Donnerstag, 6. Mai 2010
Holt Gräfin Waldburg die Ösis heim ins Bayern-Reich?
Eine Bild-Text-Schere der ungewöhnlicheren Art liefert die aktuelle „Bunte“ anläßlich der Pariser Geburtstagsfeierlichkeiten des Action-Teams Fürstin Gloria & Thaddaeus Ropac. „Mittags trifft man sich wieder zum Déjeuner bavarois – einer Bayernjause mitten im Bois de Boulogne“, berichtet Marie Waldburg. Kann natürlich jeder behaupten, weshalb die bekanntermaßen gern investigativ tätige Redaktion das ganze mit der Einladung dokumentiert. Zu dumm, daß dort aber von einem „déjeuner autrichien“ die Rede ist. Nun will ich einfach unterstellen, daß die Gräfin französisch parliert. Und die Frage, warum so ein Lapsus der 5-köpfigen Schlußredaktion entgeht, vernachlässigen wir lieber. Also nur ein Flüchtigkeitsfehler der Jet-Setterin? Oder handelt es sich vielleicht um ein politisches Statement unter Von und Zus, zählte Bayern doch immerhin schon mal Salzburg, Tirol, Vorarlberg und das Innviertel zu seinem Reich?
Mittwoch, 5. Mai 2010
Bisous!
Kleiner Gruß nach Berlin zur Eröffnung des edition suhrkamp shops
Nagellack: Uslu Airlines
Foto: André C. Hercher
Nagellack: Uslu Airlines
Foto: André C. Hercher
Samstag, 1. Mai 2010
Wochenplan
Tag der Pressefreiheit / Sitzungssaal des Rundfunkrates, Pressevorführungen „Keep Surfing“ und „Eine Karte der Klänge von Tokio“, Vernissage Exchange MUC-DUS / White Box, Premiere von Gianina Cãrbunarius „Sold out“ / Werkraumtheater, DOK.fest, Abiturtreffen Wittelsbacher Gymnasium 1980 / Hirschgarten, Boundcon VII / Zenith, Premiere KGB & friends / GOP Varieté-Theater
Donnerstag, 29. April 2010
Hohes C: Von wegen „Heimische Früchte“
Man kennt es von der Milch. Um die heimischen Milchbauern nachhaltig zu unterstützen, zahlt der Verbrauchern gern einen fairen und somit höheren Preis. Wenn nun also Eckes-Granini Deutschland für seine neue, diesen Januar lancierte Premiumsaftmarke „Heimische Früchte“ München mit dem Claim plakatiert: „Bayern mag's heimisch“, mag der Bayer denken, damit die Obstbauern am Bodensee oder im Voralpenland zu unterstützen und dafür gern ein paar Cent mehr als nötig zahlen.
Nur zu dumm, daß die Hamburger, Berliner oder Baden-Württemberger das Gleiche denken mögen, die Herkunftsbezeichnung der versafteten Äpfel, Quitten, Birnen, Johannisbeeren und Holunderbeeren aber weitaus vager ist, das Obst nicht nachvollziehbar aus der Region, etwa Werder für die Berliner oder das Alte Land für die Hamburger stammt, nicht einmal zwingend aus Deutschland kommt, sondern aus Österreich und Deutschland – so der Hersteller auch in seiner Pressemitteilung.
Die Eckes betreuende PR-Agentur Engel & Zimmermann hat – trotz ihrer „umfassenden Expertise auf dem Feld der Krisenkommuni-kation“ – eine Anfrage von heute morgen zur Herkunft der Früchte und Werbekampagne leider noch nicht beantwortet.
Natürlich kann man den Spruch, daß jeder irgendwo Ausländer ist, auch umdrehen und feststellen, daß jede Ernte irgendwo heimisch ist. Nur denkt sich der Verbraucher in Zusammenhang mit der Ortsangabe auf dem Werbeplakat was anderes. Der Bundesverband Verbraucherzentrale hält diese Werbung für durchaus „problematisch“ und die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat bereits ihre Juristen positioniert und Eckes abgemahnt beziehungsweise genauere Auskunft über den Flascheninhalt, beziehungsweise die dafür zugrundeliegenden Obstwiesen angefordert und damit Gelegenheit gegeben, die Werbeaussage zu belegen.
Updates: Seit Freitag nachmittag bin ich mit Engel & Zimmermann telefonisch und via Twitter im Gespräch, mal sehen, was dabei rum kommt.
Auch in Nordrhein-Westfalen sorgt die Kampagne für Stirnrunzeln.
Auf Facebook redet sich der Hersteller Eckes-Granini wie folgt heraus: „Die Plakate haben natürlich ein kleines Augenzwinkern, sollen sich ja auf die Markteinführung unserer Säfte 'Heimische Früchte' beziehen. Auf keinen Fall möchten wir damit in die Irre führen - wie auch in deinem Blogpost geschrieben, bestehen die Säfte aus heimischen Obstsorten, die aus vielen verschiedenen Regionen in Deutschland und Österreich stammen. Wie du auch schreibst, sind diese Infos ja auch auf der Unternehmensseite einsehbar (http://www.hohes-c.de/#/he imischefruechte/)“
(Fotos: Dorin Popa, Georg Konjovic)
Nur zu dumm, daß die Hamburger, Berliner oder Baden-Württemberger das Gleiche denken mögen, die Herkunftsbezeichnung der versafteten Äpfel, Quitten, Birnen, Johannisbeeren und Holunderbeeren aber weitaus vager ist, das Obst nicht nachvollziehbar aus der Region, etwa Werder für die Berliner oder das Alte Land für die Hamburger stammt, nicht einmal zwingend aus Deutschland kommt, sondern aus Österreich und Deutschland – so der Hersteller auch in seiner Pressemitteilung.
