Montag, 16. Juli 2007
Visionäre Ponkie
„Dieser Hamburger Straßen-Sex im Schrägmilieu mit Fußball-WM-Gelalle hat weder Witz noch Originalität. Eher ein Anti-Lemke. Schnell Schwamm drüber“, schreibt Ponkie in der Frühausgabe der morgigen „Abendzeitung“ über Klaus Lemkes „Finale“. Schnell Schwamm drüber? Nein, nicht ganz so schnell! Denn der Film wird erst in knapp drei Stunden ausgestrahlt werden. Nun wird Ponkie, die ehrenwerte alte Dame der deutschen Film- und Fernsehkritik, sicherlich das Machwerk gesehen haben, bevor sie es verreißt. Nur hat es dennoch einen Hautgout, diese Besprechung einer Vorab-DVD oder -Cassette dann vor der Ausstrahlung in ihrer TV-Kolumne „Ponkie sieht fern“ als Pseudo-Fernsehkritik abzudrucken. Ehrlicher wäre es gewesen, die Vorabbesprechung bereits in der Montagsausgabe zu veröffentlichen, aber wahrscheinlich wollte man Lemkes Einschaltquote nicht völlig gegen null drücken.
Pin-up-Boys, auf zum Media Coffee!
Überraschungsgast beim morgigen Münchner Media Coffee zum Thema „Printmedien im Wandel“ wird Petra Gessulat sein, Chefredakteurin der „Cosmopolitan“, die gerade eine neue Variante von user generated content antestet: Während bisher Stars wie Brad Pitt, George Clooney oder Tom Cruise im jährlichen „Cosmopolitan“-Kalender Haut zeigten, sucht Deutschlands attraktivste Chefredakteurin heuer knackige Normalsterbliche, die über einen „schönen Bizeps oder einen guten Po“ verfügen und als Pin-up-Boys posieren wollen. Natürlich kann man sich ganz regulär bewerben, aber wer sich einen Startvorteil verschaffen will, sollte vielleicht seinen Luxuskörper morgen live im Haus der Bayerischen Wirtschaft präsentieren.
Update: Das Bild zeigt Petra Gessulat und nicht etwa einen Pin-up-Boy, sondern Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur sueddeutsche.de, während der Veranstaltung. (Foto: Lukas Barth/news aktuell)
Update: Das Bild zeigt Petra Gessulat und nicht etwa einen Pin-up-Boy, sondern Hans-Jürgen Jakobs, Chefredakteur sueddeutsche.de, während der Veranstaltung. (Foto: Lukas Barth/news aktuell)
Temporas mutantur
„Als ich studiert habe, in den sechziger Jahren, konnten wir die esoterischsten Fächer wählen, wir kamen nach dem Examen immer irgendwo unter – auch wenn es in den Medien war (lacht).
(...)
Das Bewusstsein für die digitale Revolution ist viel zu wenig verbreitet. Ich kenne Münchner Institute, in denen steht der PC immer noch im Keller, und die Studenten verschicken darauf E-Mails, statt mit dem Computer zu arbeiten.
(...)
Wenn ich in meiner Studienzeit ein hübsches Mädchen gesehen habe, dann habe ich am Ende des Semesters vielleicht einmal getraut, mit ihr ein Gespräch über irgendeine Arbeit anzufangen. Heute gehen Sie mal auf studiVZ, da steht dann: Wer war das Mädchen gestern in der Vorlesung von Professor so und so, zweite Reihe links, mit dem roten Pullover?“
Hubert Burda anläßlich seines Abschieds als Vorsitzender des Hochschulrates der Ludwig-Maximilians-Universität in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ heute im Münchner Lokalteil
(...)
Das Bewusstsein für die digitale Revolution ist viel zu wenig verbreitet. Ich kenne Münchner Institute, in denen steht der PC immer noch im Keller, und die Studenten verschicken darauf E-Mails, statt mit dem Computer zu arbeiten.
(...)
Wenn ich in meiner Studienzeit ein hübsches Mädchen gesehen habe, dann habe ich am Ende des Semesters vielleicht einmal getraut, mit ihr ein Gespräch über irgendeine Arbeit anzufangen. Heute gehen Sie mal auf studiVZ, da steht dann: Wer war das Mädchen gestern in der Vorlesung von Professor so und so, zweite Reihe links, mit dem roten Pullover?“
Hubert Burda anläßlich seines Abschieds als Vorsitzender des Hochschulrates der Ludwig-Maximilians-Universität in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ heute im Münchner Lokalteil
Sonntag, 15. Juli 2007
Ergreift NDR für die CIA Partei?
