Montag, 16. Juni 2008

Kein Journalismus ohne Wettbewerbsverzerrung

Wer schon einmal im Flieger stapelweise Burda-Titel entdeckt, von freundlichen Hostessen die „Welt am Sonntag“ geschenkt erhalten, ein „SZ“-Probeabo aufgeschwätzt bekommen oder sich nur gewundert hat, warum die „Frankfurter Allgemeine“ zuhauf in Münchner Cafés kostenlos ausliegt, der weiß, daß die Vertriebsabteilungen deutscher Printtitel oft weit einfallsreicher sind als die Redakteure. Ohne den Geschäftsführer einer Stadtzeitung zu vergessen, der sich ein Kinderstempelset gekauft hat, um Kioskquittungen zu fälschen. Aber ich will gar nicht von Vertriebsmethoden reden, um mich über Hans-Jürgen Jakobs zu echauffieren, der sich als Chefredakteur von sueddeutsche.de in „Horizont“ (via Rivva) tatsächlich beklagt hat, daß die Konkurrenz durch Suchmaschinenoptimierung „journalistische Wettbewerbsverzerrung“ betreibe. Denn Suchmaschinenoptimierung ist für das Internet so selbstverständlich und journalistisch wie eine einprägsame Headline oder eine pfiffige Illustration im Print. Information, die hilft, den Inhalt zu verkaufen. Und statt „eine Konvention über statthafte und unstatthafte Maßnahmen“ der Verlagshäuser zu fordern, sollten die Schnarchnasen von der SZ online vielleicht weniger am Viktualienmarkt herumhängen, stattdessen einfach mal zu kapieren versuchen, wie das Internet funktioniert (zum Beispiel: SEO oder outgoing links!) und generell mit ihren Stories etwas schneller in die Gänge kommen.

(Foto: Lukas Barth/news aktuell für den Media Coffee)

Sonntag, 15. Juni 2008

Statt Twitter (9)

Wie erklärt man einem Kleinkind, daß man Single ist? Neuerdings pflückt meine dreieinhalbjährige Patentochter Blumen, sammelt Beeren, zeichnet Bilder und all das stets für meine Freundin... Als wir heute morgen telefonierten, bat sie mich, meine Freundin zu holen, damit sie mit ihr sprechen könne. Ich habe ihr gesagt, daß ich keine hätte. Was blieb, war ein schaler Nachgeschmack.

Samstag, 14. Juni 2008

Puma-Zulieferer mißhandelt Mitarbeiter

„Unmenschliche Zustände“ herschen bei einem Puma-Zulieferer in China vor, wie das Unternehmen jetzt gegenüber der „Wirtschaftswoche“ bestätigen mußte. Die Vorwürfe, die die Bürgerrechtsorganisation China Labor Watch am Montag präsentieren wird, reichen von wöchentlich 20 unbezahlten Überstunden (Puma: „freiwillig“) über gesundheitsschädigende Arbeitsbedingungen bis zu Mißständen bei der Lohnzahlung, Kranken- und Unfallversicherung.

(Foto: Puma)

Hai Süddeutsche

Erst wünscht uns die „SZ“-Sportredaktion bereits vor EM-Beginn, daß wir ins Viertelfinale kommen. Dann deutet Fußballgötterbarde Guido Schröter gestern in seinem EM-Comic (13.6.!) an, daß Italien gegen Rumänien nur gewinnen könne, wenn sie den Schiri schmieren. Und heute sind wir nun schon die „Geheimfavoriten“ der Europameisterschaft. Weiter so!

Statt Twitter (8)

„In welcher Spelunke steckst Du? Du bist offline!?“, ein vorwurfsvoller Telefonanruf.

Der Pate IV (ft. DJ Attac & Kamerakino)

Heute abend steht natürlich erst einmal der Fußball auf dem Programm, und vielleicht Marcus Ammons Geburtstagsparty im Maximilianeum, aber auf jeden Fall schaue ich als einer von 672 Paten auch im Werkraum der Münchner Kammerspiele vorbei, wo ab 20 Uhr die Flüchtlingskampagne „save me - eine stadt sagt ja“ einen bunten Abend feiert: „Die hässliche Zuschauertribüne werfen wir raus, dafür gibt es einen Club mit Bar, wir stellen die Kampagne vor, René Dumont vom Ensemble liest u. a. aus dem großartigen Weltbestseller „Wie der Soldat das Grammofon repariert" von Saša Stanišić, Kamerakino spielen live ihre brandneue Platte und danach legt ein All-Star-Team auf“: Albert Pöschl (Munich Rumble), Pollyester (ZomboCombo), Tobi (Pimpernel), vielleicht Schorsch Kamerun (Goldene Zitronen) plus Hagen Pfaff (Attac). Der Eintritt ist – ungewöhnlich genug für die Kammerspiele – frei!

