Dann fiel mir etwas aus der Vergangenheit ein, als man noch im BTX surfte und Online-Sex sich auf Chatgruppen konzentrierte: Katalogsex. Man einigte sich auf einen aktuellen Katalog (Neckermann, Quelle, Otto), wählte sich daraus eine Identität (die Blondine von Seite 68; der Grauhaarige von Seite 12) und tippte sich dann im Rollenspiel zum Höhepunkt. Gibt's so etwas heute noch? Offenbar nicht, denn bei Google fand ich magere 31 Fundstellen.
Montag, 8. Januar 2007
Seitenweise Rollenspiele
Dann fiel mir etwas aus der Vergangenheit ein, als man noch im BTX surfte und Online-Sex sich auf Chatgruppen konzentrierte: Katalogsex. Man einigte sich auf einen aktuellen Katalog (Neckermann, Quelle, Otto), wählte sich daraus eine Identität (die Blondine von Seite 68; der Grauhaarige von Seite 12) und tippte sich dann im Rollenspiel zum Höhepunkt. Gibt's so etwas heute noch? Offenbar nicht, denn bei Google fand ich magere 31 Fundstellen.
Wieder dabei!
Rumänien?
Eines der schönsten Länder Europas. Ich habe immer gesagt: eine Art Polen, nur noch wunderbarer. Eine höchst komplizierte Identität: eine romanische Sprache, direkter Erbe des klassischen Lateins, eingepfercht zwischen barbarische slawische Dialekte und die wilde Steppensprache der Magyaren. Der östlichste romanische Stamm und zugleich der einzige orthodoxen Glaubens. Über Jahrhunderte eine Beute der Türkei, Ungarns oder Russlands. Wie Polen ein «Vorposten des Christentums», das heisst: ständig Feuerschein und Pferdegetrappel. Zugleich eine wunderbare Landschaft und Architektur. Die Karpatendörfer in der Maramures sind wie eine Sagrada Familia aus Holz, und das Donaudelta ist ein Naturwunder, europäische Tropen: Welse, so gross wie Haifische, und Schwärme von Pelikanen, die Pterodaktylen gleich über einer absolut archaischen Landschaft schweben. Ach, Rumänien ist so viel wert wie die Niederlande und Belgien zusammen.
Der polnische Schriftseller Andrzej Stasiuk im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (via Perlentaucher)
Der polnische Schriftseller Andrzej Stasiuk im Interview mit der „Neuen Zürcher Zeitung“ (via Perlentaucher)
Bereit zu Gruscheln?

Blogger-Lesung & -Treffen in München

Dennoch treibt es mich übernächstes Wochenende wieder in diese Hölle, denn einerseit gewähre ich immer gern eine zweite Chance, andererseits tritt eine völlig andere Riege an, sozusagen die Blogger 2.0, und speziell die von mir sehr geschätzte Rose. Außerdem im Privée mit dabei: Nilz Bokelberg, MC Winkel, Dr. Sno und Roman Libbertz.

