Freitag, 27. November 2009

Feine erste Sätze (4)

„Das Gute an dieser Bambi-Verleihung (und glauben Sie mir, es ist nicht einfach, einen Eintrag über diese Bambi-Verleihung mit den Worten 'Das Gute an dieser Bambi-Verleihung' zu beginnen), jedenfalls: Das Gute an dieser Bambi-Verleihung war, dass man als Zuschauer vor dem Fernseher das Gefühl hatte, mit seinem Grausen nicht allein zu sein.“
Stefan Niggemeier im Fernsehblog der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“

(Foto: Peek & Cloppenburg/image.net)

Donnerstag, 26. November 2009

Bundestagsabgeordnete, der Teufel und Montblanc (Updates)

Wieso wundert man sich überhaupt, daß heuer 2009 ganze 115 Bundestagsabgeordnete (darunter – wie erst sieben Jahre später herauskam – unter anderem auch der Präsident des Bundestags, Norbert Lammert, und, laut „BILD“ am dreistesten: Laurenz Meyer kurz vor seinem Ausscheiden aus dem Bundestag) auf Kosten des Steuerzahlers 396 Montblanc-Füller (mehr als drei pro Kopf????) für 68.800 Euro kaufen ließen und letztes Jahr sogar 406 Füller unseren Volksvertretern geliefert wurden? Hat denn niemand unser Standardwerk gelesen?

„Wenn Sie Ihre Seele schon dem Teufel überschreiben, dann tun Sie's wenigstens mit einem Schreibgerät, das dem Anlaß würdig ist. Dem Montblanc Meisterstück N°. 149 – auch als der Diplomat bekannt. Wenn die Feder wirklich mächtiger ist als das Schwert, dann kann es sich dabei eigentlich nur um den Diplomaten handeln. Alles an ihm ist eindrucksvoll: der pechschwarze Schaft, groß wie eine Granathülse, das sechszackige Markenzeichen, das einen schneebedeckten Gipfel darstellen soll (und das bei den Füllern fehlt, die in arabische Länder verkauft werden, weil es an den Davidstern erinnert), vor allem aber die wichtige Feder aus 14karätigem Massivgold mit der eingravierten Zahl 4810 – die Höhe des Mont Blanc in Metern.
 Überlegen Sie nur kurz, was das für ein Unterschied ist, ob Sie eben kurz mal auf den Stummel eines Kugelschreibers drücken, oder ob Sie langsam die Kappe von einem Diplomat abschrauben, sie am anderen Ende aufstecken, um dann, wie der Hersteller sagt, in einer Geste klassischer Nachdenklichkeit zu verharren. Wenn Ihr Bankdirektor da nicht bereit ist, Ihren Kreditrahmen zu erhöhen, dann hat der Mann keine Ahnung von Stil. (Noch größer ist die Wirkung dieses gestrengen Offiziersstöckchens auf Untergebene, sie kriechen förmlich!)
Die Firma Mont Blanc begann 1908 damit, Füllfederhalter wie den Diplomat herzustellen, weil der Chef des Unternehmens, ein gewisser Herr Dzianbor, es satt hatte, mit einem Tintenfaß durch Deutschland zu reisen. Das waren die Goldenen Zeiten der Handschrift, als die Schreibmaschine noch als ein relativ vulgäres Hilfsmittel angesehen wurde und niemand von der brutalen Parodie des Schreibens träumte, die heute Textverarbeitung heißt. Mit einem stolz gereckten Diplomat brauchen Sie sich auch heute um derartiges nicht zu kümmern.“

Betty Cornfeld & Owen Edwards: „Quintessenz – Die schönen Dinge des Lebens“, Popa Verlag, 1984 (Originalausgabe 1983 Crown Publishers, New York)

Updates: Der „Spiegel“ zur Goldfüller-Gier.

„Bei Prüfungen der vergangenen Jahre war aufgefallen, dass die Bestellungen auf Steuerzahlerkosten vor allem kurz vor Weihnachten und zum Ende einer Legislaturperiode nach oben schnellen.“ „BILD“ vom 30.November 2009

Auf Antrag des Axel-Springer-Verlags entschied das Verwaltungsgericht Berlin am 28. Juli 2016 in einer einstweiligen Anordnung (VG 27 L 344.16), dass der Bundestag die Namen der mit Montblanc-Produkten bedachten Bundestagsabgeordneten zumindest teilweise nennen müsse.

„Alles, was mit dem Montblanc geschrieben ist, besitzt die Majestät des Nichtwiderlegbaren. Wer einen Schriftsatz mit dem Montblanc unterschreibt, ist wie ein Präsident, der mit einem Handstreich sein Nachbarland einkassiert. Gut, dass die meisten Montblancs hierzulande in den verlässlichen Händen von Bundestagsabgeordneten sind.“
Das Streiflicht der „Süddeutschen Zeitung“ vom 11. August 2016 zur Bundestagsaffäre.