Natürlich kann man den Spruch, daß jeder irgendwo Ausländer ist, auch umdrehen und feststellen, daß jede Ernte irgendwo heimisch ist. Nur denkt sich der Verbraucher in Zusammenhang mit der Ortsangabe auf dem Werbeplakat was anderes. Der Bundesverband Verbraucherzentrale hält diese Werbung für durchaus „problematisch“ und die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg hat bereits ihre Juristen positioniert und Eckes abgemahnt beziehungsweise genauere Auskunft über den Flascheninhalt, beziehungsweise die dafür zugrundeliegenden Obstwiesen angefordert und damit Gelegenheit gegeben, die Werbeaussage zu belegen.
Updates: Seit Freitag nachmittag bin ich mit Engel & Zimmermann telefonisch und via Twitter im Gespräch, mal sehen, was dabei rum kommt.
Auch in Nordrhein-Westfalen sorgt die Kampagne für Stirnrunzeln.
Auf Facebook redet sich der Hersteller Eckes-Granini wie folgt heraus: „Die Plakate haben natürlich ein kleines Augenzwinkern, sollen sich ja auf die Markteinführung unserer Säfte 'Heimische Früchte' beziehen. Auf keinen Fall möchten wir damit in die Irre führen - wie auch in deinem Blogpost geschrieben, bestehen die Säfte aus heimischen Obstsorten, die aus vielen verschiedenen Regionen in Deutschland und Österreich stammen. Wie du auch schreibst, sind diese Infos ja auch auf der Unternehmensseite einsehbar (http://www.hohes-c.de/#/he
(Fotos: Dorin Popa, Georg Konjovic)
Samstag, 24. April 2010
Wochenplan
Pressevorführungen „My name is Khan“ und „Iron Man 2“, BJV-Medienlounge / Volksgarten, Lesung Benjamin Stein / Galerie Clair, Dominik Grafs „Im Angesicht des Verbrechens“ / arte, Lesung Jürgen Teipel / Kammerspiele, Ehemaligentreffen des Wittelsbacher Gymnasiums / Augustinerkeller, Konzert 3 Normal Beatles / Kammerspiele, Tanz in den Mai, Hof-Flohmärkte Maxvorstadt
Freitag, 23. April 2010
Copycats am Baumwall? Nein, bloße „Koinzidenz“
Das Déjà-vu kann beim Lesen kommen: Wenn landauf, landab quer durch die Redaktionen identische Interviewpassagen veröffentlicht werden, weil der Star anläßlich seines kommenden Films, seiner neuen CD, seines druckfrischen Bestsellers die immergleichen Sentenzen ins Mikrofon wiederholt oder es vielleicht auch gar nicht all die vermeintlichen Exklusivinterviews oder zweisamen Begegnungen gegeben hat, sondern das Dutzend Teilnehmer eines Round-Table-Gesprächs dieselben Brosamen ihrer Massenabfertigung ihren Redaktionen oder auch nur dem Leser als persönlichen Schatz verkaufen.
Manchmal gibt es aber auch originell formatierte Interviewserien à la „Im Taxi mit…“ oder „Was macht eigentlich…?“, die eine Redaktion kreiert und andere gern imitieren.
Der „Stern“ schafft es nun in seiner gestern erschienenen Ausgabe beide Eindrücke zu verknüpfen, ohne überhaupt kopiert haben zu wollen. „Freunde“ heißt die neue Serie, in der Fotograf Ludwig Rauch und Autor Helge Hopp jede Woche Freundespaare vorstellen, von denen einer prominent ist. „Die Idee zu dieser Kolumne“, so Chefredakteur Andreas Petzold auf Anfrage, ist ihm „von dem Fotografen Ludwig Rauch angeboten worden, der auch die Paarungen organisiert hat“.
Das Format erinnert nun aber auch an eine Kolumne der Frauenzeitschrift „freundin“. Seit September 2005 stellen darin wechselnde Autoren (zu denen auch ich bis 2007 gehört habe) alle 14 Tage eine Prominente und ihre beste Freundin vor, seit September 2006 fotografiert ausschließlich Jim Rakete „Unter Freundinnen“, stets innig vor neutralem Hintergrund, inzwischen sind auch mal gemischte Paare oder sogar reine Männerteams mit dabei.
Die Unterschiede will ich gar nicht leugnen: Beim Original eine drei Seiten lange Farbstrecke mit Wortlautinterview. Beim „Stern“ eine durchgeschriebene Seite in schwarzweiß mit einigen O-Tönen – oder um einen Kollegen zu zitieren: die Hartz-IV-Variante des Konzepts.
