Messieursdames, Joyce Jonathan!
Dienstag, 1. Februar 2011
Samstag, 29. Januar 2011
Wochenplan
Mein Internet – Netzkongreß der CSU mit Horst Seehofer / Hanns-Seidel-Stiftung, Unser Song für Deutschland / Pro Sieben, Innenansichten des Krieges (u.a. mit Jürgen Todenhöfer) / Literaturhaus, Vernissagen „The eternal timeline show“ / Galerie Traversée und Olaf Metzel / Galerie Klüser 2, Sicherheitskonferenz / Bayerischer Hof, Proteste gegen die Siko, Uraufführung von Klaus Schedls „Les Fleurs du Mal“ / Muffathalle, Buback-Labelnacht mit 1000 Robota, F.S.K., Die Goldenen Zitronen und Kristof Schreuf / Schauspielhaus, Super Bowl: Pittsburgh Steelers - Green Bay Packers / ARD
Sonntag, 23. Januar 2011
Wochenplan
Jahrespressekonferenz des Bayerischen Journalisten-Verbands mit anschließender Podiumsdiskussion zum Leistungsschutzrecht / Presseclub, DLD „Focus“ Night mit I Blame Coco und Duffy / Haus der Kunst, „Mehr Verantwortung bei der Polizei“ – Diskussionsveranstaltung Münchner Fußballfans in Zusammenarbeit mit amnesty international / Feierwerk, Supper Club / Daylesford Organic, Zeitzeugengespräch mit Willibald Sauerländer / Jüdisches Museum, Ich und die Kamera: Vier Kurzfilme von und mit Orson Welles / Filmmuseum, Vernissagen Keren Cytter: „The Hottest Day of the Year“ / Kunstverein und Olaf Nicolai: „Escalier du chant“ / Pinakothek der Moderne
(Foto von Duffy: Lachlan Bailey/Universal Music)
(Foto von Duffy: Lachlan Bailey/Universal Music)
Samstag, 22. Januar 2011
Christiane Arp – VOGUEs Hohepriesterin der kostspieligen Body Modification
Seien wir doch einmal ehrlich, seitdem nicht mehr Angelica Blechschmidt als komische Alte die deutsche „Vogue“ regiert, ist es um die Chefredaktion doch sehr ruhig geworden. Contenance statt bühnenreifer Zusammenbrüche samt Notarzteinsatz, Demut statt Drama, irgendwie könnte man auch sagen, daß die herrlich kapriziöse Schlossherrin das Condy-Nasty-Gut verlassen hatte und nur noch ein blasses Schloßgespenst durch die hochherrschaftlichen Flure geisterte. Eine neue Ära, die manche allein schon wegen des effektarmen Stils für „Qualität und Seriosität“ hielten.
Diese Woche war das plötzlich anders, diese Woche war Christiane Arp plötzlich in aller Munde, weil sie das Wörtchen „Scheiße“ in selbigen genommen hatte. „Schon im zweiten Absatz des Artikels stand so viel Scheiße, dass ich zu lesen aufgehört habe“, lästerte sie dem „Kress“ zufolge über einen Verriß der Berlin Fashion Week im „Spiegel“. (Die Grenzen der Berlinbegeisterung bei der deutschen „Vogue“ offenbarten sich übrigens, als der Verlag in die Hauptstadt ziehen wollte und nahezu die gesamte Belegschaft darauf bestand, weiter im gemütlichen München vor sich her zu dümpeln. Das aber nur nebenbei.)
Jedenfalls hatte Frau Arp Scheiße gesagt, und darob geriet leider diese Woche ihr ausführlicheres Statement im „Tagesspiegel“ etwas in den Hintergrund, obwohl sie da, wenn auch mit weniger drastischen Worte, doch Bemerkenswerteres über Blogger, den Anzeigenmarkt und die Wettbewerber verriet. Und über Grundsätzliches beim Zentralorgan der Hungerhaken:
„Magersucht ist genau wie Fettleibigkeit eine Krankheit und die Ursachen dafür sind in der Gesellschaft verortet, nicht in einem Modemagazin. Zumal 'Vogue' in keiner Ausgabe jemals Diättipps gegeben oder eine 'Wie verändern Sie Ihren Typ'-Geschichte gemacht hat.“
Mal abgesehen von der Chuzpe, sich selbst als Blattmacherin außerhalb jeder gesellschaftlicher Verantwortung zu orten und schlichtwegs zu leugnen, daß die „Vogue“ mit maßgeblich das idealtypische Erscheinungsbild vieler junger Frauen prägt, erscheint die Behauptung doch arg streitbar, „in keiner Ausgabe“ Diättyps veröffentlicht zu haben oder Ratschläge, wie man mehr aus seinem Typ machen könnte.
Gelegentlich beschäftigt man sich selbst in den schicken, zwischen Lenbachgärten und Altem Botanischen Garten residierenden Redaktionsräumen ganz direkt mit Ernährungstipps und schickt die Kollegin zum Selbstversuch „Detox de luxe – In fünf Tagen entschlacken, entgiften und nebenbei noch ein paar Pfund abnehmen“ (Heft Februar 2010). Übrigens für fünfzig Euro pro Diättag.
In der Regel liebt man es im Hause Arp aber oberflächlicher, technischer und vor allem kostspieliger, statt frugaler Ernährungspläne empfiehlt man lieber ein Fruchtsäurepeeling, statt Healthfood lieber Kosmetika, was vielleicht auch an den unterschiedlichen Werbebudgets liegt und der Vernetzung der Beautykonzerne mit den der „Vogue“ näher liegenden Modelabels. Die CMA steht da außen vor.
Vor allem ist die „Vogue“ aber das PR-Organ der gesellschaftlich akzeptierten Form der Body Modification, der Schönheitschirurgen. In der „Vogue“ wird nämlich keinesfalls der körperlichen Libertinage das Wort geredet, hier wird vielmehr zu drastischeren Maßnahmen als Müesli und Salat geraten: zu Botox und Eigenblut-Mesotherapie, Rubinlaser und mechanischer Vakuummassage mit Infrarot und Radiofrequenzstrahlung, als ob Verleger Si Newhouse einer dieser technikvernarrten James-Bond-Bösewichte wäre.
