Montag, 28. Juli 2025
Wochenplan (Update)
Freitag, 25. Juli 2025
Rettung in letzter Minute? Der Freistaat übernimmt das Archiv des Künstlerverbunds im Haus der Kunst
1948 gründeten diese drei Vereinigungen den Ausstellungsleitung Haus der Kunst München e. V. und bespielten bis in die 1980er-Jahre das Haus der Kunst. Ob die legendären Faschingsbälle, Sonderausstellungen zu Picasso, Max Ernst, van Gogh, Cézanne, Braque, Henry Moore und dem Blauen Reiter oder Präsentationen ägyptischer Funde zu Tutanchamun, Echnaton und Nofretete. Es war eine Erfolgsgeschichte, die ohne städtische oder staatliche Subventionen auskam.
Es war aber auch eine Amigo-Geschichte mit Peter A. Ade im Mittelpunkt, der im Offizierskasino der US-Streitkräfte als Dolmetscher anfing und schließlich als Direktor im Haus der Kunst die Geschäfte leitete, bis er 1982 vom Bayerischen Rechnungshof herausgedrängt wurde. Was letztendlich dazu führte, dass der Freistaat im ganzen Haus bald das Sagen hatte und nicht mehr der Ausstellungsleitungs-Verein, der sich später in Künstlerverbund umbenannte.Was dem Künstlerverbund blieb, war ein umfangreiches Archiv, das nicht nur die die zahlreichen Ausstellungen und 452 Feste dokumentiert, sondern auch Konvolute aus der Nazizeit beinhaltet.Eine Auswahl dieser Bestände wurde seit dem 19. März unter dem Titel „Die Unterlagen befinden sich im Zustand der Ablage. Poesie und Verwaltung aus dem Archiv des Künstlerverbund im Haus der Kunst e.V.“ im Lichthof des Zentralinstituts für Kunstgeschichte präsentiert. Die Ausstellung sollte bis heute Abend, 20 Uhr, gehen und am Montag abgebaut werden. Doch ein Teil davon wurde bereits heute Mittag entfernt.
Hoffentlich nicht zurück ins Vereinsarchiv. Denn abgelegt sind die Gesamtbestände, rund 2000 Leitz-Ordner mit Korrespondenz, Presseausschnitten und Buchhaltungsunterlagen, Fotos, Plakate, Kataloge und sonstige Archivstücke suboptimal im Keller des Haus der Kunst. Besucher berichten von Feuchtigkeit, die dort immer wieder aus dem Boden tritt (Grundwasser? Stadtbäche?) und Salpeterausblühungen.Das Elend hat aber nun ein Ende. Dieses Woche wurde der Vertrag unterschrieben, mit dem die Bayerischen Staatsarchive das Archiv des Künstlerverbunds übernehmen. Das bestätigte die Vereinspräsidentin Regina Hellwig-Schmid heute Vormittag am Rande eines Presserundgangs zur 7. Biennale der Künstler*innen, die morgen im Haus der Kunst eröffnet wird.
Damit wird die Sammlung nicht nur vor weiteren Schäden bewahrt, sondern auch der Öffentlichkeit und vor allem der Forschung zugänglich.
Montag, 21. Juli 2025
Wie Münchner Banken bei der Echtzeitüberweisung tricksen und trödeln
„Gemäß der Verordnung über Sofortzahlungen (Verordnung (EU) 2024/886) müssen Zahlungsdienstleister sicherstellen, dass die Entgelte für das Senden und Empfangen von Sofortüberweisungen in Euro die Entgelte für regelmäßige Überweisungen vergleichbarer Art in Euro nicht übersteigen. „Vergleichbare Art“ bezieht sich auf Kriterien wie Zahlungsauslösekanal und Kundenstatus (Verbraucher, Unternehmen). Zahlungsdienstleister mit Sitz in Mitgliedstaaten, deren Währung der Euro ist, müssen diese Verpflichtung ab dem 9. Januar 2025 erfüllen, da sie bereits in Kraft ist.“
Wochenplan (Updates)
Freitag, 18. Juli 2025
Vorhang für Claus Peymann
Eine Version dieses Beitrages erschien in der „tz“ vom 17. Juli 2025.
