Mittwoch, 28. Februar 2007

Tintenbeamer

Heute habe ich einen Brief bekommen, zwei handschriftliche Seiten von einer Frau, die ich über's Internet kennengelernt habe, und mit der ich überwiegend per SMS, Mail und Blogs kommuniziert habe. Und jetzt ein Brief. Etwas sehr schönes, und dennoch fühle ich mich, als ob ein Dodo vor mir stünde. Meine letzten mit der Hand geschriebenen Briefe habe ich in den neunziger Jahren erhalten, wenn irgendwelche „Tagesspiegel“-Abonnenten sich durch meine Schreibe wieder einmal auf den Schlips getreten fühlten.

Ein Abend mit der digitalen Bohème

Auf Einladung der jetzt.de-Redaktion präsentieren Sascha Lobo und Kathrin Passig morgen, Donnerstag abend, im Münchner Literaturhaus ihren Riesenmaschinen-Blog. Bei mir liegt schon seit einiger Zeit Lobos Standardwerk „Wir nennen es Arbeit – Die digitale Bohème“ als Bettlektüre neben dem Kopfkissen. Anfangs nervte mich ein bißchen der universitäre Diktus, dieses Magisterarbeitgeschreibsel mit der Auflistung der zu beweisenden Thesen, das uferlose Zitieren und Verquellen, aber Seite für Seite weicht die Akademisiererei einer scharfsinnigen, pointierten und angenehm einseitigen Analyse all des Bullshits in der Welt der Agenturen und Konzerne, der uns tagtäglich entweder in den Wahnsinn treibt oder grau und teilnahmslos werden läßt. Mal sehen wie Lobo und die Klagenfurt-Kathrin live so drauf sind.

Montag, 26. Februar 2007

Es geht voran

Das kommt fast schon an alte freundin-Erfolge heran... nur ganz ohne stützendes Konzernkorsett.

Amazon mit User-Tags

Während Amapedia noch beta ist, bietet amazon. com seinen Usern bereits die Möglichkeit, die Produkte mit eigenen Tags zu versehen und so anderen Usern die Suche zu erleichtern. Und das offenbar schon seit letztem Sommer...denn Amazon nennt auch Datum und Username des ersten Taggers. Ist mir nur nie aufgefallen, obwohl ich da ständig bestelle.

Ungeschriebene Gesetze (1)

Pressevorführungen beginnen in München meist erst, wenn Kollege Fritz Göttler von der „Süddeutschen Zeitung“ eingetroffen ist. Während andere Filmkritiker zehn bis fünfzehn Minuten vor Vorstellungsbeginn da sind, kommt Göttler gern erst fünf bis zehn Minuten nach der geplanten Anfangszeit. Die PR-Leute der Filmverleiher trauen sich ja nur selten, ohne ihn anzufangen. Das erzieht nicht gerade zu Pünktlichkeit.

Schlepperalarm

Vermieter, Hausmeister, Gerichtsvollzieher – ich bin schon allen möglichen Leuten daheim aus dem Weg gegangen. Aber daß mir Nachbarn auflauern, ist eine Neuheit. Bei mir im Erdgeschoß ist einer dieser Läden, der Staubfänger für Akademiker verscherbelt, Lüster, Bücherschränke, Nippes etcetera. Samstag bat mich die Inhaberin, einen Kristallleuchter umzuhängen, weil ich so schön groß bin. Heute durfte ich helfen, eine Kommode umzuräumen. Das nächste Mal werde ich dankend ablehnen. Schließlich habe ich mir als Schüler mit solchen Jobs ein Taschengeld dazuverdient. Soll sie sich doch einmal die Woche einen Schüler engagieren...

Weiß-blaue Mittagsmesse

Als Stammgast kann man natürlich seine eigene Brotzeit zur Mittagsmesse mitbringen. Aber muß es ausgerechnet eine Leberkässemmel zum Cappuccino sein? Da freut sich doch nur einer darüber...

