Montag, 16. September 2024

Personalabbau und Diskretion bei der Moderation Münchner Nächte

Kay Mayer war in München das offizielle Gesicht des Nachtlebens. Als erster übernahm er das von den Grünen als Nachtbürgermeister titulierte Amt. In der Chefetage des Münchner Rathauses war man von dieser Bezeichnung weniger begeistert, und das von der SPD geführte Sozialreferat bezeichnete die Position denn auch als Moderator der Nacht.

Lange Zeit war Kay Mayer nicht nur Leiter dieser Fachstelle, sondern auch deren einziger Vollzeitmitarbeiter. Als er nun Mitte April nach nicht einmal drei Jahren seinen recht überraschenden und kurzfristigen Ausstieg bekannt gab (worüber noch zu reden sein wird), war die Abteilung längst keine Ein-Mann-Show mehr.

Die Stellenausschreibung für Mayers Nachfolge erschien denn auch – anders als etwa bei der Vakanz der Leitung des Münchner Stadtmuseums – meines Erachtens nicht im wöchentlichen Stellennewsletter der Landeshauptstadt, sondern etwas diskreter auf Instagram (72 Likes).

Schließlich wurde die Nachfolge auch intern geregelt. Neue Nachtbürgermeisterin wurde Mayers Mitarbeiterin, die Fotografin Andrea Ferber, die seit 1. Februar 2023 bei der Moderation der Nacht (MoNa) arbeitet und schon vorher bei der Landeshauptstadt tätig war. Sie leitet MoNa nun gemeinsam mit Luzia Beer, die sich seit Dezember um den Bereich Awareness kümmert.

Ferber, die in London Fotografie studiert und bei Magnum in New York ein Praktikum absolviert hat, bleibt aber vorläufig offiziell unsichtbar. Das Sozialreferat konnte „leider noch“ kein Bild der Abteilungsleiterin und Fotografin zur Verfügung stellen.

Und auf die Frage, ob die Assistentenstelle jetzt nachbesetzt wird, wo Ferber den Job ihres Chefs übernommen hat, verweigert das Sozialreferat jede Auskunft. Das klingt eher nach einer vorläufig eingesparten Stelle.

(Foto: Screenshot des Instagram-Accounts der Moderation der Nacht/Landeshauptstadt München)

Wochenplan (Update)

IGEL Disrupt / Infinity Conference Resort; „Sicherer Journalismus: Demonstrationen und Gefahrenlagen gut meistern“ – Veranstaltung der Polizei München mit Verdi und dem BJV / Bayerischer Rundfunk; Robert Enricos „Die Abenteurer“ mit Alain Delon (Foto), Lino Ventura, Joanna Shimkus und Serge Reggiani / arte; Lesung und Gespräch mit dem Pulitzer-Preisträger Nathan Thrall / LMU; Gedenkveranstaltung für den Fotografen Heinz Weißfuß / Augustinerkeller; Vernissagen „The Portal“ / Rathaus, Luise & Ingrid Ramsauer: „Auge hör mir zu“ / atelier ck-f, „Bordercrossings – Grenzen überschreiten“ / Shaere und Caro Dirscherl: „Red Light – von der Poesie des ältesten Gewerbes“ / mim; LUNAparty / Bayerischer Hof; Buchpräsentation von Stephan Zinners „Prachtexemplar“ / Lustspielhaus; Eröffnungsshow / Werkraumtheater; Pressegespräch 10 Jahre Bildungsbauoffensive / Emmy-Noether-Grundschule; Wiesn-Presserundgang; Future Retail Stores Insight / Urban Gardeners; 20er Jahre Night Wiesn / Nachtkantine; Tag der Schiene; Release-Konzert Echokammer / Giesinger Bahnhof; Oktoberfest; „Solidarität verbindet – 100 Jahre Rote Hilfe“ / Werkstattkino; Bovver Bash / Schwarzer Hahn; Sieben Jahre Minna Thiel

Freitag, 13. September 2024

Multi-Wirt Aleks Vulic – Mehr Lokale als Tattoos und demnächst auch in der Türkenstraße präsent

Im Leben manchen Wirts sammeln sich über die Jahre mancherlei Lokale an. Neugründungen, Übernahmen, Zwischennutzungen. Einige gibt man wieder auf, weil sie sich nicht mehr lohnen. Andere, weil Geschäftspartnerschaften auseinander gehen. Aleks Vulic ist so ein Multi-Gastronom, der zwischendurch auch mal beim Café Mozart, Cord Club oder Café Cord seine Finger mit im Spiel hatte. 