Mittwoch, 16. Juli 2025
Ausbildungsoffensive beim Bayerischen Rundfunk
Montag, 14. Juli 2025
Wochenplan (Updates)
(Foto: Harun Farocki/Haus der Kunst)
Sonntag, 13. Juli 2025
CineWaves: Von internationaler Strahlkraft oder wie ein Schluck Wasser in der Kurve?
Letztes Jahr hat sich das Filmfest München ein neues, von der Isar inspiriertes Gesamtdesign gegeben, das sich auch in den neu gestalteten Awards niederschlug, den CineWaves. Nun strahlen die Siegestrophäen sicherlich „mit klarer und reduzierter Linienführung Modernität und Zeitlosigkeit aus“, aber im Festivalgetümmel nach der Awards Ceremony im Amerikahaus heuer erinnerten die schlichten Preissymbole eher an einen unauffälligen Stadtbach denn an die reißende Isar. Man musste schon suchen, um sie überhaupt zu entdecken. Von wegen „internationale Strahlkraft“, sie lagen, standen oder hingen eher wie ein Schluck Wasser in der Kurve.
Freitag, 11. Juli 2025
Die Verbreitung von Sozialpässen in Bayern
Um die Diskrepanz zwischen gewährten Nachlässen und Anspruchsberechtigten zu untersuchen, wollte ich auch wissen, wie viele dieser Sozialpässe überhaupt im Umlauf sind. Zu meiner Überraschung wussten das weder das Bayerische Sozialministerium, noch die Wohlfahrtsverbände oder Städte-, Gemeinde- sowie Landkreistage.
Mit der Begründung, dass es sich um freiwillige kommunale Leistungen handle und die Ausgestaltung der diversen Städte- und Landkreispässe sehr unterschiedlich sei, schien sich niemand dafür zu interessieren, wie viele beispielsweise Alleinerziehende, Arbeitslose, Asylbewerber*innen, Kriegsflüchtlinge, Kranke, Aufstocker*innen, Senior*innen mit Grundsicherung oder Freiwilligendienstleistende bayernweit insgesamt diese Möglichkeit nutzen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Der Münchner Caritas-Verband betonte sogar. dass er diesbezüglich keine Statistiken führte und das auch nicht in seinem Aufgaben- und Zuständigkeitsbereich läge. Dabei wird der Sozialpass im Landkreis Haßberge etwa vom dortigen Caritas-Verband ausgegeben und nicht etwa vom Landratsamt. Im Landkreis Landsberg zählt die Caritas zu den Ausstellenden der SozialCard. Und im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen verweist das Landratsamt an die sogar zum Münchner Kreisverband zählende örtliche Caritas.
Daher habe ich jetzt Landkreise und Gemeinden angeschrieben, die solche Sozialpässe auszustellen scheinen, um diese Zahlen zu erheben. Ein Richtwert für die Gesamtmenge der Antragsberechtigten wären die insgesamt rund 450.000 Menschen, die in Bayern Bürgergeld beziehen.
Leider gibt es Landkreise wie Erding oder Landsberg am Lech, die überhaupt nicht Buch darüber führen, wie viele Landkreispässe oder SozialCards von ihnen ausgegeben werden.