Kosten-Nutzen-Analyse

Einzelverkaufspreis einer „Süddeutschen Zeitung“: Euro 1,60.
Preis eines Cappuccinos im Nido (inkl. „SZ“, „AZ“ u.a.): Euro 1,90.
Gut, daß ich mein Abo gekündigt habe.

Live-Blog zur Oscar®-Verleihung

(Update: Liveblog zur Oscar-Nacht 2015 hier!)
06:18 Uhr

„The Departed“ ist nun auch noch als bester Film ausgezeichnet worden. Alle Gewinner im Überblick hier. Weitere Infos und Thank-You-Cam dort.

06:11 Uhr
Wie mildert man für die Nominierten des Regie-Oscars® die Enttäuschung, daß nicht jeder von ihnen gewinnen kann? Man schicke George Lucas, Francis Ford Coppola und Steven Spielberg als Gewinnpaten auf die Bühne.

Denn: „Wir drei wissen, wie toll es ist, diesen Oscar zu gewinnen.“

George Lucas: „Moment mal, ich habe den Oscar noch gar nicht gewonnen.“

Steven Spielberg & Francis Ford Coppola: „Aber wir beide wissen, wie toll das ist.“

Lucas: „Ach, Geben ist seeliger als Nehmen.“

Spielberg & Coppola: „NEIN!“

Nun, Martin Scorsese hat ihn nun doch für „The Departed“ erhalten.

05:55 Uhr
Bei der Präsentation der nominierten besten Hauptdarstellerinnen zeigen sie Penélope Cruz ausgerechnet in der Szene, in der sie in „Volver“ playback singt (die Stimme gehört Estrella Morente). Gewonnen hat natürlich Helen Mirren.

05:30 Uhr
Hat schon mal ein Dokumentarfilm den Oscar® für den besten Song gewonnen? Melissa Etheridge schafft es mit ihrem Lied in Al Gores „An inconvenient truth“, küßt Tammy Lynn Michaels, bevor sie auf die Bühne geht, und dankt dort noch einmal ausdrücklich Tammy, ihrer Frau.



05:00 Uhr
Cool – Ennio Morricone (hier auf einem Probenfoto) bedankt sich auf Italienisch für seinen Ehren-Oscar®! Clint Eastwood übersetzt.


04:45 Uhr
Von den „5 incredibly depressing movies“ (Jerry Seinfeld) erhält „An Inconvenient Truth“ von Davis Guggenheim mit Al Gore den Oscar® als bester Dokumentarfilm. Al Gore erklärt sich nicht zum Präsidentschaftskandidaten.

04:32 Uhr
Also doch: Florian Henckel von Donnersmarck gewinnt mit „Das Leben der anderen“ den Oscar® für den besten ausländischen nicht-englischsprachigen Film. Also hat der Talisman, ein Shinto-Gebetstäschchen seines japanischen Verleihers, doch geholfen. Wunderbarer Film, aber seltsam, daß HvD weder Martina Gedeck mit zur Verleihung bringt, noch auf der Bühne dankt. Wieder einmal so ein unsympathisches old boys network von Ulrich Mühe, Sebastian Koch & Florian oder ist vielleicht Florians Frau auf Martina eifersüchtig? (Der Favorit in dieser Kategorie, „Pan's Labyrinth“, hat heute abend bereits drei andere Oscars® gewonnen, für Kamera, Art Direction und Makeup.)

04:22 Uhr
Jetzt sind auch die Bilder von Eva Green auf dem Weg zur Oscar® Verleihung online. Sie wird die Preise für den besten Dokumentarkurzfilm präsentieren.

04:11 Uhr
Ellen de Generes läßt Steven Spielberg ein Foto von sich mit Clint Eastwood für „MySpace“ schießen. Schade, nur ein Gag, denn bei MySpace kann ich sie nicht finden...

04:02 Uhr
Milena Canonero hat eben den Oscar® für die Kostüme in Sofia Coppolas wunderbarem „Marie Antoinette“ gewonnen. Schade, daß sie nicht Kirsten Dunst heute abend eingekleidet hat.

