Montag, 2. September 2024

Wochenplan (Updates)

Startschuss für die Münchner Schultüten-Sammelaktion / Hofbräuhaus; Pressegespräch „Art of Punk“ & Justin Aversano / Francisco Carolinum Linz; Vernissagen „Art of Punk“ & Justin Aversano / Francisco Carolinum Linz, Fabian Helmich: „Ich bin so glücklich, mein Bester“ / Cafédotkom, Cordula Schieri, Marios Pavlou, Sophia Köhler, Tanja Hamester, Silvia Gardini, Carolina Cappelli & Nora Byrne: „Dirty Care“ / Lothringer13, Michael Friedel: „Für immer – Münchener Momente“ / Galerini, Harm van den Dorpel & Vera Molnár: „Angles Morts“ / Lohaus Sominsky, Debütant*innen der Akademie der Bildenden Künste: „One Step Beyond“ / Eres, Kenichi Yokono: „Red Dreams“ / Micheko, Thomas Demand, Beate Geissler & Oliver Sann, Alexander Kluge, Erica Overmeer und Hito Steyerl: „Onside/Offside“ / Rathausgalerie, Helene Appel: „Try-Outs“ sowie Katinka Bock & Sheila Hicks: „Various Others“ / Schöttle; Heeyoung Rosa Jo: „Liquid Narratives“ / The Tiger Room, Ronit Baranga: „The Soul of Things“ (Foto) / Stumpf, Joseph Beuys, Richard Hamilton, David Hockney, Olaf Metzel, Mimmo Paladino, Blinky Palermo, Juliao Sarmento, Sean Scully & Jorinde Voigt: „Art and Literature“ / Klüser, Franka Kaßner: „Hintergrund mit Fußnote“ / Christine Mayer, Tamara K.E.: „Ouch“ / Behncke, Hêlîn Alas, Pierre-Yves Delannoy, Lukas Hoffmann, Veronika Hilger, Anna McCarthy, Jonathan Penca, Gülbin Ünlü, Curtis Talwst Santiago, Valio Tchenkov, Ayaka Terajima, Paul Valentin, Max Weisthoff & Ju Young Kim: „Carrying the Earth to the Sky“ / Schillerstraße 38; Pressebegehungen „Campus Exhibition“ / Kunstuniversität Linz und „Artistic Visions, Scientific Relevations“ / JKU Med Campus Linz; Pre-Opening Walk / Ars Electronica Linz; Oskar Roehlers Rainer-Werner-Fassbinder-Biopic „Enfant Terrible“ mit Oliver Masucci, Katja Riemann, Erdal Yildiz und Eva Mattes / Bayerisches Fernsehen; Mia Hansen-Løves „An einem schönen Morgen“ mit Léa Seydoux, Pascal Greggory und Melvil Poupaud / arte; Pressekonferenz Herbst-/Wintersaison / Haus der Kunst; Enthüllung des Freddie-Mercury-Mosaiks / Deutsche Eiche; Marco Heinigs & Steffen Maurers Dokumentarfilm „Antifa – Schulter an Schulter, wo der Staat versagte“ / Werkstattkino; Eisenbahnertag Nürnberg / Gigerlas Lössel; Die Tränen / Pop-up-Stage Weißenseepark; Presserundgang mit Oberbürgermeister Dieter Reiter, Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Stadtschulrat Florian Kraus / Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium; Gertis Schoppenstuben-Stammtisch / Antonius-Tenne; Opening-Event Olakala / Hypeneedz; DNA Open Air Festival / Werksviertel; Klangfest / Werksviertel; Ois Giasing; Open Art Weekend Brunch / Heitsch; Open Air Closing / Wannda Circus; Pride Parade Salzburg; Bauernmarktmeile / Odeonsplatz; Tag des offenen Denkmals: Führung durch das Olympische Dorf mit mit der Einwohner-Interessen-Gemeinschaft Olympisches Dorf e.V. und anschließendem Pressegespräch mit Stadtbaurätin Elisabeth Merk und dem neuen Leiter der Unteren Denkmalschutzbehörde, Herrn Harald Scharrer; „Wer stiehlt mir die Show?“ mit Nina Chuba, Kurt Krömer, Tommi Schmitt und Joko Winterscheidt/ Pro Sieben

