Freitag, 20. März 2009

Happy Birthday! 40 Jahre Raupe Nimmersatt










Auch wenn ich in München aufgewachsen bin, so doch in einer rumänischen Familie, mit Rumänisch als Muttersprache, Deutsch habe ich erst auf der Straße gelernt, und ich habe auch in der Vorschulzeit keine deutschen Bücher gehabt. Und selbst wenn, wäre ich für die kleine Raupe Nimmersatt zu alt gewesen, schließlich werde ich nächste Woche 48, während die Raupe heute gerade mal ihren 40. feiert. Warum ich dennoch an ihr hänge: Eine meiner großen Lieben war mit ihr aufgewachsen und sie hat sich selten über ein Geschenk so sehr gefreut wie über dieses Bilderbuch zu ihrem 24. oder 25. Geburtstag.

Rückkehr einer Diva

Sie war Emily Brontë und Camille Claudel, die Blutkönigin der Bartholomäusnacht, Serienkillerinnen und ungezogene Töchter, die U-Bahnfee in Luc Bessons „Subway“ und Nosferatus Opfer, vor allem aber die unbestrittene Diva Frankreichs, schwierig, dominant, durchgeknallt und äußerst politisch. Die letzten sechs Jahre war Isabelle Adjani aber praktisch von der Bildfläche verschwunden, bis sie jetzt auf der Berlinale mit „La journée de la jupe“ vertreten war, wenn auch nicht persönlich. Auf dem überhasteten Weg nach Berlin brach sie sich am Pariser Flughafen den Arm. Heute abend wird der Film unter dem Titel „Heute trage ich Rock“ um 21 Uhr auf arte ausgestrahlt. Cristina Nord von der „taz“ fand ihn spekulativ, Thomas Willmann von artechoc hielt ihn für einen „jener Filme, die von der Brillanz ihrer Grundidee zehren können, auch wenn sie zunehmend nicht mehr so recht wissen, wohin damit.“ Aber die Adjani „etwas fülliger als früher, aber furioser denn je“. Selbst in schlechten Filmen ist sie eben immer schau.

Update: „Nach fünf Jahren Pause ist Isabelle Adjani für diese provozierende Versuchsandordnung vor die Kamera zurückgekehrt, und sie macht die gefährliche Mischung aus Frustration und Wut, aus Nervosität und Resignation, aus Erschöpfung und Angst spürbar, die den zermürbenden Alltag dieser Lehrerin zur täglichen Hölle macht und längst auch ihr Privatleben zerstört hat.“
Anke Sterneborg heute in der „Süddeutschen“





(Foto: ARTE F/Jean-Marie Marion)

Dienstag, 17. März 2009

Sonntag kürt InStyle seinen Starpraktikanten

Wie bereits vor einem halben Jahr gemeldet, hat auch „Stil-Ikone“ Annette Weber mit ihrer „InStyle“-Redaktion an der Kür eines „Starpraktikanten“ bei Vox mitgemacht.
Die Folge aus dem Arabellapark wird kommenden Sonntag um 17.15 Uhr ausgestrahlt, und ich freue mich schon tierisch darauf, zu sehen, wie sich die Burda-Elite da im Fernsehen präsentiert. Schließlich nutzt offenbar auch Patricia Riekel die Sendung zu einem Mattscheiben-Comeback. Der Waschzetteltext des Fernsehsenders ist jedenfalls schon vielversprechend:
„Fashionshows in Paris und Mailand, Interviews mit internationalen Stars und aufwändige Modeshootings - das ist der Alltag einer InStyle-Redakteurin. Und genau da wollen Jessica, Christin und Daria hin. Die drei treten gegeneinander an, um ein Praktikum bei dem Lifestyle-Magazin zu ergattern und damit eine steile Karriere zu starten. Unter den strengen Augen von Chefredakteurin Annette Weber müssen sich die Kandidatinnen in der Münchener Redaktion und bei den Pariser Prêt-à-porter-Schauen beweisen. Wer ist stilsicher genug, um Outfits aus dem riesigen Designerfundus der Redaktion zusammenzustellen? Wer schafft es, ein Interview mit Karl Lagerfeld zu bekommen? Und wer kriegt Stars wie Milla Jovovich am Rande der Pariser Modenschauen zu fassen? Die 21-jährige Christin hat zwar schon einen Abschluss als Bachelor of Arts in Medienkultur in der Tasche, aber ist die Thüringerin für den Modezirkus selbstbewusst genug? Jessica, ebenfalls 21, will unbedingt in einer Moderedaktion arbeiten, doch hat die Abiturientin genug Biss, um sich durchzusetzen? Daria aus Duisburg ist von sich als Modeexpertin überzeugt, aber kann die 20-Jährige auch Stilikone Annette Weber überzeugen?“