Schräger Samstag

Erst ist Google wiederholt down, dann funktioniert der Webmailer von T-Online nicht mehr, und offenbar gibt es samstags in München keine „Welt“ zu kaufen. Die „Welt kompakt“ erscheint eh nur Montag bis Freitag, und in den Kiosken ist heute nirgends eine klassische „Welt“ zu finden, aber von der „taz“ über die „Neue Zürcher Zeitung“ bis zur „Frankfurter Rundschau“ alles, was wichtig ist. Vielleicht am Hauptbahnhof? Ich kann so nicht arbeiten...

Freitag, 13. Juni 2008

Welches Blond soll's denn sein?

Jetzt also noch Dienstag abend gegen die Niederlande, die von Rumänien in der Qualifikationsgruppe G zur EM bereits einmal besiegt worden ist und denen meine Jungs ein anderes Mal ein Unentscheiden abrangen. Wenn ich das auf die Schnelle rechne, wäre Rumänien mit einem Sieg gegen die Holländer sicher weiter und selbst ein Unentschieden würde reichen, wenn Frankreich und Italien ihrerseits auch unentschieden spielen. So langsam sollte ich mir einen blonden Farbton aussuchen, falls ich mein Gelübde einlösen muß. Wie wäre es mit dem Furtwängler-Blond (Nuance 8.13 Helles Beige-Blond)?

(Foto: obs/L'Oréal)

Who cares: Der vermeintlich 1. Europäische Podcast-Wettbewerb

Zig Podcasts aus zwölf europäischen Ländern konkurrieren beim von Olympus gepowerten European Podcast Award in den Kategorien Personality, non Profit, Business und Professional ums nationale Treppchen und den Gesamtsieg. Das Publikum kann seine Favoriten hochklicken, aber über die endgültige Preisvergabe entscheidet eine Jury. Aus Deutschland sind beispielsweise Alex Wunschel (mehrfach mit Pimp my brain und Tellerrand), Tobbi und Andrea W. neben dem TÜV Süd, WDR 5 oder NDR Kultur bereits im Rennen, aber bis Mitte September sind noch Eigenbewerbungen möglich. Außer Sachpreisen und der Ehre gibt's bei der Preisverleihung im Oktober aber nichts zu holen... Offen gesagt habe ich schon längst den Durchblick bei all den Blog- und Podcast-Wettbewerben verloren, aber es freut mich immer noch, wenn ein Konzern wie Olympus das Medium so hoch einschätzt, um drumherum eine PR-Kampagne zu basteln.

Akademischer Trackback

Steigt jetzt mein Pagerank?

850 München-Tips

Sonst kann man sich die groß beworbene Stadt-Beilage der „Abendzeitung“ gut und gerne sparen, aber zum Stadtgeburtstag haben Adrian Prechtel und seine Mannen heute 850 700 und ein paar zerquetschte, wenn man die Dubletten abzieht, München-Tips (Fleischpflanzerl wie von Mama, eine ziemlich nett Cocktailbar mit tollem Ausblick, die einzig wahren Röhrenjeans, die ungewöhnlichste Reliquie) auf 24 Seiten versammelt. Eine saugute Fleißarbeit mit vielen Insider-Informationen, einigen streitbaren Entscheidungen, nur wenigen Plattitüden und gelegentlichen Widersprüchlichkeiten: gibt's die leckerste Currywurst jetzt im Stadion an der Schleißheimer Straße oder beim Bergwolf? Und ist das Maxim wirklich so gut, um es gleich doppelt anzupreisen als N° 155 und 309? (Nur eine mehrerer Dubletten.)

Mysteriös der Tip N° 586: „Dem Barmann im Barer 61 sein Herz ausschütten – denn der Nachwuchsautor weiß zu jeder Lebenssituation ein prominentes Zitat.“ Hat da jemand f.k. kennengelernt und das 47er mit dem 61er verwechselt – oder schreibt Barry heimlich an seinem Erstlingsroman? Keine Verwechslung dagegen N° 733: „Die schönsten Studentinnen der Stadt sind die Bedienungen im Barer 61.“

Last but not least noch ein Satz zu N° 848, dem Café Perversi: „Wer dem Besuch aus Berlin das München-Vorurteil bestätigen will: das Café Pavesi in der Türkenstraße – Supertussen, deren Besitzer und deren Leistungsträgerautos.“

Mittwoch, 11. Juni 2008

Café-Frevel Fernseher

Als ob die Flachbrettschirme noch nicht allgegenwärtig wären, haben jetzt auch das 47er und 61er aufgerüstet. Ich könnte damit leben, wenn da nur die Spiele gezeigt werden würden, aber die Glotzen laufen natürlich auch zwischendurch – und im 61er steht der digitalen Bohème deswegen nur noch eine Steckdose zur Verfügung – und wenn der Ventilator läuft, gar keine mehr. Spendet jemand einen Mehrfachstecker?