Donnerstag, 5. Februar 2009

Starpraktikant auf Sonntagnachmittag abgeschoben

Am 15. März startet auf Vox der „Starpraktikant“ und zeigt mit seinem Sendeplatz, sonntags um 17.15 Uhr, wie hochkarätig diese Castingshow sein muß. Mit dabei in einer späteren Folge: Natürlich „InStyle“.

Update: Die „InStyle“-Folge wird am Sonntag, dem 22. März 2009, um 17.15 Uhr auf Vox ausgestrahlt werden.

Freitagsgeschwalle

Der neue „Freitag“ ist da, ein, nein „das Meinungsmedium“. Auf den ersten Blick häßlich-sexy, beim Durchblättern auffallend humorlos und in seinem Tonfall irgendwo zwischen Kirchentag und Kaffeekränzchen. Die Vorspänne killen alles – wer will da noch weiterlesen?

„Wir haben uns zurückgehalten und die Amerikaner haben konsumiert. Jetzt ist Zeit, die Staatsausgaben anzukurbeln, die Löhne zu steigern, und die Reichen zu besteuern!“

„Budapest, Leninring 101 – oder wie man sich im Wandel einrichtet“

„Klaus Wowereit eröffnet das 'Gedenkjahr 20 Jahre Mauerfall' und ein Mann mit Baskenmütze erklärt die Synthese aus Ost und West“

„Bisher war der soziale Protest rein verbal. Zögerlich erreicht die Kapitalismuskritik nun auch die Straße. Ob daraus eine Bewegung wird?“

„Das Mutterland des Kapitalismus steht unter Schock – auch das zweite Rettungspaket wird daran wenig ändern“

„Das Wahlvolk hat sich auf der Tribüne eingerichtet. Nur wenn es auch die Arena betreten darf, bekommt die Politik im Netz den nötigen Schwung“

„Das Kino ist schon oft gestorben. Am prächtigsten in Breitwand-Filmen, denen die Retrospektive gewidmet ist“

„Die Hamburger Kunsthalle hat mit der Ausstellung 'Man 9196 Son' einen Post-68er-Schreckenscocktail angerührt. Reizvoll und problematisch zugleich“

Mittwoch, 4. Februar 2009

Willkommen in der Medienhölle

Nichts gegen den morgen startenden „Frost/Nixon“, einen wirklich herausragenden Film, aber der darin porträtierte Star-Talker David Frost ist nun wirklich keine sonderlich sympathische Person, wie Peter Morgans Stück ebenso wie Ron Howards Verfilmung durchblicken lassen. Die Jungs von Monty Python hatten länger das Vergnügen, mit dem gänzlich unbescheidenen Fernsehmacher zusammenarbeiten zu dürfen, und haben ihm zum Abschied ein liebesvolles Porträt, „Timmy Williams Coffee Time“, gewidmet.

Update: Die „Süddeutsche“ vom 5. Februar über David Frost

Bumm Bumm Bäng Bäng

Die Geschichte von Radio Freies Europa ist auch eine Münchner Geschichte, im Guten wie im Bösen, denn mit all den rumänischen, polnischen, ungarischen, bulgarischen und tschechoslowakischen Mitarbeitern des Exilantensenders kamen auch die Geheimdienste, Bombenattentäter, Meuchelmörder und osteuropäischen Sippschaften an die Isar, deren Brut dann so wie ich dieser Stadt noch verhaftet blieben, als der Sender selbst bereits längst nach Prag weitergezogen und
sein weißer Flachbau am Englischen Garten in die Hand unschuldiger LMU-Studentinnen gefallen war. Heute abend strahlt nun arte um 21 Uhr Christian Bauers Dokumentation „Liebesgrüße nach Moskau – The Great Radio War: Radio Freies Europa und der kalte Krieg“ aus, die bereits während der Produktionszeit für viel Gerede sorgte. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber die „Süddeutsche“ scheint beeindruckt.

