Sonntag, 4. September 2016
Wochenplan (Updates)
Keferloher Markt, Duplexx, Altpapier, Pressegespräch mit Markus Söder / PresseClub, Vernissagen Verena Voetter: „Girls“ / Farbenladen, Florian Süssmayr zeigt / Lost Weekend, Contemporary Photography / 1st Art Page Gallery, Ekin Su Koç & Gabriele Gürtner: „Antibody. Paper Cuts“ / Galerie am Maxmonument, „It was Such a Beautiful Promise“ / ponyhof artclub, Start 16 / Goldberg und Jérôme Chazeix: „Fetish room. The post industrial grid“ / Super+Centercourt, Gloria von Thurn und Taxis: „Können wir uns das leisten? Kapitalismus und Barmherzigkeit“ / Haus der Begegnung Weilheim, Techfest Munich / TU Garching, Open Art München, The Drunken Dragon Bar Opening, 5 Jahre kosy*s, SZ-Nacht der Autoren, Tutzinger Radiotage, Tag des offenen Denkmals, Pressevorführungen „Männertag“, „Ostfriesisch für Anfänger“, „War Dogs“, „Findet Dorie“, „Die glorreichen Sieben“, „The Purge – Election Year“, „Ich, Daniel Blake“, „Das kalte Herz“, „Gleißendes Glück“, „Die Zeit der Frauen“, „Die letzte Sau“ und „Beatles: Eight Days a Week – The Touring Years“
Mittwoch, 31. August 2016
Fundsachen (31): Süßer Vogel Jugend
Anfang der sechziger Jahre, wohl in Rimini.
Mit meinem Großvater Ion „Ionel“ Dragu aka Ioan Dragu aka Ionel Drăgescu aka Jean Dragu und meinem Onkel Jean „Țuți“ Dragesco auf dem Puy de Dôme.
(Von mir verdeckt möglicherweise meine Mutter Florica Popa.)
Mit meinem Großvater Ion Dragu und meinem Bruder Dinu Popa im August 1975 in Vichy.
Mit meinem Großvater Ion „Ionel“ Dragu aka Ioan Dragu aka Ionel Drăgescu aka Jean Dragu und meinem Onkel Jean „Țuți“ Dragesco auf dem Puy de Dôme.
(Von mir verdeckt möglicherweise meine Mutter Florica Popa.)
Mit meinem Großvater Ion Dragu und meinem Bruder Dinu Popa im August 1975 in Vichy.
Montag, 29. August 2016
Wochenplan
Vernissage Chico MacMurtrie & Amorphic Robot Works (ARW): „Pneuma World“ / Muffathalle, Gillamoos, „Belladonna of Sadness“ / Werkstattkino, Soft Opening Tigha Pop-up-Store, Pressevorführungen „Nine Lives – Voll verkatert“, „Absolutely Fabulous“, „American Honey“, „Don't Breathe“, „Snowden“ und „Tini – Violettas Zukunft“
Sonntag, 28. August 2016
Das kleine schwarze Wunder – Klaus Füreders Arabella Buchhandlung
Für die August-Ausgabe des Branchenmagazins „BuchMarkt“ habe ich auf drei Seiten die Arabella Buchhandlung unter ihrem neuen Besitzer Klaus Füreder porträtiert. Hier die unredigierte Manuskript-Fassung meines Artikels.
