Samstag, 25. August 2007

WikiScanner und die deutschen Medienschwurbler

Wie Heise meldet, kann der WikiScanner des US-Studenten Virgil Griffith jetzt auch deutsche IP-Adressen mit den von diesen Internetzugängen getätigten Wikipedia-Einträgen verknüpfen. Die deutsche Wikipedia hat dazu gleich eine eigene Seite eingerichtet, wo man unter anderem erfährt, daß vom Axel-Springer-Verlag aus die Biografie des Kolumnisten Franz Josef Wagner bearbeitet wurde. Das kann aber doch nicht alles gewesen sein? Wozu sitzen in den PR-Abteilungen hochbezahlte Schwurbler?

Ein kurzer Check ergibt, daß etwa vom Burda-Server aus 194 mal Wikipedia redigiert wurde, darunter die Einträge von Hubert Burdas Ex-Frau Christa Maar, dem im Irak verstorbenen „Focus“-Korrespondenten Christian Liebig, Helmut Markwort, der „Super-Illu“ und dem Verlag selbst.

Mitarbeiter von Gruner + Jahr änderten über 700 mal Einträge wie Angelika Jahr-Stilcken, „Brigitte“, „Capital“, Claus Strunz, „Financial Times Deutschland“, „Geo“, Gruner + Jahr, Henri-Nannen-Schule.

Axel Springer über 2000 Einträge wie Axel Springer AG, Christoph Keese, Kai Diekmann, Christian Kracht, „Der Freund“, Erich Kuby, „Bild am Sonntag“, Mathias Döpfner, „Computer-Bild“, „Musikexpress“, „Metal Hammer“, Crossmedia, Ein Herz für Kinder, „B.Z.“ und so ziemlich alles, was mit der Wehrmacht zu tun hat.

Überhaupt sind die meisten redaktionellen Eingriffe nur Ausdruck der Energie vieler Verlagsmitarbeiter, die Einträge zu Romy Schneider, dem FC St. Pauli oder was ihnen sonst offenbar sehr am Herzen liegt, zu vervollständigen.

Jetzt im Café will ich nicht tiefer in die Materie einsteigen, aber mit dem WikiScanner kann man sich ganz unkompliziert durch die Einträge hindurcharbeiten.

Updates:
Niggemeier hat sich das mal beim „Spiegel“ angeguckt...
„Wired“ hat für die schönsten deutschen Wikipedia-Manipulationen eigens eine Webseite angelegt.

Freitag, 24. August 2007

Petit déjeuner musical (4 bis)

Seitdem Juliette im Barer 61 bedient, ist überwiegend französische Musik zu hören. Neulich lief eine mir unbekannte Sängerin, die sich als Mann entpuppte: Matthieu Chedid, auch bekannt unter seinem Künstlernamen M – und für mich eine überfällige Bekanntschaft. M hat zu meiner großen Freude Vanessa Paradis' neues Album produziert, „Divinidylle“, das am 3. September in Frankreich erscheint und am 26. Oktober auch bei uns. Messieursdames, Vanessa Paradis!

Bild lacht und prüft rechtliche Schritte gegen BILDblog-Spot

Zumindest einem Branchendienst kann Stefan Niggemeier keine „Recherchephobie“ vorwerfen. Denn unter den Zuschauern des Werbespots für den BILDblog waren natürlich auch einige vom Axel Springer Verlag, sei es live am Fernseher oder bei den „über 25.000“, nein inzwischen sogar über 57.000 Klickeuren im Netz. Und „V.i.S.d.P.“ hat einen davon erfolgreich befragt. Pressereferent Dirk Meyer-Bosse gab ganz offen zu: „Das ist ein gut gemachter Spot, natürlich haben wir auch darüber gelacht“, nicht ohne nachzuschieben, daß ihre Konzernjuristen routinemäßig prüfen würden, „ob hier möglicherweise markenrechtliche Aspekte berührt sind".

Update: Bei Turi ein anderer Werbespot zum Thema Presse & Lügen sowie ein wunderbarer, mit dem First Steps Award ausgezeichneter Kinospot der „taz“, den die „Bild“ bereits erfolgreich abgemahnt hat.

