Mittwoch, 11. Juni 2008

Pillow Talk

Süddeutsche Zeitung: Wenn sich Privatheit verlagert, wo verlagert sie sich hin? Ist der Computer oder die Festplatte das, was früher das Schlafzimmer war?

Winfried Hassemer:
Der Computer ist bei vielen ein ausgelagerter Teil des Körpers, oder jedenfalls ein ausgelagertes Tagebuch. Die vom Staat zu schützenden Innenräume werden andere – aber der Mensch braucht diese Innenräume.“

Aus dem ganzseitigen Interview mit Winfried Hassemer, dem bisherigen Vizepräsidenten des Bundesverfassungsgerichts, in der heutigen „SZ“

Montag, 9. Juni 2008

Hai daheim

Hai Romania! Und wo wollten wir den Grottenkick sehen? Natürlich beim Rumänen, also auf in Gabriel's Restaurant an der Leopoldstraße, wo es tatsächlich ganz authentisch zuging, als ob ich mich in eine Bukarester Gastrofalle verirrt hätte: Von wegen „Treffpunkt für nette Leute. In lockerer und legerer Atmosphäre. Mit einem Hauch von Eleganz.“ 20 Minuten vor Anpfiff noch überwiegend leer, aber alle Tische als reserviert gekennzeichnet. Schlecht gelaunte Kellnerinnen und ein Geschäftsführer, die offenbar keine Gäste wünschen, ich fühlte mich gleich wie in einem dieser postsozialistischen Restaurants, wo der alte Trübsinn herrscht. Wo jede Pizzeria, jedes Bistro, jeder Pub das Unmögliche möglich machen würde, man zusammenrücken, irgendwelche Sitzgelegenheiten organisieren würde, wird man beim Rumänen gelangweilt abgewiesen und dann doch gnadenhalber zum Warten aufgefordert – natürlich im Stehen. Muß wirklich nicht sein. Dann eben flugs nach Hause und dort improvisiert.

Zoff bei den Nachtkonsum-Gründern?

Ein anonymer Kommentator hat heute hier und in einem meiner anderen Blogs heftige Vorwürfe gegen einen der beiden bisherigen Veranstalter des Nachtflohmarkts in der Unimensa erhoben. Offenbar hat sich die GbR aufgelöst, und es gibt Streit um die Einnahmen vom letzten Mal und das weitere Geschäftsverhältnis. Der Kommentar hat leider beleidigenden Charakter gehabt, weshalb ich ihn löschen mußte, da er anonym war und keine Belege bot für die darin geäußerten strafrechtlich relevanten Vorwürfe.

„Man beachte zB das neue Impressum auf www.nachtkonsum.com, wo nicht mehr die nachtkonsum GbR als Veranstalter genannt wird, sondern nur noch Herr L.“

Laut dem Kommentator wird es „daher in der Mensa in Schwabing leider keinen Nachtflohmarkt mehr geben, was ich persönlich sehr bedauerlich finde.“

Updates: Drohende Abmahnung gegen diesen Blogeintrag.
Der Nachtkonsum 2009.

Rechtssicherheit versus Verfassung

Nachdem das Bundesverfassungsgericht der Stadt München untersagt (BVerfG, 1 BvR 943/02 vom 25.10.2007) hat, für die bloße Anmeldung einer Demonstration Gebühren zu erheben, bat ich die Stadt nun um Aufhebung des Kostenbescheids für die von mir seinerzeit angemeldete Demo gegen den Einstieg der Schwarz-Gruppe bei Basic.

Nun antwortete mir Verwaltungsamtsrat Jürgen Rappold: „Zum Zeitpunkt der Sie betreffenden Kostenentscheidung handelte das Kreisverwaltungsreferat in Übereinstimmung mit der geltenden Rechtslage und der höchsten bayerischen Verwaltungsrechtsprechung. Insoweit ist der Rechtssicherheit und der Bestandskraft gegenüber dem individuellen Interesse, den Bescheid aufzuheben, der Vorzug zu geben.“

Ich denke, das sollte noch nicht das letzte Wort sein...

(Foto: Andreas Bock)

Geschlechter-Remmidemmi

„Was muss die Welt schön gewesen sein, als es noch alte Chauvis und hässliche Emanzen gab. Immerhin haben wir dafür dreckige Mösen und zu kleine Schwänze.

In der Sehnsucht nach Einfachheit treffen sich Vergreisung und Infantilisierung unserer Gesellschaft auf wundersame Weise. Wer schlau ist, spielt mit und schöpft ab.“


Juli Zeh lästert heute in der „Süddeutschen Zeitung“ über Alice Schwarzer, Charlotte Roche und den Feminismusbetrieb

Statt Twitter (6)

Ups, wieder mal mein Handy daheim vergessen...