Die Pressesprecherin der Stadt Fürth erklärt sehr schön die recht unterschiedliche Ausgestaltung der lokalen Sozialpässe in ihrem Landstrich: „Der Landkreis Fürth und der Landkreis Erlangen-Höchstadt bieten keine Sozialpässe und auch keine Vergünstigungen des öffentlichen Nahverkehrs an; die Stadt Schwabach bietet einen Sozialpass an, aber keine Vergünstigungen des öffentlichen Nahverkehrs an. Die Städte Erlangen, Fürth und Nürnberg bieten Sozialpässe an und bezuschussen das Deutschlandticket für bestimmte Sozialleistungsempfangende. Schon allein in der mittelfränkischen Region gibt es also signifikante Unterschiede.“
In den Landkreisen der Metropolregion München dient der Landkreispass oft nur als Legitimation für die vergünstigte MVV-Monatskarte S, die aber werktags erst ab 9 Uhr im ÖPNV benutzt werden darf. Entsprechend sind die Nutzerzahlen dieses regionalen Sozialtickets seit Einführung des 9-Euro- beziehungsweise Deutschlandtickets zurückgegangen.
Vor der Pandemie nutzten 22.975 Menschen im Jahr 2019 die Isarcard S beziehungsweise Monatskarte S. Für 2020 überließ mir der MVV keine Zahlen, aber im Jahr 2021, immer noch unter dem Covid-Einfluss, waren es 15.351. Mit der Einführung des 9-Euro-Tickets von Juni bis August 2022 fiel die Zahl der genutzten MVV-Sozialtickets auf 487. Anfang 2023 stieg die Zahl der Nutzer*innen bis einschließlich April wieder auf 26.550, bevor im Mai das 49-Euro-Ticket eingeführt wurde. Im Jahr 2024 wurde die Monatskarte S 13.621 Mal an Nutzerinnen eines Landkreis- oder Stadtpasses verkauft. Aktuell kostet die Monatskarte S je nach Zonen zwischen 27,90 und 81,40 Euro.
Bei den erhaltenen Zahlen fällt als erstes das Stadt-Land-Gefälle auf. In Nürnberg, Erlangen, Regensburg oder München haben zwischen 11,91 Prozent und 3,99 Prozent aller Einwohner*innen den Sozialpass, der eben nicht nur zum ermäßigten Öffentlichen Personennahverkehr berechtigt, sondern auch Ermäßigungen in Theatern, Museen und Fortbildungsstätten oder ein ermäßigtes Mittagessen enthält, Möglichkeiten, die nun mal eher in Städten zu finden sind und somit zusätzlichen Grund bieten, das Angebot zu nutzen.
In Landkreisen dagegen haben eher nur zwischen 0,1 und 0,67 Prozent der Bevölkerung einen Landkreispass. Das mag daran liegen, dass die Möglichkeiten zur Nutzung deutlich weniger sind. In der Regel sind das beispielsweise Ermäßigungen im ÖPNV oder Freibad. Aber wenn im Landkreis München nur 0,67 Prozent der Einwohner das Angebot nutzen, obwohl sie ihn in der nahen Landeshauptstadt vielseitig einsetzen könnten, liegt das vielleicht auch daran, dass in der Provinz die Scham eine Barriere darstellt. Man will sich, selbst auf dem Amt, nicht als einkommensschwach outen. Die Stadt ist da anonymer.
Auffällige Ausreißer sind der Landkreis Freising mit nur 70 ausgegebenen Sozialpässen bei 184.564 Einwohnern (0,04 Prozent) und die Stadt Augsburg, deren Sozialticket ÖPNV und Kultursozialticket gerade 967 Mal in Anspruch genommen wird bei über 300.000 Einwohnern (0,32 Prozent).
Im Landkreis Miesbach wurden sogar überhaupt nur drei Landkreispässe bei fast 100.000 Einwohnern (0,003 Prozent) ausgestellt und sechs beantragt. Und im Landkreis Weilheim-Schongau sieben bei 138.957 Einwohnern (0,005 Prozent) Und das, obwohl beide Landkreise inzwischen zum MVV-Gebiet gehören. Aber das Sozialticket des MVV mit seiner oben erwähnten zeitlichen Einschränkung und wachsenden Kosten, je weiter man von München entfernt lebt, macht in der Regel das Deutschlandticket attraktiver.