Treu blieb er nur seinem Hotel Lux und dem Café Jasmin, von wo aus er sein in der Größe schwankendes Reich aus dirigiert. Parallel dazu gehört ihm auch die Getränkemarke Eizbach, die von der Heimatschorle über Alpengrantler bis hin zur Cryztal Cola ein hippes Münchner Sortiment anbietet.

So richtig unter die Haut scheint Vulic aber nur die Madam Bar in der Ledererstraße gegangen zu sein. Früher ein Striplokal und illegaler Puff (ausgerechnet neben dem Altstadtrevier der Münchner Polizei) und inzwischen wieder eine Table-Dance-Bar. Aber während des Pächterwechsels im Rotlichtmilieu als seriöse Zwischennutzung von 2016 bis 2018 eine anspruchsvolle Cocktail-Bar mit DJ und gelegentlicher Livemusik. Lieblingshangout der Münchner Gastro-Szene, was an Barchef Oliver von Carnap, aber vielleicht auch an der milieubedingten Öffnungszeit bis 6 Uhr früh gelegen haben mag. Das anspruchsvolle Intermezzo ist längst vorbei. Aber das Logo der Madam Bar, eine stylisierte Cocktailschale, trägt Vulic seitdem als Tattoo am Leib.

Als ich nun von Vulics kommender Wirkungsstätte hörte, sah ich ihn schon mit Schmissen im Gesicht. Doch die katholische Burschenschaft Aenania trägt zwar Farben, ist aber keine schlagende Verbindung. Im Aenanenhaus in der Türkenstraße 38, schrägt gegenüber vom Museum Brandhorst, versuchten sich über die Jahre verschiedene italienische Restaurants wie zuletzt Da Claudio. Zuletzt stand das Lokal aber länger leer.

Am 15. Oktober eröffnet dort nun aber Vulic sein neues Gasthaus Fux („das moderne Wirtshaus deines Vertrauens“). Der Name reimt sich einerseits auf sein Hotel Lux. Andererseits bezeichnen Studentenverbindungen neue Mitglieder während ihrer Probezeit als Fuchs oder Fux.

Partner von Aleks Vulic in der Türkenstraße ist Andi Weber, den man vom Hearthouse und Enter the Dragon her kennt. Zuletzt baute er als Restaurantleiter Michael Käfers vegetarischen Green Beetle auf. Zudem ist Weber in der Wiesn-Schänke für die Champagnerbars zuständig. Das verspricht in den kommenden Wochen eine doppelte Herausforderung für ihn zu werden. Aber dazu hat man ja Geschäftspartner, die als Multi-Gastronom parallele Herausforderungen gewohnt sind …

Disclaimer: Der Autor war in der Madam Bar ein Jahr lang Türsteher.

Führungswechsel beim Münchner Stadtmuseum

Es ist schon eine Kunst, als jahrelang wegen Generalsanierung und Umbaus geschlossenes Museum dennoch für negative Nachrichten zu sorgen. Zumal wenn es sich nicht um überraschende Mängel in der Bausubstanz oder Kostensteigerungen beim Baufortschritt handelt. Zuerst sorgte eine unglücklich organisierte Podiumsdiskussion alter weißer Männer oder vielmehr Werbeveranstaltung für eine Verkaufsausstellung von Leni Riefenstahls rassistischen Nuba-Bildern für so viel Diskussion, dass das Stadtmuseum die Veranstaltung im angegliederten Filmmuseum kurzfristig wieder absagen musste. 

Und jetzt wirft die Direktorin des Münchner Stadtmuseums, Frauke von der Haar, hin. Und das so überraschend, dass selbst Mitglieder des Kulturausschusses im Rathaus das nur indirekt erfuhren, indem sie dieser Tage auf die Anfang September veröffentlichte Stellenanzeige für die Neubesetzung stießen.

Nachdem das Stadtmuseum am 7. Januar voraussichtlich bis Mitte 2031 schloss, kündigten Kulturreferent Anton Biebl und Museumsdirektorin Frauke von der Haar in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den Architekten und weiteren beteiligten städtischen Referaten den weiteren Weg für die Generalsanierung und Neuorganisation des Museums an. Von einem Wechsel an der Spitze war da noch keine Rede.