(Fotos: VOX/VP/Tresor TV/LL)

Montag, 16. März 2009

Länger ist nicht immer besser

„In ihren fruchtbaren Tagen bevorzugen Frauen stürmische Männer. In den unfruchtbaren sanfte. Ein kluger Mann fährt nicht in beiden Phasen das gleiche Auto.“
Dieser in der morgigen „Süddeutschen Zeitung“ doppelseitig präsentierte Unsinn, der nichtsdestotrotz natürlich voll dem Denkschema testosterongesteuerter Schlipsträger à la Sixt entspricht, hat mich erst gar nicht echauffiert, sondern nur verwundert. Kann ein Anzeigenmotiv heutzutage bestehen, dessen Claim zu lang zum twittern ist?

Samstag, 14. März 2009

Dämonen

„Hier in Triest hätte ich glücklich sein können, wenn nicht häufig auf meiner linken Schulter mein persönlicher Odradek ruhte in Begleitung seines dazugehörigen Golems, der wiederum nicht ohne Bucaresti auftritt; auf meiner rechten Schulter bemühten sich meine femme fatale und ein Madrider Professor namens Bérgamo darum, ein angemessenes Gleichgewicht herzustellen, damit meine Figur nicht furchtbar ungleichgewichtig aussieht.
Selbst so muß ich aber unterwegs auf mein Gleichgewicht achten. Die außerordentlichen Schulterpolster meines Sakkos aus schwarzem Satin (die Farbe der Weisheit, denn als Pigment ist es die Konzentration aller existierenden Farben) verbergen nicht die Last, die an dem Tag auf meine Schultern fiel, an dem ich mich aus reiner Laune entschloß, dieses Abenteuer zu unternehmen, das paradoxerweise nichtig gewesen wäre, wenn es nicht so viele Schwierigkeiten gegeben hätte voranzukommen und die Wesen nicht so schwer gewesen wären, die sich unverschämt auf meinen Schultern breitmachen und damit zu verhindern versuchen, daß das Abenteuer vorangeht.“

Enrique Vila-Matas: „Dada aus dem Koffer – Die Geschichte der tragbaren Literatur“, Popa Verlag 1988

Sonntag, 8. März 2009

Hessischer Landeswahlleiter spricht bild.de frei

Wie Wolfgang Hannappel, der Landeswahlleiter für Hessen, mich diese Woche wissen ließ, sieht er keine Anhaltspunkte, die ein Ordnungswidrigkeitenverfahren gegen bild.de rechtfertigen würden:

„§ 49 Abs. 1 Nr. 3 LWG bedroht als Ordnungswidrigkeit die vorzeitige Veröffentlichung nur von solchen Ergebnissen, die auf Wählerbefragungen beruhen, die nach der Stimmabgabe am Wahltag durchgeführt worden sind.
Derartige Befragungen finden in unmittelbarer Nähe zu den Wahllokalen – regelmäßig im selben Gebäude – statt, um Wählerinnen und Wähler im direkten zeitlichen Zusammenhang mit ihrer Wahlteilnahme ansprechen zu können.
Diese so genannten Wählernachfragen sind von der Forschungsgruppe Wahlen und von Infratest dimap angekündigt um
(sic) am 18. Januar 2009 in verschiedenen hessischen Wahlbezirken durchgeführt worden.
Beide Unternehmen haben mir auf Nachfrage berichtet, dass vor 18:00 Uhr weder Ergebnisse noch Zwischenstände an BILD oder BILD.de weitergegeben worden sind.
Die von BILD.de veröffentlichten Zahlen (...) stimmen darüber hinaus mit dem Zahlenwerk der beiden Institute bei keiner einzigen Partei überein.
Ich muss nach alledem davon ausgehen, dass es sich bei den in Rede stehenden Zahlen nicht um Ergebnisse aus einer Wählernachfrage handelt.“


