Samstag, 26. Juni 2010

Wochenplan

Filmfest, Fußball-WM, Sounds like Munich: Thomas Meinecke & Mirko Hecktor über Disco / Literaturhaus, teamWorx-Empfang / Carl-Orff-Saal, Intel-Tweetup / Hofbräukeller, Shocking Shorts Award / JVA am Neudeck, PK zum Baustart des Montgelas Park / Alt-Bogenhausen, A1 Clubnight mit Lexy & K-Paul / P1, Premierenparty „Das letzte Schweigen“ / Kongressbar, blub club - mondo trasho / 8 seasons, Volksentscheid zum Nichtraucherschutz, Premiere „Angell“ / GOP.

(Foto: Filmfestbeitrag „Die Autobiographie des Nicolae Ceausescu“)

Freitag, 25. Juni 2010

Tivoli-Blog wird Nice Bastard

An Turi2 führt nun mal kein Weg vorbei. Und nachdem sie immer hartnäckig auf Nice Bastard statt auf den Tivoli-Blog verlinken, habe ich mich heute den Gegebenheiten gebeugt und meinen Blog entsprechend umbenannt.
Aber jetzt im Ernst: Irgendwann Anfang dieses Jahrhundert, als ich noch für „Cosmopolitan“ als fester Freier tätig war, unterhielten sich ein paar Kolleginnen über ihren Traummann und charakterisierten ihn kurz und prägnant als nice bastard. Das Schlagwort blieb hängen und begleitet mich seitdem als mein virtuelles Alter ego. Den Blog taufte ich aber aus sentimentalen Gründen Tivoli-Blog.
Nun heißt es unter Journalisten nicht umsonst KISS, keep it simple & stupid, und das Durcheinander aus Dorin Popa, Tivoli-Blog, Nice Bastard und Dolce Rita nahm immer mehr babylonische Ausmaße an. Am stärksten hängen blieb dabei der Bastard, weshalb ich auch hier ab jetzt unter diesem Rubrum auftrete. Schließlich sind auch Blogs längst so selbstverständlich, daß man diese Kommunikationsform nicht mehr ausdrücklich im Titel führen muß.

Donnerstag, 24. Juni 2010

Mel Ramos: Als der Sex noch sauber schien

Das erste Mal, daß ich ein Bild ersteigern wollte, muß Anfang der neunziger Jahre gewesen sein, in Berlin. Die Villa Griesebach bot einen Mel Ramos an, natürlich kein Originalbild, das hätte ich mir selbst damals nicht leisten können, sondern einen signierten Druck, aber selbst dafür überstiegen die Gebote schnell meine finanziellen Mittel.
Aber warum wollte ich ausgerechnet einen Mel Ramos, eine seiner All American Beauties? Eine dieser altbackenen Ikonen der Teflon-Erotik, bei der das nackte Fleisch noch unschuldig schien, eine verheißungsvolle Zukunft zwischen Raumfahrt und Atomenergie versprach, ganz anders als die provozierend explosive Nackheit einer „Barbarella“ oder K1-Kommune.
Ramos' Pin-Ups, die in meiner Kindheit und Jugend allgegenwärtig schienen, sind Prototypen aus der guten alten Zeit vor dem Club of Rome und AIDS, sie verkörpern für mich trotz aller Nackheit Baumwollsöckchen statt Stay-ups, Schiesser statt Agent Provocateur (wobei bis in die achtziger Jahre selbst der Beate-Uhse-Katalog eine ähnlich fetischfreie Unschuld ausstrahlte).
Bild um Bild scheint Ramos die künstliche Perfektion einer Claudia Schiffer vorweggenommen, die Pop-Kultur domestiziert zu haben, Bild für Bild hat er seine Frauen auf Zahnpastatuben, Zündkerzen und Zigarettenschachteln drapiert, wobei ich nie das Gefühl hatte, daß er da etwas parodieren oder mir mit Sex verkaufen wollte. Vielmehr wirkten die Packshots - und damit der Konsum ebenso unschuldig wie das sie umgebende nackte Fleisch. Weshalb diese Bilder – Persiflage hin oder her – gerade bei Werbetreibenden und Marketinggrößen besonders beliebt waren.
Heute ist das nicht mehr altbacken, sondern Retro, aber heutzutage gibt es in den einschlägigen Fetischforen auch Threads für Baumwollsöckchen und Feinripp.
Eine Retrospektive dieses Schaffens präsentiert nun die Münchner Stuck-Villa. Mel Ramos wird zur Vernissage (samt Sommerfest) heute abend erwartet.

