oder Faun. Aber „grundsätzlich sind im Fuhrpark des AWM genügend Reservefahrzeuge vorhanden, um derartige Ausfälle zu substituieren.“
Andererseits muss der AWM auf Nachfrage eingestehen, dass die Landeshauptstadt dennoch trotz der eigenen Reservefahrzeuge aktuell weitere elf Nutzfahrzeuge anmieten musste davon sechs bis sieben Abfallsammelfahrzeuge. Der Rest sind Abroller und Abkipper.
An die Fremdfahrzeuge werden sich die Münchner*innen gewöhnen müssen. „Durch die Veränderung der Lieferketten, Zentralisierung von Logistikcentern und Umstrukturierungen einiger Firmen haben sich die Lieferzeiten von Ersatzteilen im Allgemeinen deutlich erhöht. Ein weiterer Grund für den Engpass ist der Fachkräftemangel, der sich auf die Instandsetzungszeiten der Hersteller auswirkt. Eine Verbesserung ist auch nach Rücksprache mit den Herstellern noch nicht absehbar.“
Update: Die „Abendzeitung“ vom 11. September hat den Müllwagen-Notstand jetzt auch aufgegriffen.
Poparazzi (14): Ars Electronica Linz
Montag, 2. September 2024
Wochenplan (Updates)
Sonntag, 1. September 2024
And so it ends: Vier Jahre in der tz-Redaktion
Die Redaktion der Münchner Boulevardzeitung „tz“ hatte mich zu einem Vorstellungsgespräch gebeten. Ich hatte mich nicht beworben, kannte auch niemanden in der Redaktion näher, aber aufgrund meiner Tweets schienen sie an mir interessiert. Als ich das Pressehaus in der Bayerstraße betrat, dachte ich noch, dass es um einen Job in der Online-Redaktion ging.
Tatsächlich wollten sie mich aber als Verantwortlichen Redakteur im Spätdienst der gedruckten Zeitung. Und hielten mich aufgrund meiner Tweets und meines Alters für einen geeigneten Kandidaten, das freiberuflich zwei Mal die Woche zu bewerkstelligen. Während der Sommer- und Weihnachtsferien auch öfter.
Ich wurde also nicht fürs Schreiben bezahlt, sondern eher fürs Übernehmen von Verantwortung. Bei allem, was sich nach 16 Uhr ereignete, mit zu entscheiden, was ins Blatt kommt, was dafür rausfliegt und wie man es illustriert: Mit Söder oder Habeck?
So auch beim wohl größten Scoop während meiner vier Jahre, als unsere Klatschkolumnistin Maria Zsolnay an einem Donnerstagabend bei einem Stehrumchen mit Vicky Leandros im Kaufhaus Beck aufschnappte, dass der rechtsextreme wie klagefreudige Bankier August von Finck in einem Londoner Krankenhaus gestorben sei. Partygeflüster. Maria verifizierte das Gerücht noch in einem Telefonat mit Reichskriegsflaggenfan Karl Dersch. Ich telefonierte auf der Suche nach einer zweiten Quelle mit Fincks Anwalt Peter Gauweiler, der das Gerücht nicht kommentieren wollte. Aus der Art und Weise wie er das sagte, hörte ich aber eine Bestätigung heraus. Und ich riet dem Chefredakteur, die Geschichte zu veröffentlichen. Fun Fact: Bei der Suche nach August von Finck im Bildarchiv erscheint als erstes ein Bild von dessen Vater mit dem Führer und Hitlergruß im Haus der Kunst.
Zwei Tage lang hatten wir einen Scoop. Zwei Tage lang nannten bundesweit die Kolleg*innen der Nachrichten- und Wirtschaftsredaktionen uns beziehungsweise unser seriöseres Partnerblatt „Münchner Merkur“ als Quelle. Zwei Tage lang war mir bange, weil es immer noch keine offizielle Bestätigung gab und Fincks Büro bei Nachfragen einfach auflegte. Bis dann endlich die Todesanzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschien.
Ansonsten viele Abende, an denen nichts passierte. Das sind mir die liebsten. Aber auch der Sturm aufs Kapitol oder der Fall von Kabul, wenn keine Zeit bleibt, auf Agenturmeldungen zu warten, sondern man mit Blick auf CNN und Al Jazeera die Berichte produziert und nebenbei auch die restliche Arbeit nicht liegen bleiben darf: Fehler korrigieren, das ganze Blatt aktualisieren, Meldungen austauschen.
Mit einem Ohr und Auge den Livestream des Bayerischen Filmpreises oder Peter Kloeppels letzter Sendung verfolgen, den Bericht darüber schreiben und währenddessen natürlich auch die Arbeit als Verantwortlicher im Spätdienst nicht vernachlässigen: Agenturmeldungen und -fotos scannen, Mails prüfen, die Fehler im Andruck korrigieren …
So gern ich Tageszeitungen lese, so skeptisch bin ich, was die Arbeitsbedingungen in deren Redaktionen betrifft. Zugespitzt vergleiche ich es gern mit einem Krebsgeschwür. Kein ungesundes Wachstum, aber eine ungesunde Zuspitzung journalistischer Arbeit. Die nach Drucklegung schnell Altpapier ist. Der wöchentliche, vierzehntägliche oder gar monatliche Rhythmus meiner früheren Arbeit- und Auftraggeber lag mir mehr.
Nicht nur, weil man an Geschichten länger feilen und die Optik optimieren konnte. Sondern weil die geleistete Arbeit auch noch länger bei den Leser*innen nachwirkte und für Feedback sorgte. Und es blieb auch mehr Zeit, um neben der eigentlichen Arbeit für den sozialen Kitt zu sorgen. Nicht nur im Sinne des Verlags zu funktionieren, sondern zu prüfen, ob es für einen funktioniert.
Von den „Stern“-Redakteur*innen hieß es früher immer, sie begingen Suizid, indem sie von den Stapeln ihrer nicht veröffentlichten Artikel springen. Aber immerhin floß ihr Gehalt unabhängig davon Monat für Monat. Als Freelancer kommt das Honorar manchmal selbst bei Veröffentlichung nur sehr viel später. Bei der „Berliner Morgenpost“ habe ich seinerzeit aufgehört, weil ich nach einem Einsatz im Berichterstatterteam der Berlinale monatelang um mein Honorar betteln musste.