Sonntag, 4. Januar 2009

Ein Schatten auf Stefanie Harigs Erfolgsstory mit Lumas?

Auf einer ganzen Seite breitet Nadine Oberhuber heute im Wirtschaftsteil der „Frankfurter Allgemeinen“ die Geschichte der Galerienkette Lumas aus, feiert den Unternehmensgeist der Gründerin Stefanie Harig – und erwähnt mit keinem Wort, nicht einmal im faktengespickten Infokasten zum Unternehmen, daß Burda Digital Ventures sich im Mai 2006 mit 27 Prozent an der Fotoklitsche beziehungsweise deren Mutterfirma Avenso AG beteiligt hat und laut Burda-Geschäftsbericht 2007 („assoziierte Unternehmen nach § 311 HGB“) derzeit 33,97 Prozent der Firmenanteile hält:
„Fotografie nimmt in den letzten Jahren einen immer bedeutenderen Stellenwert ein. Das Konzept von LUMAS hat uns wegen des bereits heute abzusehenden Erfolgs im Kunstmarkt überzeugt. Der derzeit fünfstellige Kundenstamm von LUMAS zeigt, dass wirtschaftlicher Erfolg und ambitionierte Kunstvermittlung ohne Subventionen Hand in Hand gehen können. Von der Weiterentwicklung des Konzepts in neue Segmente und Märkte versprechen wir uns viel“, so Burda-Digital-Geschäftsführer Dr. Christoph Braun 2006.
Wäre ja an und für sich auch nichts Negatives, aber offenbar stört so eine Petitesse das Bild vom „Robin Hood der Fotokunst“ – und so bleibt Burda zumindest für die Kollegen von der Sonntagszeitung offenbar ein sehr stiller Teilhaber...

6 Kommentare:

muclomo hat gesagt…

Zuerstmal danke für den Hinweis auf den FAS Artikel. Ich habe ihn mit Interesse gelesen - auch wenn ich den "lubhudel Stil" teilweise mehr als penetrant empfand.
Ich sehe ihn als Artikel über die Person - wenig als Info über die Firma. Daher finde ich den fehlenden Hinweis auf Burda verschmerzbar.
Mich hat eher die Darstellung der aufopfernden Kunstförderin gestört - ich behaupte mal dass Stafanie Harig sich ein Bild zu allererst nach dem Kriterium "kann ich das hundert mal verkaufen" anschauen wird. Muss sie auch. Und den herunterlassenden Ton den ich auch von anderen "Kreativen" über Lumas gehört habe kann ich nicht verstehen. Ist eben der Einstiegsmarkt für Kunst - darin ist IMHO erstmal nichts auszusetzen.

Dorin hat gesagt…

Im Feuilleton hätte es mich auch weniger gestört, aber wenn so eine Erfolgsstory im Wirtschaftsteil erscheint ubnd im Infokasten Details wie Jahresumsatz, Filialenanzahl oder Mitarbeitergröße angegeben werden, finde ich so eine Beteiligung schon maßgeblich.

Zumal da noch ein zweiter Aspekt ins Spiel kommt: Die Schnittstelle Fotokunst und Digitales. Nicht umsonst ist die Beteiligung bei Burda Digital Ventures angesiedelt.

„Fotografie nimmt in den letzten Jahren einen immer bedeutenderen Stellenwert ein“, so Braun, der überzeugt ist: „Being Digital ist mittlerweile Realität geworden“. Nun gehe es darum, innerhalb von Communities Gemeinsamkeiten zu entdecken und auszuleben. „Nicht mehr die Technologien, sondern die soziologische Entwicklung spielt eine Rolle – wir alle sind verbunden als Sender und Empfänger von Medieninhalten.“ So Burda in einer Presseerklärung zum Engagement bei Lumas.

Und da stellt sich dann eben schon die Frage, worum es überhaupt geht? Um Kunst, um Ware, um Communities?

muclomo hat gesagt…

Es geht um die Ware Kunst - wie in jeder Galerie (Ware groß und ohne H). Und wenn ich große Auflagen produziere und verkaufe dann wird auch aus wahrer Kunst noch mehr Ware.

Dass der Artikel aus dem Wirtschaftsteil stammt habe ich nicht erkannt - dort hätte ich einen Hinweis auf die Eigentumsverhältnisse auch erwartet !

Anonym hat gesagt…

Leider ist es mit dem "Robin Hood der Fotokunst" nicht weit her. Die eingesetzten Galerie-Leiter der nahezu täglich neu hochgezogenen Galerie-Filialen werden allesamt nach Studenlohn der Kategorie eines Werkstudenten bezahlt, die Assistenten sind vorwiegen Praktikanten, die Arbeitsbedingungen sind unmöglich.
Mit der sogenannten Kunst verhält es sich ganz ähnlich: Die Motive der so günstig zu erwerbenden Fotokunst erscheinen neben den 100er-Auflagen zum Teil nochmals in kleineren Formaten, die dann erneut in 100er-Auflagen veramscht werden. Ist das seriös? Es werden ständig Erfolgsgeschichten dieser Kette erzählt, man sollte aber mal hinter die Kulissen schauen. Den sogenannten Kunstfördern geht es nicht um die Kunst, ebenso wenig geht es um die Käufer, sondern um schnellen Profit auf Kosten der Mitarbeiter.

Anonym hat gesagt…

Da Lumas schienbar Wert darauf legt, dass die Mitarbeiter über einen gewissen Kunstverstand verfügen, habe ich mich dort nach Abschluss meines Kunstgeschichtsstudiums als Praktikantin beworben. Ich wurde auch tatsächlich zum Vorstellungsgespräch in einer neuen Filiale in meiner Umgebung eingeladen, doch was mich dort erwartete, ist schon fast ein Fall für Amnesty International. Zum einen wusste die Filialleiterin, ebenfalls eine ehemalige Kunsthistoriker, nichts von der Praktikantenstelle. Sie wurde erst gebrieft, als ich dort wegen des Vorstellungsgespräch angerufen habe. Ferner sagte sie mir direkt ins Gesicht, dass das Praktikum rein gar nichts mit Kunstgeschichte zu tun habe. Es ginge nur um den Verkauf. Für 2 Tage in der Woche, die ich dort allerdings nur jewils 5 Std. verbracht hätte, wollte mir man 120 € löhnen, und zwar genau 3 Monate lang. Danach hätte ich mich nach einer neuen Praktikumsstelle umsuchen müssen, obwohl man in der Stellenanzeige von Übernahme sprach. Während des Gesprächs hielt ich fest, dass dies alles doch sehr suspekt sei. Faktisch besehen, handelt es sich um einen Schüler-/ Studentenjob, jedoch nicht um ein ernstzunehmendes Praktikum, das jemanden beruflich weiterbringt. Aber so spart man Kosten, um neue Filialen eröffnen zu können. Die Ware Kunst kann nur über die Ware Mensch an den Mann gebracht werden. Mein Tipp: Man sollst selbst malen oder fotografieren, wenn man Geld sparen möchte, anstatt es Lumas in den Rachen zu werfen. Denn am Ende der Emfängerkette kommt nicht viel an.

Anonym hat gesagt…

Pardon für die Typos, aber ich bin gerade im Multi-Tasking-Wahn. Es heißt korrekt "scheinbar", "jeweils", "umschauen" und "soll". That's all.