War es ein Flüchtigkeitsfehler, ein Versehen? Der Ägypter Abu Omar sei in Italien „von CIA-Agenten auf offener Straße festgenommen worden sein“, behauptete die Pariser ARD-Korrespondentin Marion von Haaren in der „Tagesschau“. Auf eine Mail hin antwortete mir nun Kai Gniffke, Chefredakteur von ARD-Aktuell, „im Auftrage des Intendanten“ Jobst Plog:
„Die Formulierung 'festnehmen' ist juristisch nicht falsch. Bisher handelt es sich um einen Vorwurf, der gerade gerichtlich in Mailand geklärt wird. Ex post betrachtet wäre die Formulierung 'verschleppt' wahrscheinlich passender gewesen. Doch wie gesagt, der genaue Sachverhalt wird derzeit vor dem Gericht geklärt.“
Selbst wenn dem so wäre, würde die „Tagesschau“-Redaktion dem Gerichtsurteil vorgreifen und für die in Abwesenheit angeklagten CIA-Agenten Partei ergreifen, indem von Haaren die Verschleppung als Festnahme legitimiert.
Nun ist es aber juristisch wie journalistisch eine Volte aus einer Anklage wegen einer mutmaßlichen Entführung den Umkehrschluß zu ziehen, daß ein Freispruch der CIA Polizeigewalt in Italien verleihen würde.
Man mag es sympathisch finden, daß sich die ARD hinter ihre Korrespondentin stellt. Wenn man aber sieht, wie etwa die BBC mit Fehlern umgeht, kann man Gniffke einen gerade für einen öffentlich-rechtlichen Sender unangemessenen Corpsgeist vorwerfen.
„Die Formulierung 'festnehmen' ist juristisch nicht falsch. Bisher handelt es sich um einen Vorwurf, der gerade gerichtlich in Mailand geklärt wird. Ex post betrachtet wäre die Formulierung 'verschleppt' wahrscheinlich passender gewesen. Doch wie gesagt, der genaue Sachverhalt wird derzeit vor dem Gericht geklärt.“
Selbst wenn dem so wäre, würde die „Tagesschau“-Redaktion dem Gerichtsurteil vorgreifen und für die in Abwesenheit angeklagten CIA-Agenten Partei ergreifen, indem von Haaren die Verschleppung als Festnahme legitimiert.
Nun ist es aber juristisch wie journalistisch eine Volte aus einer Anklage wegen einer mutmaßlichen Entführung den Umkehrschluß zu ziehen, daß ein Freispruch der CIA Polizeigewalt in Italien verleihen würde.
Man mag es sympathisch finden, daß sich die ARD hinter ihre Korrespondentin stellt. Wenn man aber sieht, wie etwa die BBC mit Fehlern umgeht, kann man Gniffke einen gerade für einen öffentlich-rechtlichen Sender unangemessenen Corpsgeist vorwerfen.
Samstag, 14. Juli 2007
O'packt is!
Ob Ochsenbraterei oder Hofbräuzelt: die Wies'n 07 nimmt Gestalt an. Ich freu mich schon auf die Baukantine.
Versandkosten-Nepper
Bei den zahllosen Angeboten kostenloser Visitenkarten liegt der Fall ganz klar: Der Profit liegt oftmals in den Versandkosten. Nicht ganz so extrem die Verdienstspanne bei Snapfish: 2,85 Euro berechnen und mit 1,45 Euro frankieren. Die Versandtasche gäbe es bei Kabuco für 50 Cent, dann bleibt immer noch ein schöner Gewinn für die Abzocker von Hewlett-Packard. Aber auch bei anderen Versandhändlern wird man gern bei den Versandkosten beschissen, selbst wenn es sich um regulär bezahlte Ware handelt. So habe ich bei Fabmanet-Electronic einen neuen Akku für mein Handy bestellt. Zum Akkupreis kamen 4,90 Euro Versandgebühren, was mir noch plausibel erschien, wenn man das Teil versichert verschickte. Aber es kam als Großbrief mit 1,45 Euro frankiert. Selbst wenn man für den wattierten Umschlag noch einen Euro veranschlagt, bleibt da ein satter Profit.