Prognose BILD: CDU 38 Prozent, SPD 22, FDP 17, Grüne 13, Linke 5
ARD: CDU 37,5 Prozent, SPD 23,5, FDP 16, Grüne 14, Linke 5,1
ZDF: CDU 37,5 Prozent, SPD 23,5, FDP 17, Grüne 13,5, Linke 5

Nun versorgen aber sowohl die Forschungsgruppe Wahlen, als auch Infratest dimap den ganzen Tag über die politischen Parteien mit Zwischenständen der exit polls und ab 17 Uhr auch ausgewählte Kollegen mit den Prognosen, das heißt, es dürfte für die gut vernetzte BILD-Redaktion kein Problem gewesen sein, sich zumindest die Zwischenstände der Prognosen zu beschaffen, wenn sie sie tatsächlich nicht von den Instituten oder auftraggebenden Fernsehanstalten bekommen haben sollten. Wobei diese Zwischenstände von den endgültigen Prognosen um 18 Uhr sicherlich um die 0,1 bis 1,5 Prozentpunkte abgewichen sein können, die BILD daneben lag, was der Landeswahlleiter offenbar nicht bedenkt oder wohlweislich verschweigt.

Oder aber die BILD-Gruppe wäre jetzt auch von Amts wegen der Schwindelei überführt worden, da sie zusammenfabulierte Zahlen als „1. Prognose“ ausgegeben hätte...

Tobias Fröhlich von der BILD-Gruppe lehnt in dieser Angelegenheit weiterhin jede Stellungnahme ab.

Update:
Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Antonia Beckermann in der „Welt“ vom 24. August über die Angst der Politnomenklatur vor herausgetwitterten Exit Polls der Bundestagswahl 2009.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

Donnerstag, 5. März 2009

Schwabing fläzt frontal

Mit dem – von Narziss und Goldhund akribisch notierten – Beginn der Venezia-Saison hat die Jagdzeit begonnen, während der die Cappuccinisten wieder die Trottoirs besetzen. Wie, wenn nicht mit diesem Thema, sollte ich meine neue Kolumne „Schwabylon“ eröffnen, in der ich allmonatlich im Spy Magazine aus Schwabing und dem Univiertel berichte. Die Printausgabe liegt bei den besten Koffein-, Klamotten- und Klubbeats-Dealern aus. Aber man kann sich das Blatt auch
herunterladen (im Augenblick ist da noch die Februar-Ausgabe als pdf downloadbar, aber das soll sich jeden Augenblick ändern).

(Foto: Narziss und Goldhund)

Literaturfeindliches Lech

„Abgerechnet wird im Mai, doch zeige ich mich sehr zuversichtlich, dass diese Wintersaison nicht im Zeichen der Rezension stehen wird.“
Gerhard Walter, Tourismus-Direktor von Lech/Zürs im Interview mit „arlberg.at

Dienstag, 3. März 2009

Pervy-Popa did it again

Ich habe das Video zwar noch nicht selber gesehen (es ist auch nur zehn Minuten lang und nicht wie fälschlicherweise getwittert eine Viertelstunde lang), aber wer sich nach ein paar markigen Statements von mir sehnt wird bei der neuesten Ausgabe von Narziss und Goldhund on location glücklich werden. und wer sich nicht nach mir sehnt, kann sich an der ebenfalls mitwirkenden Paulina erfreuen.

Update: Hm?

Samstag, 28. Februar 2009

0 – Daadaadadada dadadädudididi

Da ich derzeit eh kaum mehr blogge, wird es dem verehrten Publikum wohl gar nicht auffallen, daß ich jetzt mein jährliches Hideaway am Arlberg aufsuche und kommende Woche wohl noch seltener bloggen und vor allem twittern werde. Sollte es das Coffee House mit seinen Snow Bunnies noch geben, werde ich aber allnachmittäglich den Hot Spot aufsuchen und somit digital greifbar sein.