Jetzt oder nie

Bisher kannte ich nur den rumänischen Trinkspruch vom „Glück, Geld und Tod dem Feind“ (noroc şi bani şi moarte la duşmani), doch offenbar sind meine Landsleute auch sonst gern martialisch. Die „Abendzeitung“ verzichtet ausnahmsweise auf vampireske Anspielungen und veröffentlicht stattdessen heute den Text der rumänischen Nationalhymne „Deşteaptă-te, române“ – und ich hoffe, die französische, italienische und holländische Presse machen es auch, damit deren Mannschaften gleich Schiß kriegen... Rumäne, erwache aus deinem Todesschlaf, In welchen Dich barbarische Tyrannen versenkt haben! Jetzt oder nie, webe Dir ein anderes Schicksal, Vor welchem auch Deine grausamen Feinde sich verneigen werden! Jetzt oder nie, senden wir Beweise an die Welt, Dass in diesen Händen noch Römerblut fließt, Dass wir in unseren Herzen stets mit Stolz einen Namen tragen, Den Sieger seiner Kämpfe, den Namen von Trajan! Schaut, erhabene Schatten, Michael, Stefan, Corvin, Die Rumänische Nation, eure Urenkel, Mit bewaffneten Armen, euer Feuer in den Adern, "Leben in Freiheit, oder Tod!", rufen alle. Priester, geht voraus, mit den Kreuzen, denn das Heer ist christlich, Die Devise heißt Freiheit und der Zweck ist hochheilig, Lieber glorreich in der Schlacht sterben, Als wieder Sklaven auf unserem alten Boden zu sein!

Sonntag, 8. Juni 2008

Statt Twitter (5)

Oh Gott, ich sehe wie mein Bruder aus...

SZ: Aufschub beim Umzug nach Sibirisch-Steinhausen

Wie die „Welt am Sonntag“ heute aus dem Intranet des „Süddeutschen Verlags“ zitiert, bleibt den Mitarbeitern der „Süddeutschen Zeitung“, „w&v“, „Kontakter“ & Co die Aussiedlung in die Steinhauser Pampa zumindest ein paar weitere Wochen erspart: „'Bedingt durch bauliche Verzögerungen sowie die Auswirkungen eines Wasserschadens', werde das Gebäude nicht wie geplant zum 1. Juli bezugsfertig sein. 'Aus heutiger Sicht' müsse man 'voraussichtlich von circa zwei Monaten Verzögerung ausgehen'.“ Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ unterstellt, daß es nach dieser Nachricht bei der „SZ“ im alten Redaktionsgebäude in der Innenstadt „vor lauter Freude zu ersten Champagnerschäden gekommen“ sei.

Update: Das „SZ-Magazin“ am Vorabend des Umzugs über Wehmut und Verlustängste.

Axel Hacke traut sich nach Sibirisch-Steinhausen und besucht fürs „SZ-Magazin“ seine ehemaligen Kollegen am neuen Arbeitsplatz.

Juristenschleuder

Woran erkennt man einen Jurastudenten: am roten oder hellblauen, ziegelschweren Wälzer in der Hand. Die einen tragen ihn nackt mit sich, die Spießer in seinem pappfahlen Schuber. Sarah Haug und Christina Rößler haben diesem Juristenelend ein Ende bereitet und schmucke Henkeltäschchen für Loseblattsammlungen wie Schönfelder, Sartorius, Dürig oder Ziegler-Tremel genäht, die sie über DaWanda unter Namen wie Capri, Nero oder Casablanca (7,90 bis 14,90 Euro je Tasche) vertreiben. (via „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“)

Frauen treuer als die „AZ“ schlagzeilt

Jetzt ist die Münchner „Abendzeitung“ unter Arno Makowsky schon so tief gesunken, daß der BILDblog sich ihrer annehmen muß. Aber der Umgang mit Statistiken erforderte schon immer ein Quentchen Intelligenz, gerade auch wenn es um Sex geht und die eingängige wie falsche Schlagzeile, daß jede zweite Frau untreu sei.

Freitag, 6. Juni 2008

Warum Bloggen durchaus subversiv ist

Als ich die – gar nicht rhetorisch gemeinte – Frage in die Bloggerrunde warf, ob unsere Kommunikationsform subversiv sei, war ich ob des Echos doch ein wenig erstaunt. Nicht daß die lieben Kollegen gänzlich unrecht hätten, aber mit so massivem Widerspruch hätte ich nicht gerechnet. Nun kommt es auf die Definition an, aber wenn man sich an die reine Lehre orientiert, derzufolge etwa Kommentare zuzulassen sind oder Korrekturen nicht klammheimlich zu erfolgen hätten, sondern durch sichtbare Durchstreichung sichtlich zu machen wären, sind Blogs nun mal durchaus die subversivste Kommunikationsform, weil sie den unfehlbaren, ex cathedra dozierenden Sender in ein menschliches Wesen verwandeln, das Fehler einräumt sowie dabei Transparenz und Widerspruch zuläßt. Es mag traurig sein, daß das heutzutage schon reicht, um subversiv zu sein, aber ich denke, und die Auswirkungen sind ja auch längst allerorten zu bewundern, ich bin wirklich mehr denn je überzeugt, daß Bloggen deshalb – im Unterschied zu Playstations und Fahrrädern – per se einen subversiven Standpunkt in unserer Medienwelt darstellt.