Biogroßhändler kündigt Basic

Auch wenn es an der Medienfront etwas ruhiger um den Einstieg der Discounter-Gruppe Schwarz (Lidl, Kaufland) bei der Bio-Supermarktkette Basic geworden ist, rumort es hinter den Kulissen weiter. Jetzt hat der Bio-Großhändler Dennree die Belieferung von Basic für diesen Herbst gekündigt. Dennree wolle sich laut BIO-Markt.info mit diesem Schritt „bewusst für eine intensive und nachhaltige Zusammenarbeit mit den Partnern im Naturkost-Fachhandel, den landwirtschaftlichen Erzeugern und Bio-Herstellern“ entscheiden und „allen engagierten und kritischen Kunden in den Biomärkten seine volle Solidarität“ erklären.

Updates: So ruhig ist es gar nicht einmal... „Die Zeit“ räsonniert heute auf Seite 26, ob es sich beim Engagement der Lidl-Discounter um einen Sündenfall oder einen Erfolgsbeweis der Ökomärkte handle. Und die „Welt“ hat gestern in ihrem Hamburger Wirtschaftsteil über die Ängste vor einem Preis- und Qualitätsverfall berichtet. Und in der „Wirtschaftswoche“ spricht sich Bioland-Chef Thomas Dosch (noch?) gegen einen Boykott aus: „Wenn sich am Konzept von Basic nichts ändert, gibt es für einen Lieferstopp keinen Grund.“ Die „Süddeutsche“ über den Ausstieg von Dennree.

Als nächste Aktion gegen den Einstieg der Schwarz-Gruppe bei Basic planen Attac und das Sozialforum, am Freitag, dem 31. August, ab 16 Uhr vor der Sendlinger Filiale in der Passauer Straße 183 Unterschriften zu sammeln und Flugblätter zu verteilen.

(alle Beiträge zum Thema)

Blogspot läßt die Bilder laufen

Habe ich es nur übersehen, oder hat Blogspot/Blogger sich – beziehungsweise uns – zum 8-Jährigen ein neues Werkzeug spendiert? Jedenfalls kann man jetzt in seinen Blogeintrag ganz einfach Videos (AVI, MPEG, QuickTime, Real und Windows Media) mit bis zu 100 MB einbauen. (Vielleicht war diese Neuerung auch der Grund für den Ausfall vorgestern?)

Britneys (?) neuer Song und die Bunte

Wer schon immer mal wissen wollte, wie es so in der Online-Redaktion der „Bunten“ zugeht, kann jetzt bei Heiko Hebig Mäuschen spielen. Zwar verrät er auch nicht, wie viele Redakteure nun dort arbeiten (drei kann man zumindest im Arabellapark durchs Fenster sehen) und ob die Berliner Mitarbeiter ihrer Zwangsumsiedlung nach München folgen oder doch lieber Philipp Welte zu bild.de, aber dafür enthüllt er, daß die „Bunte“ tatsächlich „ca. 40 Nachrichtensites und Weblogs durchgängig beobachtet“ – ich nehme mal an, daß selbst Heikos Newsreader ein Vielfaches aufweist...
Aufmacher der Making-of-Reportage ist Perez Hiltons gestrige Exklusivmeldung, daß Britney Spears ein neues Video veröffentlicht hätte. Zwei Stunden lang scheitert die „Bunte“-Redaktion daran, die Meldung zu verifizieren, hebt sie dann dennoch auf die Homepage, läßt die User stattdessen darüber abstimmen, ob es sich um einen Fake handelt, und verzichtet „aus Haftungsgründen“ darauf, einen „aktiven Link auf 'www.perezhilton.com' zu setzen“. Immer nett, zu lesen, wie die großen Profis arbeiten...

Updates:
Weitere mutmaßliche Britney-Songs auf tmz.com. „It's Britney, bitch“ – die erste offizielle Single-Auskopplung des neuen Albums: „Gimme more“.