Donnerstag, 26. Februar 2009

Springer spart

Einen Rekordgewinn von 571,1 Millionen Euro vermeldete die Axel Springer AG heute. Was sehr schön für sie ist, aber wirklich nicht der passende Tag, um zeitgleich bei mir ein Foto für lau abstauben zu wollen, das sie bei flickr entdeckt haben. Denn, so ein Springer-Tochterunternehmen: „Wir von hamburg.de finden Ihr Bild 'Mandalay Bar' sehr schön und möchten Sie fragen, ob wir es im Rahmen einer Bildergalerie verwenden dürfen. Wenn Sie es wünschen, geben wir Ihren echten Namen als Quelle an und verweisen auf Ihre Website.“ Wie großzügig, sie würden sich dazu herablassen, meinen Namen zu nennen. Hm, mal sehen, wie sie auf meinen Honorarwunsch reagieren.

2

Montag, 23. Februar 2009

5

Live from Hell-A: The Academy Awards
(Academy Awards, Oscars and the statuette design are registered trademarks geschwurbel rhabarber blabla)

(Update: Oscars 2015 hier)

0:04
Oscar-Blogger und Red-Carpet-Wegelagerer Steven Gätjen ist sicherlich einer der Mutigsten unter allen Fernsehfuzzis. Hat sich der blonde Beau doch tatsächlich trotz seiner panischen Angst vor Pferden vor ein paar Jahren von meiner Entwicklungsredaktion auf ein Roß setzen lassen. Wie man so furchtlos wird? Vielleicht liegt's an seiner Lehrzeit und der dort empfangenen Fanpost: „Den schärfsten Brief habe ich noch während meiner Zeit als MTV-Moderator bekommen. Da war ein Reagenzglas beigelegt. Und das Mädchen hat geschrieben: 'Steven, ich will deine Kinder!'“

0:12
Was kann man als übertragender Fernsehsender schon falsch machen in einer Oscar-Nacht? Nun Österreichs über die Alpen auch in unsere Landeshauptstadt strahlende ORF 1 (sendet er noch oder ist er bereits insolvent?) schafft es durchaus, das Glitterspektakel auf das Niveau einer Almkaschemme herabzudimmen. The road to Hollywood sieht bei denen wie folgt aus:

1.00 - 1.30 Uhr
DIE GESPRÄCHSRUNDE
Die Bedeutung des Oscars für die Karriere

Die Filmemacherin Elisabeth Scharang leitet ein Gespräch über die künstlerische und wirtschaftliche Bedeutung der Academy Awards. Ihre Gäste sind Stefan Ruzowitzky, 2008 mit seinem Film "Die Fälscher" mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet und Hubert Sauper, 2006 für seinen Dokumentarfilm "Darwin’s Nightmare" für den Oscar nominiert. Zu Wort kommt auch Produzent und Viennale-Präsident Eric Pleskow.

1.30 - 1.40 Uhr
WETT-STREIT UM DEN AUSLANDSOSCAR
Die Konkurrenten von Götz Spielmann

1.40 - 1.50 Uhr
ÖSTERREICH UND DIE OSCARS
Die bisher nominierten und prämierten Österreicher

0:32
Und wer bloggt sonst noch heute nacht live?

0:39
Bei Technorati ist bereits das Oscar-Monster ausgebüchst. Mal sehen, wann bei Twitter der Wal auftaucht.

0:58
Kate Winslet mit Rotzbremse und mehr: Die fünf nominierten besten Filme – neu interpretiert von Popbitch.



1:03
Was hat denn die Warnkross für Kronleuchter an ihren Läppchen?

1:08
Die Qual der Wahl: Kahlúa Especial oder Wodka – oder mixen wir uns heute nacht daraus ein paar Black Russian? Auf jeden Fall höchste Zeit für den Dahlmann-Disclaimer: Alle folgenden Blogeinträge und Tweets sind nach dem Genuß von Alkohol entstanden.

