Mein Name ist Dorin, und ich bin stromabhängig. Betrete ich ein Lokal zum ersten Mal, wandert mein Blick in Bodennähe die Wände entlang, um festzustellen, wo die Steckdosen sind. In meiner Tasche habe ich Verlängerungskabel und Mehrfachstecker parat, falls es in einem Café wie dem Barer 61 nur eine einzige, heftig umlagerte Doppelsteckdose gibt. Von meinen Lieblingskinos weiß ich genau, wo ich während der Vorstellung im Saal mein iPhone aufladen kann. Im ICM der Münchner Messe wie auch am Flughafen sitze ich meist in den Ecken am Boden, wo mein Kabel bis zur Steckdose reicht. Und neulich beim Bloggertreffen von Ketchum Pleon in der Käfer Wiesn-Schänke blieb ich nur so lange, wie mein Akku noch Saft hatte. Ich bekenne mich süchtig. Ich brauche Strom zum Leben. Für mein PowerBook. Mein Handy. Zum Fotografieren, Twittern, Bloggen, Telefonieren und Surfen.
Als ich nun diesen Sommer von einem tragbaren Sonnenkollektor, einem Energiekoffer las, durchfuhr es mich wie ein Blitz. Nicht mehr gebannt auf die Akkuanzeige starren. Die Cafés nicht mehr nach der Anzahl verfügbarer Steckdosen auszuwählen. Meinen Tagesablauf nicht mehr danach ausrichten müssen, zwischendurch immer rechtzeitig irgendwo Strom tanken zu können. Frei sein.
Nun ist die Solar Energy Box für afrikanische Gefilde entwickelt worden, und ehrlich gesagt ist der orangefarbene Koffer auch nicht gerade leichtes Gepäck für einen Flaneur wie mich. Nichtsdestotrotz werde ich den Oktober über damit ein bißchen spielen. Auf der Wiesn mein Sonnensegel ausbreiten, am Eisbach stundenlang surfen, während der Münchner Medientage energietechnisch autark sein, auf dem Starnberger See online bleiben, und selbstverständlich jeden an meiner Energiebrust stillen, der für seine Hardware Power braucht – und zu meinem System kompatibel ist oder zumindest das passende Kabel dabei hat. Strom frei!
Von unterwegs twittere ich zu dem Thema unter dem Hashtag #energybox.
Freitag, 30. September 2011
Donnerstag, 29. September 2011
Samstag, 24. September 2011
Wochenplan
Wiesn, Ketchum Pleon BloggerTreffen / Käfer Wiesn-Schänke, Pressevorführungen „Urban Explorer“, „Die verlorene Zeit“, „Tom Sawyer“ und „Fenster zum Sommer“, Hans Jochen Vogel & Sandra Maischberger / Literaturhaus, „Föhnlage“ / Bayerisches Fernsehen, blub club „trash & tracht“ / Pacha
(Foto: „Urban Explorer – Explore the dark side of Berlin“)
(Foto: „Urban Explorer – Explore the dark side of Berlin“)
Montag, 19. September 2011
Recycelte BILDröhre
Wenn zwei das gleiche schreiben, ist es noch nicht dasselbe. Vor etwas über einem Jahr berichtete die „Bild“-Zeitung in einer Gesundheitsserie über das „Geheimnis Gehirn“ und die Forschungsarbeit Professor Pöppels, der die Erregungsmuster von Probanden im Magnetresonanztomografen testet. Bei dieser Gelegenheit suchte die Redaktion Leser, die bereit wären, sich so bei der Betrachtung der „Bild“-Zeitung analysieren zu lassen.
Keine Redaktion sprang auf das Thema an, selbst ich twitterte nur kurz dazu. Weniger aus medienjournalistischem Impuls, sondern als Tip für alle, die im Liegen ein bißchen dazuverdienen wollten. Ich selbst hatte mich auch beworben, schließlich hätte das doch nicht nur ein kleines Honorar, sondern obendrein vielleicht eine schöne Reportage abgeben können.