Im April 2010 ging es mit Schock-Frost-Methode gegen „resistente Fettpolster“, während man die kleineren Fettdepots am Knie mit Liposuktion entfernt. Wahlweise wird auch „mit Botox der Wadenumfang um bis zu 5 cm reduziert.“
Im Mai-Heft wurde „der erste Versicherungsschutz für Beauty-Operationen“ vorgestellt und erklärt, wie ästhetische Fußchirurgie „für schmalere Fesseln“ sorgt. Zur Straffung von „Dingle-dangle-Oberarmen“ schmilzt man per Laser Fettgewebe weg – „ich vereinbare begeistert einen OP-Termin“.
Im Oktober wurde eine „Vela-Shape-Behandlung zur Reduzierung von Cellulite und Fettpolstern“ angepriesen, im Januar 2011 „Fettzellenentleerung mittels Ultraschall“, im aktuellen Februar-Heft stellt man ein paar – eher konventionell hungern und trainieren lassende – Branchenstars vor wie Angelo Sorrenti mit seinem Muscle-Toning oder Dr. Joshi's Holistic Detox: Diätpläne mit „Erfolgsgarantie“.
Alles scheiße? Aber nicht in aller Munde. Dabei wäre doch die „Vogue“ ein so viel spannenderes Thema als die Berlin Fashion Week.
(Oberstes Foto aus Terry Gilliams „Brazil“)
Diese Woche war das plötzlich anders, diese Woche war Christiane Arp plötzlich in aller Munde, weil sie das Wörtchen „Scheiße“ in selbigen genommen hatte. „Schon im zweiten Absatz des Artikels stand so viel Scheiße, dass ich zu lesen aufgehört habe“, lästerte sie dem „Kress“ zufolge über einen Verriß der Berlin Fashion Week im „Spiegel“. (Die Grenzen der Berlinbegeisterung bei der deutschen „Vogue“ offenbarten sich übrigens, als der Verlag in die Hauptstadt ziehen wollte und nahezu die gesamte Belegschaft darauf bestand, weiter im gemütlichen München vor sich her zu dümpeln. Das aber nur nebenbei.)
Jedenfalls hatte Frau Arp Scheiße gesagt, und darob geriet leider diese Woche ihr ausführlicheres Statement im „Tagesspiegel“ etwas in den Hintergrund, obwohl sie da, wenn auch mit weniger drastischen Worte, doch Bemerkenswerteres über Blogger, den Anzeigenmarkt und die Wettbewerber verriet. Und über Grundsätzliches beim Zentralorgan der Hungerhaken:
„Magersucht ist genau wie Fettleibigkeit eine Krankheit und die Ursachen dafür sind in der Gesellschaft verortet, nicht in einem Modemagazin. Zumal 'Vogue' in keiner Ausgabe jemals Diättipps gegeben oder eine 'Wie verändern Sie Ihren Typ'-Geschichte gemacht hat.“
Mal abgesehen von der Chuzpe, sich selbst als Blattmacherin außerhalb jeder gesellschaftlicher Verantwortung zu orten und schlichtwegs zu leugnen, daß die „Vogue“ mit maßgeblich das idealtypische Erscheinungsbild vieler junger Frauen prägt, erscheint die Behauptung doch arg streitbar, „in keiner Ausgabe“ Diättyps veröffentlicht zu haben oder Ratschläge, wie man mehr aus seinem Typ machen könnte.
Gelegentlich beschäftigt man sich selbst in den schicken, zwischen Lenbachgärten und Altem Botanischen Garten residierenden Redaktionsräumen ganz direkt mit Ernährungstipps und schickt die Kollegin zum Selbstversuch „Detox de luxe – In fünf Tagen entschlacken, entgiften und nebenbei noch ein paar Pfund abnehmen“ (Heft Februar 2010). Übrigens für fünfzig Euro pro Diättag.
In der Regel liebt man es im Hause Arp aber oberflächlicher, technischer und vor allem kostspieliger, statt frugaler Ernährungspläne empfiehlt man lieber ein Fruchtsäurepeeling, statt Healthfood lieber Kosmetika, was vielleicht auch an den unterschiedlichen Werbebudgets liegt und der Vernetzung der Beautykonzerne mit den der „Vogue“ näher liegenden Modelabels. Die CMA steht da außen vor.
Vor allem ist die „Vogue“ aber das PR-Organ der gesellschaftlich akzeptierten Form der Body Modification, der Schönheitschirurgen. In der „Vogue“ wird nämlich keinesfalls der körperlichen Libertinage das Wort geredet, hier wird vielmehr zu drastischeren Maßnahmen als Müesli und Salat geraten: zu Botox und Eigenblut-Mesotherapie, Rubinlaser und mechanischer Vakuummassage mit Infrarot und Radiofrequenzstrahlung, als ob Verleger Si Newhouse einer dieser technikvernarrten James-Bond-Bösewichte wäre.
Im April 2010 ging es mit Schock-Frost-Methode gegen „resistente Fettpolster“, während man die kleineren Fettdepots am Knie mit Liposuktion entfernt. Wahlweise wird auch „mit Botox der Wadenumfang um bis zu 5 cm reduziert.“
Im Mai-Heft wurde „der erste Versicherungsschutz für Beauty-Operationen“ vorgestellt und erklärt, wie ästhetische Fußchirurgie „für schmalere Fesseln“ sorgt. Zur Straffung von „Dingle-dangle-Oberarmen“ schmilzt man per Laser Fettgewebe weg – „ich vereinbare begeistert einen OP-Termin“.