Sonntag, 1. September 2024

And so it ends: Vier Jahre in der tz-Redaktion

„Früher war er mal Journalist“ schrieb Laura Backes vor neun Jahren in ihrer „Spiegel“-Reportage über Vieltwitterer wie mich. Inzwischen ist er „Türsteher, zumindest inszeniert er sich auf Twitter so“. Das sei „kein Traumjob für einen, der vier Sprachen spricht und sich selbst als Nachrichtenjunkie bezeichnet.“ Lustigerweise änderte sich das im Juni 2020 ausgerechnet wegen meiner Tweets.

Die Redaktion der Münchner Boulevardzeitung „tz“ hatte mich zu einem Vorstellungsgespräch gebeten. Ich hatte mich nicht beworben, kannte auch niemanden in der Redaktion näher, aber aufgrund meiner Tweets schienen sie an mir interessiert. Als ich das Pressehaus in der Bayerstraße betrat, dachte ich noch, dass es um einen Job in der Online-Redaktion ging. 

Tatsächlich wollten sie mich aber als Verantwortlichen Redakteur im Spätdienst der gedruckten Zeitung. Und hielten mich aufgrund meiner Tweets und meines Alters für einen geeigneten Kandidaten, das freiberuflich zwei Mal die Woche zu bewerkstelligen. Während der Sommer- und Weihnachtsferien auch öfter.

Ich wurde also nicht fürs Schreiben bezahlt, sondern eher fürs Übernehmen von Verantwortung. Bei allem, was sich nach 16 Uhr ereignete, mit zu entscheiden, was ins Blatt kommt, was dafür rausfliegt und wie man es illustriert: Mit Söder oder Habeck?

So auch beim wohl größten Scoop während meiner vier Jahre, als unsere Klatschkolumnistin Maria Zsolnay an einem Donnerstagabend bei einem Stehrumchen mit Vicky Leandros im Kaufhaus Beck aufschnappte, dass der rechtsextreme wie klagefreudige Bankier August von Finck in einem Londoner Krankenhaus gestorben sei. Partygeflüster. Maria verifizierte das Gerücht noch in einem Telefonat mit Reichskriegsflaggenfan Karl Dersch. Ich telefonierte auf der Suche nach einer zweiten Quelle mit Fincks Anwalt Peter Gauweiler, der das Gerücht nicht kommentieren wollte. Aus der Art und Weise wie er das sagte, hörte ich aber eine Bestätigung heraus. Und ich riet dem Chefredakteur, die Geschichte zu veröffentlichen. Fun Fact: Bei der Suche nach August von Finck im Bildarchiv erscheint als erstes ein Bild von dessen Vater mit dem Führer und Hitlergruß im Haus der Kunst. 

Zwei Tage lang hatten wir einen Scoop. Zwei Tage lang nannten bundesweit die Kolleg*innen der Nachrichten- und Wirtschaftsredaktionen uns beziehungsweise unser seriöseres Partnerblatt „Münchner Merkur“ als Quelle. Zwei Tage lang war mir bange, weil es immer noch keine offizielle Bestätigung gab und Fincks Büro bei Nachfragen einfach auflegte. Bis dann endlich die Todesanzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung" erschien.   

Ansonsten viele Abende, an denen nichts passierte. Das sind mir die liebsten. Aber auch der Sturm aufs Kapitol oder der Fall von Kabul, wenn keine Zeit bleibt, auf Agenturmeldungen zu warten, sondern man mit Blick auf CNN und Al Jazeera die Berichte produziert und nebenbei auch die restliche Arbeit nicht liegen bleiben darf: Fehler korrigieren, das ganze Blatt aktualisieren, Meldungen austauschen.