„Wir sind trotz Sanierung weiterhin für sie da“, versprach von der Haar auf dem Youtube-Kanal des Stadtmuseums und verwies auf das Interimsprogramm, etwa in den Räumen der Kunsthalle.

Inzwischen muss aber von der Haar in ihrem Ausweichquartier auf dem Arri-Gelände die Lust am Warten auf bessere Zeiten verloren haben. Auf Nachfrage hin kommentiert die Pressestelle des Stadtmuseum die Stellenanzeige in dürren Worten, für deren Ausformulierung sie aber dennoch über 24 Stunden brauchte: „Die Stelle der Direktion des Münchner Stadtmuseums ist ab dem 1. Juli 2025 neu zu besetzen. Sie wird die inhaltliche und steuernde Direktionstätigkeit übernehmen und die Wiedereröffnung 2031 vorbereiten. Dr. Frauke von der Haar hat sich entschieden, diese wichtige Phase der Neuaufstellung an ihre Nachfolge zu übergeben.“ 

Dabei hat von der Haar die Leitung des Münchner Stadtmuseums überhaupt erst im Januar 2020 übernommen, als die Generalsanierung längst feststand. 2012 hatte der Stadtrat erste Weichen gestellt, seit 2015 arbeitete das Architekturbüro Auer Weber bereits an den Plänen. 2019 genehmigte der Stadtrat die Baumaßnahmen.

Es ist auch keine Frage des persönlichen Alters. Die Direktorin wird zum Zeitpunkt ihres Vertragsendes 65 Jahre alt sein. Also rund anderthalb Jahre bis zur Regelaltersgrenze brauchen. Und Frauke von der Haar will sich auch keineswegs vorzeitig zur Ruhe setzen: „Sie wird sich zu einem geeigneten Zeitpunkt nach passenden Engagements umsehen.“

So muss sich nun ein*e neue*r Direktor*in der Zukunftsperspektiven im Wartezustand annehmen. Vielleicht die letzte große Personalentscheidung, an der Kulturreferent Anton Biebl beteiligt ist, der selbst auch nur noch bis nächsten Sommer im Amt bleibt. Biebl, der dann noch zwei Jahre bis zum Ruhestand hätte, geht aber nicht aus freiem Willen, sondern weil im Rahmen des Rathausgeschachers ein Kandidat der Grünen den Parteilosen ablösen soll.  

(Foto: Screenshot aus dem Youtube-Kanal des Stadtmuseums)

Mittwoch, 11. September 2024

Friedrich Ani auf Immobiliensuche in Schwabing

Friedrich Ani stelle ich mir immer als Flaneur in Giesing vor, von einer Boazn unterwegs zur nächsten. Dabei ist das eher die Kunstfigur des Schriftstellers Friedrich Ani, die der ehemalige Journalist selbst gerne pflegt, wenn er nicht gerade die Klatschkolumnistin der „tz“ zum Interview statt in einem Stüberl in Falk's Bar im Bayerischen Hof empfängt. „Ich bin öfter mal am späten Nachmittag hier, auf ein Bier oder zwei.“ 

Der „Bestseller-Autor aus Giesing“ („tz“), gebürtig in Kochel am See, ist gar nicht mehr so in Giesing zu Hause, dem schmutzigen Süden der Stadt, auch wenn Andreas Ammer es diesen April erst in seinem Ani-Porträt im „Münchner Feuilleton“ bestätigte. Ein Jahr zuvor hatte Ani auch in der „tz“ noch von Giesing geschwärmt, und wie schön es einfach sei, so nah bei seiner Ehefrau Ina Jung zu „wohnen. Nur ein paar Straßen voneinander entfernt. Ina hat drei Zimmer, und ich habe ein Zimmer. Mehr brauch ich nicht. Ich brauch einen Tisch, einen Stuhl, ein Bett und vielleicht eine Küchenzeile, mehr nicht.“ 

Inzwischen braucht er offenbar auch einen Tiefgaragenplatz. „Zu mieten oder kaufen“. Und das nicht etwa in Giesing, sondern in Schwabing, wo man den „Hohepriester des Verschwindens“, wie Andreas Ammer Ani bezeichnete, dieser Tage immer öfter sieht.