Andreas Petzold bezieht „bedauerlicherweise die 'freundin' nicht“, der zuständige Ressortleiter Kultur und Style, Kester Schlenz, früher lange Zeit für die „Brigitte“ tätig, versicherte mir telefonisch, daß weder ihm noch seiner Kollegin Silke Müller das – immerhin schon fünf Jahre existierende – Burda-Format bekannt gewesen sei. „Ich sage Ihnen ohne jede Arroganz: Wir haben es nicht geklaut. Wir haben das nicht nötig.“ Und offenbar ist auch sonst keinem in der Redaktion, Grafik oder Dokumentation die Parallele aufgefallen – oder um Schlenz zu zitieren: die „Koinzidenz“.
Als ob es nicht schon genug des Zufalls gewesen wäre, startet die „Stern“-Kolumne ohne ersichtlichen aktuellen Anlaß mit einem Porträt der Schwimmerin Britta Steffen und ihrer Bekannten Melanie Arndt – die im Sommer 2009 beide anläßlich der Schwimm-Weltmeisterin eben auch schon in der „freundin“ als Doppelpack präsentiert wurden.
Doch hier zieht der „Stern“ seinen letzten Trumpf: Rauch & Hopp hätten Arndt und Steffen bereits lange zuvor, im November 2008 getroffen, denn die neue „Stern“-Serie wurde ursprünglich für „Park Avenue“ konzipiert. Stehsatz nennt man so etwas gemeinhin.
Manchmal gibt es aber auch originell formatierte Interviewserien à la „Im Taxi mit…“ oder „Was macht eigentlich…?“, die eine Redaktion kreiert und andere gern imitieren.
Der „Stern“ schafft es nun in seiner gestern erschienenen Ausgabe beide Eindrücke zu verknüpfen, ohne überhaupt kopiert haben zu wollen. „Freunde“ heißt die neue Serie, in der Fotograf Ludwig Rauch und Autor Helge Hopp jede Woche Freundespaare vorstellen, von denen einer prominent ist. „Die Idee zu dieser Kolumne“, so Chefredakteur Andreas Petzold auf Anfrage, ist ihm „von dem Fotografen Ludwig Rauch angeboten worden, der auch die Paarungen organisiert hat“.
Das Format erinnert nun aber auch an eine Kolumne der Frauenzeitschrift „freundin“. Seit September 2005 stellen darin wechselnde Autoren (zu denen auch ich bis 2007 gehört habe) alle 14 Tage eine Prominente und ihre beste Freundin vor, seit September 2006 fotografiert ausschließlich Jim Rakete „Unter Freundinnen“, stets innig vor neutralem Hintergrund, inzwischen sind auch mal gemischte Paare oder sogar reine Männerteams mit dabei.
Die Unterschiede will ich gar nicht leugnen: Beim Original eine drei Seiten lange Farbstrecke mit Wortlautinterview. Beim „Stern“ eine durchgeschriebene Seite in schwarzweiß mit einigen O-Tönen – oder um einen Kollegen zu zitieren: die Hartz-IV-Variante des Konzepts.
Andreas Petzold bezieht „bedauerlicherweise die 'freundin' nicht“, der zuständige Ressortleiter Kultur und Style, Kester Schlenz, früher lange Zeit für die „Brigitte“ tätig, versicherte mir telefonisch, daß weder ihm noch seiner Kollegin Silke Müller das – immerhin schon fünf Jahre existierende – Burda-Format bekannt gewesen sei. „Ich sage Ihnen ohne jede Arroganz: Wir haben es nicht geklaut. Wir haben das nicht nötig.“ Und offenbar ist auch sonst keinem in der Redaktion, Grafik oder Dokumentation die Parallele aufgefallen – oder um Schlenz zu zitieren: die „Koinzidenz“.
Als ob es nicht schon genug des Zufalls gewesen wäre, startet die „Stern“-Kolumne ohne ersichtlichen aktuellen Anlaß mit einem Porträt der Schwimmerin Britta Steffen und ihrer Bekannten Melanie Arndt – die im Sommer 2009 beide anläßlich der Schwimm-Weltmeisterin eben auch schon in der „freundin“ als Doppelpack präsentiert wurden.
Doch hier zieht der „Stern“ seinen letzten Trumpf: Rauch & Hopp hätten Arndt und Steffen bereits lange zuvor, im November 2008 getroffen, denn die neue „Stern“-Serie wurde ursprünglich für „Park Avenue“ konzipiert. Stehsatz nennt man so etwas gemeinhin.
Deutscher Filmpreis: Diktatur, Manipulation & Schizophrenie bei der Lola? (ARD, 21.45 Uhr)
Die Münchner „Abendzeitung“ hat heute einen bereits mehrere Tage in den Medien kursierenden Offenen Brief des Filmjournalisten, Regisseurs und Produzenten Eckhart Schmidt veröffentlicht:
„Sehr geehrte Damen und Herren,
Mitglieder der Deutschen Filmakademie,
ich behaupte Diktatur, Manipulation, Schizophrenie in der Akademie: Warum Diktatur? Ich fühle mich diktatorisch bevormundet, wenn eine Jury vorentscheidet, über welche Filme ich dann als Mitglied der Akademie entscheiden darf.