1:28
Mein Gott, sieht die Johanna Wokalek süß aus, zwar völlig unpassend für einen Black-Tie-Event gestylt, aber süüüüüüüüüüüüüüüüß. Martina Gedeck ist dagegen eher unter ihrer rauhen Schale herzallerliebst, aber auf die präzise, intelligente Weise. Haben mal eine halbe Nacht in Dahlem durchgesoffen und am Ende hat sie mir, dem einladenden Journalisten, sogar noch einen Hunnie geliehen, damit ich die Zeche zahlen konnte. Seitdem habe ich ihre Privatadresse, da ich das Geld per Kurier zurückerstattet habe. Und der Bernd „I bin's“ Eichinger zeigt auch Herz und überließ sein Oscar-Ticket dem Team.

1:32 Uhr
Hat Heidi Klum tatsächlich eine Eintrittskarte für die Verleihung oder scharwenzelt sie wie bei den Golden Globes nur draußen herum, ohne in den Saal hineingelassen zu werden?

1:36 Uhr
„Der Oscar ist schon eine Nummer größer als das, was wir in Deutschland so kennen“, ah ne, wirklich?, Michael Bully Herbig, der nicht verraten will, wie es ihn überhaupt nach Hollywood und auf den roten Teppich verschlagen hat.

1:45 Uhr
Ceterum censeo: „The Wrestler“ ist ganz hübsch, aber das Mickey-Rourke-Revival hat doch im Grunde schon vor ein paar Jahren mit dem grandiosen, intelligenten wie hemmungslosen „Spun“ begonnen.

1:48 Uhr
Das Schöne an „Slumdog Millionaire“: Ich habe keine Ahnung, wie die Hauptdarsteller heißen, aber ich hatte ein paar wunderbare Stunden mit ihnen. Wie bei einem One-Night-Stand.

1:52 Uhr
Léon Citron war eine Legende beim französischen Fernsehen: Ob Papstkür oder Tour de France, man konnte ihn zu jeder Liveübertragung schicken, stets hatte er die passende Landeswährung in der Tasche und alle wichtigen Fakten auf Karteikarten notiert. „AZ“-Gesellschaftsreporter Timo „Der Stellvertreter“ Lokoschat scheint ihm zumindest bei Letzterem nachzueifern und hat sich alle unnötigen Fakten und Statistiken für seinen Live-Ticker zurechtgelegt. Dennoch lustig („Warum trägt Angelina Jolie nicht die angekündigte 20-Millionen-Dollar-Kette? Noch spannender ist allerdings die Frage, wie sie es geschafft hat, für heute Abend rund 33 Babysitter zu organisieren?!“).

2:02 Uhr
Während Pro Sieben immer die dunklen Regenwolken ins Bild holte, scheint bei der Pre-Show von ABC strahlender Sonnenschein zu herrschen. Oscar für die Beleuchter!

2:06 Uhr
Beim ORF schonen sie unsere Nerven und ersparen uns in den US-Werbepausen schlechte Clips. Stattdessen wird getalkt.

2:08 Uhr
Als Grauwertverfüller hat mich mein kleines PowerBook nie gestört, aber jetzt beneide ich doch die Grafiker um ihre großen Monitore. Dann könnte ich auf einem Bildschirm die Übertragung via Eye-TV gucken, gleichzeitig Tweets lesen und in einer Ecke bloggen.

2:10 Uhr
Vielleicht, nein hoffentlich das Sinnbild und Leitmotiv des Abends. So herzlich wie das Gruppenbild der „Slumdog Millionaire“-Crew ist auch der Film, dem ich alle Preise gönne.

2:24 Uhr
Was mich bei Marisa Tomei (dank „The Wrestler“ inoffiziell nominiert für den besten Tit-Shot) noch mehr als der Designer ihres Kleides (Versace) interessieren würde, wie nennt man dessen Farbe? Schmutzig-weiß, stumpf-marmoriertes Silber oder einfach: So wie Dorins dreckigen Vorhänge.