Mit meinen 49 schon hart an der Altersgrenze, durfte ich zumindest telefonisch vorab allerhand Fragen beantworten, was ich mit welcher Körperhälfte so anstelle, aber statt daß ich tatsächlich in die Röhre einfahren durfte, bekam ich nur eine rote „Bild“-Tasse als Aufwandsentschädigung. Peter Turi bedauert das heutzutage fast noch mehr als ich: „Jammerschade! Deine Hirnströme beim Betrachten des Seite-1-Girls hätte ich zu gern gesehen.“
Letzte Woche gab es nun noch einmal einen kleinen Aufruf im Lokalteil der „Bild München“, und diesmal biß die „Süddeutsche Zeitung“ an. Groß durfte Wissenschaftsspezialist Werner Bartens auf der Medienseite gegen Pöppel lästern und sich über die Kollegen mokieren: „Schon immer robbte sich die 'Bild'-Zeitung nah an ihre Leser heran - jetzt kriecht das Boulevard-Blatt sogar in sie hinein“. Wobei das „jetzt“ nur mir aufstieß, Bartens wußte es schließlich auch nicht besser, sondern kannte offenbar nur den aktuellen Schnippsel vom Vortag.
Die Geschichte war zwar nun bereits seit dem Sommer 2010 bekannt, aber erst dank der „SZ“ griffen nun vom Altpapier bis Turi2, von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ bis zum „Tagesspiegel“ einige dankbar zu. Wobei nur Letzterer auch bei der Recherche herausfand, daß Springer bereits seit 2010 einen Lesern so naherückt. Mit welchem Ergebnis? „Das würde unsere Konkurrenz eben auch gerne wissen“, zitiert Joachim Huber den „Bild“-Sprecher Tobias Fröhlich.
Zwar „unterstützt“ der Springer-Verlag hier offiziell nur eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu Wahrnehmung und Nutzung von Medien. Aber wer an der LMU näheres erfragen will, wird postwendend nach Berlin verwiesen: „Für harte Fakten, Daten, Bilder etc. zu dieser Kooperation müssen wir Sie allerdings leider an die BILD-Pressestelle verweisen.“
„Natürlich wäre es phantastisch“, orakelt Harald Staun in der „F.A.S.“ bar aller Forschungsergebnisse, „wenn man mit einer solchen Studie wissenschaftlich belegen könnte, was bisher nur die laienhaften Instinkte der Redakteure nahelegten, also zum Beispiel, dass Männer gerne nackte Brüste auf der Titelseite sehen oder große Buchstaben. Jedes andere Resultat wäre womöglich ein Problem.“
Keine Redaktion sprang auf das Thema an, selbst ich twitterte nur kurz dazu. Weniger aus medienjournalistischem Impuls, sondern als Tip für alle, die im Liegen ein bißchen dazuverdienen wollten. Ich selbst hatte mich auch beworben, schließlich hätte das doch nicht nur ein kleines Honorar, sondern obendrein vielleicht eine schöne Reportage abgeben können.
Mit meinen 49 schon hart an der Altersgrenze, durfte ich zumindest telefonisch vorab allerhand Fragen beantworten, was ich mit welcher Körperhälfte so anstelle, aber statt daß ich tatsächlich in die Röhre einfahren durfte, bekam ich nur eine rote „Bild“-Tasse als Aufwandsentschädigung. Peter Turi bedauert das heutzutage fast noch mehr als ich: „Jammerschade! Deine Hirnströme beim Betrachten des Seite-1-Girls hätte ich zu gern gesehen.“
Letzte Woche gab es nun noch einmal einen kleinen Aufruf im Lokalteil der „Bild München“, und diesmal biß die „Süddeutsche Zeitung“ an. Groß durfte Wissenschaftsspezialist Werner Bartens auf der Medienseite gegen Pöppel lästern und sich über die Kollegen mokieren: „Schon immer robbte sich die 'Bild'-Zeitung nah an ihre Leser heran - jetzt kriecht das Boulevard-Blatt sogar in sie hinein“. Wobei das „jetzt“ nur mir aufstieß, Bartens wußte es schließlich auch nicht besser, sondern kannte offenbar nur den aktuellen Schnippsel vom Vortag.
Die Geschichte war zwar nun bereits seit dem Sommer 2010 bekannt, aber erst dank der „SZ“ griffen nun vom Altpapier bis Turi2, von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ bis zum „Tagesspiegel“ einige dankbar zu. Wobei nur Letzterer auch bei der Recherche herausfand, daß Springer bereits seit 2010 einen Lesern so naherückt. Mit welchem Ergebnis? „Das würde unsere Konkurrenz eben auch gerne wissen“, zitiert Joachim Huber den „Bild“-Sprecher Tobias Fröhlich.