Die Filmakademie wurde nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen, um das manipulative Jury-Unwesen abzuschaffen. Durch die Hintertür ist die Diktatur einer Jury zurück gekehrt. Offenbar misstraut man einem freiheitlichen Verfahren und traut den Regisseuren, Kameraleuten, Produzenten etc. nicht zu, selbst die Besten aus ihren Reihen zu nominieren. Entmündigung und Diktatur statt Freiheit.
Warum Manipulation? Wenn es ein Film soweit gebracht hat, in der Kategorie 'Bester Film' von der Vor-Jury nominiert zu werden, dann setzt die Manipulation der Filmakademie noch einmal ein. Ich möchte mich unter der handvoll nominierter Filme nur für einen einzigen entscheiden: für meinen Lieblingsfilm! Das aber darf ich nicht. Ich muss insgesamt drei Filme wählen oder meine Stimme ist ungültig. Ich muss also neben meinem Lieblingsfilm noch für zwei weitere Filme stimmen, egal, wie unterirdisch ich sie finde.
Die Konsequenz dieser manipulativen Praxis ist, dass ein Film plötzlich die Lola als 'Bester Film' erhalten kann, den ein Großteil der Akademie-Mitglieder gar nicht wählen wollte, den sie aber auch wählen mussten, damit ihre Stimme nicht ungültig wird!
Warum Schizophrenie? Fast alle deutschen Filme entstehen mit Beteiligung des Fernsehens als Co-Produzent. Das Fernsehen ist deshalb zum entscheidenden Faktor für das Zustandekommen eines Films geworden. Es ist Schizophrenie der Filmakademie, diesen für den Film wichtigen Partner nicht zum vollwertigen Partner zu machen und ihn wie jeden anderen Produzenten zu beteiligen. Selbst TV-Co-Produzenten de in der Kategorie 'Bester Film' nominierten Filme werden nicht zu der vom Fernsehen (!) ausgestrahlten Lola-Show eingeladen oder müssen um ihr Ticket kämpfen. Schizophrener geht's nicht.
Eckhart Schmidt
(zur Zeit noch Mitglied der Deutschen Filmakademie“
(Foto: rbb/picture-alliance/dpa)
„Sehr geehrte Damen und Herren,
Mitglieder der Deutschen Filmakademie,
ich behaupte Diktatur, Manipulation, Schizophrenie in der Akademie: Warum Diktatur? Ich fühle mich diktatorisch bevormundet, wenn eine Jury vorentscheidet, über welche Filme ich dann als Mitglied der Akademie entscheiden darf.
Die Filmakademie wurde nicht zuletzt deshalb ins Leben gerufen, um das manipulative Jury-Unwesen abzuschaffen. Durch die Hintertür ist die Diktatur einer Jury zurück gekehrt. Offenbar misstraut man einem freiheitlichen Verfahren und traut den Regisseuren, Kameraleuten, Produzenten etc. nicht zu, selbst die Besten aus ihren Reihen zu nominieren. Entmündigung und Diktatur statt Freiheit.
Warum Manipulation? Wenn es ein Film soweit gebracht hat, in der Kategorie 'Bester Film' von der Vor-Jury nominiert zu werden, dann setzt die Manipulation der Filmakademie noch einmal ein. Ich möchte mich unter der handvoll nominierter Filme nur für einen einzigen entscheiden: für meinen Lieblingsfilm! Das aber darf ich nicht. Ich muss insgesamt drei Filme wählen oder meine Stimme ist ungültig. Ich muss also neben meinem Lieblingsfilm noch für zwei weitere Filme stimmen, egal, wie unterirdisch ich sie finde.
Die Konsequenz dieser manipulativen Praxis ist, dass ein Film plötzlich die Lola als 'Bester Film' erhalten kann, den ein Großteil der Akademie-Mitglieder gar nicht wählen wollte, den sie aber auch wählen mussten, damit ihre Stimme nicht ungültig wird!
Warum Schizophrenie? Fast alle deutschen Filme entstehen mit Beteiligung des Fernsehens als Co-Produzent. Das Fernsehen ist deshalb zum entscheidenden Faktor für das Zustandekommen eines Films geworden. Es ist Schizophrenie der Filmakademie, diesen für den Film wichtigen Partner nicht zum vollwertigen Partner zu machen und ihn wie jeden anderen Produzenten zu beteiligen. Selbst TV-Co-Produzenten de in der Kategorie 'Bester Film' nominierten Filme werden nicht zu der vom Fernsehen (!) ausgestrahlten Lola-Show eingeladen oder müssen um ihr Ticket kämpfen. Schizophrener geht's nicht.
Eckhart Schmidt
(zur Zeit noch Mitglied der Deutschen Filmakademie“
(Foto: rbb/picture-alliance/dpa)
Mittwoch, 21. April 2010
Stoff fürs Millennium (1998)
Ob natürlich anodisiertes, gebürstetes, eloxiertes, hochglanzpoliertes, mattiertes, epoxylackiertes oder pulverbeschichtetes Aluminium: Kaum eine Seite im neu erschienenen Herbstkatalog des Philip Morris Design Shops, auf der der silbrig-weiße Werkstoff fehlt. Kaum eine Möbelmesse ohne die Flexibilität und Leichtigkeit von Aluminiumkonstruktionen. Aber im Vergleich mit Klassikern der sechziger Jahre wie die Splügen-Bräu-Lampe der Gebrüder Castiglioni und die Aluminiumsessel des Designerpaares Charles und Ray Eames hat die Aluware heutzutage nicht mehr die Anmut revolutionärer Kultobjekte.
