Freitag, 8. Juni 2007
Blog en Vogue
Wer mit Namen wie Zac Posen oder Lapo Elkann etwas anzufangen weiß, dürfte seit dieser Woche eine neue Adresse in seiner Blogroll haben: Condé Nasts Style.com, als Joint-venture von „W“ und der US-„Vogue“ ein Big Player unter den Frauenportalen, verfügt mit style file nun auch über einen Blog. „The latest fashion news from around the world“ sind Gerüchte über Calvin Kleins Einstieg ins Hotelgewerbe, die Anpreisung neonfarbenen Nagellacks und ein Hinweis auf die Kultband Arckid, deren Debütvideo Joaquin Phoenix inszeniert hat. Was die Band in einem Modeblog zu suchen hat? Sie tragen Hugo Boss! Der sonst so vielen Modeblogs zueigene Stilmix aus Witz, Charme und Verspieltheit muß wohl erst noch gefunden werden.
Fahrrattac
Die Leopoldstraße ist schon im Alltag zur Saufmeile verkommen, und ganz besonders schlimm ist es, wenn der Boulevard der Alkoholdämmerung für diverse Straßenfeste gesperrt ist wie dieses Wochenende beim Streetlife-Festival. Das dient zwar auch der nachhaltigen Aufklärung in Sachen Umweltschutz, wird aber den Charme von Nackensteaks und Instant-Caipis ausstrahlen. Aber wenn Attac München zur G8-Radldemo aufruft, werde ich meine griesgrämige Verweigerungshaltung vergessen und mich der Sternfahrt zum Siegestor anschließen. So eine rollende Kundgebung hat einen großen Vorteil: Bei meiner letzten Fahrraddemo waren statt Robocop-artig verhüllter Spezialkräfte nur leicht bekleidete knackige Fahrradpolizisten zugegen.
Feldjäger und Agents Provocateurs im G8-Einsatz

Updates: Nach anfänglichem Leugnen hat die Polizeiführung (laut Attac München) zugegeben, daß es sich bei der Person, die in "autonomer" Aufmachung in die Blockaden eingeschleust und dort enttarnt worden war, um einen Zivilpolizisten handelt. Er soll jedoch nicht als agent provocateur eingesetzt worden sein. Augenzeugen berichten jedoch, er hätte die Umstehenden zum
Steinewerfen aufgewiegelt. Der Polizeisprecher sagte u. a.: "Was ich gestern gesagt habe, war gestern zutreffend. Was ich heute sage, ist heute zutreffend."
Siehe auch Spiegel Online dazu.
„Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft Rostock“, laut der „Welt“, „die Einleitung eines Ermittlungsverfahren gegen die eingeschleusten Zivilpolizisten. Es gehe um die mögliche Anstiftung zu einer Straftat, sagte Oberstaatsanwalt Peter Lückemann der 'Hamburger Morgenpost'. Der Sachverhalt werde strafrechtlich geprüft.“
Donnerstag, 7. Juni 2007
Super G der Herren

(Bild: „Hellish“ von Gilbert & George, 1980, © The Artist, Courtesy Jay Jopling / White Cube London)
Hard Selling bei der Löwen

Qype Qype-User klaut Bild (oder läßt klauen?)



Update: Den Blogeintrag von Qype habe ich wohl mißverstanden... Vielleicht dient es nur als Beispiel, welche User in Hamburg sitzen.
Rechts-Staat
Zwei Journalisten wurden in Gewahrsam genommen, nachdem die Polizei "ungueltig" auf ihre Presseausweise gestempelt hat.
Zwei anwesende AnwältInnen wurden nicht durchgelassen, sondern bekamen stattdessen Platzverweise und Festnahme angedroht.
In beiden Rostocker Gefangenensammelstellen (Ulmen- und Industriestr.) wurden sämtliche AnwältInnen aus dem Anwaltszimmer geworfen.
Der alternative Medienbus wurde beschlagnahmt, der Fahrer mit körperlicher Gewalt genötigt, den Bus wegzufahren.
Ein Stern-Fotograf wurde mit dem Vorwurf der Rädelsführerschaft in Gewahrsam genommen.
Wäre es nicht so traurig, würde ich von russischen Verhältnissen scherzen.
Dagegen verkümmert der Nachrichtenfluß im G8-Twitter von Spreeblick etwas.
Mittwoch, 6. Juni 2007
Das Schreien der Gänseblümchen