Im Oktober wurde eine „Vela-Shape-Behandlung zur Reduzierung von Cellulite und Fettpolstern“ angepriesen, im Januar 2011 „Fettzellenentleerung mittels Ultraschall“, im aktuellen Februar-Heft stellt man ein paar – eher konventionell hungern und trainieren lassende – Branchenstars vor wie Angelo Sorrenti mit seinem Muscle-Toning oder Dr. Joshi's Holistic Detox: Diätpläne mit „Erfolgsgarantie“.
Alles scheiße? Aber nicht in aller Munde. Dabei wäre doch die „Vogue“ ein so viel spannenderes Thema als die Berlin Fashion Week.
(Oberstes Foto aus Terry Gilliams „Brazil“)
Sonntag, 16. Januar 2011
Wochenplan
Jahres-PK Franz-Marc-Museum / Infopoint Museen, Pressevorführungen „Tron Legacy“, „Hereafter“, „Betty Anne Waters – Conviction“, „Eine Familie“, „Biutiful“, „Vallanzasca – Die Engel des Bösen“, „127 hours“ und „Womb“, Verleihung der Ernst-Hoferichter-Preise an Jan Weiler & Kerstin Specht. Die Laudationes halten Tilman Spengler und Elke Heidenreich. Musik: FM Einheit / Literaturhaus, Vernissage Tweet up your life mit einem Auftritt von Parasyte Woman / MaximiliansForum, ZAZ / Studio 2 im Funkhaus, Bread & Butter / Flughafen Tempelhof, Vernissage „van Eyck meets Japan“ – Portraits von Mami Kiyoshi / Micheko, MOGDy Camp / Altes Rathaus, FashionBloggerCafé / Mein Haus am See, Buchpremiere „Modestrecke – Unterwegs mit Les Mads“ / Departmentstore Cabinet im Quartier 206, Premiere „Die Dreigroschenoper“ / Volkstheater, Bloggertreffen / MaximiliansForum Moccar Pompidou
Samstag, 15. Januar 2011
Anica Dobra: Die Gastarbeiterin („Bin ich schön“, BR, 22.25 Uhr)
Im Bayerischen Fernsehen läuft heute abend Doris Dörries herausragender Liebes- und Lebensreigen „Bin ich schön?“. Anläßlich des Kinostarts 1998 haben der Fotograf Gunnar Geller und ich Hauptdarstellerin Anica Dobra im Hamburger Atlantic-Hotel zu einer Fotoproduktion und einem kurzen Interview für das Kultursupplement des Berliner „Tagesspiegels“ getroffen („Ticket“ 38/98 vom 14. September 1998).
Nichts einfacher, als ein europäischer Star zu sein? Dafür, daß die deutschen Behörden der nicht zum ersten Mal hier drehenden Anica Dobra („Wildfeuer“, „Roula“, „Honigmond“, „Frauen sind was Wunderbares“, „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer...“) trotz jugoslawischem Paß eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erteilten und er die Serbin neben Senta Berger, Dietmar Schönherr, Franka Potente und Heike Makatsch für Doris Dörries „Bin ich schön?“ besetzen konnte, mußte Produzent Bernd Eichinger lange kämpfen. Umgekehrt verweigerten dafür jugoslawische Behörden den Kollegen vom „Stern“, die Dobra in ihrer Belgrader Heimat besuchen wollten, das Visum. 1999 wird die Last – und Lust – mit der Fremde Doris Dörrie und Anica Dobra wieder zusammenführen, wenn sie „Erleuchtung garantiert“, die Heilssuche zweier Niederbayern in Japan, verfilmen.
Ticket: Sie leben in Deutschland und Jugoslawien?
Anica Dobra: Nein, mein Ausgangspunkt ist nach wie vor Belgrad. Das ist sehr wichtig für mich, weil es meine Basis ist. Man kann natürlich nachrechnen, wieviel Zeit ich dort verbringe und wieviel in Deutschland, aber dieses Pendeln ist zur Routine geworden und stört mich überhaupt nicht. Ich funktioniere auch hier sehr gut, habe Freunde, ein Zuhause.
Arbeiten Sie auch in Jugoslawien, stehen Sie auch dort auf der Bühne oder vor der Kamera?
Es ist schwierig mit der Filmarbeit, weil durch die Umstände wenig gedreht wird. Man kann auch kaum noch von einer Filmindustrie sprechen. Andererseits gibt es viele Enthusiasten mit frischen, neuen Ideen. Das ist logisch, daß nach einem Krieg plötzlich alles wieder aufblüht. Derzeit herrscht eine ausgesprochen gute und interessante Atmosphäre, und ich drehe nach einigen Jahren endlich wieder einen Kinofilm zu Hause. Mit etwas Glück wird er vielleicht auf der nächsten Berlinale gezeigt oder zumindest angeboten.
Die Filmkultur, die wieder neu entsteht: Ist das Kino à la Emir Kusturica?
Das nervt mich, daß man in Deutschland nichts anderes kennt. Daß man unsere Filmkultur nur mit Kusturica verbindet, mit irgendwelchen folkloristischen Werken und den Zigeunern, obwohl wir weit mehr zu bieten haben. Aber offensichtlich interessiert man sich in Cannes oder Berlin nur für exotische Geschichten. Dabei gibt es auch andere interessante Filme, deren Themen nicht so lokal geprägt sind. So einen hoffe ich jetzt zu drehen. Da wir nun mal eine Sprache sprechen, die fast keiner versteht, besteht für unsere Filme die einzige Überlebenschance, auf einem Festival erfolgreich zu sein.
Ist Ihr Name inzwischen gut genug, um deutsche Koproduzenten garantieren zu können?
Ja, aber dazu müßte ich mich auch damit befassen. Das mache ich aber nicht, denn ich bin weiterhin nur Schauspielerin. Ich nehme mir die Freiheit, Projekte anzunehmen oder abzulehnen. Alles andere kümmert mich nicht.
Haben Sie denn keine Ambitionen, wie viele Kollegen, auch mal Drehbücher zu schreiben, Regie zu führen, zu produzieren?