Mit einem Ohr und Auge den Livestream des Bayerischen Filmpreises oder Peter Kloeppels letzter Sendung verfolgen, den Bericht darüber schreiben und währenddessen natürlich auch die Arbeit als Verantwortlicher im Spätdienst nicht vernachlässigen: Agenturmeldungen und -fotos scannen, Mails prüfen, die Fehler im Andruck korrigieren …

So gern ich Tageszeitungen lese, so skeptisch bin ich, was die Arbeitsbedingungen in deren Redaktionen betrifft. Zugespitzt vergleiche ich es gern mit einem Krebsgeschwür. Kein ungesundes Wachstum, aber eine ungesunde Zuspitzung journalistischer Arbeit. Die nach Drucklegung schnell Altpapier ist. Der wöchentliche, vierzehntägliche oder gar monatliche Rhythmus meiner früheren Arbeit- und Auftraggeber lag mir mehr. 

Nicht nur, weil man an Geschichten länger feilen und die Optik optimieren konnte. Sondern weil die geleistete Arbeit auch noch länger bei den Leser*innen nachwirkte und für Feedback sorgte. Und es blieb auch mehr Zeit, um neben der eigentlichen Arbeit für den sozialen Kitt zu sorgen. Nicht nur im Sinne des Verlags zu funktionieren, sondern zu prüfen, ob es für einen funktioniert.

Von den „Stern“-Redakteur*innen hieß es früher immer, sie begingen Suizid, indem sie von den Stapeln ihrer nicht veröffentlichten Artikel springen. Aber immerhin floß ihr Gehalt unabhängig davon Monat für Monat. Als Freelancer kommt das Honorar manchmal selbst bei Veröffentlichung nur sehr viel später. Bei der „Berliner Morgenpost“ habe ich seinerzeit aufgehört, weil ich nach einem Einsatz im Berichterstatterteam der Berlinale monatelang um mein Honorar betteln musste.

Montag, 26. August 2024

Wochenplan (Updates)

Programm-Pressekonferenz des Ars Electronica Festivals / Ars Electronica Center Linz & You Tube; Pressekonferenz des Fünf-Seen-Filmfestivals / Breitwand Starnberg; Vernissage „Heute oder morgen Wagner“ / Cafédotkom; Hopfenrundfahrt und Start der Hopfenernte / Deutsches Hopfenmuseum Wolnzach; Filmpremiere „Gloria!“ in Anwesenheit der Regisseurin und Musikerin Margherita Vicario / Rio Filmpalast & Kino, Mond und Sterne; Andrzej Żuławskis Berliner Kultfilm „Possession“ mit Isabelle Adjani, Sam Neill und Heinz Bennent / Werkstattkino; Präsentation des Oktoberfest-Sammlerkrugs / Armbrustschützenzelt; letzter Spätdienst als Verantwortlicher bei der „tz“; 24-Stunden-Kundgebung der Letzten Generation; FC Ingolstadt 04 vs. TSV 1860 München / Audi-Sportpark & Bayerisches Fernsehen; Sommerfest / Alte Utting; Ochsenrennen (Foto) / Münsing; Eröffnung ds Pop-up-Stores Oktoberfest / Rathaus; Corleone BBQ Sommerfest / Import Export; RahDigga & Maniac / Milla

Montag, 19. August 2024

Wochenplan (Updates)

Nagisa Oshimas „Im Reich der Sinne“ und Abel Ferraras „Ms. 45“ (Foto) / Werkstattkino; Gedenkveranstaltung und Erinnerungszeichen für Hans Nimmerfall / Altes Rathaus Pasing; „Mamacita“ / Studio im Isabella; AbbrechenAbbrechen: Vorstellung des Ideenwettbewerbs für den Erhalt des Justizzentrums an der Nymphenburger Straße / Verhandelbar; Weekender zum 19-Jährigen / Rote Sonne; Klassikfestival Ammerseerenade; Pressebegehung des laufenden Sanierungsprojektes St. Martin mit Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer und Kommunalreferentin Jacqueline Charlier; Eröffnung des Halle 2 Pop-up-Containers durch Kommunalreferentin Jacqueline Charlier / Viktualienmarkt; Aktionstag der Fußballgeschichte: Auf den Spuren der Löwen in Giesing; Filmkunstwoche: Apéro des Schweizerischen Generalkonsulats / Theatiner