GEZ: Abmahnen bis aufs letzte Hemd

Die GEZ, „der Inkasso-Riese mit dem Stasi-Image“ („Spiegel“-Dossier) und Träger des Big-Brother-Awards, hat es mal wieder geschafft, die Öffentlich-Rechtlichen in Mißkredit zu bringen. Diesmal mittels einer Abmahnung, die der akademie.de verbieten will, den Rundfunkgebührenstaatsvertrag auf ihre Art zu interpretieren und dabei bestimmte Begriffe zu verwenden wie etwa „GEZ-Gebühren“, „GEZ-Anmeldung“, „Gebührenfahnder“ oder „GEZ-Brief“, die sachlich falsch wären. „Für jede Zuwiderhandlung soll sich das Portal zur Zahlung von 5100 Euro verpflichten. Bei einer Liste, die über dreißig inhaltliche Punkte und etwa ebenso viele Begriffe umfasst, kann das kostspielig werden“, berichtet Heise. Wir erinnern uns, die GEZ, deren Gebührenfahnder, tschuldigung, Gebührenbeauftragte in provisionsgetriebenen Drückerkolonnen herumschnüffeln, Datenschutzvorschriften verletzen und mit falschen Tatsachenbehauptungen in Wohnungen eindringen („Spiegel“ 16/04), deren Manager Ausschreibungsregeln nicht beachten („Spiegel“ 10/05) und den Rechnungshof „eine umfassende Prüfung der Vergaben durch externe Revision“ vorschlagen lassen. Mal sehen, ob sich die GEZ traut, auch andere zu zensieren, denn die oben genannten Begriffe sind gang und gäbe. „Der Spiegel“ spricht beispielsweise vom „Fahnder“ „Gebühren“ und „Anmeldung“ (16/04), Spiegel Online vom „Gebührenfahnder“ (13.11.03), die „Süddeutsche“ allein die letzten beiden Jahre je zweimal vom „GEZ-Anmeldung“ und „Gebührenfahnder“ sowie 24 mal von „GEZ-Gebühren“, die „Welt“ und sogar Heino.

Die Blogosphäre dazu.

Update: Gegenüber dem Kress-Report begründet die GEZ ihre Abmahnung ausdrücklich damit, daß „akademie.de 'tendenziös' gegen die GEZ sei“. Unverblümter kann man diesen Zensurversuch kaum eingestehen...

Donnerstag, 23. August 2007

Saint Jean

„Bonjour Tristesse“ und „Jeanne d'Arc“, Bebel und Black Panther, das unschuldige Glimmen eines Hollywoodstars und das kämpferische Lodern einer militanten Frau, vom FBI verleumdet, unter merkwürdigen Umständen an einer Überdosis gestorben – und unvergessen als das US-Girl, das in „Außer Atem“ auf den Champs-Elysées die Herald Tribune verkauft.
Freitag abend sind „Die letzten Tage einer Legende“ der Schauspielerin Jean Seberg gewidmet: 22.15 Uhr auf Phoenix.



(Foto: Phoenix/ZDF)

Jetzt greife ich zur Spritze

Ab Mitternacht nicht mal einen Schluck Wasser mehr zu mir nehmen, um 6 Uhr 30 in der Klinik sein, mich für die Vollnarkose intubieren lassen, eine Läsion des inneren Meniskus mit groben horizontalem Einriß des medialen HH operieren lassen, die mit ziemlicher Sicherheit auch nach der OP weiter Probleme bereiten wird, mit einer Drainage nach Hause gehen, auf Krücken herumlaufen, Rilo Kiley verpassen, was soll da noch nächste Woche Schlimmeres passieren? Zum Beispiel, daß ich mir täglich eine Bauchspritze (BAUCHSPRITZE!) mit Clexane selber verabreichen darf, um einer Thrombose vorzubeugen. Für Diabetiker ein Klacks, für mich Nadelphobiker aber die Hölle!

Konfuse Google Bildersuche

Ich war zwar beim Friseur, aber so sehe ich wirklich nicht aus.

Plaste-Titte


Silikon-Wally kriegt Konkurrenz, denn warum sollen sich nur dirty old men an Plastikskulpturen erfreuen. Adiri hat an die Kleinen gedacht und präsentiert jetzt mit dem „Natural Nurser“ ein natürlich (?) geformtes Fläschen mit Monsternippel in drei Saugstärken: slow, med und fast flow. (via Daily Candy Mail)

Mittwoch, 22. August 2007

Vergangenheitsbewältigung?

Da löscht jemand gerade sorgfältig diverse alte Kommentare bei mir...

BILDblog macht TV-Werbung

Wie der „Stern“ in seiner morgigen Ausgabe meldet, wird der BILDblog ab morgen einen Fernsehspot bei Viva, MTV und dem Comedy Channel ausstrahlen. Die Produktionskosten des Werbefilms hat Brainpool übernommen, während die Darsteller Anke Engelke und Christoph Maria Herbst sowie Regisseur Tobi Baumann („Der Wixxer“) auf jede Gage verzichtet haben.