Sonntag, 7. Januar 2007
Maisbrand
(Foto: Marc)
Die Qual der Wahl
Neulich habe ich mich schon darüber mokiert, daß die wenigen Einladungen, die bei mir auf dem Tisch landen, einander oft ausschließen, weil die Veranstaltungen gleichzeitig stattfinden.
Bei Heidi Klums „Next Topmodel“ respektive der „Blitz“-Geburtstagsfête, die auch noch hunderte von Kilometer auseinander anberaumt sind, was jedes Partyhopping ausschließt, bleibe ich einfach daheim.
Aber jetzt muß ich mich dafür am 18. Januar zwischen Hochkultur und Sozialkultur entscheiden: Zu Henriette Kaisers möglicherweise letzter Kinovorführung von "Musik in Fahrt – Joachim Kaiser“ ins Filmmuseum und ein paar SZ-Heinis treffen oder lieber in der Seidlvilla der Podiumsdiskussion „Drehscheibe Deutschland - Realitäten des Zusammenlebens von Ost und West in München“ lauschen und ein paar Osteuropäerinnen kennenlernen?
Und am Tag darauf hatte ich mich schon längst für den Neujahrsempfang der IT- und Medienexperten angemeldet. Und erst jetzt entdeckt, daß am selben Abend der Bayerische Filmpreis verliehen wird.
Bei Heidi Klums „Next Topmodel“ respektive der „Blitz“-Geburtstagsfête, die auch noch hunderte von Kilometer auseinander anberaumt sind, was jedes Partyhopping ausschließt, bleibe ich einfach daheim.
Aber jetzt muß ich mich dafür am 18. Januar zwischen Hochkultur und Sozialkultur entscheiden: Zu Henriette Kaisers möglicherweise letzter Kinovorführung von "Musik in Fahrt – Joachim Kaiser“ ins Filmmuseum und ein paar SZ-Heinis treffen oder lieber in der Seidlvilla der Podiumsdiskussion „Drehscheibe Deutschland - Realitäten des Zusammenlebens von Ost und West in München“ lauschen und ein paar Osteuropäerinnen kennenlernen?
Und am Tag darauf hatte ich mich schon längst für den Neujahrsempfang der IT- und Medienexperten angemeldet. Und erst jetzt entdeckt, daß am selben Abend der Bayerische Filmpreis verliehen wird.
Tricky F.A.S.
Letztes Wochenende hatte die sonst sich so seriös gerierende „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ gleich mit drei Bildern von Saddam Husseins Hinrichtung aufgemacht. Viele hatten sich darüber aufgeregt, auch ich an anderer Stelle, und die Kollegen haben zumindest die Größe, heute eine Seite den Leserbriefen einzuräumen, die daran Anstoß genommen haben.
Doch dienen diese kritischen Kommentare nur als Rahmen für einen Exkurs Claudius Seidls unter dem Motto: Es gibt kein besseres Argument gegen die Todesstrafe, als Zeuge einer Hinrichtung zu werden.
Seidl holt weit aus und hat natürlich recht, wenn er dem zwischenzeitlich unter anderem auf YouTube aufgetauchten vollständigen Handy-Video aufklärerische Eigenschaften zugesteht: Denn die offiziellen Nachrichten verkündeten, dass eben alles rechtens gewesen sei. Und erst die angeblich so geschmacklosen Bilder zeigten, dass es nicht so war. Der Delinquent wurde beschimpft, verhöhnt und durfte sein Gebet nicht zu Ende sprechen - was die Bilder zeigen, sieht aus wie ein schmutziger Mord, und die Empörung über diese Bilder nährt wieder einmal den Verdacht, dass der Bote hier mit der Botschaft verwechselt wird. Der Skandal besteht in dem, was diese Bilder dokumentieren.
Das Infame an Seidls Artikel ist aber, daß sich seine Argumentation für das Handy-Video stillschweigend auf die spekulative Titelstory der „F.A.S.“ letztes Wochenende überträgt und er scheinbar den Leserbriefen die Argumentationsgrundlage zu entziehen scheint.
Nur ist das Handy-Video erst nach dem Erscheinen der „F.A.S.“ mit den Hinrichtungsfotos aufgetaucht. Als die klugen Köpfe beschlossen, ihre Auflage mit den geschmacklosen Bildern des kurz vor der Hinrichtung stehenden Diktators hochzutreiben, war in den die Bilder begleitenden Texten noch von einer ordnungsgemäßen Hinrichtung die Rede und neben viel zustimmenden Worten zur Exekution wurden nur die üblichen europäischen Politiker mit ihrer grundsätzlichen Ablehnung der Todesstrafe zitiert.
Da hilft auch der Heiligenschein nichts, den sich die „F.A.S.“ jetzt nachträglich überstülpt. Sie wollten nur daran verdienen.
Doch dienen diese kritischen Kommentare nur als Rahmen für einen Exkurs Claudius Seidls unter dem Motto: Es gibt kein besseres Argument gegen die Todesstrafe, als Zeuge einer Hinrichtung zu werden.
Seidl holt weit aus und hat natürlich recht, wenn er dem zwischenzeitlich unter anderem auf YouTube aufgetauchten vollständigen Handy-Video aufklärerische Eigenschaften zugesteht: Denn die offiziellen Nachrichten verkündeten, dass eben alles rechtens gewesen sei. Und erst die angeblich so geschmacklosen Bilder zeigten, dass es nicht so war. Der Delinquent wurde beschimpft, verhöhnt und durfte sein Gebet nicht zu Ende sprechen - was die Bilder zeigen, sieht aus wie ein schmutziger Mord, und die Empörung über diese Bilder nährt wieder einmal den Verdacht, dass der Bote hier mit der Botschaft verwechselt wird. Der Skandal besteht in dem, was diese Bilder dokumentieren.
Das Infame an Seidls Artikel ist aber, daß sich seine Argumentation für das Handy-Video stillschweigend auf die spekulative Titelstory der „F.A.S.“ letztes Wochenende überträgt und er scheinbar den Leserbriefen die Argumentationsgrundlage zu entziehen scheint.
Nur ist das Handy-Video erst nach dem Erscheinen der „F.A.S.“ mit den Hinrichtungsfotos aufgetaucht. Als die klugen Köpfe beschlossen, ihre Auflage mit den geschmacklosen Bildern des kurz vor der Hinrichtung stehenden Diktators hochzutreiben, war in den die Bilder begleitenden Texten noch von einer ordnungsgemäßen Hinrichtung die Rede und neben viel zustimmenden Worten zur Exekution wurden nur die üblichen europäischen Politiker mit ihrer grundsätzlichen Ablehnung der Todesstrafe zitiert.
Da hilft auch der Heiligenschein nichts, den sich die „F.A.S.“ jetzt nachträglich überstülpt. Sie wollten nur daran verdienen.
Klasse Carla

Unbedingt lesen: Carla Brunis wunderbares Interview in der heutigen „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.
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