Manche Sozialpässe gelten für mehrere Personen im selben Haushalt. Da das nicht jeder Landkreis aufschlüsseln kann, enthält die prozentuale Umrechnung auf die Einwohnerzahl hier Fehler.
- Stadt Amberg: 158 Familienpässe bei 42.553 Einwohnern (0,37 Prozent)
- Stadt Ansbach: wiederholt angefragt, wie viele Teilhabepakete AN bei 40.742 Einwohnern (Prozent)
- Stadt Aschaffenburg: 1557 Kulturpässe bei 73.091 Einwohnern (2,13 Prozent)
- Stadt Augsburg: durchschnittlich 967 Sozialtickets ÖPNV und Kultursozialtickets bei 301.105 Einwohnern (0,32 Prozent)
- Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen: dem Landratsamt liegen keine Zahlen dazu vor. Meine Anfrage, wie viele Sozialcards bei 130.248 Einwohnern (Prozent) im Umlauf sind, liegt derzeit bei der Caritas, die den Überblick haben soll
- Stadt Bamberg: seit 2021 wurden 308 SozCards ausgestellt bei 77.150 Einwohnern (0,40 Prozent)
- Stadt Bayreuth: 1277 Sozialpässe bei 72.940 Einwohnern (1,75 Prozent)
- Stadt Burghausen: letztes Jahr 452 FairTickets bei 19.558 Einwohnern (2,31 Prozent), heuer wurden bislang 236 ausgestellt
- Stadt Coburg: wiederholt angefragt
- Landkreis Dachau: 161 Landkreispässe bei 153.595 Einwohnern (0,10 Prozent)
- Landkreis Ebersberg: 338 Landkreispässe bei 144.225 Einwohnern (0,23 Prozent)
- Landkreis Erding: das Landratsamt Erding kann keine Zahlen nennen, wie viele Landkreispässe vom Fachbereich ausgegeben worden sind.
- Stadt Erlangen: 7800 ErlangenPässe bei 115.928 Einwohnern (6,73 Prozent)
- Stadt Forchheim: 110 ForchheimPässe bei 33.017 Einwohnern (0,33 Prozent). Darüber hinaus wurde die Mobi Card, die in Verbindung mit dem Forchheim Pass steht, an 280 Tagen in den letzten 12 Monaten ausgeliehen.
- Landkreis Freising: rund 70 Sozialpässe bei 184.564 Einwohnern (0,04 Prozent)
- Landkreis Fürstenfeldbruck: 404 Landkreispässe bei 218.227 Einwohnern (0,19 Prozent)
- Stadt Fürth: 1900 Fürth-Pässe bei 132.036 Einwohnern (1,44 Prozent)
- Landkreis Haßberge: 725 Haßberg-Cards der Caritas, die von 1279 Menschen genutzt werden, bei 83.869 Einwohnern (1,53 Prozent)
- Stadt Ingolstadt: rund 6000 IngolstadtPässe bei 141.185 Einwohnern (4,25 Prozent)
- Landkreis Landsberg am Lech: es wird nicht erfasst, wie viele SozialCards bei 122.107 Einwohnern im Umlauf sind
- Landkreis Landshut: rund 1100 Sozialpässe bei 162.170 Einwohnern (0,68 Prozent)
- Stadt Landshut: 2035 Sozialpässe bei 71.863 Einwohnern (2,83 Prozent)
- Landkreis Miesbach: drei Landkreispässe bei 97.152 Einwohnern (0,003 Prozent)
- Landeshauptstadt München: etwa 60.000 München-Pässe bei 1,5 Millionen Einwohnern (3,99 Prozent)
- Landkreis München: 2369 Landkreispässe bei 354.396 Einwohnern (0,67 Prozent)
- Stadt Nürnberg: 63.074 Nürnberg-Pässe bei 529.508 Einwohnern (11,91 Prozent)
- Stadt Pfaffenhofen: 155 Sozialrabatte bei 26.996 Einwohnern (0,57 Prozent)
- Landkreis Regensburg: 1440 Landkreispässe bei 196.213 Einwohnern (0,73 Prozent)