Montag, 9. September 2024

Wochenplan (Updates)

Fünf-Seen-Filmfestival: Verleihung des Hannelore-Elsner-Preises an Corinna Harfouch / Schlossberghalle Starnberg; „Weniger reden, mehr handeln“ – Infoabend zum Bahnhofsviertel / Pressehaus Bayerstraße; Cheers Netzwerktreffen der Fachstelle Pop mit Timothy William Lush von Kytes / Substanz; Münchner Premiere von „Treasure“ und anschließendes Filmgespräch mit der Regisseurin Julia von Heinz, dem Zweiten Bürgermeister Dominik Krause, Louis Lewitan und Samira El Ouassil / City; „München nach Olympia 1972“ – Podiumsdiskussion mit Wolfgang Czich, Andreas Heusler, Thomas Schlemmer, Ludwig Spaenle, Christiane Thalgott und Georg Welsch / Juristische Bibliothek im Rathaus; John Rosmans „New Life“ mit Sonya Walger, Hayley Erin, Tony Amendola und Jeb Berrier / Werkstattkino; Pressekonferenz zum Corso Leopold / Zur Brezn; Grand Opening Ramada Encore by Wyndham; Pressekonferenz zur Bayerischen Landesausstellung 2027: „Schwesterherz! Frauen retten Bayern“ / Kunstministerium; Gedenkandacht für Reinhold Kreile / Christuskirche am Dom-Pedro-Platz; „Wie viel Religion braucht Demokratie?“ Interreligiöser Dialog mit Innenminister Joachim Herrmann, Susanne Breit-Keßler, Bertram Meier, Christian Kopp, Jo-Achim Hamburger und Benjamin Idriz / Hanns-Seidel-Stiftung; Verleihung der Kinoprogrammpreise / City; „Wir schon wieder“ – ein Abend über jüdisches Leben in Deutschland mit Adriana Altaras, Dana von Suffrin (Foto) und David Hadda / Literaturhaus; Fest zum Standortwechsel des Wochenmarkts Fasangarten / Auguste-Kent-Platz; Presserundgang Immune Office Heads Aschheim; „Das Leben als Rohstoff“ – Werkschau zur Familie Jörg Fauser mit Ausstellung, Lesung und germanistischer Fachtagung / Domagkateliers; Fantasy Filmfest / City; Andreas Dresens „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ mit Meltem Kaptan, Alexander Scheer und Charly Hübner / arte; Feierwerk Sprungbrett / Kranhalle; Pressekonferenz der Münchner Volkshochschule zum Herbst-/Winter-Programm / VHS Riem; Vorstellung des Stadtentwicklungsplans STEP 2040 / PlanTreff; Neueröffnung des Public Possession Stores und Summer Closing Party; Vernissagen Masterclass Preis für junge Kunst / KettererTalya Feldman: „Wir sind hier“ / NS-Dokumentationszentrum, „Zwischen den Linien“ / U-Bahnkiosk Max-Weber-Platz, Andreas Hild & Peter Haimerl: „Objektiv Wabe“ / Bayerische Akademie der Schönen Künste, Lifestyle Salon mit Aelita le Quément, Zilia Marquet-Ellis, Veronica Burnuthian, Daniel Lindner, Fiona Berg, Susanne Beck, Sophie Neudeck & Anna Julika Jarczyk sowie Konzert von Schnecken im Hochbeet / Köşk Schillerstraße 38, Von Motz & Tomasz Gornicki: „Reflections“ / Benjamin Eck, Gerald Moroder & Jürgen Fux: „7 Senses“ / Hegemann und Gabriele Rothweiler: „Adria Mare“ / Little Odessa; Vorstellung des Wiesn-Playmates Vroni Sbrizzai / P1; 40 Jahre Filmstadt / Filmmuseum; Festakt zum 75-jährigen Jubiläum der Internationalen Jugendbibliothek / Blutenburg; Eröffnung des Elisabethmarktes; DLD Nature / Munich Urban Colab; Festakt 20 Jahre Mönchsberg / Museum der Moderne Salzburg; Slutwalk / Gärtnerplatz; TSV 1860 vs. Dynamo Dresden / Grünwalder Stadion & Bayerisches FernsehenSugar Mountain Closing; Sieben Jahre Minna Thiel; 20 Jahre Corso Leopold e.V.; Eröffnung von Wanja Belagas Little Odessa; Emmy Awards / Magenta; Julia Fritzsche liest aus „Oben ohne“ / Glitch