(Fotos: BILD-Blog)

Google universal down

Wie angekündigt hat Goggle heute seine Erweiterung von Google Earth präsentiert: Google Sky, eine „Himmels-Suchmaschine“ mit interstellarer Straßenkarte, um die „Welt“ zu zitieren. „Hubble teams with Google to bring the cosmos down to Earth“ titelte Space Spin dazu, aber Google brachte heute noch weit mehr down. Ein, zwei Stunden ging weltweit bei Blogspot und Blogger gar nix – und damit auch nicht bei Googles Pressenewsblog.

Laß mir Dein Haar herunter












Vorher – nachher. Dieses Mal möchte ich aber nicht schon wieder Beschwerden lesen müssen...

iPhone in Deutschland exklusiv bei T-Mobile

Wie bereits vermutet, wird das iPhone der „Financial Times Deutschland“ zufolge hierzulande exklusiv bei T-Mobile erhältlich sein. Dafür beteiligt die T-Com Apple mit zehn Prozent an den damit erzielten Verbindungskosten. Die Partnerschaft soll auf der Internationalen Funkausstellung in Berlin verkündet werden. Ich hatte ja mit einem Wechsel meines Mobilfunkanbieters liebäugelt und muß gestehen, daß das iPhone mit der entscheidende Grund war, T-Mobile erst einmal die Treue zu halten...

YouTube: Standfoto jetzt zur Auswahl

Wie oft habe ich mich schon über die Bildauswahl geärgert, mit der ein Clip auf YouTube präsentiert wird. Inzwischen ist man nicht mehr so sehr dem YouTube-Computer ausgeliefert. Unter „My Videos“, „Edit my video“ kann man jetzt sogar nachträglich unter drei Motiven ausuchen, welches davon als Anreißer gezeigt werden soll.

Dienstag, 21. August 2007

Nightkick mit den Kaiser Chiefs

Nächsten Montag findet das Spitzenspiel des Tages nicht in Augsburg statt (da sowieso nicht...), sondern in Hamburg zu etwas späterer Stunde. Um 23 Uhr werden die Kaiser Chiefs nach ihrem Konzert zu einem Benefizkick gegen die St. Pauli Allstars antreten. Leider nicht am Millerntor, sondern im Hockeystadion am Borgweg.

Update – Die Pressemitteilung von Universal Music zum Match: „Direkt im Anschluss ihres Konzertes im Hamburger Stadtpark, liefen die Kaiser Chiefs gegen die St. Pauli Allstars (u.a. mit ehemaligen FC St. Pauli Profispielern!) auf – und spielten für den guten Zweck. Der Anpfiff erfolgte gegen Mitternacht und über 600 Zuschauer bejubelten die spannende Partie (2 x 20 Minuten). Die beiden Mannschaften sahen wie folgt aus: Kaiser Chiefs in kompletter Besetzung plus Medienpartner und Contest-Gewinner, die St. Pauli Allstars mit Peter Lohmeyer, Tobias Schlegl und Sasha waren ebenfalls gut aufgestellt.

Der Schiedsrichter war kein geringerer als Bela B. Der strömende Regen konnte die Teams und das Publikum nicht davon abhalten alles zu geben! Zur Halbzeit stand es 0:0, doch das Spiel entschieden die St. Pauli Allstars mit 2:1 für sich.

Die Kaiser Chiefs hat´s dennoch gefreut: Der Erlös des Spiels - über 5.000 Euro - ging an Viva con Agua de Sankt Pauli (VcA), ein gemeinnütziger Verein, der sich in dem Bereich Entwicklungshilfe mit den Schwerpunkten Wasser und Sport engagiert. Ziel ist es, über Spenden Trinkwasserprojekte in der dritten Welt zu fördern und zu initiieren. So wird die von den Kaiser Chiefs und St. Pauli All Stars 'erspielte' Summe dafür verwendet, in einem afrikanischen Dorf einen neuen Brunnen zu finanzieren, um die Lebensqualität und das Lebensgefühl der Bewohner zu verbessern.

Aber irgendwie ist klar, dass die Herzblut-Fussballer Kaiser Chiefs ganz sicher für eine Revanche zurückkehren werden… “


(Foto: Ellis Parinder)

ARD 2.0: User fragen, Politiker antworten

Was die Amis sich trauen, können unsere Politiker genauso. Nach dem Vorbild der Präsidentschaftskandidaten bei YouTube läßt die ARD nun deutsche Politiker zwei.nullig antanzen. Ihre Frage nach Berlin heißt das gemeinsame Format von Morgen- und Mittagsmagazin sowie tagesschau.de, für das via Internet und UMTS-Netz Fragen an Kurt Beck, Edmund Stoiber, Ursula von der Leyen und Renate Künast gesammelt werden. Während der Funkausstellung werden die Spitzenpolitiker dann live im Ersten darauf antworten. (Aber bitte jetzt nicht noch einmal danach fragen, was ein Browser ist...)