(Fotos: Arte F)
Libri macht eBay und Amazon Konkurrenz
Libri, als Barsortimenter Lieferant vieler Buchhandlungen, bietet jetzt im Endverbrauchergeschäft auch gebrauchte Bücher an. Das Prozedere ist noch recht umständlich: Auf der Startseite findet man verschiedene Genres aufgelistet. Klickt man drauf, wird einem erst einmal eine Übersicht verschiedener Bücher angeboten. Unter dem Originalpreis ist jeweils vermerkt, ob und gegebenenfalls ab welchem Preis man den gleichen Titel gebraucht erwerben kann.
Alternativ kann man auch auf gut Glück über die allgemeine Suchmaske einsteigen und das Ergebnis auf gebrauchte, sprich: preisreduzierte Titel beschränken. Ein kleiner, sicherlich nicht repräsentativer Test führte aber dort zu keinem einzigen positiven Ergebnis.
Die Kurzbeschreibungen der Bücher lassen mich vermuten, daß es sich bei den „gebrauchten“ Titeln um beschädigte oder beschmutzte Lagerbestände oder Remittenden handelt. Das Gebraucht-Label dient dann vor allem der Aufhebung der Ladenpreisbindung.
Alternativ kann man auch auf gut Glück über die allgemeine Suchmaske einsteigen und das Ergebnis auf gebrauchte, sprich: preisreduzierte Titel beschränken. Ein kleiner, sicherlich nicht repräsentativer Test führte aber dort zu keinem einzigen positiven Ergebnis.
Die Kurzbeschreibungen der Bücher lassen mich vermuten, daß es sich bei den „gebrauchten“ Titeln um beschädigte oder beschmutzte Lagerbestände oder Remittenden handelt. Das Gebraucht-Label dient dann vor allem der Aufhebung der Ladenpreisbindung.
Schizo Silicon Valley


Nur um heute mit demselben Bild für eine Techcrunch-Party zu werben, die ausgerechnet in den Räumen von August Capital steigt. Wat nu? Erst über die alerten aalglatten Webzocker ablästern und dann mit ihnen saufen wollen?
Blog-Karneval an der Axel Springer Akademie
Am Freitag hält die liebe Kollegin Ruth Schöllhammer an der Axel-Springer-Akademie ein Seminar über Blogs, Foren und Community. Damit die angehenden Studenten merken, was Sache ist, sollen sie gleich selber „Chancen, Risiken und Nebenwirkungen bloggender Journalisten“ live erleben und sich zwischen 14 und 15 Uhr beim Blog-Karneval mit Statements von Zweinullern wie „Süddeutsche“, „Augsburger Allgemeine“, El Rep, Turi, „Kicker“ und Content-Klauern wie jetzt.de beschäftigen.
Homer Erectus

G8-Kummerkasten
Turi 2.1: Medienbarde in neuem Gewand

Dienstag, 5. Juni 2007
Megan statt Muttertier

(Foto: Robert Zuckerman/DreamWorks LLC and Paramount Pictures)
Bacău-Beats

Videogrüße in vier Schritten

(via Intruders TV)
Die Mühlen der Justiz
Am letzten Samstag des Jahres war ich Zeuge einer recht unwirschen Polizeiaktion im Münchner Hauptbahnhof. Nun lag heute die Ladung als Zeuge im Strafprozeß bei mir im Briefkasten, denn ich hatte sicherheitshalber der Begleiterin des Festgenommenen meine Daten hinterlassen. Am Dienstag, dem 26. Juni, muß ich ab 9.30 Uhr in Saal A 22 des Justizgebäudes an den Nymphenburger Straße aussagen. Vielleicht erfahre ich bei der Gelegenheit auch, was BND oder Verfassungsschutz so über mich gesammelt haben, denn wahrscheinlich werden Staatsanwaltschaft oder Polizei versuchen, meinen Wert als Zeuge ins Zwielicht zu rücken. Wie schon vor einem halben Jahr vermutet, hat der Festgenommene ein Verfahren wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte am Hals.
Poet Peter
Nach einer eher drögen, stark nachrichtenorientierten Zeit auf seiner eigenen Website und – inzwischen gänzlich gelöschten – Irrläufen im neuen Deutschland nähert sich Turi wieder alten Qualitäten und dichtet über das diesen Monat zumindest in den USA endlich erhältliche iPhone: „Tastaturen sind dann out, stattdessen gibt's einen Bildschirm, der so berührungsempfindlich ist wie ein verliebter Teenager und ebenso prompt auf bestimmte Gesten reagiert.“
Montag, 4. Juni 2007
Regiestab