2:33 Uhr
Krisengerechtes Down-sizing bei der Oscar-Inszenierung. Man könnte es auch Sozialporno nennen, wenn Hollywood so mit Armut kokettiert.

2:43 Uhr

Noch nicht einmal eine Viertelstunde vorbei und schon die ersten standing ovations für Eva Maria Saint, Tilda Swinton, Anjelica Huston, Whoopie Goldberg und Goldie Hawn gemeinsam auf der Bühne. Recht selbstreferentiell, der Oscar rühmt sich seiner früheren Gewinnerinnen. Live und als Einspieler. Wie die Ladies da so auf der Bühne stehen erinnert es mich an die Szene in „Superman“.

2:55 Uhr
Die Bühne sieht wie eine überdimensionale Schneekugel aus. Den jetzt fälligen Kalauer verkneife ich mir aber.

2:58 Uhr

Die können Hugh Jackman die besten Gags schreiben, aber Tina Fey und Steve Martin bringen selbst stumm das Publikum zum Lachen. Und sobald sie den Mund aufmachen, kommt nicht nur eine Pointe, sie lebt, detoniert, killt... Grandios.

3:01 Uhr
Erster Oscar für „Slumdog Millionaire“: Bestes adaptiertes Drehbuch. Die häßlichsten Nasen machen die schönsten Filme.

3:04 Uhr

Mein Glas ist leer. Aber wenn man mal eine Werbeunterbrechung braucht, kommt sie nicht.

War das Jennifer Aniston eben neben Jack Black? Und wieso waren ihre Wangen so rot? Vor Freude, Brad Pitt und Angelina Jolie vor sich in der ersten Reihe zu haben?

3:09 Uhr

Mein Glas ist immer noch leer. Und die Rezession so weit, daß offensichtlich weniger Werbepausen sind. Aber jetzt, biiiiiittttte. Ah!

3:11 Uhr
Also wenn heute nacht der „Baader Meinhof Komplex“ einen Oscar gewinnt, stelle ich sofort meinen Blog ein und schließe mich, um Markus Schütz von den falschen Freunden zu zitieren, einer haschischspritzenden Kindersekte an.

3:13 Uhr
Es war Jennifer Aniston und sie sorgt für jede Menge Gezwitscher...

3:21 Uhr
Verdienter Oscar für die Kostüme von „Die Herzogin“.

3:34 Uhr
Der nächste Oscar für „Slumdog Millionaire“, diesmal für die Kamera.

3:36 Uhr

Hätte man „Slumdog“ nicht auch als besten fremdsprachigen Film nominieren können, dann müßte ich mir jetzt keine Sorgen um meinen Blog machen? Im ORF bemäkeln sie die prämierte Kameraarbeit als „modisch-fetzig“.

3:39 Uhr
Jessica Biel ebenfalls in schmutzig-weiß.

3:40 Uhr

„Ich kenne ihn nicht. Das ist immer das Problem mit den Kurzfilmen, daß man sie nur schwer sehen kann“, so der österreichische Moderator Alexander Horwath, Direktor des Österreichischen Filmmuseums. Schon mal was vom Internet, YouTube & Co gehört?

3:47 Uhr
Oscar für Jochen Alexander Freydank und „Speilzeugland“, damit haben die Deutschen ihren Oscar und ich kann mich wieder entspannen. Einer reicht.

3:51 Uhr

Und noch eine Schneekugel, diesmal im Einspieler vom Besuch der nominierten Österreicher in Hollywood.

3:53 Uhr
Ah, Showtreppe und Beyoncé im roten Hochgeschlitzten. Schluß mit der aufgesetzten Bescheidenheit.

4:03 Uhr

Der nächste Massenauflauf, diesmal ohne standing ovations: Die alten Preisträger Kevin Kline, Joel Grey, Cuba Gooding jr, Christopher Walken und Alan Arkin gemeinsam auf der Bühne.

Ist Josh Brolin mit Diane Lane liiert? Tatsächlich, sogar verheiratet. Ich hasse ihn. Diane liebe ich seitdem ich sie 1979 in „A little romance“ sah. Und nach „Streets of fire“ habe ich mich ganz entspannt der Polizei gestellt. Was für eine Frau. Na ja, gegen Heath Ledger hatte Josh eh keine Chance, ob er heute noch einen hoch kriegt...