(Fotos: BR/Richard H. Cummings)

Dienstag, 3. Februar 2009

GfK: Telefonterror aus dem Zufallsgenerator

Nichts gegen Marktforschung. In der Fußgängerzone stehe ich immer gern Rede und Antwort, im Internet gehöre ich dem einen oder anderen Verbraucherpanel an und immer, wenn meiner Lieblingslektüre ein Fragebogen beiliegt, fülle ich ihn gerne aus. Man tut was man kann, um die Konsumprodukte angeboten zu bekommen, die einen richtig befriedigen.
Das gilt aber nicht für die unverlangten Anrufe, die womöglich auch noch mit unterdrückter Rufnummer erfolgen. An einem Sonntag klingelte beispielsweise morgens mein Telefon und ein junger Mann wünschte mich zu Zwecken der Marktforschung zu befragen. Als ich ablehnte und ihn darum bat, meine Nummer aus seiner Datei zu löschen, gab er sich nicht etwa geschlagen, sondern wollte mir eine Rechtfertigung abpressen, warum ich dies denn wünsche.
Doch wie kommt der junge Mann von der Enigma-GfK überhaupt dazu mich anzurufen? Hatte ich womöglich bei dem einen oder anderen Gewinnspiel oder Panel dem zugestimmt? Also flugs das Institut angeschrieben und zur Antwort bekommen, daß sie mich tatsächlich ohne jede vorherige Einwilligung meinerseits telefonisch belästigt haben:
„Bei telefonischen Umfragen setzen wir ein Verfahren ein, das als Gabler-Häder-Verfahren bezeichnet wird. Dabei stellt der ADM allen seinen Mitgliedsunternehmen einmal im Jahr einen Pool von mehreren Millionen Telefonnummern zur Verfügung. Die Generierung des Pools erfolgt, indem zunächst alle eingetragenen Telefonnummern herangezogen werden.
Im nächsten Schritt werden die 2 Endziffern aller dieser Nummern sozusagen abgeschnitten und mit den Ziffern 00 bis 99 wieder ergänzt. So entstehen aus einer eingetragenen Nummer 100 neue. Im dritten Schritt werden alle mehrfach generierten Nummern, die sich durch dieses System ergeben bereinigt, so dass jede Nummer nur einmal im Pool vorhanden ist.
Aufgrund des beschriebenen Systems der Zufallsgenerierung sowie der computergestützten Anwahl dieser Nummern enthält der Nummernpool aber *keinerlei* weitere Informationen wie Name oder Adresse, so dass die Anonymität der Befragten auf jeden Fall gewährleistet ist.
Der ADM hat eine Sperrdatei eingerichtet, in welche sämtliche Telefonnummern von Befragten eingetragen werden, die erklärt haben nicht mehr zu Zwecken der Marktforschung kontaktiert werden zu wollen.
Jedes Mitglied des ADM (und wir sind Mitglied) gleicht vor Beginn einer neuen Studie seinen für die Erhebung zu verwendenden Nummernpool mit dieser Liste ab und nimmt alle heraus, die auf dieser Liste zu finden sind.“

Nun zeigt ein kurzer Check bei Wikipedia, daß solche Anrufe ohne vorherige Einwilligung in der Marktforschung verboten sind (während politische Meinugsforschungsinstitute es dürfen) und das OLG Köln hat im Dezember bestätigt, daß selbst telefonische Befragungen von Kunden – nicht Wildfremden –, auch zum Zwecke der Marktforschung, unzulässige Werbung wären (via Damm).
Von mir auf diese Rechtslage – und meine Tätigkeit als Journalist – hingewiesen, analysierte man vom Enigma-GfK-Server aus erst einmal meinen Blog und gab den Vorgang dann an das Mutterhaus ab: Abteilung Legal Services and Transactions.
Die GfK-Justiziarin Nina Gellichsheimer meint, daß die telefonische Befragung „ein unerlässliches Instrument der Datenbeschaffung“ sei, auf welches nicht verzichtet werden könne und „welches bereits seit mindestens Anfang der 60er Jahre praktiziert wird.“
„Etliche Gerichte stützen mit ihren Urteilen daher auch den Standpunkt der deutschen Marktforschungsinstitute, das Telefonanrufe zu Marktforschungszwecken nichts mit solchen (verbotenen) zu Verkaufszwecken zu tun haben.“
„Das in jüngster Vergangenheit nun gegen die Marktforschung ergangene Urteil des Landgerichts Hamburg ist noch kein letztinstanzliches und weist zudem nach Auffassung der deutschen Marktforscher sowie der Berufsverbände ADM und BVM erhebliche Begründungsschwächen auf.“

Da bin ich mal gespannt, ob die Richter der nächsten Instanz auch schwächeln... Meine Mitgliedschaft in allen GfK-Panels habe ich gekündigt. Aber da hätte ich wohl als Journalist auch nie mitmachen dürfen.