Nein, noch nicht. Ich bin schon sehr froh, wenn ich als Schauspielerin etwas vorschlagen darf, kann oder sogar muß. Das befriedigt bereits meine Eitelkeit. Und es genügt mir auch, daß ich bei einem Drehbuch, das mich anspricht, das mir gefällt, durch mein Mitwirken, mein Improvisieren eine neue Dimension hinzufüge.
Mir ist beim Fototermin aufgefallen, daß Sie sehr genau zu wissen scheinen, was Sie mit welcher Körperbewegung auslösen, wie Sie posieren müssen. Sind Sie ein Naturtalent, oder lernt man das auf der Schauspielschule, bei der Arbeit?
Es wäre übertrieben, zu behaupten, daß ich ein Naturtalent bin. Ich war aber auch kein Nichts, das erst auf der Schauspielschule plötzlich alles entdeckt hat. Manchmal weiß ich gar nicht, was alles in mir steckt. Oft ist es eine Frage der Entscheidung: ein Gemisch aus Kopf und Herz, weil man doch auch als Naturtalent sich noch irgendwie Gedanken darüber machen darf. Vielleicht will ich gar nicht fotografiert werden, aber sobald ich mich dafür entscheide, mache ich das auch korrekt. Obwohl ich wirklich zugeben muß, daß mir die Medien scheißegal sind (lacht). Ich vermisse die Medien nicht, und wie ich festgestellt habe, vermissen sie mich auch nicht... (lacht) Das ist ein faires Spiel.
Nichts einfacher, als ein europäischer Star zu sein? Dafür, daß die deutschen Behörden der nicht zum ersten Mal hier drehenden Anica Dobra („Wildfeuer“, „Roula“, „Honigmond“, „Frauen sind was Wunderbares“, „Das merkwürdige Verhalten geschlechtsreifer...“) trotz jugoslawischem Paß eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis erteilten und er die Serbin neben Senta Berger, Dietmar Schönherr, Franka Potente und Heike Makatsch für Doris Dörries „Bin ich schön?“ besetzen konnte, mußte Produzent Bernd Eichinger lange kämpfen. Umgekehrt verweigerten dafür jugoslawische Behörden den Kollegen vom „Stern“, die Dobra in ihrer Belgrader Heimat besuchen wollten, das Visum. 1999 wird die Last – und Lust – mit der Fremde Doris Dörrie und Anica Dobra wieder zusammenführen, wenn sie „Erleuchtung garantiert“, die Heilssuche zweier Niederbayern in Japan, verfilmen.
Ticket: Sie leben in Deutschland und Jugoslawien?
Anica Dobra: Nein, mein Ausgangspunkt ist nach wie vor Belgrad. Das ist sehr wichtig für mich, weil es meine Basis ist. Man kann natürlich nachrechnen, wieviel Zeit ich dort verbringe und wieviel in Deutschland, aber dieses Pendeln ist zur Routine geworden und stört mich überhaupt nicht. Ich funktioniere auch hier sehr gut, habe Freunde, ein Zuhause.
Arbeiten Sie auch in Jugoslawien, stehen Sie auch dort auf der Bühne oder vor der Kamera?
Es ist schwierig mit der Filmarbeit, weil durch die Umstände wenig gedreht wird. Man kann auch kaum noch von einer Filmindustrie sprechen. Andererseits gibt es viele Enthusiasten mit frischen, neuen Ideen. Das ist logisch, daß nach einem Krieg plötzlich alles wieder aufblüht. Derzeit herrscht eine ausgesprochen gute und interessante Atmosphäre, und ich drehe nach einigen Jahren endlich wieder einen Kinofilm zu Hause. Mit etwas Glück wird er vielleicht auf der nächsten Berlinale gezeigt oder zumindest angeboten.
Die Filmkultur, die wieder neu entsteht: Ist das Kino à la Emir Kusturica?
Das nervt mich, daß man in Deutschland nichts anderes kennt. Daß man unsere Filmkultur nur mit Kusturica verbindet, mit irgendwelchen folkloristischen Werken und den Zigeunern, obwohl wir weit mehr zu bieten haben. Aber offensichtlich interessiert man sich in Cannes oder Berlin nur für exotische Geschichten. Dabei gibt es auch andere interessante Filme, deren Themen nicht so lokal geprägt sind. So einen hoffe ich jetzt zu drehen. Da wir nun mal eine Sprache sprechen, die fast keiner versteht, besteht für unsere Filme die einzige Überlebenschance, auf einem Festival erfolgreich zu sein.
Ist Ihr Name inzwischen gut genug, um deutsche Koproduzenten garantieren zu können?
Ja, aber dazu müßte ich mich auch damit befassen. Das mache ich aber nicht, denn ich bin weiterhin nur Schauspielerin. Ich nehme mir die Freiheit, Projekte anzunehmen oder abzulehnen. Alles andere kümmert mich nicht.
Haben Sie denn keine Ambitionen, wie viele Kollegen, auch mal Drehbücher zu schreiben, Regie zu führen, zu produzieren?
Nein, noch nicht. Ich bin schon sehr froh, wenn ich als Schauspielerin etwas vorschlagen darf, kann oder sogar muß. Das befriedigt bereits meine Eitelkeit. Und es genügt mir auch, daß ich bei einem Drehbuch, das mich anspricht, das mir gefällt, durch mein Mitwirken, mein Improvisieren eine neue Dimension hinzufüge.
Mir ist beim Fototermin aufgefallen, daß Sie sehr genau zu wissen scheinen, was Sie mit welcher Körperbewegung auslösen, wie Sie posieren müssen. Sind Sie ein Naturtalent, oder lernt man das auf der Schauspielschule, bei der Arbeit?