4:13 Uhr
Da war gerade ein Beep in einem Einspieler zu den Dokumentarfilmern, nicht nur die übliche Zensur in dem fürs prüde Amerika gedachten Outlet, sondern im Weltsignal. Mist, und ich habe gerade nicht zugehört. Und niemand twittert über den Beep, alle schwärmen nur von Philippe Petits („Man on wire“) Balanceakt.

4:26 Uhr
Ich liebe Euch doch alle, weshalb die parallel bloggende Filmkritikerin total daneben liegt, wenn sie mein Geschreibsel hier als „schön böse und zynisch“ lobt. Sie hat mich noch nicht wirklich böse erlebt. Und zynisch bin ich ebenso wenig wie intellektuell, um nur die beiden größten Irrtümer mich betreffend richtig zu stellen. Ich bin der letzte Romantiker! Ausrufezeichen! Ja, und nun, ah ja, Oscar ist gerade. Was verpaßt?

4:29 Uhr

Hätte ich ein Programmheft würde ich es wie Joseph Cotten in „Citizen Kane“ jetzt in kleine Stückchen reißen und damit spielen.

4:31 Uhr
Der nächste Oscar für „Slumdog Millionaire“, aber fragt mich nicht wofür. Und der live twitternde mspro wäre widerlegt („bezeichnend ist vielmehr, dass alle crewmitglieder von slumdog millionaire, bis auf die schauspieler, die üblichen weißnasen sind.“). Ein indigenes Mitglied der Filmcrew auf der Bühne. Fragt mich nicht, wofür. Ich habe den Überblick verloren, und da kommt schon der nächste Oscar für den Film.

4:42 Uhr
Jerry Lewis, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, bilde ich mir ein, daß es keine Samstagabendshow gegeben hat, in der er nicht mit seiner Schreibmaschinenpantomime aufgetreten wäre, nicht nur in jeder Show, sondern auch jeden Samstag. Die Erinnerung ist schon eine treulose Geliebte. Aber ich werde jetzt den jugendlichen Bloglesern hier nicht erklären, was eine Schreibmaschine ist. Stellt euch einfach einen Computer ohne Netzanschluß vor. Ohne YouTube. Ohne Facebook. Ohne Pornoturbo.

4:49 Uhr

À propos Porno. Dank des Oscar-Traffics hier wird der Nippel des vorherigen Blogeintrags wohl noch so berühmt wie Marisa Tomeis Titten. Ich hatte ja auch versprochen, Baby, ich bringe Dich groß raus.

4:52 Uhr
Inzwischen klopfen an meinem Fenster die Regentropfen, aber ich weiß nicht ob aus Solidarität mit dem „Vorleser“ oder mit dem wettergeplagten L.A.

4:55 Uhr
Noch ein Oscar für „Slumdog Millionaire“, diesmal an den großartigen A.R. Rahman für seinen Soundtrack. Das Schicksal von Moslems in Bombay/Mumbai – die besten Heldengeschichten sind manchmal gegen den Strich gebürstet.

Medley aus „Slumdog Millionaire“. M.I.A.s „Paper Planes“ nicht dabei, obwohl es mit seinem Mix aus Kassenklingeln und Bäng-Bäng wunderbar nach Hollywood passen würde. Dafür wird ein anderer Song aus dem Film auch noch mit dem Oscar ausgezeichnet.

5:02 Uhr
Die Werbung auf Pro Sieben ist ja unerträglich, aber die Unwetterfront hat offenbar auch die Reichweite der ORF-Frequenz verringert. Kein klarer Empfang mehr.

5:06 Uhr
Jetzt wird's spannend, es geht um den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. And the Oscar goes to: „Departures“, Japan. Oh, Überraschung. Aber ich darf weiterbloggen.

5:09 Uhr
Ist das Ausdruck ihrer Erschöpfung, ein Insider-Joke oder verwechselt die Filmkritikerin tatsächlich Jerry „Schreibmaschine“ Lewis mit Jerry Lee Lewis? Der eine hatte Dean Martin, der andere kleine Mädchen.