Manchmal sucht man eine neue Herausforderung. Manchmal findet sie einen. Letztes Jahr war Klaus Füreder aus Berlin in seine Münchner Heimat zurückgekehrt, weil seine Frau Katharina Ilgen vom Ullstein Verlag als Presseleiterin zu Droemer Knaur wechselte. Sie war es auch, die ihn auf eine Branchenanzeige hinwies: „Eingeführte Buchhandlung in Münchner Innenstadtlage zu verkaufen.“
Innenstadtlage ist nun eher mutig formuliert, denn hinter der Chiffreanzeige verbarg sich die vor über dreißig Jahren gegründete Arabella Buchhandlung außerhalb des Mittleren Rings im Münchner Osten. Annonciert hatte ein Berater, aber nach der ersten Kontaktaufnahme stellte sich schnell heraus, dass Füreder nicht nur persönlich bereits im Laden gewesen war, sondern sogar mit zwei der wechselnden Inhabern eine gemeinsame Geschichte hatte. „Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, Buchhändler zu werden. Aber je mehr ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, desto mehr Gefallen fand ich daran und jetzt fühle ich mich sehr gut damit.“
Füreder, bis 2010 Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Ullstein, kennt man gemeinhin als Meister der Zahlen und Paragraphen, als Spezialisten für Marketing & Vertrieb sowie Rechte & Lizenzen. Sein Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität finanzierte er aber, indem er im Sortiment, bei Hugendubel arbeitete. Unter den Kollegen damals: Isabell Sollberger, die später zeitweise auch mal die Arabella Buchhandlung betrieb und über die er dann auch schon den Laden kennengelernt hatte. Sowie Hans-Jürgen Tröger, dem inzwischen seit 2005 die Arabella-Buchhandlung gehörte und der aus persönlichen Gründen die Chiffre-Anzeige aufgegeben hatte. „Es ist halt doch eine kleine Welt“, so Füreder.
Der Arabellapark wird aber von vielen Münchnern als ganz eigener Planet für sich empfunden. Das in den achtziger Jahren entstandene Neubaugebiet zwischen dem namengebenden Arabella-Hochhaus und dem Klinikum Bogenhausen ist auf den ersten Blick ein ganz eigener Mikrokosmos mit 10.000 Einwohnern und weiteren 18.000, die dort etwa beim Burda-Verlag, der HypoVereinsbank oder BayWa arbeiten. Mit zwei Kinosälen, der Volkshochschule, Stadtteilbibliothek, U-Bahnstation, mehreren Hotels, einem Gymnasium, zahlreichen Kindergärten, vielen Restaurants und Geschäften ist der Arabellapark aber auch ein pulsierender Knotenpunkt, dessen Attraktivität über Bogenhausen hinaus weit in die anderen Stadtteile und Münchner Vororte rechts der Isar wirkt. „Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Kompetenz meiner Mitarbeiterinnen und in unserem Einzugsgebiet. Wenn sich nichts Gravierendes an den Rahmenbedingungen unserer Branche ändert, werde ich viele Jahre Spaß haben“, freut sich Füreder.
Die Buchhandlung war bereits vor dem Inhaberwechsel profitabel, aber sie war als eines der ältesten Geschäfte am Rosenkavalierplatz auch in die Jahre gekommen. Wechselnde Besitzer und Firmierungen, mal Arabella Buchhandlung, mal Arabella Bücher, hatten das Profil nicht unbedingt geschärft. „Nach 15 Jahren haben wir den alten Schriftzug wieder zum Leuchten gebracht!“, freut sich Klaus Füreder und meint im Grunde nicht nur die Außenreklame.
Zum 1. April 2016 hat er die Buchhandlung übernommen. Oder vielmehr ist der Verlag Eder & Bach der Käufer, den Füreder 2014 in Berlin mit dem Literaturagenten Felix Grisebach als Belletristikverlag gegründet hatte. Inzwischen gehört die GmbH Füreder allein und konzentriert sich von München aus auf Sondereditionen wie die ZEIT-Bibliothek der verschwundenen Bücher. Die natürlich auf der überdachten Außenfläche vor dem Laden auf einem Sondertisch präsentiert wird. Hundert Prozent Rabatt für den Buchhändler sind auch mal schön.
Ende Mai wurde der 156 qm große Laden bereits radikal umgebaut. Schluß mit dem pflegeleichten wie unaufregenden Kirschholzimitat und Laminat. Mit Hilfe des Ladenbauers Matthias Franz und von Maier Shop Design, Heborn, schuf man für einen mittleren fünfstelligen Betrag ein kleines schwarzes Wunder: Eine anthrazitfarbene Lesehöhle, die dank geschickt gesetztem Licht eben doch nicht düster, sondern gemütlich-elegant wirkt, zugleich sehr clean wie übersichtlich ist und den Kunden erst im Teppichboden und dann in Literatur versinken läßt.
„Ich habe lange mit mir gehadert“, gibt Füreder zu, sich dann aber eben doch für den Teppichboden entschieden, der in der Anschaffung wie in der Pflege mehr Aufwand bedeutet, aber eben fürs Auge wie auch mit jedem Schritt Kontemplation schafft.