Es wäre übertrieben, zu behaupten, daß ich ein Naturtalent bin. Ich war aber auch kein Nichts, das erst auf der Schauspielschule plötzlich alles entdeckt hat. Manchmal weiß ich gar nicht, was alles in mir steckt. Oft ist es eine Frage der Entscheidung: ein Gemisch aus Kopf und Herz, weil man doch auch als Naturtalent sich noch irgendwie Gedanken darüber machen darf. Vielleicht will ich gar nicht fotografiert werden, aber sobald ich mich dafür entscheide, mache ich das auch korrekt. Obwohl ich wirklich zugeben muß, daß mir die Medien scheißegal sind (lacht). Ich vermisse die Medien nicht, und wie ich festgestellt habe, vermissen sie mich auch nicht... (lacht) Das ist ein faires Spiel.
Mittwoch, 12. Januar 2011
Der Rainer, der Langhans und ich
Mit dem Langhans ist es paradox. Als ich etwa vor einiger Zeit noch wuschelköpfig herumlief, hielt man mich wiederholt für den „Apo-Opa“. Einerseits war er damals offenbar schon (noch?) bekannt genug, um erkannt zu werden. Und zugleich unbekannt genug, um ausgerechnet mich mit ihm zu verwechseln. Locken und Brille schienen dafür schon auszureichen.
Als ob das nicht schon paradox genug wäre, mußte ich dieser Tage feststellen, daß ich bereits einmal beruflich in Berlin mit ihm zu tun gehabt habe. Auf jede diesbezügliche Anspielung hätte ich rundum abgestritten, mit Langhans auch nur jemals ein Wort gewechselt zu haben, aber in meiner Belegmappe findet sich ein Interview zwischen uns beiden. Einen bleibenden Eindruck hat er da offenbar im August 1998 bei mir nicht hinterlassen:
Deutschland im Herbst 1998. Bürgerliche Raffgier und opponierende RAF scheinen passé, statt kontroverser Diskussionen wird – piep, piep, piep – das einvernehmliche Gespräch gesucht. So konsequent sogar, daß selbst die APO-Veteranen, die die nächsten drei Tage im Tempodrom und der Schwangeren Auster die 68er-, 89er- und 98er-Generationen zusammenbringen wollen, sich Roman Herzog ans Revers pappen: „Durch Deutschland muß ein Ruck gehen“, forderte der Bundespräsident vor einem Jahr – nun wird ab heute unter dem Slogan „Ready to Ruck“ zurückgeschwätzt, -vibriert und -gestreichelt.
Zum Beispiel auch von Kuschelkommunarde Rainer Langhans, seiner Haremsfrau Christa Ritter, DJane Monika Kruse, der Türsteherin und Sängerin Paula P'Cay und dem Initiator des Festivals, Günter Langer (vormals Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen), die sich zu einem ersten Schnuppergespräch mit uns trafen.
Berliner Morgenpost: Was wird bei „Ready to Ruck“ passieren?
Monika Kruse: Das ist ja die große Überraschung. Was passiert, wenn die 68er auf meine Generation trifft? Musik ist für mich dabei gar nicht das Wichtigste. Ich will mich mit denen einfach nur treffen, unterhalten, Spaß haben.
Rainer Langhans: Ich mag keine Organisationsgeschichte, ich will mehr das Chaotische. Uns geht es um das Gespräch, um die Begegnung. Ich rede einfach gern mit Leuten, gerade mit den Jüngeren, mit denen ich mich wohler fühle als mit meinen Altersgenossen. Ich finde da alles wieder, was wir angefangen haben. Das Gefühl, leider auch die Drogen.
Mopo: Gibt es gar kein politisches Ziel mehr?
Langhans: Ich halte das für Politik. Es geht nicht mehr ums Malochen und Mangelverteilung, Interessen und Raffausgleich. Politik ist die Vermehrung von Wohlgefühl.
Paula P'Cay: Es ist wirklich so. Abends, bei der Arbeit in der Diskothek, sind wir alle gleich, ob Kellner, DJ, Geschäftsführer, und jeder fühlt sich wohl. Das gab's früher nicht.
Günter Langer: Wir haben's versucht, sind aber damit nicht sehr weit gekommen. Unsere ganze Alternativkultur hatte so einen ähnlichen Anspruch.
Mopo: Aber mit einem missionarischen Anspruch. Wollte man früher die ganze Welt darauf trimmen, kümmert man sich heute um seinen eigenen Bereich, und schert sich nicht mehr darum, was die anderen machen.
P'Cay: Aber natürlich nur in unserer Underground-Szene. Wenn ich in einer Kudamm-Disco arbeiten würde, wäre es doch anders.
Langer: Aber diese Arbeitsverhältnisse sind heute viel weiter verbreitet und selbstverständlicher als zu unserer Zeit.
Christa Ritter: Ich habe in Berlin auch das Gefühl, meine Kinder sind hier. Nicht meine leiblichen, aber die mich verstehen.
P'Cay: Einmal in einer Techno-Disco haben plötzlich alle zusammen zu der Musik gebrüllt, ich dachte, das ist es. Die brauchen gar keinen Sex mehr, sondern das Gemeinschaftsgefühl mit allen.
Kruse: Seit Aids geht man auch ganz anders mit Sex um.
P'Cay: Es wird viel gestreichelt und viel gesprochen. Männer und Frauen, Frauen und Frauen, Männer und Männer. Ich habe viele Freunde mit denen ich ausgehe, aber einen Freund, den ich liebe und mit dem ich alles andere mache.
Mopo: Kommt es aber nicht vor, daß man auch mit Dritten kommuniziert, miteinander Sex hat, ohne damit den Lebenspartner zu betrügen?
Langer: Das ist die Vorstellung von „dirty old men“ wie uns.
Langhans: Wir haben die Erfahrung gemacht, daß es die Geschichte mit dem schrankenlosen Sex nicht ist. Und dann gibt es für nachhilfebedürftige Menschen eine kleine Krankheit.
P'Cay: Die ist auch notwendig. Genauso wie die Pest oder Syphilis wird heute Aids gebraucht. Damit den Menschen klar wird, was passiert.