Google Earth - The next generation

Für morgen früh lädt Google Deutschland ins Hamburger Planetarium zu einem Pressegespräch, um eine neue Anwendung von Google Earth in „authentischer Atmosphäre“ zu präsentieren. Klingt ganz danach, als ob uns Google jetzt auch durch Sonne, Mond und Sterne schweben lassen würde.
Update

Barcamp München zur Wies'n

Angenehmerweise rechtzeitig zur Wies'n findet endlich auch in München ein Barcamp statt. Es war bereits länger vage für November angekündigt, ist nun von Jörg Battermann und Franz Patzig auf das letzte Oktoberfest-Wochenende (6./7. Oktober) festgelegt worden und soll nächste Woche mit einem Wiki konkretere Formen annehmen. (via Kriegs-Recht)

Mal sehen, ob es dann noch Sinn macht, im Januar dem DLD wie angedacht einen unabhängigen Open Space vorzuschalten.

Alter Hase

Mir selbst ist es auch schon oft passiert: Da liest man in einem ausländischen, bevorzugt US-amerikanischen Blog eine interessante Neuigkeit und bloggt gleich selbst darüber, ohne weiter zu recherchieren und daher auch ohne zu ahnen, daß das Thema hier schon längst durch ist. Aktuelles Beispiel: der französische WLAN-Hase Nabaztag, der plötzlich wieder wie neu präsentiert oder als „Produkt des Tages“ gefeiert wird. In Europa seit zwei Jahren schon auf dem Markt und in der Blogosphäre entsprechend durchgehechelt. Aber in den USA gibt's ihn erst jetzt zu kaufen, was ihm nun auch bei uns in Deutschland wieder Aktualität zu bescheren scheint. Aber kein Wort dazu, wie sich das Nerd-Spielzeug in den letzten Jahren weiterentwickelt hat...

Montag, 20. August 2007

Sabrina Setlur: Rap 2.0


Zum Erscheinen ihres neuen Albums „Rot“ diesen Freitag hat Sabrina Setlur auch eine neue Homepage gelauncht. Alle Lieder zum Anhören, samt Lyrics. „Das Leben in rot“ auch als Instrumentalversion, zu der die Fans mittels Webcam und Mikro selbst singen können. Und demnächst auch noch ein Widget, damit es in der Community „lauta“ zugeht. Ein Online-Auftritt vom Feinsten. Mit den Songs selbst hadere ich noch ein bißchen, aber das ist in der Regel immer ein gutes Zeichen.

Vintage-Journalismus (2): Beate Uhse

Während RTL gerade die Verfilmung der Lebensgeschichte von Beate Uhse ankündigt (mal unter dem Arbeitstitel „Freiheit für die Liebe", mal als „Ein Leben für die Liebe“) stieß ich beim Aufräumen auf mein altes Interview mit der 76-Jährigen 1996 im Berliner „Ticket“:



Im Taxi mit Beate Uhse

Früher hat sie Kampfbomber zur Front überführt. Seit Kriegsende rüstet Beate Uhse Schlafzimmer auf. Dorin Popa begleitete die Sexpertin von ihrem Erotikmuseum zum firmeneigenen Flieger noch Tempelhof