Campana del Rey

In seinem Havana Club in der Altstadt hat Christoph Klingele schon Generationen von Münchner Nachtschwärmern das Cocktailtrinken beigebracht. Nun hat er vor einigen Wochen im Keller desselben Gebäudes eine Schatzkammer eröffnet, die eine eigene Bar für sich darstellt, die Campana del Rey: zu deutsch Königsglocke, eine Anspielung auf Barchef Boris König (Foto) und Klingeles eigenen Namen. Wer hier zwei Treppen herabsteigt, findet sich in einem Ambiente wieder, das an alte Münchner Stadtmauern erinnert. Im Mittelpunkt: Regale mit hunderten von Rum-Flaschen. Künftig werden die wertvollsten mit Gittern gesichert werden. Denn hier wird die hohe Schule des Premium-Rums gepflegt. 
Jahrgangsabfüllungen oder einzelne Flaschen mit den Tropfen längst geschlossener Destillen, von denen einzelne Fässer noch gerettet werden konnten. Da kostet ein Glas Rum (4 cl) auch schon mal 72 Euro. Aber wenn die Flasche leer ist, kann sie nicht nachbestellt werden. Und man zählt zu den letzten Menschen, die diese Rarität haben kosten dürfen. 

Herrnstraße 30, Do 19–1 Uhr, Fr/Sa 19–3 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Bar Montez

Mindestens so umstritten wie die Namenspatin Lola Montez ist auch die Bar Montez im vornehmen Rosewood-Hotel. Aber gehört das nicht auch zum Nachtleben: Dass über einen gestritten und diskutiert wird? Schließlich ist jede Hotelbar ein Wagnis: den Spagat zwischen Hausgästen und Einheimischen hinzubekommen. Im Juni wurde eine bekannte Münchner Schauspielagentin mit ihren Freunden im halbleeren Lokal abgewiesen. Und auch die Reservierungsbedingungen mit Mindestumsatz und vorbestellten Getränken erinnern an die Usancen begehrter Wiesnzelte. Aber wieso es nicht darauf ankommen lassen und einfach spontan versuchen? Wer drin ist, ist in! Der Live-Jazz jeden Abend ist es allein schon wert. Am Tresen werden statt Bier Cocktails gezapft, um die ungeduldigeren Gäste schnell zu versorgen. Aber natürlich wird auch klassisch gemixt. Und Hausspezialitäten (15–19 Euro) wie den Royal Affair, Malicious oder Mambo No. 6 gibt es selbstverständlich auch in alkoholfreien Cocktail-Versionen. 

Kardinal-Faulhaber-Straße 1, So–Mi 18.30–1 Uhr. Do–Sa 18.30–2 Uhr. 

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

(Foto:Davide Lovatti/Rosewood Hotels)

Cœur Tagesbar

Die Portici, die Arkadengänge von Bologna sind ein Weltkulturerbe und Symbol italienischer Gastfreundschaft: Privater und öffentlicher Raum zugleich, ein Salon im Freien, aber geschützt vor gleißender Sonne oder prasselndem Regen. Nun gibt es im Münchner Univiertel ein ähnliches Refugium. Der Säulengang ist zwar eher einfach, rustikal und kurz, aber die Atmosphäre dafür um so einladender. Schräg gegenüber vom Museum Brandhorst, zwischen Restaurants, Boutiquen und einem Tattoo-Studio zelebriert Federica Pulisci (Foto) in der Cœur Tagesbar den italienischen Aperitivo. Es gibt ein Dutzend unterschiedlicher Spritz-Varianten (7,50–10,50 Euro), Cocktails und günstig kalkulierte Weinflaschen. 
Dazu werden kostenlos kleine Schmankerl (Oliven, Kapern, gewürzte Nüsse, Grissini mit Mortadella oder Hummus) gereicht. Für den größeren Appetit gibt es Barfood und Pasta mit selbstgemachte Pesto oder Ragù. 