Dienstag, 22. Juni 2010

Karl Lagerfeld über „Focus“, den „Spiegel“, Angela Merkel und die Präsidentschaftswahl

Die heutige „Libération“ entstand unter der Chefredaktion Karl Lagerfelds, und bei der Blattkritik ließ er sich (auf französisch) auch zu deutschen Themen aus wie dem Wettstreit der Nachrichtenmagazine, der Bundeskanzlerin oder den Kandidaten fürs Amt des Bundespräsidenten (siehe Video unten). „Focus“ wäre so erfolgreich gewesen, weil es das Internet vorweg nahm. Jetzt gibt's dafür genug Alternativen online. Der „Spiegel“ hätte daher in dieser Zeit richtigerweise auf gute Schreibe, auf Autorennamen gesetzt und damit Oberhand gewonnen. Und Angela Merkels Stärke läge nicht gerade im Rednerischen...




Karl Lagerfeld, rédac'chef de Libé
Hochgeladen von liberation. - Kunst und Animation Videos.

Montag, 21. Juni 2010

Cosmopolitan und w&v wollen eine Miss Media küren

Wenn man früher eine neue Zeitschrift gründete, plazierte man in der Nullnummer oder ersten regulären Ausgabe immer gern das Porträt eines Werbeschaffenden. Einfach um sich die Aufmerksamkeit der Branche zu sichern. Heute spart man sich den inhaltlichen Aufwand, heute organisiert Petra Winter ein Casting für Germany's Next Top Mamsell: Bei Harald Schmidt hieß es immer nur „Entertainmentmuschi“, bei den Kollegen vom Print dagegen „Miss Media“. Da ist die gemeinsame Aktion der „Cosmopolitan“ und „w&v – werben & verkaufen“ schon mehrere Tage online und ich erfahre erst heute davon... 



Updates: Im Finale stehen Melanie Fuest (coolershop), Lisa Hug (Senzera), Tanja Opfermann (Zenithmedia), Silke Springensguth (DuMont Net) und Ariane Struve (Turtle Entertainment).

„Einfach nur ein peinlicher Fehltritt von Cosmopolitan und W&V mit einer schlecht durchdachten Kampagne“, so Ingrid Breul und Julia Prockl auf netz-reputation.de

Samstag, 19. Juni 2010

Wochenplan

Sommeranfang (gnihihi), MUNICH INTERNATIONAL short film festival, Fußball-WM, Social Media Club / Puerto Giesing, Pressevorführungen „Adèle“, „Mammuth“ und „Le refuge“, BLM-Forum „Werbung ade - neue Erlösmodelle passé?“, Online-Stammtisch / P1, Themenabend F. Scott Fitzgerald / Filmmuseum, Vernissage Mel Ramos & Sommerfest / Villa Stuck, Filmfest München, Hof-Flohmärkte Lehel & Glockenbachviertel, Tele 5 Director's Cut / Praterinsel, Copy (this) magazine / Lothringer 13 Laden

Dienstag, 15. Juni 2010

Bunte fabuliert am Leuchttisch

Sportlich wirken „Bunte“-Redakteure in der Regel eher nicht, weshalb es mich auch nicht wundert, wenn man in der Arabellastraße offenbar noch nichts von der Trendsportart Stand up Paddeln (SuP) mitbekommen hätte. So kommt es, daß die Redaktion angesichts dieses Pierce-Brosnan-Bildes fantasiert: „Eigentlich wollte er surfen, aber dann kam eine Flaute auf“, und wahrscheinlich hat Q dem 007 einen Zauberpaddel mit in den Ruhestand gegeben, der sich im Trikot verbirgt und bei Flaute entfalten läßt. Fragt doch SuP-Fan wie Jens Lehmann und Oliver Bierhoff oder glotzt beim nächsten Trip an den Starnberger oder Tegernsee einfach nicht den Mädels ins Dekolleté, sondern schaut, was auf dem Wasser los ist.

Montag, 14. Juni 2010

Petit Déjeuner Musical (81): Sexy Sushi

Messieursdames, Sexy Sushi! (Am 18. Juni spielen sie im Berliner Bang Bang Club)




Sexy Sushi Live au Fond Du Jardin du Michel 2010
Hochgeladen von FactCreation. -


Sexy Sushi - A bien regarder
Hochgeladen von Scopitone_festival. -

Katrin Müller-Hohensteins „innerer Reichsparteitag“ (Updates)

Fernsehen, insbesondere Live-Fernsehen und ganz besonders Fußball-übertragungen sind ein flüchtiges Medium, aber es versendet sich – anders als „Die Welt“ uns in einer ersten, den Faux-pas auch noch ausgerechnet mit „Euphorie“ erklärenden, inzwischen geänderten Meldung dazu glauben machen wollte – eben nicht, wenn zur Halbzeitpause des Deutschland-Spiels kommentiert wird: „Und für Miroslav Klose ein innerer Reichsparteitag, jetzt mal ganz im Ernst, dass der heute hier trifft.“
 