Update: Auf die wucherhaften Versandkosten angesprochen, antwortet die Firma Fabmanet, die übrigens auch als www.handyzubehoerdirect.de auftritt: „Unsere pauschalen Versandkostenpauschale beinhaltet nicht nur das Porto sondern eine Vielzahl anderer kostenpflichtiger Posten sowie Mehrwertsteuer. Da wir diese Kostenpauschale auch im Paketversand anbieten ist diese unterm Strich nicht einmal kostendeckend.
Der Kunde wird bei der Auswahl eines Artikels explizit auf unsere pauschalen Versandkosten hingewiesen, wenn ihm diese zu hoch erscheinen steht es ihm jederzeit frei, unseren Shop ohne Kauftätigkeit zu verlassen.“ Es geht doch nichts über einen freundlichen Kundenservice!
Update: Auf die wucherhaften Versandkosten angesprochen, antwortet die Firma Fabmanet, die übrigens auch als www.handyzubehoerdirect.de auftritt: „Unsere pauschalen Versandkostenpauschale beinhaltet nicht nur das Porto sondern eine Vielzahl anderer kostenpflichtiger Posten sowie Mehrwertsteuer. Da wir diese Kostenpauschale auch im Paketversand anbieten ist diese unterm Strich nicht einmal kostendeckend.
Der Kunde wird bei der Auswahl eines Artikels explizit auf unsere pauschalen Versandkosten hingewiesen, wenn ihm diese zu hoch erscheinen steht es ihm jederzeit frei, unseren Shop ohne Kauftätigkeit zu verlassen.“ Es geht doch nichts über einen freundlichen Kundenservice!
Freitag, 13. Juli 2007
Perez Hilton macht Fernsehkarriere
Schandmaul Perez Hilton will nicht mehr nur böse bloggen, sondern drängt ins Fernsehen. Bei einem Auftritt in der ABC-Talk-Show „The View“ verriet der verbale Starstalker, daß VH1 ihm eine Sendereihe mit dem Titel „What Perez Sez“ widmen wird. Heute jedenfalls verlor Perez nicht nur optisch gegenüber seinem Blog-Avatar, auch argumentativ kam er kaum gegen die Gaststars Whoopi Goldberg und Sherri Shepherd sowie die ABC-Moderatorinnen Joy Behar und Elisabeth Hasselbeck an.
(via Radar Online)
(via Radar Online)
Verzwergt und rückwärts gekocht
Das insbesonders auch von den Jungspunden der „Süddeutschen Zeitung“ geförderte Klaus-Lemke-Revival habe ich nie so recht nachvollziehen können. Als ob seine schlechten Filme nicht genug wären, hat er bei der Eröffnung des Münchner Filmfest sich wie Bayerns Antwort auf Helga Goetze aufgeführt und am roten Teppich demonstriert, weil man seinen neuesten Film, „Finale“, nicht zum Festival eingeladen hatte. Montag abend wird der Film nun im Fernsehen ausgestrahlt, und nach Guido Lukoscheks Interview für die ZDF-Pressestelle kann niemand mehr behaupten, er sei nicht gewarnt worden.
Guido Lukoschek: Ist Klaus Lemke Fußballfan?
Klaus Lemke: Ja, wenn's sein muss. Saralisa, die Hauptdarstellerin des Films hat mich aber dann mit dem Fußballfieber angesteckt. Für Saralisa ist Fußball eine Art Gladiatorenschule. Es geht um die Ehre. Und da hat jeder nur eine, findet sie.
Was hat Fußball mit Sex zu tun?
In dem Tempo, in dem sich die Deutschen während der WM 2006 plötzlich nicht mehr so peinlich verzwergt und rückwärts gekocht vorkamen, entdeckten sie ein ganz neues Gefühl für ihr Leben. Plötzlich erschien ihnen Sex als ein bezugsfertiges Paradies.
Was unterscheidet „Finale“ von einer Doku?
Die bessere Musik.
Was unterscheidet „Finale“ von einem Porno?
Im Vergleich mit „Finale“ ist Porno wie Klatschen mit nur einer Hand.
Sie bezeichnen Ihren Film als einen Anti-Sönke-Wortmann Film?
Sönke Wortmanns Sommermärchen 2006 ist ein großer Erfolg. Aber aus diesem Märchen kam ich tiefgefroren wieder raus. Ich will Wortmann nicht gänzlich die Erinnerung an den letzten Sommer überlassen.
Worum geht es in "Finale"?