Theresienstraße 38, Mi–So 16–24 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

el Tato Gastrobar

Die Räume der ehemaligen Ménage Bar im Gärtnerplatzviertel laden inzwischen zu einer mitreißenden Tour durch Lateinamerika ein: Aus den Lautsprechern der el Tato Gastrobar erklingen Cumbia, Ranchera oder was Süd- und Mittelamerika sonst neben Salsa und Samba an Folklore zu bieten haben. Aus der Küche kommen ständig wechselnde Gerichte (fünf bis 21,50 Euro) wie Ceviche, Tacos, Empanadas, Yucca-Pommes, Kochbananen oder Guacamole. Und die Cocktailkarte mit ihren bunten Bildern sieht wie ein Reisekatalog aus. Der Schwerpunkt liegt natürlich bei Mezcal-, Tequila- und Rum-Cocktails (zwölf bis 16 Euro), aber Ginna Sánchez und Chris Schmidt (Foto) brennen auch ihren eigenen, schokoladig schmeckenden Mais-Wodka. 
Am frühen Abend wird hier vor allem gegessen, doch dann werden die hohen Tische zur Seite geschoben, gefeiert und gern getanzt. 


Buttermelcherstraße 9, Di–Sa 18–1 Uhr

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024. 

Roody Tanzcafé Giesing

Aus alt mach neu: Am Candidplatz wird es Teile des gewaltigen Ärztehauses treffen, wo Projektentwickler von einem provozierenden Neubau träumen. Doch bis es soweit ist, zogen ein paar kreative Köpfe ein, um unter dem Kosenamen Candy einen Coworking-Space, Pop-up-Galerien, Jugendprojekte und Events für die Untergiesinger Nachbarschaft zu organisieren. Das Tor zu dieser Zwischennutzung bildet das Roody Tanzcafé. Carsten Fay (Foto) vom Kiosk Isarwahn und Max Heisler (Geierwally, Boazeria) haben liebevoll selbst Hand angelegt und die riesigen Räumlichkeiten in ein Sammelsurium bunter Wände, Sitzgelegenheiten und Lampen verwandelt. 
Samstags legt ein DJ auf, immer wieder spielen Bands live und aus dem Zapfhahn fließen fünf verschiedene Biere ab 3,80 Euro die Halbe. Der Renner ist aber – gerade bei den jungen Gästen – das Rüscherl: ob Asbach-Cola oder Fernet-Cola. 

Candidplatz 9, Mi/Do 18–1 Uhr, Fr/Sa 18–2 Uhr.

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Charlatan Bar

Mit der Schließung der Ménage Bar und des Schwarzen Dackels hat das Münchner Nachtleben schwere Verluste erlitten. Doch die Macher beider legendärer Locations taten sich zusammen, um gemeinsam die Charlatan Bar am Max-Weber-Platz zu eröffnen. An die Mixologen der Ménage Bar erinnert der Rotationsverdampfer (Foto unten) im Wert eines Kleinwagens, mit dem die Barcrew Maiwipferl, Moringablätter oder Hubba-Bubba-Kaugummis zu Cocktailessenzen destilliert. 
Vom Schwarzen Dackel kommt der lässige Auftritt und die Tradition, DJs auflegen zu lassen. Auch der „Gesunde Mule“ (zwölf Euro) stand schon im Dackel auf der Getränkekarte, muss jetzt aber umgetauft werden. Die Bezirksinspektion störte sich am Namen, weshalb der Drink künftig „Ungesunder Mule“ heißen wird. 
Doch selbst dann werden die Laborgeräte und Kacheln in der Charlatan Bar und die Äskulapschlange im Logo nicht vergessen lassen, dass man hier gegenüber vom Klinikum rechts der Isar feiert. 

Einsteinstraße 50, Di–Do 18–1 Uhr, Fr/Sa 18–2 Uhr. 