Und wenn Katrin BedauernMüller-Hohenstein sich für ihre verbale Entgleisung entschuldigen oder gar härtere Konsequenzen ziehen sollte, wird man mit Sicherheit wieder die Twitterer und Blogger dafür verantwortlich machen, wenn sie sich das in ihrem unerschütterlichem Mangel an Selbstvertrauen nicht schon gleich selbst präpotent ans Revers heften. Dabei ist nur einer schuld, die ZDF-Moderatorin selbst.
Natürlich ist nicht jeder davor gefeit, sich im „Wörterbuch des Unmenschen“ zu bedienen, das verniedlichende „Reichskristallnacht“ kam mir früher ebenso aus dem Mund – weil ich mir nicht vorstellen konnte, daß es jemand verharmlosend verstehend könnte. Oder Goebbels' infames „Journaille“  – weil ich den Zusammenhang nicht kannte, aber das änderte sich in dem Augenblick, in dem mir der Kontext und die Wirkung dieser Worte bewußt wurde (während etwa ein Don Alphonso da weniger Skrupel zeigt).
Selbst der „innere Reichsparteitag“ entschlüpft mir im Privatgespräch gelegentlich und führt dann dazu, daß mich Mo oder andere Freunde dafür kritisieren. Und das zurecht. Denn anders als bei der „Reichskristallnacht“ oder „Journaille“ ist die Konnotation beim „inneren Reichsparteitag“ eine ausschließlich positive, letztendlich Leni Riefenstahls „Triumph des Willens“ und „Sieg des Glaubens“ fortführende (update: oder vielleicht doch nicht?).
Von der Journalistin, die nicht (mehr) für einen regionalen Larifari-Sender, sondern das öffentlich-rechtliche ZDF arbeitet, kann man erwarten, daß sie es besser weiß, zumal sie als Erlangerin auch noch lokalen Bezug zum Nürnberger Reichsparteitagsgelände haben wird.
Wer Carmen Thomas' „Schalke 05“ zum Maßstab nimmt, kann nur hoffen, daß sich Müller-Hohenstein angemessen, das heißt persönlich und nicht via Vorgesetztem entschuldigen wird.

Updates:  Niggemeier findet's nicht schlimm und schiebt einen Autobahn-Witz hinterher. Die 11 Freunde sehen es kritischer. Blogmedien bekennt sich zu einer eigenen sprachlichen Entgleisung.
Spiegel Online: „Zudem warnte der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Dieter Graumann, vor Hysterie. 'Die Moderatorin hat es bedauert, das ZDF hat es bedauert. Da gibt es deutlich keine böse Absicht', sagte er der 'Leipziger Volkszeitung' (Dienstagausgabe). 'Ich glaube, dass ist ihr einfach so rausgerutscht', sagte Graumann. Der Begriff sei inzwischen leider zu einem umgangssprachlichen Idiom geworden. 'Viele Menschen denken gar nicht an die NSDAP in dem Moment, wenn sie es sagen.'

„'Ein innerer Reichsparteitag' - das ist nicht Nazi-Sprache. Das ist vielmehr gerade die Persiflierung des bombastischen Nazi-Jargons, wie er im Dritten Reich gang und gäbe war. Das ist, wie man damals gesagt hätte, Berliner Mutterwitz, frech, respektlos, nicht ohne Anteile von Zynismus, wie sie ja auch im Wort von der 'Reichskristallnacht' aufscheinen, welches das verbrecherische Spektakel des Pogroms vom 9. November 1938 als staatsoffiziellen Budenzauber entlarvte, den die Nazis als 'spontane Äußerung des Volkszorns' verkaufen wollten.“ Tilmann Krause in der „Welt“

„Die ZDF-Moderatorin Katrin Müller-Hohenstein ist sprachlich schwer entgleist, als sie beim WM-Torschützen Miroslav Klose nach dessen Tor auf 'inneren Reichsparteitag' erkannte. Für den handelsüblichen Nazi-Alarm reicht das nicht.“
Joachim Huber im „Tagesspiegel“

Im großen Wochenend-Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ vom 16. Januar 2016 erklärt Katrin Müller-Hohenstein darauf angesprochen:  „Kollege Manni Breuckmann hat mir mal erzählt, dass er das auch mal gesagt hat. Ich habe das –wie er auch – völlig sinnentleert gemeint. Trotzdem: wenn ich einem einzigen Menschen damit zu nahe getreten bin, war’s einer zu viel.“ (Vollständiges Interview via kostenpflichtigen Blendle-Link.)