Es geht um diese plötzliche Gier nach fieser Authentizität, die sich einstellt, wenn man wie letzten Sommer von einem Tag auf den anderen alles richtig machen will. Wir experimentieren alle immer schon mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen von uns selbst - aber im letzten Sommer brannte die Hecke.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Leute für Ihre Filme aus?
Ein richtiger Blick ist der beste Spezialeffekt. Blicke verzaubern Zuschauer. Diese Blicke müssen aber absichtslos sein. Der Zuschauer
muss seine eigenen Absichten in diese Blicke reintun können.
Wie sieht ein typisches Lemke-Drehbuch aus?
Vor dem Hintergrund der WM 2006 die bittersüße Liebesgeschichte zwischen einer 26-jährigen Schauspielerin am Anfang ihrer Karriere
und einem 21-jährigen Callgirl am Ende ihrer Ehe. Das ist das ganze Drehbuch von „Finale“. Alles andere ist uns zugeflogen.
(Foto: ZDF)
Guido Lukoschek: Ist Klaus Lemke Fußballfan?
Klaus Lemke: Ja, wenn's sein muss. Saralisa, die Hauptdarstellerin des Films hat mich aber dann mit dem Fußballfieber angesteckt. Für Saralisa ist Fußball eine Art Gladiatorenschule. Es geht um die Ehre. Und da hat jeder nur eine, findet sie.
Was hat Fußball mit Sex zu tun?
In dem Tempo, in dem sich die Deutschen während der WM 2006 plötzlich nicht mehr so peinlich verzwergt und rückwärts gekocht vorkamen, entdeckten sie ein ganz neues Gefühl für ihr Leben. Plötzlich erschien ihnen Sex als ein bezugsfertiges Paradies.
Was unterscheidet „Finale“ von einer Doku?
Die bessere Musik.
Was unterscheidet „Finale“ von einem Porno?
Im Vergleich mit „Finale“ ist Porno wie Klatschen mit nur einer Hand.
Sie bezeichnen Ihren Film als einen Anti-Sönke-Wortmann Film?
Sönke Wortmanns Sommermärchen 2006 ist ein großer Erfolg. Aber aus diesem Märchen kam ich tiefgefroren wieder raus. Ich will Wortmann nicht gänzlich die Erinnerung an den letzten Sommer überlassen.
Worum geht es in "Finale"?
Es geht um diese plötzliche Gier nach fieser Authentizität, die sich einstellt, wenn man wie letzten Sommer von einem Tag auf den anderen alles richtig machen will. Wir experimentieren alle immer schon mit sehr unterschiedlichen Vorstellungen von uns selbst - aber im letzten Sommer brannte die Hecke.
Nach welchen Kriterien suchen Sie die Leute für Ihre Filme aus?
Ein richtiger Blick ist der beste Spezialeffekt. Blicke verzaubern Zuschauer. Diese Blicke müssen aber absichtslos sein. Der Zuschauer
muss seine eigenen Absichten in diese Blicke reintun können.
Wie sieht ein typisches Lemke-Drehbuch aus?
Vor dem Hintergrund der WM 2006 die bittersüße Liebesgeschichte zwischen einer 26-jährigen Schauspielerin am Anfang ihrer Karriere
und einem 21-jährigen Callgirl am Ende ihrer Ehe. Das ist das ganze Drehbuch von „Finale“. Alles andere ist uns zugeflogen.
(Foto: ZDF)
Doping für die Champions World
Die Berliner Sportlercommunity Champions World bietet ab nächste Woche einen neuen Look und verbesserte Inhalte. Eine Vorschau der Neuheiten ist bereits online.
Stehsatz in der „Süddeutschen“
Noch haben die Sommerferien in Bayern nicht begonnen, aber offenbar fängt die „Süddeutsche Zeitung“ jetzt schon an, den Stehsatz aus ihren Schubladen zu verbraten. In Tobias Moorstedts heute veröffentlichten Artikel über Internetradios heißt es zu Last.fm: „Am vergangenen Dienstag wurde bekannt, dass der US-Konzern CBS das Webradio für 280 Millionen Dollar gekauft hat.“ Dieser Dienstag liegt nun aber bereits sechs Wochen zurück. Lesenswert ist der Beitrag dennoch, aber es wäre schön gewesen, ihn dann bereits zu veröffentlichen oder nach so langer Zeit einfach noch einmal aufmerksam zu redigieren. (Ceterum censeo: Und wieder einmal ein netzaffines Thema im Feuilleton der Printredaktion und eben darum nicht bei sueddeutsche.de online?!)
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