Zwar „unterstützt“ der Springer-Verlag hier offiziell nur eine Studie der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) zu Wahrnehmung und Nutzung von Medien. Aber wer an der LMU näheres erfragen will, wird postwendend nach Berlin verwiesen: „Für harte Fakten, Daten, Bilder etc. zu dieser Kooperation müssen wir Sie allerdings leider an die BILD-Pressestelle verweisen.“
„Natürlich wäre es phantastisch“, orakelt Harald Staun in der „F.A.S.“ bar aller Forschungsergebnisse, „wenn man mit einer solchen Studie wissenschaftlich belegen könnte, was bisher nur die laienhaften Instinkte der Redakteure nahelegten, also zum Beispiel, dass Männer gerne nackte Brüste auf der Titelseite sehen oder große Buchstaben. Jedes andere Resultat wäre womöglich ein Problem.“
Wochenplan
Wiesn, „Hotel Lux“ Pressekonferenz, „Kasimir und Karoline“ / arte, Avery Zweckform trifft „Organisationstalent“ Peyman Amin / Opaque, Pressevorführungen „Love Life“, „Einer wie Bruno“, „Tyrannosaur“ und „Real Steel“, Vernissage Natsuki Ohtake: „My Affection for Idols“ / Micheko
(Foto: ZDF/Ben von Grafenstein)
(Foto: ZDF/Ben von Grafenstein)
Sonntag, 18. September 2011
Geleakte Exit-Polls in Berlin?
Nachdem es bei den letzten Landtagswahlen recht still um Twitter-Leaks geblieben war (vielleicht aber auch nur, weil keiner danach gesucht hat), kam es heute bei der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus wieder recht dick.
Bereits um 16.17 Uhr twitterte der Chefredakteur der „WirtschaftsWoche“, Roland Tichy, seine „nicht gaaanz eigene Prognose“: SPD 30%, CDU 22%, Grüne 18%, Linke 10%, Piraten 8%.
Um 16.50 Uhr kursierte dann via Twitter der Google-Cache-Screenshot einer – zwischenzeitlich wieder offline genommenen – „B.Z.“-Prognose: SPD 30%, CDU 24%, Piraten 8%.
Gemessen an den deutlich später um 18 Uhr veröffentlichten, auf Auswertungen der Wahlnachfrage bis 17.45 Uhr beruhenden offiziellen Prognosen keine schlechten Voraussagen: SPD (ARD: 29,5 - ZDF: 28,5%). CDU (ARD: 23,5 - ZDF: 23%). Grüne (ARD: 18 - ZDF: 18,5%). Linke (ARD - ZDF: 11,5%). FDP (ARD - ZDF: 2%). Piraten (ARD: 8,5 - ZDF: 9%).
Also doch wieder vor Schließung der Wahllokale geleakte Zahlen aus den Exit-Polls der Forschungsgruppe Wahlen und infratest dimap? Nein, weil doch nicht sein kann, was nicht sein darf. Mit Sicherheit kein Prognosenverrat und damit auch kein Fall für die Landeswahlleiterin, denn wie würde Jörg Schönenborn feststellen: Die zwischen 16 und 17 Uhr kursierenden Zahlen würden ja überhaupt nicht mit den bis 18 Uhr errechneten Zahlen übereinstimmen. Und vor 17 Uhr gäbe es sowieso noch überhaupt keine Prognosen. Oder etwa doch?
Bereits um 16.17 Uhr twitterte der Chefredakteur der „WirtschaftsWoche“, Roland Tichy, seine „nicht gaaanz eigene Prognose“: SPD 30%, CDU 22%, Grüne 18%, Linke 10%, Piraten 8%.
Um 16.50 Uhr kursierte dann via Twitter der Google-Cache-Screenshot einer – zwischenzeitlich wieder offline genommenen – „B.Z.“-Prognose: SPD 30%, CDU 24%, Piraten 8%.
Gemessen an den deutlich später um 18 Uhr veröffentlichten, auf Auswertungen der Wahlnachfrage bis 17.45 Uhr beruhenden offiziellen Prognosen keine schlechten Voraussagen: SPD (ARD: 29,5 - ZDF: 28,5%). CDU (ARD: 23,5 - ZDF: 23%). Grüne (ARD: 18 - ZDF: 18,5%). Linke (ARD - ZDF: 11,5%). FDP (ARD - ZDF: 2%). Piraten (ARD: 8,5 - ZDF: 9%).