„Mit einem Penis ging es los“

TICKET: Nenne ich Sie Frau Uhse oder Rotermund?
UHSE:
Sie müssen Uhse sagen, sonst weiß keiner, mit wem Sie gesprochen haben. Leute, die mich kennen, sagen Beate. Wer mich halb kennt, sagt Frau Rotermund. Und geschäftlich heiße ich Uhse.
Rotermund wäre ein schöner, sehr erotischer Name.
Nur, die Firma heißt Uhse, da kann man nicht mit Rotermund rumpfuschen. Alle fragen, wer diesen tollen Namen gemacht hat. Gemacht! Ich bin Beate getauft, und mein erster Ehemann hieß Uhse.
Damals waren Sie in Tempelhof stationiert?
Ich bin acht Jahre Pilotin gewesen. Zuerst als Einfliegerin. Dann kam der totale Krieg, und ich wurde gebeten, bei der Luftwaffe im Überführungsgeschwader mitzuarbeiten. Was ich gerne tat, denn es war beruflich ein enormer Aufstieg, diese ganz berühmten Jagdflugzeuge fliegen zu dürfen.
Was sind Sie geflogen?
Die Ju 87, das war der Stuka, und Jagdflugzeuge.
Haben Sie noch Kontakt zu den Fliegerkollegen?
Nein, ich bin ein Mensch, der in der Gegenwart lebt. Und man kann, wie die Ostpreußen sagen, mit einem Hintern nur auf einer Hochzeit tanzen. Das ist die Firma.
Steuern Sie Ihren Flieger jetzt selbst nach Hause?
Bis November bin ich noch geflogen, dann habe ich den Schein verfallen lassen.
Was bringen die beiden Flugzeuge der Firma?
Wir haben in unendlich vielen Städten Läden. Unsere Mitarbeiter können um sieben Uhr 30 morgens aus Flensburg weg und abends zurück, ohne im Hotel herumsitzen zu müssen. Unsere Entwicklung im Osten, in den neuen Ländern, hätten wir ohne Flugzeug nicht machen können.
Wie kommt man als ostpreußische Gutstochter zum Sex-Geschäft?
Nach der Kriegsgefangenschaft bin ich in einem kleinen Bauerndorf hinter den Deichen gelandet. Da kamen die Frauen zu mir und fragten: Beate, mein Mann ist wiedergekommen, toll, aber was mache ich denn nun, daß ich kein Kind kriege? Damals gab's die Pille noch nicht, und Kondome waren nicht erhältlich. Da fiel mir Knaus-Ogino ein, und ich habe ein Heftchen darüber gemacht und für zwei Reichsmark verkauft. Das nächste Prospektchen nach der Währungsreform bot schon acht Artikel an, und so ging's weiter.
In den 80er Jahren gab es in Ihren Katalogen Ketten nur als unverkäufliche Dekoration. Heute führen Sie Knebel, Handschellen...
Das darf man - wie die Gummipuppen - nicht überschätzen. Da wir ein Erotikfachgeschäft sind, müssen wir führen, was der Markt anbietet. Sonst sagen die Kunden, Oma Uhse hat ja nichts.
Und jetzt hat die Oma auch ein Museum?
Es begann mit der Sammelei von Exponaten, die man geschenkt kriegt. Die stellt man hier hin und da hin. Mit einem goldenen Penis ging es los. Irgendwann stehen da 30 Teile, und mehr gehen ins Büro nicht rein. Dann fangen sie an, das in Kisten wegzustauen, bis man das irgendwie schade findet. Dann will man die Sachen neben der Kantine in einem Raum zeigen, wo Mitarbeiter das anschauen können. Dann erfuhren wir vom Amsterdamer Sexmuseum. Da wurde erstmals der Gedanke wach, das auch zu machen.
Die Münchner wollten Ihr Museum nicht. Dafür klappte es samt Sexshop und Kino in Berlin in der Joachimsthaler Straße.
Am Anfang hatten die Behörden auch kleine Bedenken, aber zum Schluß sind sie uns sehr entgegengekommen. Nur müssen wir unseren Laden in der Hardenbergstraße dafür aufgeben, damit das kein „Rotlichtbezirk“ wird.
Und wie reagiert die Nachbarschaft?
Ich war gestern bei Mövenpick. Da kam der Geschäftsführer und sagte: „Herzlichen Glückwunsch zum Museum. Hier ist eine Flasche Sekt." Das fand ich unheimlich aufmerksam. Denn wer erkennt schon einen Menschen wieder? Ich würde unseren Bundeskanzler in geeigneter Umgebung erkennen. Aber wenn
ich ihn im Mövenpick träfe, würde ich nicht unbedingt sehen, daß das Herr Kohl ist.

Privatissime (1)

Vorzeichen einer Midlife Crisis oder normal, wenn man an seinem Online-Stammbaum und diversen biografischen Webseiten herumbastelt? Jedenfalls arbeite ich mich gerade durch diverse Fotoalben durch und wollte einiges davon der Öffentlichkeit nicht vorenthalten...

Mit meiner Mutter 1961.

























Mit meinem Vater Ion „Iani“ Popa (aka Ion Măgureanu aka Popicul aka Pancrator).

Mein Vater, meine Brüder Dinu, Dan und ich.






































Ende der siebziger Jahre mit meinem Bruder Dan. An meiner Schule nannte man mich aufgrund der Brillenform Schleiereule...