- Stadt Regensburg: rund 7000 Stadtpässe bei 151.389 Einwohnern (4,62 Prozent)
- Stadt Rosenheim: 30 Rosenheim-Pässe für die MVV-Nutzung und 210 Grüne Pässe für den ermäßigten Besuch städtischer Einrichtungen bei 65.274 Einwohnern (0,05 bzw. 0,32 Prozent)
- Stadt Schwabach: 123 Schwabach-Pässe für Kinder und 104 für Erwachsene bei 40.835 Einwohnern (0,56 Prozent)
- Landkreis Schwandorf: 492 SAD-Pässe bei 149.312 Einwohnern (0,33 Prozent)
- Stadt Schweinfurt: 3092 Sozialausweise bei 54.481 Einwohnern (5,68 Prozent)
- Landkreis Starnberg: rund 250 Landkreispässe bei 139.329 Einwohnern (0,18 Prozent)
- Stadt Straubing: wiederholt angefragt, wie viele Sozialpässe bei 49.002 Einwohnern (Prozent)
- Landkreis Weilheim-Schongau: sieben Landkreispässe bei 138.957 Einwohnern (0,005 Prozent)
Mittwoch, 9. Juli 2025
Wieso die Stadt München bei Caroline Links Dreharbeiten mitten im CSD Munich Pride nichts zu sagen hatte und was Teilnehmende empfinden
Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bestätigt, dass die „Politparade (sich fortbewegender Teil des CSD München)“ gemäß dem Bayerischen Versammlungsgesetz als Versammlung angezeigt worden war. Nur hatte das Versammlungsbüro des KVR keinen blassen Schimmer, dass im Rahmen der Demonstration auch kommerzielle Dreharbeiten stattfinden sollten. Weder die Anmelder noch das davon wissende Mobilitätsreferat hatten es für nötig befunden, das KVR davon zu unterrichten.
Das Servicebüro Film des Mobilitätsreferats wiederum hatte eine Anfrage der Berliner Produktionsfirma Komplizen-Film für das Shooting mit Jella Haase als Klimaaktivistin abgelehnt und erklärt, dass „keine Drehgenehmigung für die Aufnahmen im Rahmen der CSD-Parade erteilt werden kann, da der öffentliche Grund durch die Versammlung bereits belegt ist und somit für andere Nutzungen, wie zum Beispiel Filmaufnahmen, nicht mehr zur Verfügung steht“.Und jetzt wird es spannend, denn das Mobilitätsreferat verwies die Filmproduktion an den Veranstalter des CSD, der das durchaus und allein erlauben dürfe. Nun äußert sich der CSD Munich Pride aufgrund einer Verschwiegenheitsverpflichtung weder zu den Modalitäten der Übereinkunft mit der Filmproduktion noch zu sonstigen Details, aber man darf davon ausgehen, dass Geld dafür geflossen ist. Und nicht zu wenig, da schon alle teilnehmenden Gruppen und Firmen sich an den Kosten des CSD beteiligen müssen.
Wenn nun der CSD alleinige Herr*in des Verfahrens ist, ließe sich der Munich Pride künftig durch Dreharbeiten finanzieren. Warum soll die queere Demo mit ihren 20.000 Teilnehmenden und 230.000 Zuschauenden nur heuer als austauschbare Kulisse dienen, die in Caroline Links späteren Film den Climate Pride in Bologna darstellen wird? Warum nicht auch mal James Bond zwischen Drags und Dykes statt immer wieder im mexikanischen Getümmel der Día de Muertos Parade zu jagen und gejagt zu werden?