Donnerstag, 5. September 2024

Ausnahmezustand bei der Münchner Müllabfuhr

Warum soll es bei der Abfallwirtschaft besser zugehen als bei der Personenbeförderung? Ob AWM oder MVG, hier wie dort plagt Fachkräftemangel den alltäglichen Reparaturbetrieb und sorgt für ungewöhnlich lange Fahrzeugausfälle. Bei Tram und U-Bahn leidet dann der Takt darunter, bei der Müllabfuhr die Optik.

Da sammeln dann Leihfahrzeuge in ungewohntem Grau den Münchner Müll ein statt der eigenen krachend orangenen Fahrzeugflotte. Einerseits betont der städtische Abfallwirtschaftsbetrieb, dass es durchaus alltäglich sei, wenn 34 bis 40 Fahrzeuge zur Wartung, Inspektion oder für unvorhergesehene Reparaturen in der Werkstatt stünden. Die anstehenden Reparaturen beträfen alle Komponenten an einem Müllfahrzeug und nicht nur einen Hersteller bzw. Lieferanten wie MAN oder Faun. Aber „grundsätzlich sind im Fuhrpark des AWM genügend Reservefahrzeuge vorhanden, um derartige Ausfälle zu substituieren.“

Andererseits muss der AWM auf Nachfrage eingestehen, dass die Landeshauptstadt dennoch trotz der eigenen Reservefahrzeuge aktuell weitere elf Nutzfahrzeuge anmieten musste davon sechs bis sieben Abfallsammelfahrzeuge. Der Rest sind Abroller und Abkipper.

An die Fremdfahrzeuge werden sich die Münchner*innen gewöhnen müssen. „Durch die Veränderung der Lieferketten, Zentralisierung von Logistikcentern und Umstrukturierungen einiger Firmen haben sich die Lieferzeiten von Ersatzteilen im Allgemeinen deutlich erhöht. Ein weiterer Grund für den Engpass ist der Fachkräftemangel, der sich auf die Instandsetzungszeiten der Hersteller auswirkt. Eine Verbesserung ist auch nach Rücksprache mit den Herstellern noch nicht absehbar.“

Update: Die „Abendzeitung“ vom 11. September hat den Müllwagen-Notstand jetzt auch aufgegriffen.

Poparazzi (14): Ars Electronica Linz

Bekannt aus Tweets, Blogs und der Medienfachpresse. Also überhaupt nicht. Dennoch erkennen mich immer wieder Fremde. Oder flüchtige Bekannte halten mich für wichtig. Und schießen mich ab.

Selbst im Ausland ist man nicht sicher. Nach einem Besuch der Ars Electronica und zweier Vernissagen im Francisco Carolinum wartete ich am Linzer Hauptbahnhof auf den nächtlichen Intercity zurück nach München. Am anderen Bahnsteig erkannte mich ein fränkischer Follower, der auch wegen der Ars Electronica angereist war, und schoss mich ab.

Montag, 2. September 2024

Wochenplan (Updates)