Also doch wieder vor Schließung der Wahllokale geleakte Zahlen aus den Exit-Polls der Forschungsgruppe Wahlen und infratest dimap? Nein, weil doch nicht sein kann, was nicht sein darf. Mit Sicherheit kein Prognosenverrat und damit auch kein Fall für die Landeswahlleiterin, denn wie würde Jörg Schönenborn feststellen: Die zwischen 16 und 17 Uhr kursierenden Zahlen würden ja überhaupt nicht mit den bis 18 Uhr errechneten Zahlen übereinstimmen. Und vor 17 Uhr gäbe es sowieso noch überhaupt keine Prognosen. Oder etwa doch?
GOP.-Varieté glänzt viral
Alle paar Wochen darf ich mich wie ein ZDF-Intendant fühlen. Dann gibt's Schnittchen, Stößerchen und Helden der sechziger und siebziger Jahre wie Horst Janson oder Olivia Pascal beim Premierenstehrumchen des Münchner GOP.-Varietétheaters. Doch so wie das ZDF auch neo macht, sind die über Deutschland verteilten GOP.-Bühnen moderner als man angesichts ihrer Verrenkungskünstler und Conferenciers vermuten würde. Mit einer von den Medienstudenten Max Malinowsky und Dominik Junker in Lemgo entwickelten viralen Kampagne sammeln sie Millionen Klicks, und als jetzt Comedian Ray William Johnson das letzte Video sogar in seiner YouTube-Show präsentierte, jubelten die GOPler, als hätten sie den Goldenen Clown beim Zirkusfestival in Monte-Carlo gewonnen. Den Tischtuchtrick probiere ich dann bei der nächsten Premiere am Büffet.
Samstag, 17. September 2011
Scarlettjohanssoning
Scarlett Johansson im Spiegel löste die neue Volksbewegung aus, ob's kotzende Einhorn oder Nerdcore. Wie könnte ich da widerstehen?
Updates: Ein weiterer, nicht ganz so gelungener Sammelplatz, der sich aber die einschlägige URL gesichert hat.
Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ vom 25. September 2011 über Scarlettjohanssoning „als Hommage, als Jux oder als seltsame Solidaritätsadresse“.
Amüsanter Fake mit NFL-Stars.
Ernie scarlettjohanssoning.
Donnerstag, 15. September 2011
Lügen und Geheimnisse – Claude Chabrols „Die Farbe der Lüge“
Gerade mal 32 Jahre* alt ist die Schauspielerin Sandrine Bonnaire alt. Sechzehn davon hat Frankreichs Star vor der Kamera verbracht– ein halbes Leben. Ohne Umwege über TV-Serien oder Filmchen ist das Mädchen mit dem traurigen Mund von der Pubertät direkt in die Besetzungskartei der Pariser Regie-Elite gerutscht. Hat Rächerinnen und Geliebte, Mörderinnen und Opfer, Obdachlose und Jeanne d'Arc gespielt; neben Marcello Mastroianni, Isabelle Huppert, Robert Duvall und Gérard Depardieu brilliert und mit William Hurt nicht nur gearbeitet, sondern auch Töchterchen Jeanne gezeugt.
Doch im Land der Catherine Deneuve, Sophie Marceau und Emmanuelle Béart blieb ihr immer nur der Part der bodenständigen Außenseiterin. Die Rollen mit der grellen Lache, dem direkten Sex oder dem entschlossenen Zugriff. Die Frauen, die ob ihres unerschütterlichen Glaubens immer am Rande der Gesellschaft fremdelten. Sitzt man aber Sandrine Bonnaire gegenüber, erweist sie sich als ebenso zierlich und zart wie ihre gallischen Schwestern. Es waren die Rollen, die sie beängstigend grob machten. Es war an der Zeit, das zu ändern.