Bei den Teilnehmenden des CSD Munich Pride heuer sorgten die Dreharbeiten mitten unter ihnen für gemischte Gefühle. Benjamin Hahn etwa fand das ohne Rücksprache mit der Community schwierig. „Es gibt viele Gruppen, die schon die Teilnahme von Firmen kritisch sehen, aber zähneknirschend hinnehmen. Als Teilnehmer finde ich es nicht in Ordnung, wenn der CSD für Dreharbeiten gekapert wird, die mit der Message der Demo nichts zu tun haben. Dass man offenbar Produktionskosten sparen wollte und deshalb unseren Pride überschreibt statt selbst etwas zu organisieren, ist frech.“Ähnlich äußert sich Stadtrat Stefan Jagel von der Linken: „Dies ist insgesamt ein unglaublicher Vorgang. Vor allem, dass der CSD hier zweckentfremdet wird.“
Letzteres sieht Harald Stocker vom Bayerischen Journalisten-Verband ganz und gar nicht so: „In dem neuen Film von Caroline Link geht es ja wohl um die Liebe und der CSD ist eine Demo für die Liebe. Das passt doch. Es lebe die Freiheit der Kunst.“
(Peter Fleming vom Harry Klein hat sein Statement nachträglich streichen lassen. Er hätte mich für einen Vertreter der Filmcrew gehalten, obwohl er schon früher mit mir als Journalist zu tun hatte.)
Die Frage, inwieweit neben den zwei Dutzend von Caroline Link engagierten Schauspieler*innen und Kompars*innen auch echte Zuschauende und Teilnehmende in den Filmszenen zu sehen sind und in ihren Persönlichkeitsrechten verletzt werden könnten, stellen verschiedene. Und das zurecht, denn der ganze Aufwand wäre nicht sinnvoll, wenn man nicht zumindest die Menge mit ins Bild gebracht hätte. Eine Teilnehmerin aus dem Block der Omas gegen rechts möchte zumindest nicht in Großaufnahme zu sehen sein.
Von den Omas gegen rechts hört man sonst unterschiedliche Stimmen. Manche finden es nicht tragisch. Andere dagegen nicht in Ordnung, wenn die Aufnahmen Teil einer Filmproduktion waren. Sie berichten zudem, dass sich eine Gruppe jüngerer Leute zwischen ihnen und dem Wagen des Augustinum eingereiht hätte. Möglicherweiser war also der Caroline-Link-Block nicht nur zu Beginn der Politparade hinter der Rosa Liste am Start, sondern später noch ein weiteres Mal im fortgeschrittenen Demozug.
„Vielfältig“ sind auch die Reaktionen bei Greenpeace und „reichen von Ablehnung bis Einverständnis. Mehrere sagen, dass sie eine Vorabinformation wichtig gefunden hätten, mindestens an die CSD-Organisator:innen, im Idealfall auch an die anderen teilnehmenden Gruppen. Das hätte allen ermöglicht, selbst zu entscheiden, ob sie in den Filmaufnahmen vorkommen möchten.“
Dietmar Holzapfel äußert rundum Kritik: „Ehrlich gesagt stehe ich seit etwa zwei Jahren der Entwicklung des CSDs kritisch gegenüber. Er ist Opfer seines eigenen Erfolgs, aber auch Opfer von wenigen bornierten Aktivisten.“
Die meisten Befragten wollten sich aber nicht zu den Geschehnissen äußern. Viele haben die Dreharbeiten im dreieinhalb Kilometer langen Getümmel gar nicht mitbekommen. Andere wollen vielleicht den CSD nicht durch eine Diskussion selbst im Nachhinein beschädigen.
Montag, 7. Juli 2025
Wochenplan (Update)
(Foto: Jerry Lampen/SWR/arte)
Dienstag, 1. Juli 2025
Oscar-Preisträgerin Caroline Link macht den CSD Munich Pride zur Klimademo
Update vom 9. Juli 2025: Ein paar Zeilen, warum die Landeshauptstadt bei den Dreharbeiten nichts zu sagen hatte und wie Teilnehmende zwischen Empörung und Zustimmung schwanken.