Den einladend gemütlichen Mittelpunkt des Ladens bildet eine Couch, die Füreder während eines nächtlichen Spaziergangs im Schaufenster eines Antiquitätenladens am Viktualienmarkt entdeckte und jetzt nicht nur als Inneneinrichtung, sondern auch als key visual nutzt. Sie war 3.500 Euro teuer, sorgt aber für einen unbezahlbaren Ruhepol im Geschäft. Und eine Sitzgelegenheit für die oft betagtere Klientel.
„Wir sind eine Boulevardbuchhandlung für eine Art ZDF-Publikum. Unsere Kunden sind älter, gut situiert, eher konservativ und anspruchsvoll.“ Und zu sechzig Prozent Stammkunden, weshalb Füreder vor seiner Kaufentscheidung das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen suchte, um sicher zu stellen, dass sie auch nach einem Inhaberwechsel da bleiben. Zwei Vollzeit- und eine Teilzeitangestellte arbeiten für ihn: Christin Schütze und Alexandra Bönisch sind in dieser Buchhandlung bereits ausgebildet worden und betreuen nun seit über zehn Jahre die Kunden. Hanne Hornik hat bei Hugendubel am Marienplatz gelernt, dann als Mutter eine Auszeit genommen und ist nun auch bereits über sechs Jahre in der Arabella Buchhandlung dabei.
Gemeinsam mit dem Inhaber kuratieren die Angestellten auch „Arabella’s All-Time-Favorites“, einen Sondertisch zwischen Couch und Kasse, der ausschließlich mit Backlist bestückt wird und gut angenommen wird: Fünf bis sieben Bücher werden täglich darüber verkauft, wie auch sonst die Zahlen vielversprechend sind: Im Juni erzielte die Buchhandlung gegenüber dem Vorjahr 15 Prozent mehr Umsatz. Bei der Lagerware sogar ein Plus von 23 Prozent. Und der bei Libri angedockte und von einer neuen freien Mitarbeiterin betreute Onlineversand bewegt sich zwar auf einem niedrigen Niveau, wuchs aber dafür im Juni sogar um 80 Prozent. So hofft Füreder seine Investition in zwei, bis drei Jahren wieder hereingeholt zu haben.
Es wurde aber nicht nur an der Einrichtung gearbeitet. Beim 4000 Titel starken Sortiment konzentriert man sich jetzt mehr auf die Kernkompetenz: die Abteilungen für Kinderbücher, Spannung, Belletristik und Reise hat man ausgebaut. Für die zahlreichen Hotelgäste und Medizintouristen in der Nachbarschaft gibt es Englischsprachiges. Dagegen trennte man sich von den Musik-CDs und DVDs zugunsten der Hörbücher. Verlagsvertreter werden empfangen, aber aufgrund eines Rahmenabkommens wird das meiste über Libri bestellt.
Bei den Nonbooks dienen jetzt sieben Kartenständer vor dem Laden als Frequenzbringer. Innen wurde die Papeterie um zwei Meter erweitert. Die kunterbunte, von einem Rackjobber betreute Auswahl setzt nicht nur einen markanten Farbakzent, sondern bringt auch Neukunden. Wie für den ganzen Laden gilt auch hier: Das gab’s auch früher, macht jetzt aber mehr her!
Im Untergeschoß schlummern noch weitere 100 qm Ladenfläche, die einst über eine Wendeltreppe erreichbar waren und zur Buchhandlung gehörten. Der Bereich wurde aber bereits vor Jahren vom Laden abgetrennt und dient auch nach dem Umbau weiterhin nur als Lager und Aufenthaltsraum. „Heutzutage würde kein Kunde mehr hinabsteigen“, ist Füreder überzeugt.
Dafür sucht er aber verstärkt den Kontakt zu den Kunden hoch oben in den Konzernzentralen der Nachbarschaft. Mit ihnen soll das Rechnungsgeschäft ausgebaut werden. An die BayWa hat er so gleich schon mal 350 Ancelottis verkauft. Die Konzernzentrale ist zwar noch im Umbau und verwaist, aber Füreder war mit einem BayWa-Vorstand auf der Schule. Es ist eben eine kleine Welt und man kennt sich.