Der Produktanspruch von Alufelgen und Knoblauchpressen, Gemüseschälern oder Spätzlepressen aus Aluminiumdruckguß bestimmt das (De-)Sein. Das Material wird nurmehr im Kleingedruckten erwähnt und strotzt vor – mal glänzender, mal mattierter – Banalität, die sich als Präsent stets gut macht, weil man nicht auf alle Ewigkeit nur Alessi-Alberei aus Plaste und Edelstahl verschenken kann – hat ja auch schon fast jeder. Dann vielleicht stattdessen Philippe Starcks wabbelige Aluminiumoxydgußfigur „Dédé“, bei der man selbst im Hause Philip Morris etwas unschlüssig ist, ob sie nun als Briefbeschwerer, Buchstütze oder Türstopper Staub fangen soll – aber 380 Mark darf so etwas ruhig kosten.
Mein Aluminium ist von ganz anderer Natur. Bekennt sich zu seiner antiken Bedeutung in Form der Alaunerde und zum Fortschrittsmythos des 19. Jahrhunderts, als das Element mit der Ordnungszahl 13 erstmals per Elektrolyse aus Bauxit gewonnen wurde. Und existiert nicht im Einklang mit Feldspat und Glimmer, als relevanter Bestandteil unserer Erdkruste, um dann letztendlich im Flur als Hutständer zu enden. Mein Aluminium hat ein Gesicht. Auf dem Boden steht die Herstellerangabe Faymont, mit einem Stern über dem M. Der Griff ist mit drei Nieten befestigt, die mich bei Aluminium- und Kupfergeschirr immer daran erinnern, daß Kochen und Kochwerkzeug noch etwas mit Handwerk und Schmieden zu tun hat.
Der Rand hat etwas unperfektes, individuelles, nicht, weil der Hersteller unfähig gewesen wäre, einen runden Topf zu fabrizieren, sondern weil das Leichtmetall verformbar ist, bei jeder Nutzung, jedem Kochgang Dellen, Wellen abkriegt, wie sie Foodstylisten lieben, die ein Rezept illustrieren müssen und die Küche lebendig wirken lassen wollen. Im Einsatz auf der Elektroherdplatte ist so ein schiefes, krummes, unebenes, wackliges, zerkratztes Pfännchen unbrauchbar, reines Aluminium das absolute Gegenteil zum raffinierten, auch Aluminium enthaltenen Sandwichboden. Beim klassischen Espressokocher, dieser Alu-Schraubkanne mit ihrem schmalen Boden und dem soliden Mittelpunkt, bekommt man auch auf der Stromplatte einen schönen kleinen Braunen. Aber sonst ist das Material nur etwas für Gashaushalte.
Und für ehemalige Gashaushalte – denn einen Alutopf schmeißt man nicht weg. Nicht nur, weil er mütterliche Weichheit und Wärme, Zeitläufte, ersten Milchreis und Nudeln verkörpert, sondern weil er intime Einblicke gewährt. Aluminium reagiert und verfärbt, verformt sich im Kontakt mit anderen Stoffen, wird dann „unansehnlich“, wie die Haushaltsmullahs von Manufactum herummäkeln, weshalb das Waltroper Versandhaus nur porendicht eloxierte, das heißt: gehärtete Aluminiumpfannen aus Israel anbietet.
Ich blicke lieber ganz tief und lang in meine französische und italienische Weichware und zähl' die Löcher, sehe Flecken, Schlieren, Verunreinigungen, Verfärbungen wie bei einem Menschen, dessen Muttermale, Poren, Narben, Flaum man betrachtet, studiert, liebt.
Wolfram Siebeck schimpft solches Kochgeschirr „zerbeulte Pfadfinderausrüstung“ und läßt als Anhänger schwerer Töpfe und Pfannen unter „Zaubereien in Alu“ gerade mal in Folie gegarten Seewolf gelten. Doch dank der extrem hohen Temperaturleitfähigkeit, der Bezahlbarkeit und der pragmatischen, puristischen Anmutung ist Aluminiumgeschirr nicht mehr nur in der Gastronomie, sondern zunehmend auch in Privathaushalten gefragt, in denen man noch mit Gas kocht, und daher gerade auch in Berlin. Zumal inzwischen widerlegt ist, daß das lebensmittelechte, geruchs- und geschmacksneutrale Aluminium mit seinem Reinheitsgrad von 99,5 Prozent beim Kochvorgang Partikel freisetzte, die sich im Hirn anreichern und Alzheimer auslösen.
Zur Unbedenklichkeitsbescheinigung kommt der High-tech-Nimbus eines Werkstoffes, der nicht nur Flugzeuge formt, den Computern von Fujitsu bessere Wärmeableitung gewährt, den Audi A 8 versteift und das Cockpit im neuen Alfa Spider matt schimmern läßt, sondern auf einzigartige Art und Weise exotisch wirkt, obwohl es ihn in seiner industriellen Anwendung schon 144 Jahre gibt. Und das Alugeschirr in der Küche scheint mindestens genauso alt zu sein, denn selbst neu erworben sieht der Pastakocher nach zwei, drei Anwendungen wie ererbt aus.