Mopo: Aber Aids bedeutet doch nicht den Verzicht auf Sex, sondern anderen Sex.
P'Cay: Das ist doch nicht schön. Das will keiner haben. Das ist nicht das wahre Gefühl.
Langhans: Man könnte ja sagen, Techno-Liebesverhalten wäre Safer Sex.
(Foto: RTL/Stefan Gregorowius)
Als ob das nicht schon paradox genug wäre, mußte ich dieser Tage feststellen, daß ich bereits einmal beruflich in Berlin mit ihm zu tun gehabt habe. Auf jede diesbezügliche Anspielung hätte ich rundum abgestritten, mit Langhans auch nur jemals ein Wort gewechselt zu haben, aber in meiner Belegmappe findet sich ein Interview zwischen uns beiden. Einen bleibenden Eindruck hat er da offenbar im August 1998 bei mir nicht hinterlassen:
Deutschland im Herbst 1998. Bürgerliche Raffgier und opponierende RAF scheinen passé, statt kontroverser Diskussionen wird – piep, piep, piep – das einvernehmliche Gespräch gesucht. So konsequent sogar, daß selbst die APO-Veteranen, die die nächsten drei Tage im Tempodrom und der Schwangeren Auster die 68er-, 89er- und 98er-Generationen zusammenbringen wollen, sich Roman Herzog ans Revers pappen: „Durch Deutschland muß ein Ruck gehen“, forderte der Bundespräsident vor einem Jahr – nun wird ab heute unter dem Slogan „Ready to Ruck“ zurückgeschwätzt, -vibriert und -gestreichelt.
Zum Beispiel auch von Kuschelkommunarde Rainer Langhans, seiner Haremsfrau Christa Ritter, DJane Monika Kruse, der Türsteherin und Sängerin Paula P'Cay und dem Initiator des Festivals, Günter Langer (vormals Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen), die sich zu einem ersten Schnuppergespräch mit uns trafen.
Berliner Morgenpost: Was wird bei „Ready to Ruck“ passieren?
Monika Kruse: Das ist ja die große Überraschung. Was passiert, wenn die 68er auf meine Generation trifft? Musik ist für mich dabei gar nicht das Wichtigste. Ich will mich mit denen einfach nur treffen, unterhalten, Spaß haben.
Rainer Langhans: Ich mag keine Organisationsgeschichte, ich will mehr das Chaotische. Uns geht es um das Gespräch, um die Begegnung. Ich rede einfach gern mit Leuten, gerade mit den Jüngeren, mit denen ich mich wohler fühle als mit meinen Altersgenossen. Ich finde da alles wieder, was wir angefangen haben. Das Gefühl, leider auch die Drogen.
Mopo: Gibt es gar kein politisches Ziel mehr?
Langhans: Ich halte das für Politik. Es geht nicht mehr ums Malochen und Mangelverteilung, Interessen und Raffausgleich. Politik ist die Vermehrung von Wohlgefühl.
Paula P'Cay: Es ist wirklich so. Abends, bei der Arbeit in der Diskothek, sind wir alle gleich, ob Kellner, DJ, Geschäftsführer, und jeder fühlt sich wohl. Das gab's früher nicht.
Günter Langer: Wir haben's versucht, sind aber damit nicht sehr weit gekommen. Unsere ganze Alternativkultur hatte so einen ähnlichen Anspruch.
Mopo: Aber mit einem missionarischen Anspruch. Wollte man früher die ganze Welt darauf trimmen, kümmert man sich heute um seinen eigenen Bereich, und schert sich nicht mehr darum, was die anderen machen.
P'Cay: Aber natürlich nur in unserer Underground-Szene. Wenn ich in einer Kudamm-Disco arbeiten würde, wäre es doch anders.
Langer: Aber diese Arbeitsverhältnisse sind heute viel weiter verbreitet und selbstverständlicher als zu unserer Zeit.
Christa Ritter: Ich habe in Berlin auch das Gefühl, meine Kinder sind hier. Nicht meine leiblichen, aber die mich verstehen.
P'Cay: Einmal in einer Techno-Disco haben plötzlich alle zusammen zu der Musik gebrüllt, ich dachte, das ist es. Die brauchen gar keinen Sex mehr, sondern das Gemeinschaftsgefühl mit allen.
Kruse: Seit Aids geht man auch ganz anders mit Sex um.
P'Cay: Es wird viel gestreichelt und viel gesprochen. Männer und Frauen, Frauen und Frauen, Männer und Männer. Ich habe viele Freunde mit denen ich ausgehe, aber einen Freund, den ich liebe und mit dem ich alles andere mache.
Mopo: Kommt es aber nicht vor, daß man auch mit Dritten kommuniziert, miteinander Sex hat, ohne damit den Lebenspartner zu betrügen?
Langer: Das ist die Vorstellung von „dirty old men“ wie uns.
Langhans: Wir haben die Erfahrung gemacht, daß es die Geschichte mit dem schrankenlosen Sex nicht ist. Und dann gibt es für nachhilfebedürftige Menschen eine kleine Krankheit.
P'Cay: Die ist auch notwendig. Genauso wie die Pest oder Syphilis wird heute Aids gebraucht. Damit den Menschen klar wird, was passiert.
Mopo: Aber Aids bedeutet doch nicht den Verzicht auf Sex, sondern anderen Sex.
P'Cay: Das ist doch nicht schön. Das will keiner haben. Das ist nicht das wahre Gefühl.
Langhans: Man könnte ja sagen, Techno-Liebesverhalten wäre Safer Sex.
(Foto: RTL/Stefan Gregorowius)
Dienstag, 11. Januar 2011
Der, die, das – Unauthorisiertes von der Frankfurter Allgemeinen?