Wer nicht als Großabnehmer in Frage kommt, eignet sich vielleicht für Kooperationen: Füreder denkt über eine gemeinsame Kundenkarte der Lokale und Läden am Rosenkavalierplatz nach. Mit einer sehr gut besuchten Lesung des Bestsellerautors (und alten Bekannten aus SZ-Tagen) Jan Weiler hat sich die Buchhandlung bereits als Besuchermagnet im Viertel bewährt. Weitere Buchpräsentationen, etwa mit Droemer-Knaur-Autor Andreas Föhr oder der Münchner Fotografin Sabina Tuscany („Pampa“ bei seltmann+söhne) sollen folgen. Und dann auch via Facebook präsentiert werden, um neue, jüngere Zielgruppen zu erschließen. Ebenso will die Buchhandlung ihre Werbung intensivieren. Einen Claim hat man schon: „lese.freude.schenken.“ Wem das bekannt vorkommt: Als Füreder von 2003 bis 2007 bei der Süddeutschen Zeitung die legendäre wie erfolgreiche SZ-Bibliothek mitkreierte und betreute, schuf er den Slogan „Lese.Freude.Sammeln“. Und wie es aussieht, könnte sein neuestes Projekt ebenso einschlagen.
Manchmal sucht man eine neue Herausforderung. Manchmal findet sie einen. Letztes Jahr war Klaus Füreder aus Berlin in seine Münchner Heimat zurückgekehrt, weil seine Frau Katharina Ilgen vom Ullstein Verlag als Presseleiterin zu Droemer Knaur wechselte. Sie war es auch, die ihn auf eine Branchenanzeige hinwies: „Eingeführte Buchhandlung in Münchner Innenstadtlage zu verkaufen.“
Innenstadtlage ist nun eher mutig formuliert, denn hinter der Chiffreanzeige verbarg sich die vor über dreißig Jahren gegründete Arabella Buchhandlung außerhalb des Mittleren Rings im Münchner Osten. Annonciert hatte ein Berater, aber nach der ersten Kontaktaufnahme stellte sich schnell heraus, dass Füreder nicht nur persönlich bereits im Laden gewesen war, sondern sogar mit zwei der wechselnden Inhabern eine gemeinsame Geschichte hatte. „Ich hatte eigentlich nicht die Absicht, Buchhändler zu werden. Aber je mehr ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, desto mehr Gefallen fand ich daran und jetzt fühle ich mich sehr gut damit.“
Füreder, bis 2010 Geschäftsführer Marketing und Vertrieb bei Ullstein, kennt man gemeinhin als Meister der Zahlen und Paragraphen, als Spezialisten für Marketing & Vertrieb sowie Rechte & Lizenzen. Sein Studium der Betriebs- und Volkswirtschaftslehre an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität finanzierte er aber, indem er im Sortiment, bei Hugendubel arbeitete. Unter den Kollegen damals: Isabell Sollberger, die später zeitweise auch mal die Arabella Buchhandlung betrieb und über die er dann auch schon den Laden kennengelernt hatte. Sowie Hans-Jürgen Tröger, dem inzwischen seit 2005 die Arabella-Buchhandlung gehörte und der aus persönlichen Gründen die Chiffre-Anzeige aufgegeben hatte. „Es ist halt doch eine kleine Welt“, so Füreder.
Der Arabellapark wird aber von vielen Münchnern als ganz eigener Planet für sich empfunden. Das in den achtziger Jahren entstandene Neubaugebiet zwischen dem namengebenden Arabella-Hochhaus und dem Klinikum Bogenhausen ist auf den ersten Blick ein ganz eigener Mikrokosmos mit 10.000 Einwohnern und weiteren 18.000, die dort etwa beim Burda-Verlag, der HypoVereinsbank oder BayWa arbeiten. Mit zwei Kinosälen, der Volkshochschule, Stadtteilbibliothek, U-Bahnstation, mehreren Hotels, einem Gymnasium, zahlreichen Kindergärten, vielen Restaurants und Geschäften ist der Arabellapark aber auch ein pulsierender Knotenpunkt, dessen Attraktivität über Bogenhausen hinaus weit in die anderen Stadtteile und Münchner Vororte rechts der Isar wirkt. „Das Geheimnis des Erfolgs liegt in der Kompetenz meiner Mitarbeiterinnen und in unserem Einzugsgebiet. Wenn sich nichts Gravierendes an den Rahmenbedingungen unserer Branche ändert, werde ich viele Jahre Spaß haben“, freut sich Füreder.