Gabor Steingart vom „Handelsblatt“ reagierte prompt und verloste im August 2016 einen Montblanc-Füller: „Wollen Sie auch so edel schreiben wie ein Volksvertreter? Dann schreiben Sie mir: steingart@handelsblatt.com. Ein nagelneuer Montblanc-Füllfederhalter liegt bereit. Gibt es mehr als einen Interessenten, entscheidet das Los. Aus Gerechtigkeitsgründen sind unsere Bundestagsabgeordneten diesmal ausgenommen.“

„Die höchste Summe verzeichnet Ronald Pofalla, Ex-Kanzleramtsminister und CDU-Generalsekretär, aus dessen Bundestagsbüro 2009 Montblanc-Produkte im Wert von 3307,61 Euro bestellt worden sein sollen. An zweiter Stelle folgt die Linken-Politikerin Diana Golze, heute Sozialministerin in Brandenburg (2891,97 Euro), vor Otto Schily (SPD, 2646,69 Euro). Auch Abgeordnete von FDP und Grünen tauchen in der Liste auf.“
„Süddeutsche Zeitung“ vom 25. August 2016, die „BILD“ zitierend.

„In einem vorläufigen Rechtsschutzverfahren hat das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) am Dienstag entschieden, dass der Bundestag einem Pressevertreter die Namen von sechs Abgeordneten, die in die "Montblanc-Affäre" verwickelt sind, mitteilen muss (Beschl. v. 11.10.2016, Az. OVG 6 S 23.16). Damit bestätigte es die Entscheidung des Verwaltungsgerichts (VG).“ 
Legal Tribune Online am 11. Oktober 2016

Mittwoch, 25. November 2009

Thomas Meinecke, Gudrun Ensslin und der Stalinjodler

Wer sich an die achtziger Jahre erinnern kann, war nicht dabei, heißt es so schön über die drogenwütige Zeit, aber vielleicht verdrängen wir sie auch nur. Der Verdacht überkam mich zumindest gestern abend beim Spielart-Abend „Neonschatten“ (auch eine Kunst: ein Abend über Münchens 80er Jahre, die Klappe und Richard L. Wagner, ohne Eckhart Schmidt und die „S!A!U!“ zu erwähnen), selbst wenn Thomas Meineckes Zeile „Auch ein Wim Wenders gehört vors Maschinengewehr“ natürlich großartig ist. Aber irgendwie hatte ich die Zeit nicht so schaurig in Erinnerung wie sie anderen und mir gestern vorkam.





Sonntag, 22. November 2009

Donnerstag, 19. November 2009

Petit Déjeuner Musical (73)

Messieursdames, Charlotte Gainsbourg (avec l'aimable assistance de Beck):

Helmer und chopsocky für solons
(Mein Filmschoolfest-Service)

Nachdem beim Internationalen Festival der Filmhochschulen im Filmmuseum Englisch die lingua franca der aus allen Ländern angereisten Nachwuchsregisseure ist, habe ich einen kleinen, alten Beitrag von mir ausgegraben, in dem die wichtigsten (oder seltsamsten) Insider-Begriffe aufgelistet sind. Die Liste ist schon ein paar Jahrzehnte alt, aber vielleicht immer noch von Nutzen. Einige der in den achtziger Jahren in Deutschland noch unbekannteren Begriffe wie biz, down under oder Blockbuster sind inzwischen auch hier bei uns längst selbstverständlich.

Ob auf dem Festival in Cannes oder daheim, die Showbiz-Bibel „Variety“ ist ein must. Seit 81
(inzwischen: 104) Jahren berichtet das New Yorker Blatt auch über die Filmbranche, wobei seine Mitarbeiter einen berüchtigten Slang entwickelt haben, der mit vielen Abkürzungen in den Schlagzeilen arbeitet und bestimmte Begriffe wie money und Dollar ganz meidet. Hier ein paar der schönsten Beispiele:

ax jemanden feuern, kündigen
B.O. Einspielergebnis
bash Party, Cocktailempfang
biz Geschäft
blockbuster Großer Erfolg
bow Eröffnung, Premiere
chopsocky Kungfu-Streifen und ähnliche Eastern
coin Geld
crix Filmkritiker
down under in Australien
ducats Eintrittskarte
G 1.000 $
Gotham New York City
hardtop Kinosaal
helmer Regisseur
legs Ausdauer
lens filmen, drehen, aufnehmen
nix etwas ablehnen, zurückweisen
oater Western
ozoner Autokino
pics, pix Film
pour Party
preem Premiere
sesh Sitzung, Treffen
sidebar Nebenveranstaltung
solons Fachmann, Gelehrter, Kenner
SRO ausverkauft
starrer Starvehikel
thesp Schauspieler
yarn Geschichte, handlung

Montag, 16. November 2009

Fredi geht aufs Filmschulfest

Sonntag abend ist das Internationale Festival der Filmhochschulen im Arri eröffnet worden, heute geht es dann mit dem regulären Programm im Filmmuseum weiter. Dort habe ich mir auch schnell fünf Karten im Vorverkauf gesichert, denn trotz Buchladens will ich zumindest die Spätvorstellungen um 22 Uhr mitnehmen. Besonders freue ich mich auf den Dokumentarfilm „Dolce Vita“ über den gleichnamigen Swingerclub und „Fata Morgana“, in dem es um rumänisches Single in der Provinz geht. Bloggen werde ich zu den Filmen auch, aber nicht hier, sondern im offiziellen Festivalblog – unter einem alten nom de plume: Fredi Hallenberger. Auch andernorts wird fleißig gebloggt werden: Kapinski hat heute getwittert, daß er als Blogger akkreditiert worden sei, und ich kann mir vorstellen, daß auch noch Kollegen von muenchenblogger und so mit dabei sind. Lassen wir uns überraschen.