03:53 Uhr
Erster Oscar® für „The Departed“, William Monahan wird für sein Drehbuch ausgezeichnet. Besondere Auszeichnung für den Autor: Auf derselben Preisverleihung wie Peter O'Toole zu sein, da „Lawrence von Arabien“ in Monahan den Wunsch auslöste, Drehbuchautor zu werden (muß bei einer Fernsehwiederholung gewesen sein, da Monahan gerade mal zwei Jahre älter als der Film ist). O'Toole ist als Hauptdarsteller für „Venus“ nominiert.

03:39 Uhr
Al Gore ist nicht nur großartig. Er hat nicht nur die Academy dazu inspiriert, auf der Oscar®-Homepage Öko-Tipps zu präsentieren. Sondern er besitzt auch noch Selbstironie. Mit Leonardo Di Caprio auf der Bühne, läßt er sich lange bitten, nun doch die Milliarde Zuschauer weltweit zu nutzen und eine wichtige Erklärung hinsichtlich der Präsidentschaftswahlen abzugeben. Also greift er in die Tasche, holt eine vorbereitete Rede heraus und setzt gerade an, den amerikanischen Bürgern zu verkünden, daß er ... diddeldiddeldumm ... da setzt auch schon das Orchester ein wie bei jedem, der seine 30 Sekunden überschreitet.

03:30 Uhr
Kleiner Tipp für die Werbepausen: Die Glam-Cam von E-Online mit Clips vom roten Teppich!

03:15 Uhr
„Sound editing is mostly like sex: it's done alone, at night and you're surrounded by electronical gadgets.“

02:48 Uhr
Den größten Applaus bisher bekam Al Gore. Ob er das amerikanische Millionenpublikum nutzt und sich nun doch um die Präsidentschaft bewirbt, falls er den Oscar® für den besten Dokumentarfilm erhält?

02:44 Uhr
„Ohne Schwarze, Juden und Schwule würde es keine Oscars geben.“Ellen de Generes in ihrer Eröffnungsmoderation.

02:17 Uhr
Der modische Trend heute abend: Der Straßenfeger-Look! Nach Maggie Gyllenhaal wischen nun auch Penelope Cruz (Versace) und Kirsten Dunst den Boden auf.

















02:15 Uhr
Wer würde dieses Geschenk nicht auspacken wollen? Super Outfit von Valentino, Anne Hathaway!








02:06 Uhr
Raubtierfütterung oder vielmehr Brotkrumen für die Statisten? Oscar®-Caterer Wolfgang Puck wirft Plätzchen unter die Fans, die einen Platz am roten Teppich gewonnen haben.


01:55 Uhr
Die Umschläge mit den Gewinnern sind da. Jetzt kann es gleich losgehen! May the show begin!







01:49
„Wir hoffen, daß jetzt endlich jemand bei uns stehen bleibt“, entfährt es einem ständig von den Stars ignorierten Steven Gätjen in der Red-Carpet-Show von Pro Sieben. Andererseits hatte er Will Smith vor der Kamera, offenbar während einer Werbepause, und statt die Konserve einzuspielen, vertröstet er uns auf die Wiederholung morgen abend. Das kann's auch nicht sein.

01:46 Uhr
Bei den Jungs sind die modischen Unterschiede zwangsläufig etwas langweiliger, aber die Mafioso-Binde (Gael García Bernal) gefällt mir doch besser als die Oberkellner-Schleife (Will Smith).




01:43
Warum hat Steven Gätjen in der Red-Carpet-Show auf Pro Sieben mal eine Steven-Gätchen-Bauchbinde und dann wieder eine korrekte?

01:35 Uhr
Ich könnte jetzt was von einem gestärkten Bettlaken erzählen, aber im Grunde ist Cameron Diaz' Abendkleid schon Schau – und vor allem setzt sie keine Ich-bin-bei-den-Oscars®-und-so-wichtig-Miene auf, sondern blödelt wie eh und je herum.