Seitdem ich mich mit Blogs beschäftige, was nicht sonderlich lang ist, gerade mal vier Jahre, seitdem ich mich jedenfalls mit der Blogosphäre befasse, verfolgt mich der vehemente Streit, ob es nun der Blog oder das Blog heiße. (Die arg kleine Fraktion der Anhänger eines weiblichen Artikels, auch als Spaßguerilla bekannt, vernachlässige ich hier einmal.) Und selbst als ich – im Juli 2006? – exklusiv melden konnte, daß die „Duden“-Redaktion in ihren salomonischen Unergründlichkeit beide Möglichkeiten zuließ, wollte der Streit nicht wirklich abebben. Ganz im Gegenteil. Burdas oberster Blogwart Heiko Hebig blökt unverdrossen, wenn auch inzwischen zeitgemäß via Twitter, immer „DAS Blog“, wenn ein anderer Gegenteiliges behauptet.
Nun präsentiert die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ anläßlich des Erscheinens des Erinnerungsbüchleins „Modestrecke – Unterwegs mit Les Mads“ ein Interview mit der für Burda bloggenden Jessica Weiß. „Die Fragen stellte Anke Schipp“. Doch wer formulierte die Antworten? Denn niemand von Heiko Hebigs Schützlingen würde doch zu behaupten wagen, „der Blog war am Anfang eher ein Tagebuch für Freunde und Bekannte“. DER Blog? Weiß dementierte flugs, jemals den männlichen Artikel gebraucht zu haben: „Das Blog ist Pflicht - da hat die Autorin wohl mit interpretiert :)“. Hebig wies auf das Impressum des Büchleins hin: „Das Blog Lesmads.de wird herausgegeben von Hubert Burda Media“ („herausgegeben“?). Und so harre ich einer Antwort der sonst überaus seriösen „Frankfurter Allgemeinen“, ob da Schipp eigenmächtig Hand angelegt hat – oder die Schlußredaktion?
Update: Anke Schipp nimmt es auf ihre Kappe, daß sie beim Abtippen und Bearbeiten des Interviews „vermutlich“ den Artikel geändert hat. „Allerdings hat Jessica Weiss die Version, die in der Zeitung stand, autorisiert, sie hat es offenbar dann leider auch übersehen.“
Nun präsentiert die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ anläßlich des Erscheinens des Erinnerungsbüchleins „Modestrecke – Unterwegs mit Les Mads“ ein Interview mit der für Burda bloggenden Jessica Weiß. „Die Fragen stellte Anke Schipp“. Doch wer formulierte die Antworten? Denn niemand von Heiko Hebigs Schützlingen würde doch zu behaupten wagen, „der Blog war am Anfang eher ein Tagebuch für Freunde und Bekannte“. DER Blog? Weiß dementierte flugs, jemals den männlichen Artikel gebraucht zu haben: „Das Blog ist Pflicht - da hat die Autorin wohl mit interpretiert :)“. Hebig wies auf das Impressum des Büchleins hin: „Das Blog Lesmads.de wird herausgegeben von Hubert Burda Media“ („herausgegeben“?). Und so harre ich einer Antwort der sonst überaus seriösen „Frankfurter Allgemeinen“, ob da Schipp eigenmächtig Hand angelegt hat – oder die Schlußredaktion?
Update: Anke Schipp nimmt es auf ihre Kappe, daß sie beim Abtippen und Bearbeiten des Interviews „vermutlich“ den Artikel geändert hat. „Allerdings hat Jessica Weiss die Version, die in der Zeitung stand, autorisiert, sie hat es offenbar dann leider auch übersehen.“
Montag, 10. Januar 2011
nachgefragt: Thomas Rupprath
Während meiner Zeit als fester Freier bei der „Cosmopolitan“ habe ich zwei Jahre lang auch bei „Shape“ mitgearbeitet und dort unter anderem einen Fragebogen entwickelt und betreut. Neben diversen Fragen gaben wir dem Promi jeweils auch noch die Möglichkeit, sich selbst zu zeichnen und uns einen Schnappschuß aus seiner Kindheit zu zeigen. Im Dezember 2004 war „nachgefragt“ dem Rekordschwimmer Thomas Rupprath gewidmet. Wer hätte geahnt, daß er sich sechs Jahre später für „Ich bin ein Star – Holt mich hier raus“ (Foto: RTL/Stefan Gregorowius) qualifiziert? Ob er seine Körperpflege von Biotherm Homme ins Dschungelcamp mitnehmen darf?
„Obsession“: Peter Sehrs dissonantes Spiel behaupteter Leidenschaften
Leidenschaft ist keine Frage der Masse. Die Steigerung der Lust durch Häufchenbildung mag noch für kleine Kinder gelten, die Bauklötzchen aufeinanderstapeln oder Fruchtzwerge in sich hineinspachteln. In Fragen der Liebe erscheint die Vorstellung recht kindisch, daß eine Frau, die zwei Männer liebt, allein deswegen schon größere Leidenschaften durchlebt als eine Frau mit nur einem Partner.
Aber Regisseur Peter Sehr („Kaspar Hauser“) ist in diese Vorstellung so vernarrt, daß er es nicht einmal dabei beläßt, sondern gleich zwei Ménages à trois in seinen Film packen muß: zwei Frauen mit jeweils zwei Männern und keinem Hauch von Leidenschaft. Allein der intellektuelle Kraftakt, sechs Figuren samt ihrer Handlungsstränge zu entwickeln und miteinander zu verknüpfen, hätte die 114 Filmminuten anstrengend werden lassen.
Doch gemach, da steckt noch mehr drin: ein dem Holocaust entkommener Jude, der gerne glitzernde Knöpfe stiehlt und darob vom bösen, deutschen Kaufhausdetektiv gejagt wird; ein französischer Wissenschaftler, der dem Tod ein Schnäppchen schlagen will und mit Herzen experimentiert; ein weißer Afrikaner, dessen Großmutter vom Opa erschossen wurde und der die Erklärung für das Familiendrama in altem Zelluloid sucht; eine Schwangere, die aus Unachtsamkeit vom Rad fällt und ihr Kind verliert; Berliner Rechtspfleger; Pariser Straßenkünstler; Brandenburger Sakralbauten; Burgunder Dorfidyll, die Niagarafälle und so weiter und so fort.