Diese Ambivalenz aus modernem, funktionalem Element und schicker, sinnlicher Patina propagiert auch Coledampf's Küchenladen, wo die Aluriege mit einem knappen, museumsreifen „Spätes 20. Jahrhundert“ beworben und von den Wilmersdorfern wie wild gekauft wird.
Das Sortiment italienischer Profitöpfe reicht dort von der kleinen Stielkasserolle bis zum 85-Liter-Monstrum, die allesamt für die Gastronomie produziert werden und im Preis sogar Tchibo unterbieten. Der typische Erstkäufer will meist nur Urlaubserinnerungen mit einem mediterranen Fischkessel auffrischen oder für sein Party-Chili ein großes, billiges One-Night-Behältnis erwerben. Dann wird der Flirt zur Abhängigkeit, Alu zum Kult. Nicht nur für die eigene Küche, sondern auch als Geschenk. Wie jener dreifüßige Gemüseseiher im Oma-Look, den Coledampf's-Geschäftsführer Andreas Langholtz am laufenden Band verkauft und in dem man einen Yorkshire-Terrier baden könnte.
Womit wir auch fast schon zwei Ecken weiter in der Fasanenstraße wären, in der der Tanz ums Aluminium, die Fortschrittlichkeit mit Retro-Elementen noch weit verfeinertere Formen annimmt. „Aluminium“ taufte Bulgari seinen neuen, überaus sportlichen Chronometer, dessen Kautschuk-Aluminium-Konstrukt mit 2600 bis 2900 Mark zu bezahlen ist. Der Rückgriff aufs Aluminium, der bei der Swatch-Irony nur Sammler interessieren mochte, und bei Manufactums Dreißiger-Jahre-Wanduhr für robust-elegante Tradition steht, wird in der Hand der italienischen Nobeljuweliere zur grenzüberschreitenden Provokation, zur alchimistischen Philosophiererei, bei der die Namensgebung und das damit verbundene Bekenntnis fast schon wichtiger scheint als das wirklich verarbeitete Element. Statt edlerer Metalle und Verbundstoffe verkörpert Aluminium für den Bulgari-Clan die raffinierte und zugleich schlichte Ästhetik des neuen Jahrtausends. Und wenn es ein italienisches Millennium wird, kann es nur gut werden.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 30. August 1998 im „Tagesspiegel“ und wurde – ohne daß ich ihn eingereicht hätte – beim Journalisten-Wettbewerb der Aluminium-Zentrale mit einem 3. Preis ausgezeichnet.
Der Produktanspruch von Alufelgen und Knoblauchpressen, Gemüseschälern oder Spätzlepressen aus Aluminiumdruckguß bestimmt das (De-)Sein. Das Material wird nurmehr im Kleingedruckten erwähnt und strotzt vor – mal glänzender, mal mattierter – Banalität, die sich als Präsent stets gut macht, weil man nicht auf alle Ewigkeit nur Alessi-Alberei aus Plaste und Edelstahl verschenken kann – hat ja auch schon fast jeder. Dann vielleicht stattdessen Philippe Starcks wabbelige Aluminiumoxydgußfigur „Dédé“, bei der man selbst im Hause Philip Morris etwas unschlüssig ist, ob sie nun als Briefbeschwerer, Buchstütze oder Türstopper Staub fangen soll – aber 380 Mark darf so etwas ruhig kosten.
Mein Aluminium ist von ganz anderer Natur. Bekennt sich zu seiner antiken Bedeutung in Form der Alaunerde und zum Fortschrittsmythos des 19. Jahrhunderts, als das Element mit der Ordnungszahl 13 erstmals per Elektrolyse aus Bauxit gewonnen wurde. Und existiert nicht im Einklang mit Feldspat und Glimmer, als relevanter Bestandteil unserer Erdkruste, um dann letztendlich im Flur als Hutständer zu enden. Mein Aluminium hat ein Gesicht. Auf dem Boden steht die Herstellerangabe Faymont, mit einem Stern über dem M. Der Griff ist mit drei Nieten befestigt, die mich bei Aluminium- und Kupfergeschirr immer daran erinnern, daß Kochen und Kochwerkzeug noch etwas mit Handwerk und Schmieden zu tun hat.
Der Rand hat etwas unperfektes, individuelles, nicht, weil der Hersteller unfähig gewesen wäre, einen runden Topf zu fabrizieren, sondern weil das Leichtmetall verformbar ist, bei jeder Nutzung, jedem Kochgang Dellen, Wellen abkriegt, wie sie Foodstylisten lieben, die ein Rezept illustrieren müssen und die Küche lebendig wirken lassen wollen. Im Einsatz auf der Elektroherdplatte ist so ein schiefes, krummes, unebenes, wackliges, zerkratztes Pfännchen unbrauchbar, reines Aluminium das absolute Gegenteil zum raffinierten, auch Aluminium enthaltenen Sandwichboden. Beim klassischen Espressokocher, dieser Alu-Schraubkanne mit ihrem schmalen Boden und dem soliden Mittelpunkt, bekommt man auch auf der Stromplatte einen schönen kleinen Braunen. Aber sonst ist das Material nur etwas für Gashaushalte.