Update: Nachdem die GfK behauptete, das Hamburger Urteil sei noch nicht rechtskräftig, habe ich bei Anwalt Hans U. Geisler nachgefragt, der mir antwortete: „Unsinn. Nach inzwischen bundesweiter, einheitlicher Rechtsprechung sind solche Anrufe unzweifelhaft rechtswidrig, es besteht ein Unterlassungsanspruch. Hervorgetan hat sich dazu insbesondere das Kammergericht Berlin.“ Die Marktforscher hätten „bis heute nie wirklich verstanden, daß es gar nicht um Wettbewerbsrecht geht, sondern einfach um die Belästigung Dritter, also um schlichtes allgemeines Privatrecht, das hat mit dem UWG nichts zu tun.“

Auf diesen Widerspruch von mir angesprochen, hat die GfK bislang nicht reagiert.

„Der unerbetene Anruf eines Marktforschungsinstituts ist jedenfalls dann rechtswidrig, wenn Auftraggeber des Instituts ein Gewerbetreibender ist.“

Entscheidung des LG Berlin, 15. Zivilkammer, vom 6.Februar 2007, Aktenzeichen: 15 S 1/06

Montag, 2. Februar 2009

Einer, der es wissen könnte

„Ich halte die FAZ für die beste deutsche Tageszeitung. Sie hat viele Eigenschaften, die ich für den Freitag auch gern hätte. Sie verfügt über eine große innere Bandbreite, ist sehr experimentierfreudig und lebendig.“
Jakob Augstein, früher langjähriger leitender Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ und nunmehr Verleger des „Freitag“ in einem ihm gewidmeten Porträt im „journalist“ 2/09

Update zur ersten Ausgabe nach dem Relaunch als „Das Meinungsmedium“.

Alle Räder stehen still,
wenn Dein starker Arm es will

Sonntag, 1. Februar 2009

Kritisch subtiler Modejournalismus

V.i.S.d.P.: Ist auf der Fashion Week kritischer Modejournalismus noch möglich?
Petra Winter (Cosmopolitan): Ja, er ist grundsätzlich überall möglich. Wir kritisieren subtil, indem wir bestimmte Mode nicht fotografieren, die uns missfällt.“


Auch sonst ein wunderbar entlarvendes Interview, wie man es nicht besser parodieren könnte. (Link, pdf-Download)

Samstag, 31. Januar 2009

Aufgestrapste Süddeutsche Zeitung

Falls „Theater heute“ die Kategorie „Beste Nachwuchstitten“ kürt, wäre diese Abschlußproduktion der Bayerischen Theaterakademie weit vorne mit dabei. Schon die einstimmende Fotoausstellung im Foyer des ehemaligen Redaktionsgebäudes der „SZ“ lockt mit nackten Tatsachen. Dann folgt im ersten Akt zwar eine Abkühlung im Mind-Fucking dreier (echter) Feuilletonisten. Der weihrauchgeschwängerte Blick zurück dieser SZ-Weisen wird im zweiten Akt aber durch Sex, Lügen und Video abgelöst: Eine Vorahnung auf die zukünftigen Verhältnisse, wenn hier an der Sendlinger Straße mit den Luxuswohnungen die Besserverdienenden einziehen – samt Koks und Callgirls? Die wahren Nutten kommen aber erst im dritten Akt: Die Theaterabsolventen präsentieren Stage Branding, eine Eventstrategie, mit der Unternehmen „ihre Marke auf die Bretter, die die Welt bedeuten“, schicken können. Parodie? Ernst gemeinte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme? Das spielt an diesem unentschlossen mäandernden Theaterschülerabend keine Rolle mehr.

Update: Stephan Handels weit wohlwollendere Kritik in der „Süddeutschen“




Nur Stammgäste?

Als ich das erste Mal davon hörte, hielt ich es noch für einen Witz, aber die Strähnchenstrullerer vom Bash Club warnen an ihrer Salontür tatsächlich, daß der „Haarschnitt vorbehalten“ sei, die Friseure also nicht jedem Kunden den Schopf verunstalten.

Hütchen macht Löckchen Konkurrenz



Freitag, 30. Januar 2009

Ein Hauch von Welt im Univiertel

Vor ein paar Jahren hat die ehemalige Crazy-Horse-Tänzerin Gabriela Cortese mit den puppenhaften Papouches ihres Multikulti-Modelabels Antik Batik die Herzen der Moderedakteurinnen weltweit im Sturm erobert. Inzwischen ist die Klitsche im Pariser Marais deutlich gewachsen und eröffnet dieser Tage offenbar auch eine Boutique in der Münchner Türkenstraße 71. Da fühlt sich mein Univiertel gleich viel pariserischer an. Jetzt fehlt nur noch, daß Kapinski in seinem neuen T-Shirt durch die Straße läuft und „New York Herald Tribune“ krakeelt.