Statt klarer Ideen und nachvollziehbarer Emotionen wird ohne jedes Gefühl für Dramaturgie und Rhythmus ein kunterbuntes Kindermenü aus dem Fastfoodangebot pittoresker Gefühle und dramatischer Spitzen hingeklatscht. Ein McGuffin auf den nächsten.
Es mag nur Berliner Zuschauer irritieren, wenn eine Verfolgungsjagd über ein paar hundert Meter in den Galeries Lafayette beginnt, nahtlos vor dem KaDeWe fortgesetzt wird und schließlich im U-Bahnhof Alexanderplatz endet. Ein für das Medium typisches Aneinanderklittern idealisierter Schauplätze ohne Rücksicht auf Gegebenheiten. Film als Fiktion.
Doch was bei Kulissen noch funktionieren mag, wirkt als Inhaltsmaxime schnell enervierend. Selbst wenn Babyface Heike Makatsch durch diesen Handlungssalat stakst, als Musikerin einer Frauenband namens „Berlin United“ sogar Pieps machen darf und die süßeste Verkörperung weiblicher Unentschiedenheit spielt.
Diese Filmkritik erschien zuerst im Kultursupplement des Berliner „Tagesspiegels“: „Ticket“ 35/97 vom 28. August 1997
Aber Regisseur Peter Sehr („Kaspar Hauser“) ist in diese Vorstellung so vernarrt, daß er es nicht einmal dabei beläßt, sondern gleich zwei Ménages à trois in seinen Film packen muß: zwei Frauen mit jeweils zwei Männern und keinem Hauch von Leidenschaft. Allein der intellektuelle Kraftakt, sechs Figuren samt ihrer Handlungsstränge zu entwickeln und miteinander zu verknüpfen, hätte die 114 Filmminuten anstrengend werden lassen.
Doch gemach, da steckt noch mehr drin: ein dem Holocaust entkommener Jude, der gerne glitzernde Knöpfe stiehlt und darob vom bösen, deutschen Kaufhausdetektiv gejagt wird; ein französischer Wissenschaftler, der dem Tod ein Schnäppchen schlagen will und mit Herzen experimentiert; ein weißer Afrikaner, dessen Großmutter vom Opa erschossen wurde und der die Erklärung für das Familiendrama in altem Zelluloid sucht; eine Schwangere, die aus Unachtsamkeit vom Rad fällt und ihr Kind verliert; Berliner Rechtspfleger; Pariser Straßenkünstler; Brandenburger Sakralbauten; Burgunder Dorfidyll, die Niagarafälle und so weiter und so fort.
Statt klarer Ideen und nachvollziehbarer Emotionen wird ohne jedes Gefühl für Dramaturgie und Rhythmus ein kunterbuntes Kindermenü aus dem Fastfoodangebot pittoresker Gefühle und dramatischer Spitzen hingeklatscht. Ein McGuffin auf den nächsten.
Es mag nur Berliner Zuschauer irritieren, wenn eine Verfolgungsjagd über ein paar hundert Meter in den Galeries Lafayette beginnt, nahtlos vor dem KaDeWe fortgesetzt wird und schließlich im U-Bahnhof Alexanderplatz endet. Ein für das Medium typisches Aneinanderklittern idealisierter Schauplätze ohne Rücksicht auf Gegebenheiten. Film als Fiktion.
Doch was bei Kulissen noch funktionieren mag, wirkt als Inhaltsmaxime schnell enervierend. Selbst wenn Babyface Heike Makatsch durch diesen Handlungssalat stakst, als Musikerin einer Frauenband namens „Berlin United“ sogar Pieps machen darf und die süßeste Verkörperung weiblicher Unentschiedenheit spielt.
Diese Filmkritik erschien zuerst im Kultursupplement des Berliner „Tagesspiegels“: „Ticket“ 35/97 vom 28. August 1997
Samstag, 8. Januar 2011
Wochenplan
Nadaville-Lesung @ Speak & Spin / GAP, Pressevorführungen „The Green Hornet“, „Woher weißt Du, daß es Liebe ist?“, „No strings attached – Freundschaft plus“, „In der Welt habt Ihr Angst“, „Der Adler der 9. Legion“ und „Glücksformeln“, Retrospektive „Der Samurai: Jean Pierre Melville“ / Filmmuseum, Erfolgreiche interkulturelle Kommunikation für Medienschaffende / PresseClub, Die Vermessung des Urbanen / Evangelische Akademie Tutzing, Bayerischer Filmpreis / Prinzregententheater, Tag der offenen Tür / Hochschule für Fernsehen und Film, Golden Globes / Pro Sieben
Dienstag, 4. Januar 2011
Von der Gefahr, über „Focus“ zu lästern, ohne es zu lesen
Normalerweise lese ich den „Focus“ nicht – wie offensichtlich auch der Medienredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ Harald Staun. Aber anders als Staun schlage ich zumindest in dem Münchner Nachrichtenmagazin nach, bevor ich darüber lästere. „Es ist ja schwer genug, dass wir seit Monaten auf Markworts Focus-Editorial verzichten müssen“, halluzinierte er in seiner Medienkolumne vom Weihnachtswochenende (und daneben, in Niggemeiers „Focus“-Verriß, hieß es in einer Bildunterschrift: „Liest keiner, trotzdem gefährlich“). Der Schuß kann aber auch nach hinten losgehen, denn nicht minder gefährlich ist es, über ein Magazin zu lästern, daß man anscheinend nicht liest, denn – wie ich erst heute während meiner Stippvisite im Gefängnishof sicherheitshalber verifiziert habe – Markworts Tagebuch wird natürlich weiterhin gedruckt und ist nur ein paar Bögen nach hinten ins Debattenressort gewandert.
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