Mit Charles im alten Schumann's. Ich würde es auf 1985 datieren, als ich die Bar zur Präsentation von „Quintessenz – Die schönen Dinge des Lebens“ angemietet hatte. Der Abzug stammt aber vom Februar 1987!?









Mit Moritz Rinke und Katja Mitte bis Ende der neunziger Jahre während einer Party in Berlin. Sieht nach der Wohnung von Hans aus.


Mit Carl Djerassi während eines Interviews im Taxi für „Ticket“, ein Supplement des Berliner „Tagesspiegels“, um 1996 herum.


Titelproduktion mit Anica Dobra am 10. Juli 1998 für „Ticket“ 38/98, im Keller des Hamburger Hotels Atlantic.

(Fotos: Gunnar Geller, André C. Hercher, Privat u.a.)

neon.de: Heike Makatsch im User-Interview

Vor vier Monaten machte Christian Flierl, Redaktionsleiter bei neon.de, noch geheimnisvolle Andeutungen über einen völlig neuartigen Podcast. Jetzt ist die recht lieblos präsentierte Novität online und präsentiert nach dem Leserreporter den virtuellen Leserinterviewer. Bei der Premiere durften die User – via gebührenpflichtigen Anrufbeantworter, nicht etwa live – Heike Makatsch befragen, und so erfahren wir acht Minuten lang, wie sie als Kind in die Umkleidekabinen von Eishockeyspielern geriet, daß ihr Hundeblick „von innen“ käme und „Happiness is a warm gun“ nicht etwa nur ihr liebster Beatles-Track, sondern ihr Lieblingssong überhaupt sei. Die nächste Leserrunde ist Christian Ulmen gewidmet. Und bei 14 Cent pro Minute kommen da sicherlich ein paar Euro zusammen...

(Foto: „Schwesterherz“/Egoli Tossell Film AG)

Von der Wiese in die Weltspitze

Bisher war Berkant Göktan immer nur der „Stürmer aus dem Englischen Garten“, doch heute nennt ihn die Presse plötzlich „den Ribéry der Löwen“.

Get a first life

„Alle Links unter http:// sueddeutsche.de/ netzdepeschen behauptet die „SZ“ heute auf Seite 13. Aber um 13.28 Uhr noch keine Spur davon. Daher hier der Link zu „Get a first life“, die Antwort des kanadischen Bloggers Darren Barefoot auf den Second Life Hype.

Geisterblog

Mariä Himmelfahrt 2007 wird wohl noch so legendär werden wie der Valentinstag 1929. In Duisburg die Mafia-Abrechnung, und in München killte Narziss seine Blogeinträge bei der „freundin“. Es gab nur zwei Überlebende, die erste Tagebuchnotiz vom 24. April 2006, „Im Straßencafé“, und das Farewell vom 15. August 2007: „Abschied von der freundin“. Dazwischen: nada! Um so erstaunter war ich heute, hier im Tivoli-Blog drei Klicks zu haben, die von einem gar nicht mehr existierenden „freundin“-Link kamen. Und bei einem kurzen Gegencheck mußte ich entdecken, daß sieben letzte Woche von Narziss gelöschte Beiträge bei der „freundin“ wieder online stehen. Schaufelt er jetzt wieder alles retour oder rekonstruieren irgendwelche Volontärinnen sein Werk?

„Die CD war gestern“

Will.i.am: Die CD war gestern, wir sollten sie schnellstens vergessen. Wen interessieren denn heute noch silberne Plastikscheiben, die nur 72 Minuten Musik enthalten? Selbst die jüngsten Kids laufen heute mit Festplatten herum, die irrsinnig viele Stunden Musik speichern können. Die Zukunft der Musik ist ein Rundum-Erlebnis, kein flacher Tonträger.(...)

„Süddeutsche Zeitung: Wie rundum kann denn ein Erlebnis im Internet sein?

Will.i.am: Man gibt den Leuten, was sie wirklich wollen, Bonus-Sachen, Extras, Logos, Material zum Remixen, was auch immer. Vor allem aber: echte Interaktivität, eine echte Gemeinschaft. Ich bin da im Netz, ich bin nur einen Klick weit entfernt. Das ist neu. (...) In diesem Moment findet ein Wettrennen darüber statt, wer Musik im Internetzeitalter definiert und wie das neue Zeitalter aussehen wird. Denn noch hat niemand eine funktionierende Verwertung im Netz erfunden. Die Leute sagen zwar, iTunes sei ein solches Modell, doch das halte ich für eine Fehleinschätzung. Apple bietet mit iTunes nur einen Verkaufskanal. Aber im Endeffekt geht es denen einzig darum, noch mehr iPods zu verkaufen. Tatsächlich muss die Musik im Internetzeitalter über den Inhalt, nicht über die Verbreitungsform definiert werden.(..)