Die Buchhandlung war bereits vor dem Inhaberwechsel profitabel, aber sie war als eines der ältesten Geschäfte am Rosenkavalierplatz auch in die Jahre gekommen. Wechselnde Besitzer und Firmierungen, mal Arabella Buchhandlung, mal Arabella Bücher, hatten das Profil nicht unbedingt geschärft. „Nach 15 Jahren haben wir den alten Schriftzug wieder zum Leuchten gebracht!“, freut sich Klaus Füreder und meint im Grunde nicht nur die Außenreklame.
Zum 1. April 2016 hat er die Buchhandlung übernommen. Oder vielmehr ist der Verlag Eder & Bach der Käufer, den Füreder 2014 in Berlin mit dem Literaturagenten Felix Grisebach als Belletristikverlag gegründet hatte. Inzwischen gehört die GmbH Füreder allein und konzentriert sich von München aus auf Sondereditionen wie die ZEIT-Bibliothek der verschwundenen Bücher. Die natürlich auf der überdachten Außenfläche vor dem Laden auf einem Sondertisch präsentiert wird. Hundert Prozent Rabatt für den Buchhändler sind auch mal schön.
Ende Mai wurde der 156 qm große Laden bereits radikal umgebaut. Schluß mit dem pflegeleichten wie unaufregenden Kirschholzimitat und Laminat. Mit Hilfe des Ladenbauers Matthias Franz und von Maier Shop Design, Heborn, schuf man für einen mittleren fünfstelligen Betrag ein kleines schwarzes Wunder: Eine anthrazitfarbene Lesehöhle, die dank geschickt gesetztem Licht eben doch nicht düster, sondern gemütlich-elegant wirkt, zugleich sehr clean wie übersichtlich ist und den Kunden erst im Teppichboden und dann in Literatur versinken läßt.
„Ich habe lange mit mir gehadert“, gibt Füreder zu, sich dann aber eben doch für den Teppichboden entschieden, der in der Anschaffung wie in der Pflege mehr Aufwand bedeutet, aber eben fürs Auge wie auch mit jedem Schritt Kontemplation schafft.
Den einladend gemütlichen Mittelpunkt des Ladens bildet eine Couch, die Füreder während eines nächtlichen Spaziergangs im Schaufenster eines Antiquitätenladens am Viktualienmarkt entdeckte und jetzt nicht nur als Inneneinrichtung, sondern auch als key visual nutzt. Sie war 3.500 Euro teuer, sorgt aber für einen unbezahlbaren Ruhepol im Geschäft. Und eine Sitzgelegenheit für die oft betagtere Klientel.
„Wir sind eine Boulevardbuchhandlung für eine Art ZDF-Publikum. Unsere Kunden sind älter, gut situiert, eher konservativ und anspruchsvoll.“ Und zu sechzig Prozent Stammkunden, weshalb Füreder vor seiner Kaufentscheidung das Gespräch mit den Mitarbeiterinnen suchte, um sicher zu stellen, dass sie auch nach einem Inhaberwechsel da bleiben. Zwei Vollzeit- und eine Teilzeitangestellte arbeiten für ihn: Christin Schütze und Alexandra Bönisch sind in dieser Buchhandlung bereits ausgebildet worden und betreuen nun seit über zehn Jahre die Kunden. Hanne Hornik hat bei Hugendubel am Marienplatz gelernt, dann als Mutter eine Auszeit genommen und ist nun auch bereits über sechs Jahre in der Arabella Buchhandlung dabei.
Gemeinsam mit dem Inhaber kuratieren die Angestellten auch „Arabella’s All-Time-Favorites“, einen Sondertisch zwischen Couch und Kasse, der ausschließlich mit Backlist bestückt wird und gut angenommen wird: Fünf bis sieben Bücher werden täglich darüber verkauft, wie auch sonst die Zahlen vielversprechend sind: Im Juni erzielte die Buchhandlung gegenüber dem Vorjahr 15 Prozent mehr Umsatz. Bei der Lagerware sogar ein Plus von 23 Prozent. Und der bei Libri angedockte und von einer neuen freien Mitarbeiterin betreute Onlineversand bewegt sich zwar auf einem niedrigen Niveau, wuchs aber dafür im Juni sogar um 80 Prozent. So hofft Füreder seine Investition in zwei, bis drei Jahren wieder hereingeholt zu haben.