5:14 Uhr
Entweder überrascht uns Jack Nicholson noch alle und überreicht den Oscar für den besten Film – oder wir haben einen veritablen Skandal. No Nicholson, no Oscar!

5:19 Uhr
Nichts gegen Sweet-Reese Witherspoon und ihren nachtblauen Glitzervorhang, aber muß sie den Zuschauern wirklich noch erklären, worin der Job eines Regisseurs besteht? Ah ja, Danny Boyle, „Slumdog Millionaire“, Oscar.

5:26 Uhr

Sophia Loren, Shirley MacLaine, Halle Berry, Marion Cotillard und Nicole Kidman – die Stalinorgel unter den Stargeschützen. Irgendwie nervt dieses System, all den nominierten Haupt- und Nebendarstellern schwergewichtige Paten zur Seite zu stellen.

5:32 Uhr
Über den Film brauchen wir jetzt nicht zu streiten, aber mit Kate Winslet kommt zum ersten Mal etwas Leben auf die Bühne, allein, wie sie zugibt, schon als Kind mit einer Shampoo-Flasche als Oscar-Ersatz im Bad die Dankesrede eingeübt zu haben...

Zwischentweet von mspro: manoman, ist das alles ein fest der eitelkeiten. fast schon re:publicaesque.

5:36 Uhr
Jack Nicholson kurz im Einspieler zu sehen, aber dann doch nicht als Pate für den besten Hauptdarsteller, sondern „nur“ Robert DeNiro, Ben Kingsley, Michael Douglas, Adrien Brody und Anthony Hopkins. Bleibt wie vermutet noch der beste Film. Ah ja, bester Darsteller wurde Sean Penn. Männer müssen Männer küssen und Frauen Nazis oder Naziopfer mit schwerem mittel- oder osteuropäischen Akzent spielen, um einen Oscar abzukriegen, oder?

„Mickey Rourke steals freaky-sunglass-wearing-womanizing actor in front row title from Jack Nicholson. So at least he won that.“ Max Valiquette

5:47 Uhr

Kein Jack, sondern Steven Knödelstimme Spielberg. Aber wieder „Slumdog Millionaire“ als Gewinner, diesmal: bester Film.

No Jack. Beschwerden bitte via Online-Formular an die Academy of Motion Picture Arts & Sciences.

Gute Nacht, äh guten Morgen. Wir sehen uns Freitag bei den Césars.

Sonntag, 22. Februar 2009

Restricted

Flickr mag drei, vier meiner 1200 Bilder nicht und hat jetzt den ganzen Pro-Account restricted und damit für deutsche User gesperrt. Dann mal her mit der Reinemachefrau, um das Konto wieder zugänglich zu machen.

Eleganz und/oder Intelligenz

„Als ich einst für 'Bunte' über die Gesellschaft berichtete, musste ich stets darauf achten, nicht allzu viele Gedanken in meine Stücke einfließen zu lassen.“
Alexander von Schönburg macht sich angesichts der Einstellung von Blättern wie „Park Avenue“ und „Vanity Fair“ in der „Welt am Sonntag“ Gedanken über das „Ende einer Party“ und die Verbindung von Eleganz und Intelligenz im Journalismus.

Update: Noch lesenswerter ist Niklas Maaks reflektierender Nachruf in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“: „Nichts gegen Carsten Maschmeyer, allein der Name ist ja mal eine echte Wohltat nach Poppy Honey Oliver, Apple Blythe Alison Paltrow, Lily Rose Melody Depp, Fifi Trixibelle Geldof und Homer James Jigme Gere, deren Namenskatarakte sonst das Innere der 'Bunten' wie giftige Schlingpflanzen durchziehen“. Erkläre mir mal einer, wieso faz.net heute auf ihrer Homepage das Feuilleton mit Donnas bereits zwei Tage altenm Blog-Genöle dazu aufgemacht hat und Maaks profunde Medien- wie Gesellschaftskritik nicht einmal ins Netz stellt.