Claude Chabrol hat das Kunststück vollbracht, aber damit leider kein Meisterwerk abgeliefert. „Die Farbe der Lüge“ versammelt zwar sein bewährtes Bestiarium größenwahnsinniger Entertainment-Profis und verschlagener Polizisten, gehässiger Nachbarn und perverser Zufallstäter. Doch im Mittelpunkt des Sittengemäldes steht keine Gesellschaftssatire, sondern ein romantisches Stück. „Kein Krimi, sondern eine Liebesgeschichte, die Geschichte eines Paares, in der die Frau akzeptiert, daß ihr Mann ein Krimineller ist“, sagt Bonnaire. „Sie nimmt es sogar hin, daß er sie anlügt.“
Es ist auch die Geschichte einer Frau, die nicht umsonst Viviane heißt – sie verkörpert das pure Leben (französisch: la vie). Ob bei ihrer Arbeit als Krankenschwester oder wenn sie ihrem körperlich wie emotional verkrüppelten Mann beisteht, den Garten pflegt oder mit anderen Männern flirtet. In einem Mikrokosmos aus Lügen und Geheimnissen, Kindsschändung und Rivalenmord steht Sandrine Bonnaire für das Prinzip Hoffnung. Für die ewige Außenseiterin des französischen Kinos bedeutet dieser Film die Chance, ihrem Klischee zu entkommen. Obwohl ihr klar ist: „Letztendlich entscheide nicht ich, welchen Rollen ich angeboten bekomme, sondern die Regisseure.“
*Dieser Artikel erschien zuerst 1999 in der „Hör Zu“.
Doch im Land der Catherine Deneuve, Sophie Marceau und Emmanuelle Béart blieb ihr immer nur der Part der bodenständigen Außenseiterin. Die Rollen mit der grellen Lache, dem direkten Sex oder dem entschlossenen Zugriff. Die Frauen, die ob ihres unerschütterlichen Glaubens immer am Rande der Gesellschaft fremdelten. Sitzt man aber Sandrine Bonnaire gegenüber, erweist sie sich als ebenso zierlich und zart wie ihre gallischen Schwestern. Es waren die Rollen, die sie beängstigend grob machten. Es war an der Zeit, das zu ändern.
Claude Chabrol hat das Kunststück vollbracht, aber damit leider kein Meisterwerk abgeliefert. „Die Farbe der Lüge“ versammelt zwar sein bewährtes Bestiarium größenwahnsinniger Entertainment-Profis und verschlagener Polizisten, gehässiger Nachbarn und perverser Zufallstäter. Doch im Mittelpunkt des Sittengemäldes steht keine Gesellschaftssatire, sondern ein romantisches Stück. „Kein Krimi, sondern eine Liebesgeschichte, die Geschichte eines Paares, in der die Frau akzeptiert, daß ihr Mann ein Krimineller ist“, sagt Bonnaire. „Sie nimmt es sogar hin, daß er sie anlügt.“
Es ist auch die Geschichte einer Frau, die nicht umsonst Viviane heißt – sie verkörpert das pure Leben (französisch: la vie). Ob bei ihrer Arbeit als Krankenschwester oder wenn sie ihrem körperlich wie emotional verkrüppelten Mann beisteht, den Garten pflegt oder mit anderen Männern flirtet. In einem Mikrokosmos aus Lügen und Geheimnissen, Kindsschändung und Rivalenmord steht Sandrine Bonnaire für das Prinzip Hoffnung. Für die ewige Außenseiterin des französischen Kinos bedeutet dieser Film die Chance, ihrem Klischee zu entkommen. Obwohl ihr klar ist: „Letztendlich entscheide nicht ich, welchen Rollen ich angeboten bekomme, sondern die Regisseure.“
*Dieser Artikel erschien zuerst 1999 in der „Hör Zu“.
Samstag, 10. September 2011
Wochenplan
Deutscher Kongress für Philosophie / LMU, Einschulung, Pressevorführungen „Jane Eyre“, „Submarine“ und „Another Earth“, Harald Schmidt Show, Hadassah Spätsommer-Cocktail / Reitschule, Opening Herbert Mayer, Eröffnung des Neubaus der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film, Vernissage „VIEW YORK - Nine Perceptions“ / Galerie Clair, Nadaville-Lesung „Tochter von“ mit Vernissage: „Die Traurigkeit einer jungen Frau – ach ne, doch nicht“ / Provisorium, HFF-Party, Wiesn, Vernissage „Franz Marc und Joseph Beuys. Im Einklang mit der Natur“ / Kochel am See, „Camille Claudel“ / arte
Freitag, 9. September 2011
Feine erste Sätze (6)
„Die Hausordnung war in der Gruam ein Baseballschläger.“
Jan Knobloch in der „Süddeutschen Zeitung“ über das Münchner Traditionslokal.
Jan Knobloch in der „Süddeutschen Zeitung“ über das Münchner Traditionslokal.
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