Es wurde aber nicht nur an der Einrichtung gearbeitet. Beim 4000 Titel starken Sortiment konzentriert man sich jetzt mehr auf die Kernkompetenz: die Abteilungen für Kinderbücher, Spannung, Belletristik und Reise hat man ausgebaut. Für die zahlreichen Hotelgäste und Medizintouristen in der Nachbarschaft gibt es Englischsprachiges. Dagegen trennte man sich von den Musik-CDs und DVDs zugunsten der Hörbücher. Verlagsvertreter werden empfangen, aber aufgrund eines Rahmenabkommens wird das meiste über Libri bestellt.
Bei den Nonbooks dienen jetzt sieben Kartenständer vor dem Laden als Frequenzbringer. Innen wurde die Papeterie um zwei Meter erweitert. Die kunterbunte, von einem Rackjobber betreute Auswahl setzt nicht nur einen markanten Farbakzent, sondern bringt auch Neukunden. Wie für den ganzen Laden gilt auch hier: Das gab’s auch früher, macht jetzt aber mehr her!
Im Untergeschoß schlummern noch weitere 100 qm Ladenfläche, die einst über eine Wendeltreppe erreichbar waren und zur Buchhandlung gehörten. Der Bereich wurde aber bereits vor Jahren vom Laden abgetrennt und dient auch nach dem Umbau weiterhin nur als Lager und Aufenthaltsraum. „Heutzutage würde kein Kunde mehr hinabsteigen“, ist Füreder überzeugt.
Dafür sucht er aber verstärkt den Kontakt zu den Kunden hoch oben in den Konzernzentralen der Nachbarschaft. Mit ihnen soll das Rechnungsgeschäft ausgebaut werden. An die BayWa hat er so gleich schon mal 350 Ancelottis verkauft. Die Konzernzentrale ist zwar noch im Umbau und verwaist, aber Füreder war mit einem BayWa-Vorstand auf der Schule. Es ist eben eine kleine Welt und man kennt sich.
Wer nicht als Großabnehmer in Frage kommt, eignet sich vielleicht für Kooperationen: Füreder denkt über eine gemeinsame Kundenkarte der Lokale und Läden am Rosenkavalierplatz nach. Mit einer sehr gut besuchten Lesung des Bestsellerautors (und alten Bekannten aus SZ-Tagen) Jan Weiler hat sich die Buchhandlung bereits als Besuchermagnet im Viertel bewährt. Weitere Buchpräsentationen, etwa mit Droemer-Knaur-Autor Andreas Föhr oder der Münchner Fotografin Sabina Tuscany („Pampa“ bei seltmann+söhne) sollen folgen. Und dann auch via Facebook präsentiert werden, um neue, jüngere Zielgruppen zu erschließen. Ebenso will die Buchhandlung ihre Werbung intensivieren. Einen Claim hat man schon: „lese.freude.schenken.“ Wem das bekannt vorkommt: Als Füreder von 2003 bis 2007 bei der Süddeutschen Zeitung die legendäre wie erfolgreiche SZ-Bibliothek mitkreierte und betreute, schuf er den Slogan „Lese.Freude.Sammeln“. Und wie es aussieht, könnte sein neuestes Projekt ebenso einschlagen.
Sonntag, 21. August 2016
Wochenplan
Bartlmädult, ♥ Sommerfest, JTH Sommerfest, Ice & Creme / Bean Store, VI. Ochsenrennen Münsing, Pressevorführungen „Die Welt der Wunderlichs“, „SMS für Dich“, „Dieses Sommergefühl“, „Ben Hur 3D“, „Bad Moms“, „Arrival“, „Tschick“, „Nebel im August“, „Kubo - Der tapfere Samurai“ und „Deepwater Horizon“
Mittwoch, 17. August 2016
Corps de Ballet (17): Renée „Zizi“ Jeanmaire & Roger Fenonjois
Renée Jeanmaire (später als Zizi Jeanmaire weltberühmt) mit
Roger Fenonjois für das Ballet de l'Opéra de Paris im April 1943.
Roger Fenonjois für das Ballet de l'Opéra de Paris im April 1943.