Startschuss für die Münchner Schultüten-Sammelaktion / Hofbräuhaus; Pressegespräch „Art of Punk“ & Justin Aversano / Francisco Carolinum Linz; Vernissagen „Art of Punk“ & Justin Aversano / Francisco Carolinum Linz, Fabian Helmich: „Ich bin so glücklich, mein Bester“ / Cafédotkom, Cordula Schieri, Marios Pavlou, Sophia Köhler, Tanja Hamester, Silvia Gardini, Carolina Cappelli & Nora Byrne: „Dirty Care“ / Lothringer13, Michael Friedel: „Für immer – Münchener Momente“ / Galerini, Harm van den Dorpel & Vera Molnár: „Angles Morts“ / Lohaus Sominsky, Debütant*innen der Akademie der Bildenden Künste: „One Step Beyond“ / Eres, Kenichi Yokono: „Red Dreams“ / Micheko, Thomas Demand, Beate Geissler & Oliver Sann, Alexander Kluge, Erica Overmeer und Hito Steyerl: „Onside/Offside“ / Rathausgalerie, Helene Appel: „Try-Outs“ sowie Katinka Bock & Sheila Hicks: „Various Others“ / Schöttle; Heeyoung Rosa Jo: „Liquid Narratives“ / The Tiger Room, Ronit Baranga: „The Soul of Things“ (Foto) / Stumpf, Joseph Beuys, Richard Hamilton, David Hockney, Olaf Metzel, Mimmo Paladino, Blinky Palermo, Juliao Sarmento, Sean Scully & Jorinde Voigt: „Art and Literature“ / Klüser, Franka Kaßner: „Hintergrund mit Fußnote“ / Christine Mayer, Tamara K.E.: „Ouch“ / Behncke, Hêlîn Alas, Pierre-Yves Delannoy, Lukas Hoffmann, Veronika Hilger, Anna McCarthy, Jonathan Penca, Gülbin Ünlü, Curtis Talwst Santiago, Valio Tchenkov, Ayaka Terajima, Paul Valentin, Max Weisthoff & Ju Young Kim: „Carrying the Earth to the Sky“ / Schillerstraße 38; Pressebegehungen „Campus Exhibition“ / Kunstuniversität Linz und „Artistic Visions, Scientific Relevations“ / JKU Med Campus Linz; Pre-Opening Walk / Ars Electronica Linz; Oskar Roehlers Rainer-Werner-Fassbinder-Biopic „Enfant Terrible“ mit Oliver Masucci, Katja Riemann, Erdal Yildiz und Eva Mattes / Bayerisches Fernsehen; Mia Hansen-Løves „An einem schönen Morgen“ mit Léa Seydoux, Pascal Greggory und Melvil Poupaud / arte; Pressekonferenz Herbst-/Wintersaison / Haus der Kunst; Enthüllung des Freddie-Mercury-Mosaiks / Deutsche Eiche; Marco Heinigs & Steffen Maurers Dokumentarfilm „Antifa – Schulter an Schulter, wo der Staat versagte“ / Werkstattkino; Eisenbahnertag Nürnberg / Gigerlas Lössel; Die Tränen / Pop-up-Stage Weißenseepark; Presserundgang mit Oberbürgermeister Dieter Reiter, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Stadtschulrat Florian Kraus / Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium; Gertis Schoppenstuben-Stammtisch / Antonius-Tenne; Opening-Event Olakala / Hypeneedz; DNA Open Air Festival / Werksviertel; Klangfest / Werksviertel; Ois Giasing; Open Art Weekend Brunch / Heitsch; Open Air Closing / Wannda Circus; Pride Parade Salzburg; Bauernmarktmeile / Odeonsplatz; Tag des offenen Denkmals: Führung durch das Olympische Dorf mit mit der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft Olympisches Dorf e.V. und anschließendem Pressegespräch mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk und dem neuen Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, Herrn Harald Scharrer; „Wer stiehlt mir die Show?“ mit Nina Chuba, Kurt Krömer, Tommi Schmitt und Joko Winterscheidt/ Pro Sieben

Sonntag, 1. September 2024

And so it ends: Vier Jahre in der tz-Redaktion

„Früher war er mal Journalist“ schrieb Laura Backes vor neun Jahren in ihrer „Spiegel“-Reportage über Vieltwitterer wie mich. Inzwischen ist er „Türsteher, zumindest inszeniert er sich auf Twitter so“. Das sei „kein Traumjob für einen, der vier Sprachen spricht und sich selbst als Nachrichtenjunkie bezeichnet.“ Lustigerweise änderte sich das im Juni 2020 ausgerechnet wegen meiner Tweets.

Die Redaktion der Münchner Boulevardzeitung „tz“ hatte mich zu einem Vorstellungsgespräch gebeten. Ich hatte mich nicht beworben, kannte auch niemanden in der Redaktion näher, aber aufgrund meiner Tweets schienen sie an mir interessiert. Als ich das Pressehaus in der Bayerstraße betrat, dachte ich noch, dass es um einen Job in der Online-Redaktion ging. 

Tatsächlich wollten sie mich aber als Verantwortlichen Redakteur im Spätdienst der gedruckten Zeitung. Und hielten mich aufgrund meiner Tweets und meines Alters für einen geeigneten Kandidaten, das freiberuflich zwei Mal die Woche zu bewerkstelligen. Während der Sommer- und Weihnachtsferien auch öfter.