Und für ehemalige Gashaushalte – denn einen Alutopf schmeißt man nicht weg. Nicht nur, weil er mütterliche Weichheit und Wärme, Zeitläufte, ersten Milchreis und Nudeln verkörpert, sondern weil er intime Einblicke gewährt. Aluminium reagiert und verfärbt, verformt sich im Kontakt mit anderen Stoffen, wird dann „unansehnlich“, wie die Haushaltsmullahs von Manufactum herummäkeln, weshalb das Waltroper Versandhaus nur porendicht eloxierte, das heißt: gehärtete Aluminiumpfannen aus Israel anbietet.
Ich blicke lieber ganz tief und lang in meine französische und italienische Weichware und zähl' die Löcher, sehe Flecken, Schlieren, Verunreinigungen, Verfärbungen wie bei einem Menschen, dessen Muttermale, Poren, Narben, Flaum man betrachtet, studiert, liebt.
Wolfram Siebeck schimpft solches Kochgeschirr „zerbeulte Pfadfinderausrüstung“ und läßt als Anhänger schwerer Töpfe und Pfannen unter „Zaubereien in Alu“ gerade mal in Folie gegarten Seewolf gelten. Doch dank der extrem hohen Temperaturleitfähigkeit, der Bezahlbarkeit und der pragmatischen, puristischen Anmutung ist Aluminiumgeschirr nicht mehr nur in der Gastronomie, sondern zunehmend auch in Privathaushalten gefragt, in denen man noch mit Gas kocht, und daher gerade auch in Berlin. Zumal inzwischen widerlegt ist, daß das lebensmittelechte, geruchs- und geschmacksneutrale Aluminium mit seinem Reinheitsgrad von 99,5 Prozent beim Kochvorgang Partikel freisetzte, die sich im Hirn anreichern und Alzheimer auslösen.
Zur Unbedenklichkeitsbescheinigung kommt der High-tech-Nimbus eines Werkstoffes, der nicht nur Flugzeuge formt, den Computern von Fujitsu bessere Wärmeableitung gewährt, den Audi A 8 versteift und das Cockpit im neuen Alfa Spider matt schimmern läßt, sondern auf einzigartige Art und Weise exotisch wirkt, obwohl es ihn in seiner industriellen Anwendung schon 144 Jahre gibt. Und das Alugeschirr in der Küche scheint mindestens genauso alt zu sein, denn selbst neu erworben sieht der Pastakocher nach zwei, drei Anwendungen wie ererbt aus.
Diese Ambivalenz aus modernem, funktionalem Element und schicker, sinnlicher Patina propagiert auch Coledampf's Küchenladen, wo die Aluriege mit einem knappen, museumsreifen „Spätes 20. Jahrhundert“ beworben und von den Wilmersdorfern wie wild gekauft wird.
Das Sortiment italienischer Profitöpfe reicht dort von der kleinen Stielkasserolle bis zum 85-Liter-Monstrum, die allesamt für die Gastronomie produziert werden und im Preis sogar Tchibo unterbieten. Der typische Erstkäufer will meist nur Urlaubserinnerungen mit einem mediterranen Fischkessel auffrischen oder für sein Party-Chili ein großes, billiges One-Night-Behältnis erwerben. Dann wird der Flirt zur Abhängigkeit, Alu zum Kult. Nicht nur für die eigene Küche, sondern auch als Geschenk. Wie jener dreifüßige Gemüseseiher im Oma-Look, den Coledampf's-Geschäftsführer Andreas Langholtz am laufenden Band verkauft und in dem man einen Yorkshire-Terrier baden könnte.
Womit wir auch fast schon zwei Ecken weiter in der Fasanenstraße wären, in der der Tanz ums Aluminium, die Fortschrittlichkeit mit Retro-Elementen noch weit verfeinertere Formen annimmt. „Aluminium“ taufte Bulgari seinen neuen, überaus sportlichen Chronometer, dessen Kautschuk-Aluminium-Konstrukt mit 2600 bis 2900 Mark zu bezahlen ist. Der Rückgriff aufs Aluminium, der bei der Swatch-Irony nur Sammler interessieren mochte, und bei Manufactums Dreißiger-Jahre-Wanduhr für robust-elegante Tradition steht, wird in der Hand der italienischen Nobeljuweliere zur grenzüberschreitenden Provokation, zur alchimistischen Philosophiererei, bei der die Namensgebung und das damit verbundene Bekenntnis fast schon wichtiger scheint als das wirklich verarbeitete Element. Statt edlerer Metalle und Verbundstoffe verkörpert Aluminium für den Bulgari-Clan die raffinierte und zugleich schlichte Ästhetik des neuen Jahrtausends. Und wenn es ein italienisches Millennium wird, kann es nur gut werden.
Dieser Beitrag erschien erstmals am 30. August 1998 im „Tagesspiegel“ und wurde – ohne daß ich ihn eingereicht hätte – beim Journalisten-Wettbewerb der Aluminium-Zentrale mit einem 3. Preis ausgezeichnet.
