Montag, 19. Januar 2009
Sonntag, 18. Januar 2009
Hessen-Wahl: bild.de prescht vor
Um 17.47 lief die erste Wahlprognose bereits bei bild.de über den Liveticker.
Updates:
BILDblog zum Thema.
Der hessische Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel auf meine Anfrage hin: „Ich gehe der Angelegenheit nach. Allerdings weise ich schon jetzt darauf hin, dass nach § 30 Abs. 2 LWG nur die Veröffentlichung von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe verboten sind. Derartige Wählerbefragungen werden nach meiner Kenntnis nur im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführt und von diesen Anstalten exklusiv (erst-)veröffentlicht.“
Jetzt gibt's in Hessen auch ein Aktenzeichen zu dem Vorgang.
Rätselraten um die Herkunft von Prognosen, die bild.de und der „Süddeutschen Zeitung“ bereits vor 18 Uhr zugänglich waren.
Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) räumt inzwischen ein, daß es durchaus den Wahltag über Gespräche mit Politikern gäbe und handverlesene Journalisten bereits um 17 Uhr vorab Zahlen erhielten.
„Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren.“ Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.
Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.
Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.
Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).
Gesetz über die Wahlen zum Landtag des Landes Hessen
(Landtagswahlgesetz - LWG -)
§ 30 Unzulässige Wahlpropaganda und Unterschriftensammlung, unzulässige Veröffentlichung von Wählerbefragungen
(2) Die Veröffentlichung von Ergebnissen von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung ist vor Ablauf der Wahlzeit unzulässig.
§ 49 Ordnungswidrigkeiten
(1) Ordnungswidrig handelt, wer (...) 3. entgegen § 30 Abs. 2 Ergebnisse von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung vor Ablauf der Wahlzeit veröffentlicht.
(2) Die (...) Ordnungswidrigkeit nach Abs. 1 Nr. 2 und 3 kann mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro geahndet werden.
(3) Verwaltungsbehörde im Sinne des § 36 Abs. 1 Nr. 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten ist (...) 3. bei Ordnungswidrigkeiten nach Abs. 1 Nr. 3 der Landeswahlleiter.
Gomma-Telex
Registratur +++ 17. Januar 2009 +++ The Gomma Supershow +++ Sicher die professionellste Servicecrew des Münchner Nachtlebens. Wenn das Team regelmäßig hier arbeitet, wäre es allein schon ein Grund, Stammgast zu werden. +++ Schon lange nicht mehr einen John-Carpenter-Riff in der Disse gehört. +++ Einmal erkannt worden. +++ Niemanden gekannt, außer M&M, die aber draußen vor der Tür in der Schlange standen. +++ Miesester Espresso der Stadt, aber die Currywurst ist yummie. +++ Seit Chicago 1995 nicht mehr einen Club erlebt, wo der Türsteher bei so vielen Besuchern den Altersnachweis kontrollieren muß. +++ Je stoffökotaschiger das Styling, desto expressiver die Veitstanzbewegungen. +++ Ist Ironie bei Musik eine valide und vor allem positive Größe? +++ Keine einzige attraktive Frau gesehen. +++ Aber einige knackige Männer. +++
Deutschland sucht den Super-Chefredakteur
Es war einmal vor langer Zeit, in einem fernen Land namens BRD, da versammelten sich Printjournalisten nur einmal wöchentlich, um im „Internationalen Frühschoppen“ zu brillieren, mieden ansonsten die Fernsehkameras und strebten in ihren meist zu engen Redaktionskammern dem Wahren, Schönen, Guten zu.
Inzwischen scheint kein Blattmacher mehr ohne seinen eigenen Fernsehaltar auszukommen, auch wenn das Medium so seine Tücken hat, nicht nur weil die Kameras dick machen, sondern der Zuschauer auch ein scheues Reh ist, wie etwa Patricia Riekel verbittert feststellen mußte.