Ich wurde also nicht fürs Schreiben bezahlt, sondern eher fürs Übernehmen von Verantwortung. Bei allem, was sich nach 16 Uhr ereignete, mit zu entscheiden, was ins Blatt kommt, was dafür rausfliegt und wie man es illustriert: Mit Söder oder Habeck?

So auch beim wohl größten Scoop während meiner vier Jahre, als unsere Klatschkolumnistin Maria Zsolnay an einem Donnerstagabend bei einem Stehrumchen mit Vicky Leandros im Kaufhaus Beck aufschnappte, dass der rechtsextreme wie klagefreudige Bankier August von Finck in einem Londoner Krankenhaus gestorben sei. Partygeflüster. Maria verifizierte das Gerücht noch in einem Telefonat mit Reichskriegsflaggenfan Karl Dersch. Ich telefonierte auf der Suche nach einer zweiten Quelle mit Fincks Anwalt Peter Gauweiler, der das Gerücht nicht kommentieren wollte. Aus der Art und Weise wie er das sagte, hörte ich aber eine Bestätigung heraus. Und ich riet dem Chefredakteur, die Geschichte zu veröffentlichen. Fun Fact: Bei der Suche nach August von Finck im Bildarchiv erscheint als erstes ein Bild von dessen Vater mit dem Führer und Hitlergruß im Haus der Kunst. 

Zwei Tage lang hatten wir einen Scoop. Zwei Tage lang nannten bundesweit die Kolleg*innen der Nachrichten- und Wirtschaftsredaktionen uns beziehungsweise unser seriöseres Partnerblatt „Münchner Merkur“ als Quelle. Zwei Tage lang war mir bange, weil es immer noch keine offizielle Bestätigung gab und Fincks Büro bei Nachfragen einfach auflegte. Bis dann endlich die Todesanzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschien.   

Ansonsten viele Abende, an denen nichts passierte. Das sind mir die liebsten. Aber auch der Sturm aufs Kapitol oder der Fall von Kabul, wenn keine Zeit bleibt, auf Agenturmeldungen zu warten, sondern man mit Blick auf CNN und Al Jazeera die Berichte produziert und nebenbei auch die restliche Arbeit nicht liegen bleiben darf: Fehler korrigieren, das ganze Blatt aktualisieren, Meldungen austauschen.

Mit einem Ohr und Auge den Livestream des Bayerischen Filmpreises oder Peter Kloeppels letzter Sendung verfolgen, den Bericht darüber schreiben und währenddessen natürlich auch die Arbeit als Verantwortlicher im Spätdienst nicht vernachlässigen: Agenturmeldungen und -fotos scannen, Mails prüfen, die Fehler im Andruck korrigieren …

So gern ich Tageszeitungen lese, so skeptisch bin ich, was die Arbeitsbedingungen in deren Redaktionen betrifft. Zugespitzt vergleiche ich es gern mit einem Krebsgeschwür. Kein ungesundes Wachstum, aber eine ungesunde Zuspitzung journalistischer Arbeit. Die nach Drucklegung schnell Altpapier ist. Der wöchentliche, vierzehntägliche oder gar monatliche Rhythmus meiner früheren Arbeit- und Auftraggeber lag mir mehr. 

Nicht nur, weil man an Geschichten länger feilen und die Optik optimieren konnte. Sondern weil die geleistete Arbeit auch noch länger bei den Leser*innen nachwirkte und für Feedback sorgte. Und es blieb auch mehr Zeit, um neben der eigentlichen Arbeit für den sozialen Kitt zu sorgen. Nicht nur im Sinne des Verlags zu funktionieren, sondern zu prüfen, ob es für einen funktioniert.

Von den „Stern“-Redakteur*innen hieß es früher immer, sie begingen Suizid, indem sie von den Stapeln ihrer nicht veröffentlichten Artikel springen. Aber immerhin floß ihr Gehalt unabhängig davon Monat für Monat. Als Freelancer kommt das Honorar manchmal selbst bei Veröffentlichung nur sehr viel später. Bei der „Berliner Morgenpost“ habe ich seinerzeit aufgehört, weil ich nach einem Einsatz im Berichterstatterteam der Berlinale monatelang um mein Honorar betteln musste.