Montag, 19. April 2010
„Ronin“
Manchmal braucht es einen Altmeister auf dem Regiestuhl: wer sonst besäße den Starrsinn und die Erfahrung, den steten Kulissenwechsel zwischen Paris, der Côte d'Azur und der Provence, eine explosive Story von Handlungsreisenden in Sachen Tod und das Potential solcher Überschauspieler wie Robert De Niro und Jean Reno wirkungslos verpuffen zu lassen? Da kann man doch nicht völlig falsch liegen, mag sich der Zuschauer erwartungsfroh denken. John Frankenheimer belehrt ihn 118 öde Minuten lang eines Besseren.
Robert De Niro füllt die Leinwand aus, er läßt sie buchstäblich explodieren. Doch statt Ausdruck und Gefühl knallt in „Ronin“ nur die Pyrotechnik: Gleich dutzendweise werden Passanten massakriert, Autos zertrümmert und als kürzeste Verbindung zwischen diesen beiden Leitmotiven eine Verfolgungsjagd an die andere gereiht. Unter der Hochbahn, durch den Tunnel, in der Altstadt – so altbacken und redundant wurde schon lange nicht mehr Gummi gegeben.
Frei von jeglicher Spannung oder Selbstironie, detailverliebt bis zur Langeweile ist der konfuse Terroristencocktail gebraut: Sechs freiberufliche Agenten, vom Maisstengel rauchenden Franzosen bis zum Robotron-Deutschen, werden zum multinationalen Action-Team zusammengeschweißt, um der Russen-Mafia einen mysteriösen Koffer abzuluchsen, während Verräter, IRA und CIA für zusätzliche Verwirrung sorgen.
Frankenheimer havariert mit seinem amerikanisch-japanisch-europäischen Gefüge, das ein Mißgriff kontinentalen Ausmaßes bleibt. So wird der Film nur in den Klatschspalten Aufmerksamkeit erregen. Dank Katarina Witts Kurzauftritt als dahingemeuchelte Eisprinzessin und De Niros Ungemach während des Drehs: „Ronin“ war die Produktion, während der die französische Polizei De Niro festnahm, um ihn zur Aussage über einen Callgirl-Ring zu zwingen. Selbst das Drumherum ist prickelnder als das Werk an sich.
Dieser Text erschien unter meinem Pseudonym Fredi Hallenberger in der „Berliner Morgenpost“ vom 3. Dezember 1998
Robert De Niro füllt die Leinwand aus, er läßt sie buchstäblich explodieren. Doch statt Ausdruck und Gefühl knallt in „Ronin“ nur die Pyrotechnik: Gleich dutzendweise werden Passanten massakriert, Autos zertrümmert und als kürzeste Verbindung zwischen diesen beiden Leitmotiven eine Verfolgungsjagd an die andere gereiht. Unter der Hochbahn, durch den Tunnel, in der Altstadt – so altbacken und redundant wurde schon lange nicht mehr Gummi gegeben.
Frei von jeglicher Spannung oder Selbstironie, detailverliebt bis zur Langeweile ist der konfuse Terroristencocktail gebraut: Sechs freiberufliche Agenten, vom Maisstengel rauchenden Franzosen bis zum Robotron-Deutschen, werden zum multinationalen Action-Team zusammengeschweißt, um der Russen-Mafia einen mysteriösen Koffer abzuluchsen, während Verräter, IRA und CIA für zusätzliche Verwirrung sorgen.
Frankenheimer havariert mit seinem amerikanisch-japanisch-europäischen Gefüge, das ein Mißgriff kontinentalen Ausmaßes bleibt. So wird der Film nur in den Klatschspalten Aufmerksamkeit erregen. Dank Katarina Witts Kurzauftritt als dahingemeuchelte Eisprinzessin und De Niros Ungemach während des Drehs: „Ronin“ war die Produktion, während der die französische Polizei De Niro festnahm, um ihn zur Aussage über einen Callgirl-Ring zu zwingen. Selbst das Drumherum ist prickelnder als das Werk an sich.
Dieser Text erschien unter meinem Pseudonym Fredi Hallenberger in der „Berliner Morgenpost“ vom 3. Dezember 1998
Sonntag, 18. April 2010
Wochenplan
Vernissage Neo Rauch / Pinakothek der Moderne, Pressevorführungen „Die Eleganz der Madame Michel“ und „Der Andere – The other man“, Press Day Patrick Mohr und f.rau, Kodak Wohnzimmer, Dan Puric / Black Box, Agnes Obel / Cord Club, Preisverleihung „Kunstrasen“ / Glockenbachwerkstatt, Pressekonferenz DOK.fest / Filmmuseum, Le château en couleur / Isabella 32, Cold Shoulder to Cry On / Kammerspiele
(Neo Rauch | Das Blaue, 2006, Foto: Uwe Walter, Courtesy Galerie EIGEN + ART, Berlin und David Zwirner, New York © VG Bild-Kunst, Bonn 2010)
(Neo Rauch | Das Blaue, 2006, Foto: Uwe Walter, Courtesy Galerie EIGEN + ART, Berlin und David Zwirner, New York © VG Bild-Kunst, Bonn 2010)
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