01:32
Oh doch, Jennifer Lopez unterbietet es noch mit ihrem Empire-meets-White-Trash-Look. Kann nur Versace sein, nich? Falsch, ist von dem sonst so großartigen Marc Jacobs. Da hat sich E-Online in der Oscar-Nacht geirrt. Das Kleid stammt von Marchesa, und mein Glaube an Marc Jacobs bleibt ungebrochen.







00:26 Uhr
Oh, no, Jessica Biel, schlimmer geht's nimmer! (Oscar de la Renta)








01:15 Uhr
Emily Blunt („Der Teufel trägt Prada“) hätte ich jetzt gar nicht wiedererkannt. Der Londoner Shooting Star ist heute nicht nur zu Gast, sondern wird auch als presenter auf der Bühne stehen. Blaue Augen, blaue Kleider – das scheint so eine Regel heute nacht zu sein. Aber bisher hat mich noch kein blauer Fetzen so recht überzeugen können – auch nicht dieser von Calvin Klein. Vielleicht wirkt es inmitten der Bühnendeko des Kodak Theatres auch besser als im Sonnenlicht auf dem roten Teppich?

01:02 Uhr
Die Mama in Paris, Frau Tochter in L.A. Gestern (bzw. genaugenommen vorgestern) hat Marlène Jobert noch einen Ehren-César für ihr Lebenswerk erhalten. Töchterchen (und Bond-Girl) Eva Green wird heute bei den Academy Awards® dabei sein und ihren makellosen Körper für Montblanc zur Schau stellen. Die Füllerfuzzis machen jetzt auch auf Schmuck und haben Mademoiselle Green mit diesen Meisterstücken ausgestattet. Fotos der sündhaften Eva, sobald mir welche vorliegen. Großes Ehrenwort!

00:46 Uhr
Portia de Rossi (die Freundin der Oscar®-Moderatorin Ellen de Generes) und äh, Meg Ryan, äh, nein, tschuldigung, Jodie Foster (in einem Kleid von Vera Wang) – beide hinreißend, wenn auch zumindest auf den Bildern etwas magersüchtig. Ob die Fernsehkameras ihnen nachher die fehlenden Kilos noch drauflegen?

00:35 Uhr
Also, ich weiß nicht, Maggie Gyllenhaal wirkt ja eher wie ein unglückliches Vorstadt-Hascherl, das auf Kokotte machen will. Dabei spannt das nachtblaue Kleid nur unglücklich. Der breite schwarze Brustbesatz und Gürtel zaubern auch nicht gerade eine vorteilhafte Figur herbei und der schwarze Rüschenabschluß wirkt wie der verzweifelte Versuch, einen Hauch Glamour vom roten Teppich aufzufegen.


00:25 Uhr
Noch über eine Stunde bis zur Red Carpet Show auf Pro Sieben. Mal sehen, was sich bis dahin schon im Web finden läßt.







Fotos: © Academy of Motion Picture Arts and Sciences, idealterna/Flickr u.a.

Sonntag, 25. Februar 2007

Die Gier nach dem Gold

Heute nacht wird wohl einer von ihnen den echten Oscar ® für den besten ausländischen Film entgegen nehmen, weshalb offenbar Guillermo del Toro („Pan's Labyrinth“), Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben der anderen“), Susanne Bier („After the Wedding“) und Deepa Mehta („Water“) nicht ihre Finger vom golden boy lassen konnten.

Abergläubisch wie ich bin, kann dieser vorschnelle Griff nach dem Academy Award ® nur Unglück bringen. Davon könnte Rachid Bouchareb, Regisseur des algerisch-französischen „Indigènes“, profitieren. Denn er fehlte bei dem Fototermin und hatte so vielleicht Glück im Unglück. Bouchareb nahm gestern noch an der Verleihung der französischen Césars in Paris teil, wo sein Film zwar der große Verlierer war und nur für das beste Originaldrehbuch ausgezeichnet wurde. Aber vielleicht wahrte er so seine Chancen für den Oscar ®?

(Foto: Academy of Motion Picture Arts and Sciences)