(via Defamer)
Nomen est omen

(Foto: Joe Dilworth/EMI Music Germany)
Filmfest-Astrologie

Selbst Abel Ferraras schlechten Werke besitzen mehr cojones und Herzblut als die besten Filme vieler anderer Regisseure, deshalb freue ich mich ganz besonders auf „Go Go Tales“ (Foto), zumal Asia Argento darin mitspielt. Die explosivste Paarung seit Nitro & Glyzerin.
Der Ermordung George W. Bushs widmet sich die Dokufiktion „Death of a president“.
Adolf Winkelmanns heftig umstrittener Fernsehzweiteiler „Contergan“ ist zumindest angekündigt – die Vorführung hängt aber noch von diversen Gerichtsentscheidungen ab.
Trash & Tradition: Aus den peruanischen Anden kommen vier von Indios produzierte Amateurhorrorfilme mit Titeln wie „Der Fluch der Jarjachas – Inzest in den Anden“.
Den alltäglichen Abgründen von Hollywoodlegenden gehen die ungewöhnlichen Dokumentationen „Brando“ und „Lynch“ nach.
Für alle Münchner Pflicht, nein sehnsüchtige Kür: Die Wiederaufführung von Rudolf Thomes „Rote Sonne“. Nie waren Uschi Obermaier und der Starnberger See schöner.
Und natürlich steht der Gewinner des Filmfestivals von Cannes, Cristian Mungius „Vier Monate, drei Wochen und zwei Tage“ ganz oben auf meiner Liste.
Der Online-Kartenvorverkauf startet ebenso wie die Pressevorführungen nächsten Montag. Dann mehr zu den zwischendurch gesehenen Filmen.
Deutschland sucht den Sockstar

Sonntag, 3. Juni 2007
Der schnellste Weg in die Klatschkolumnen...
(Ausriß: „Abendzeitung“ München vom 1. Juni 2007)
Samstag, 2. Juni 2007
„Die Zeit“ zensiert Wolfgang Tillmans
SPIEGEL ONLINE: In der Version des "Zeit"-Feuilletons, die in der Münchner Ausstellung zu sehen ist, gibt es einen Text über Analverkehr mit dem Titel "Das arme Arschloch des Mannes". Dieser Artikel fehlt in der gedruckten Ausgabe. Warum?
Tilmans: Ich rechne es den "Zeit"-Redakteuren hoch an, dass sie mir alle Freiheiten gelassen haben, dennoch kam es eine Stunde vor Druckbeginn leider zu dieser Zensur. Dabei handelt es sich um einen zwar umgangssprachlich deftigen, aber harmlosen Text, der heterosexuelle Männer dazu auffordert, sich mit ihrem Anus zu beschäftigen. Der Autor Baltazar Castor hatte einen ähnlichen Artikel bereits in einer dänischen Zeitung veröffentlicht. Ich denke schon seit Jahren, dass es unglaublich weltverändernd wäre, wenn Männer sich ihrem Körper und ihrer Verwundbarkeit mehr öffnen würden. Leider fand das die Chefredaktion der "Zeit" nicht. Es ist schon verrückt, in dem Text geht es um Hintern, und ein Mann in Führungsposition kneift selbigen zusammen und sagt, das wäre Pornografie.
Noch ein Grund mehr, die Ausstellung zu besuchen...
Update: Die „taz“ hat Baltazar Castors Text inzwischen veröffentlicht.
Memento mori

Freitag, 1. Juni 2007
„Kommunikationsmanager“ statt uniformierter Polizisten
Wenn heute abend die Attac-Sonderzüge gen Rostock losfahren, werden statt der angedrohten 15 uniformierten Bundespolizisten pro Zug lediglich zwei Kommunikationsmanager in Zivil eingesetzt, „die in Freiburg, München und Bonn zusteigen und sich den jeweiligen Zugverantwortlichen von Attac zu erkennen geben“. Falls jemand noch spontan Richtung Heiligendamm zusteigen will oder die Anti-G8-Demonstranten gebührend verabschieden will: Der Münchner Sonderzug fährt um 21.11 am Ostbahnhof ab.
Der „Spiegel“ hat irgendwie immer recht
Jean-Claude Brialy ist gestorben, und „Spiegel“-Redakteur Lars-Olav Beier erinnert sich in sehr anrührenden Worten an das kürzlich mit ihm für die Romy-Schneider-Titelgeschichte geführte Interview. Hinsichtlich dieses Gesprächs hatte ich mich neulich gewundert, welchen Film Brialy gemeint haben könnte, als er eine Anekdote von Dreharbeiten mit Romy Schneider und Gérard Dépardieu erzählte. Denn die beiden standen nie zusammen vor der Kamera. Elegant, wie sich auf meine Anfrage hin der „Spiegel“ dazu aus der Äffäre zieht: „Wir kennen auch keinen Film, in dem Schneider und Depardieu zusammen gespielt haben. Wir gehen davon aus, dass Brialy sich richtig erinnert hat und Depardieu aus irgendeinem Grund auf dem Set mit dabei war.“
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