SZ: In den Teilen von 'i.am Antik'
(Will.i.ams neue Modekollektion, Anmerkung des Tivoli-Blogs) werden Codes eingenäht sein, mit denen man ein Album im Internet herunterladen kann, das nicht in den Plattenläden erscheinen soll. Ist das die ultimative Verzahnung von Musik und Mode, ist das Ihre Vorstellung von Zukunftsmusik?

Will.i.am: Man bekommt zwei Sachen für einen Preis, eine tolle Jeans und tolle Lieder, ganz einfach. (...) Und in den Sakkos, die in der Kollektion sind, wird die Musik sogar physisch vorhanden sein: In der Innentasche wird ein USB-Stick eingenäht sein mit den Liedern darauf.


Auszüge eines umfangreichen Interviews von Dirk Peitz mit Will.i.am von den Black Eyed Peas in der „Süddeutschen Zeitung“ heute.

(Foto: Universal/hiphopfotos.com)

Die Berliner Webuplik

Donnerstag fängt in Berlin das „9to5 – Wir nennen es Arbeit“-Festival an. Grund genug für die jetzt.de-Redaktion in der „Süddeutschen“ und online „zehn der wichtigeren Superberliner“ aus Deutschlands „unheimlicher“ Hauptstadt vorzustellen – und insbesondere deren Verflechtungen untereinander: Mercedes Bunz, Holm und Jens Friebe, Rainald Goetz, Kerstin Grether, Johnny Haeusler, Matthias Kalle, Sascha Lobo, Joachim Lottmann und Kathrin Passig.

Die US-Army ist ein weit größerer Verräter als jeder Blogger

„Women of CVN76: That Don't Impress Me Much“ war das YouTube-Video betitelt, das die US-Marine doch nachhaltig beeindruckt hat. Denn der Clip von Bord des Flugzeugträgers „Ronald Reagan“ zeigte nicht nur weibliche Marineangehörige, sondern gewährte auch Einblicke in den Nuklearantrieb – und wurde prompt zensiert. Wie „Wired“ jetzt aber enthüllte, liegt das größte Sicherheitsrisiko gar nicht im Web 2.0, sondern in den offiziellen Internetauftritten der Streitkräfte. Eine Untersuchung der Army Web Risk Assessment Cell ergab, daß dort weit mehr Geheimnisse preisgegeben würden als etwa in Blogs. Im untersuchtem Zeitraum 2006 fand man 1.813 „violations of operational security policy“ auf 878 offiziellen Webseiten des Militärs, aber nur 28 Verstöße in 594 überprüften Soldatenblogs. (via Boing Boing)

Sonntag, 19. August 2007

Auch bei den Franzosen läuft die Blogwerbung schlecht


Nicht nur Adical tut sich schwer, die Blogs mit bezahlten Anzeigen zu füllen. Die französischen Kollegen von Blogbang quälen sich auch, obwohl hinter den fünf Mitarbeitern immerhin der Werbekonzern Publicis steckt – und nicht nur ein paar Berliner Bohémiens. Angesichts eines Ertrags von knapp fünf Euro im August beschwert sich page2007 verständlicherweise, daß sich dafür der Aufwand kaum lohne. Accessoweb (siehe Grafik), der im August knapp über vier Euro eingenommen hat, wundert sich, wie seine Blogbang-Erlöse im August um 90 Prozent gegenüber dem Juli einbrechen konnten, wobei der Monat natürlich noch nicht ganz rum ist und Blogbang bereits Ende Juli sich nicht nur für einen Bug entschuldigen mußte, sondern auch einen lauen August prophezeit hat. Zur rentrée, im September soll alles besser werden. Accessoweb fehlt aber der Glaube und spielt mit dem Gedanken, die Werbeflächen zu reduzieren oder Blogbang ganz zu kippen.

Lost in Adagio


Wong Kar-Weis „2046“ – die schwermütigsten Liebesgeschichten, die elegischte Musik, die rauschhaftesten Bilder. Heute, 23.15 Uhr im Ersten.

(Bild: ARD Degeto)

Petit déjeuner musical (33)

Messieursdames, Lynda Lemay!