Sonntag, 14. August 2016
Wochenplan
Gäubodenvolksfest Straubing, Dachauer Volksfest, LUNAparty / Blue Spa im Bayerischen Hof, Bartlmädult Landshut, Pressevorführungen „Swiss Army Man“, „Mike & David Need Wedding Dates“ und „Meine Zeit mit Cézanne“ (Foto)
Montag, 8. August 2016
München Bumm-Bumm – keine Gefahr unmittelbar über der Bombe?
Samstag mittag, 13 Uhr 20, Münchner Hauptbahnhof. Ein herrenloser, in der Haupthalle unmittelbar vor dem DB Reisezentrum abgelegter Rucksack löst das übliche Sicherheitsprozedere aus: rund um den möglichen Bombenfund wird das Terrain geräumt, abgesperrt und von Polizisten gesichert, bis der Sprengstoffspürhund eintrifft – und Entwarnung gibt. Kurios: während unten Alarm herrscht, sitzen auf der Galerie unmittelbar über dem verdächtigen Gepäckstück weiterhin die Gäste der Coke Lounge. Niemand warnt sie, niemand denkt daran, auch das Obergeschoß über der Gefahrenzone vorsorglich zu räumen.
Sonntag, 7. August 2016
Wochenplan (Update)
Premium Get Together / MOC, Informationsveranstaltung des BJV zur VG Wort mit deren beiden geschäftsführenden Vorständen Dr. Robert Staats und Rainer Just / PresseClub, Gäubodenvolksfest / Straubing, Dachauer Volksfest, Pressevorführungen „Die Tänzerin“ (Foto), „Das kalte Herz“, „Jason Bourne“, „König Laurin“ und „Das Gelände“
Dienstag, 2. August 2016
Bairische Museenvielfalt
Sonntag, 31. Juli 2016
Wochenplan
Jakobidult, „Baustelle Adieu“ – Neueröffnung des Angermaier Stammhauses, 25 Jahre Stierblut / Lucky Who, Premium Order Munich / MOC, „A gmade Wiesn“ / Drei-Königinnen-Biergarten Augsburg, Pressevorführungen „Der Vollposten“, „Snowden“, „The Purge – Election Year“, „Frantz“, „Magnus“ und „Suicide Squad“ (Foto)
Donnerstag, 28. Juli 2016
Timo Lokoschat – In dreißig Minuten vom Praktikanten zum Euro-Experten
Anfang Juli verabschiedete sich Timo Lokoschat, stellvertretender Chefredakteur der „Abendzeitung“, von seinen Lesern. Vorgestern enthüllte nun der Kress-Report, warum der Kollege von München nach Hamburg zieht: Als leitender Redakteur soll sich der bisherige AZ-Vize ab 1. August beim „Spiegel“ um „Projekte zwischen Print und online kümmern. Ab Herbst übernimmt er laut "Spiegel"-Kreisen an der Seite von Oliver Trenkamp, bislang Chef vom Dienst bei "Spiegel Online", die Redaktionsleitung von "Spiegel Daily".“
Mit ihm, so der Kress weiter, verpflichte man „einen erfahrenen Nachrichtenmann, der auf der medialen Klaviatur Print und Online beherrscht und auch weiß, was ein Redaktionsschluss ist.“
In Zeiten, in denen Journalisten, Blogger, aber eben auch Quereinsteiger via Social Media im Nachrichtengeschäft mit den klassischen Medienauftritten konkurrieren, und „der Ruf nach Information, Orientierung und Einordnung“ (Dunja Hayali) immer lauter wird, nahm Lokoschat mit einer merkwürdigen Anekdote von München Abschied. Er erinnerte an seinen ersten Arbeitstag 2002 bei der Münchner Tageszeitung:
„"Heute beantwortet der Euro-Experte die Fragen der AZ-Leser", sagte mir der damalige Lokalchef zur Begrüßung.
"Toll", meinte ich, 22 Jahre jung und Praktikant. "Wer ist denn der Euro-Experte?"
Der Lokalchef lachte und sagte: "Du! In 30 Minuten geht's los."