Mit Talkshows und boulevardesken Magazinen war das Tätigkeitsfeld der fremdelnden Tageszeitungs- und Illustriertenredakteuren keineswegs ausgeschöpft, Petra Gessulat – oder heißt sie jetzt Petra Winter? – („Cosmopolitan“) castet Supermodels, Annette Weber („InStyle“) demnächst Superpraktikanten, aber seit gestern tut sich Deutschlands Chefredakteuren ein ganz neues TV-Segment auf. Das des Kandidaten.
Zwar scheiterte Ehapa-Chefredakteur Peter Höpfner („Micky Maus“), uffz, ächz, seufz, gestern abend bei „Schlag den Raab“ (im Videoausschnitt ab 03:50) schon an den Klippen des Zuschauervotings und durfte nur mal kurz aufs Kandidatentreppchen, doch die Idee hat ihren Reiz: Nicht mehr nur in Prominentenspecials für einen guten Zweck mitzocken, sondern in die eigene Tasche wirtschaften – oder fürs Kollektiv. Bascha Mika geht zu „Wer wird Millionär“, um die „taz“ endgültig zu sanieren. Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo zelebrieren ihr unnachahmliches Doppel bei Jörg Pilawas „Quiz“ und Peter Turi errät bei „Wetten daß“ mit verbundenen Augen und einhändig jede deutsche Windelmarke.
Inzwischen scheint kein Blattmacher mehr ohne seinen eigenen Fernsehaltar auszukommen, auch wenn das Medium so seine Tücken hat, nicht nur weil die Kameras dick machen, sondern der Zuschauer auch ein scheues Reh ist, wie etwa Patricia Riekel verbittert feststellen mußte.
Mit Talkshows und boulevardesken Magazinen war das Tätigkeitsfeld der fremdelnden Tageszeitungs- und Illustriertenredakteuren keineswegs ausgeschöpft, Petra Gessulat – oder heißt sie jetzt Petra Winter? – („Cosmopolitan“) castet Supermodels, Annette Weber („InStyle“) demnächst Superpraktikanten, aber seit gestern tut sich Deutschlands Chefredakteuren ein ganz neues TV-Segment auf. Das des Kandidaten.
Zwar scheiterte Ehapa-Chefredakteur Peter Höpfner („Micky Maus“), uffz, ächz, seufz, gestern abend bei „Schlag den Raab“ (im Videoausschnitt ab 03:50) schon an den Klippen des Zuschauervotings und durfte nur mal kurz aufs Kandidatentreppchen, doch die Idee hat ihren Reiz: Nicht mehr nur in Prominentenspecials für einen guten Zweck mitzocken, sondern in die eigene Tasche wirtschaften – oder fürs Kollektiv. Bascha Mika geht zu „Wer wird Millionär“, um die „taz“ endgültig zu sanieren. Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo zelebrieren ihr unnachahmliches Doppel bei Jörg Pilawas „Quiz“ und Peter Turi errät bei „Wetten daß“ mit verbundenen Augen und einhändig jede deutsche Windelmarke.
An den Pforten des Münchner Clubhimmels
„Wer reinkommt, ist drin“ hieß es bei Kir Royal, und wer wüßte das besser als die Münchner Türsteher Damir Fister (He11eaven) und Dirk (P1). Süddeutsche TV porträtiert heute abend die „Wächter der Nacht - Das strenge Regiment der Türsteher“ um 23.15 Uhr auf Vox, und es wird sicherlich nur wieder eine dieser typisch oberflächlichen Sex & Schampus-Reportagen aus dem Nachtleben, aber wenn man die Jungs kennt nichtsdestotrotz ein amüsanter Fernsehabend.