Danach hatte ich stundenlang besorgte, teilweise weinende Rentner am Apparat.“
Nun sind wir Journalisten gerne Generalisten, die oft zu recht meinen, sich in jedes Thema einarbeiten zu können. Aber den Praktikanten am Lesertelefon Fachfragen beantworten zu lassen, hat doch selbst bei einem Boulevardblatt auch den Beigeschmack der Verarschung.
Es verwundert weniger, daß dies passiert ist. Jeder, der schon mal für Tageszeitungen geschrieben oder in deren Redaktion gearbeitet hat, kennt ähnliche Geschichten.
Ungewöhnlicher dagegen schon, daß Lokoschat bei einem wichtigen Karriereschritt ausgerechnet mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit tritt. Christian Ude geht gerne damit hausieren, wie er für die „Süddeutsche Zeitung“ mal eine Konzertkritik kalt schrieb und dummerweise aufflog weil das Konzert gar nicht stattgefunden hatte. Aber Ude erzählt diese Anekdote als Politiker und Kabarettist, der sich schon längst vom Journalismus verabschiedet hat. Lokoschat untermalt mit der Story dagegen seinen journalistischen Aufstieg, als ob es im Mediengeschäft nur darum ginge, pünktlich zu liefern. Egal was.
Wirklich entsetzt bin ich aber, daß laut Lokoschat kein einziger Leser der „Abendzeitung“ daran Anstoß fand. Viele lasen das Editorial und beklagten seinen Abschied, aber kein einziger störte sich an seinen betrügerischen Anfängen als Euro-Experte. Ist der Leser doch schon soweit, dass er Journalisten eh nicht mehr als Experten ernst nimmt?
Mit ihm, so der Kress weiter, verpflichte man „einen erfahrenen Nachrichtenmann, der auf der medialen Klaviatur Print und Online beherrscht und auch weiß, was ein Redaktionsschluss ist.“
In Zeiten, in denen Journalisten, Blogger, aber eben auch Quereinsteiger via Social Media im Nachrichtengeschäft mit den klassischen Medienauftritten konkurrieren, und „der Ruf nach Information, Orientierung und Einordnung“ (Dunja Hayali) immer lauter wird, nahm Lokoschat mit einer merkwürdigen Anekdote von München Abschied. Er erinnerte an seinen ersten Arbeitstag 2002 bei der Münchner Tageszeitung:
„"Heute beantwortet der Euro-Experte die Fragen der AZ-Leser", sagte mir der damalige Lokalchef zur Begrüßung.
"Toll", meinte ich, 22 Jahre jung und Praktikant. "Wer ist denn der Euro-Experte?"
Der Lokalchef lachte und sagte: "Du! In 30 Minuten geht's los."
Danach hatte ich stundenlang besorgte, teilweise weinende Rentner am Apparat.“
Nun sind wir Journalisten gerne Generalisten, die oft zu recht meinen, sich in jedes Thema einarbeiten zu können. Aber den Praktikanten am Lesertelefon Fachfragen beantworten zu lassen, hat doch selbst bei einem Boulevardblatt auch den Beigeschmack der Verarschung.
Es verwundert weniger, daß dies passiert ist. Jeder, der schon mal für Tageszeitungen geschrieben oder in deren Redaktion gearbeitet hat, kennt ähnliche Geschichten.
Ungewöhnlicher dagegen schon, daß Lokoschat bei einem wichtigen Karriereschritt ausgerechnet mit dieser Geschichte an die Öffentlichkeit tritt. Christian Ude geht gerne damit hausieren, wie er für die „Süddeutsche Zeitung“ mal eine Konzertkritik kalt schrieb und dummerweise aufflog weil das Konzert gar nicht stattgefunden hatte. Aber Ude erzählt diese Anekdote als Politiker und Kabarettist, der sich schon längst vom Journalismus verabschiedet hat. Lokoschat untermalt mit der Story dagegen seinen journalistischen Aufstieg, als ob es im Mediengeschäft nur darum ginge, pünktlich zu liefern. Egal was.
Wirklich entsetzt bin ich aber, daß laut Lokoschat kein einziger Leser der „Abendzeitung“ daran Anstoß fand. Viele lasen das Editorial und beklagten seinen Abschied, aber kein einziger störte sich an seinen betrügerischen Anfängen als Euro-Experte. Ist der Leser doch schon soweit, dass er Journalisten eh nicht mehr als Experten ernst nimmt?
Abonnieren
Posts (Atom)