Samstag, 17. Januar 2009
Dr. Evil 2009
Wer ist der Oberbösewicht? Wie jedes Jahr küren Greenpeace und die Erklärung von Bern die übelste Firma des Jahres und stellen sie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vor. Nach früheren Siegern wie Walt Disney, KPMG, Bridgestone oder der Citi Group sind heuer BKW Energie, BNP Paribas, Nestlé, Newmont Mining, Tesco und UBS im Finish für die Hall of Pain. Passenderweise wird Filmbösewicht Anatole Taubman zusammen mit Heiner Geißler und Susanne Leutenegger-Oberholzer bei der Preisverleihung am 28. Januar sprechen.
Requiem für eine Redaktion
Daß sich die Kulturredakteure Christopher Schmidt, Reinhard Brembeck und Egbert Tholl der „Süddeutschen Zeitung“ jetzt als Schauspieler versuchen, hat nichts mit den Sparplänen des neuen Hauptgesellschafters zu tun. Vielmehr sorgen sie als mitwirkende Darsteller für ein Quäntchen Authentizität, wenn Ende des Monats die Bayerische Theaterakademie in den ehemaligen Redaktionsräumen der „Süddeutschen Zeitung“ das Projekt „Blaupause“ inszeniert: „In szenischen Collagen literarischer Texte aus unterschiedlichen Epochen verschmelzen Vergangenheit und Zukunft des Gebäudes. Gemeinsam mit Team Odradek, einem Kollektiv von bildenden und darstellenden Künstlern“ inszeniert Regiestudent Jonas Zipf eine „Spurensuche und lädt den Zuschauer auf eine Reise ein, in der ein letztes Mal die Räume der großen Tageszeitung besichtigt werden können. Eine Reise durch Erinnerungen und Visionen, durch Vergangenheit und Zukunft.“ Die Premiere am 31. Januar ist ausverkauft, für die zweite und letzte Aufführung am 1. Februar gibt es an der Kasse im Prinzregententheater noch Karten zu 13 Euro.
Fetisch abseits der Führungsetage
Hauen sich nur Bobos auf den Popo? Im Sexblog der „Libération“ widerspricht Agnès Giard dem Mythos, daß SM ein Spiel der Bourgeoisie und Bosse wäre, während die von der Arbeit müde Unterschicht gerade noch die Missionarsstellung hinbekäme. Der Fetisch kennt ihrer Erfahrung nach keine Standesdünkel und sie untermauert es mit einer Tätigkeitsbeschreibung der ihr bekannten Sadomasochisten – die sie Ende des Monats aktualisieren will: Da finden sich Köche, Verkäufer, Apotheker, Sekretärinnen, Feuerwehrmänner, Immobilienmakler, Kraftfahrer und und und. Wer einmal die von Sombart, Millet & Co verherrlichte Partouze der französischen Gesellschaft beiseite läßt und selbst schon einmal in einer der eher volksnahen deutschen Kreuzigungsstätten zwischen Kreuzberg und Alabamagelände war, wird von dieser Offenbarung kaum überrascht sein.
Petit Déjeuner Musical (62)
Messieursdames, Alain Chamfort! (Eine noch schönere französische Fassung von Donna Summers „Could it be magic“ hat Isabelle Antena eingespielt. Die ist leider nicht als Video verfügbar.)
Freitag, 16. Januar 2009
FAZ entwaffnet
„Der Wachdienst zeigt sich (...) noch einmal in großer Form, höchste Gefahrenstufe. Alle Besucher werden durchsucht, müssen Telefone, Gürtel und alle möglichen Gegenstände am Eingang abgeben. Dem Korrespondenten der FAZ wird der Ehering vom Finger gezogen, weil er diesen auf die Richter schleudern könnte, so ein Wachtmeister. Journalisten der FAZ waren bisher nicht dafür bekannt, ihre Eheringe auf Richter zu werfen.“
Bernd Dörries heute in der „Süddeutschen Zeitung“ über einen Prozeß in Stammheim gegen einen mutmaßlichen Rädelsführer der Revolutionären Zellen.
Bernd Dörries heute in der „Süddeutschen Zeitung“ über einen Prozeß in Stammheim gegen einen mutmaßlichen Rädelsführer der Revolutionären Zellen.
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