Eine Version dieses Textes erschien in der „tz“ vom 17./18. August 2024.

Montag, 12. August 2024

Wochenplan (Updates)

Verfassungsschutzinformationen für das erste Halbjahr / Innenministerium; Buchvorstellung von Klaus Zierers & Thomas Gottfrieds „Ehrfurcht vor Gott - Über das wichtigste Bildungsziel einer modernen Gesellschaft“ und anschließende Podiumsdiskussion mit den Autoren, Rainer Maria Schießler, Joachim Herrmann und Martin Goppel / Literaturhaus; Louis Malles „Lacombe Lucien“ mit Pierre Blaise und Aurore Clement (Foto) / arte; Musiksommer am Olympiasee / Theatron;  Eröffnung des neuen Bücherschranks an der Münchner Freiheit; „The Bear“ - dritte Staffel / Disney+; Upsahl / StrømLate Night Film Lecture mit Anna Edelmann & Thomas Willmann / City; „Emily in Paris“ – vierte Staffel / Netflix; Totopokal: FC Thalhofen vs. TSV 1860 München / Stadion am Mühlsteig Marktoberdorf; Andrzej Żuławskis „Possession“ mit Isabelle Adjani, Sam Neill und Heinz Bennent / Werkstattkino; Catsitting / Dachau; „Wir Fünf und ich und die Toten“ – Musikalische Lesung von Luci van Org / Farbenladen; Geburtstagsfeier zum 38. des schwul-queeren Zentrums Sub / Hans-Sachs-Straße

Freitag, 9. August 2024

Mach mal Platz: Interventionen der TUM im Kunstareal

Ein erstes Objekt tauchte im Kunstareal plötzlich Anfang Juli an der Kreuzung Barer / Schellingstraße auf. An einem Schaltkasten des Baureferats zur Steuerung der Ampel war ein knallblauer Tresen festgesurrt worden. Ideal für die Gäste des Spätis gegenüber, um nachts ihre Getränke zu platzieren. „Mach mal Platz“ stand auf dem Möbelstück. Die harschen Worte kriegt man sonst eher zu hören, wenn man jemandem im Weg steht.

Ein paar hundert Meter weiter, auf dem Sonnendeck des Neubaus der Coop Himmelb(l)au für die Akademie der Bildenden Künste befand sich das Pendant für jene, die lieber im Sitzen als im Stehen trinken: ein orangenes Beistelltischchen.

Möbel im öffentlichen Raum, um die Aufenthaltsqualität zu steigern? Einige Tage später präsentierten Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, Kunstminister Markus Blume und Stadtbaurätin Elisabeth Merk (von links nach rechts) in der Immatrikulationshalle der Technischen Universität München (TUM) die Gewinnerin des Ideenwettbewerbs Open Kunstareal: das Pariser Atelier Roberta hatte einen „Kunstgarten“ entworfen, der den städtischen Lebensraum zwischen Königsplatz und Siegestor für Besuchende, Anwohnende und Studierende verbessern sollte. Blume betonte die ungewöhnliche Hochschuldichte im Kunstareal. Das Konzept sieht unter anderem mehr Vegetation, Rückzugsorte und Sitzmöbel vor. Größtes Manko: Ein Budget von derzeit gerade mal 60.000 Euro, um die Ideen umzusetzen.

Wovon keine Rede war: Abstellflächen für die Generation Wegbier zu kreieren. Die Parallelität der Ereignisse ist eher zufällig, auch wenn sie nicht nur zeitlich, sondern auch örtlich vorlag. Denn die Urheber*innen der Mach-mal-Platz-Aktion sitzen auch in der TUM. 

Wenn Münchens Bürger*innen mit etwas vor ihrer Haustür unzufrieden sind, werden sie gern selbst aktiv. Ein Anwohner des Josephsplatz, den die lauten Skatboarder nerven, kauft dann einfach ein paar Blumentröge im Baumarkt und verschraubt sie auf den Stufen des denkmalgeschützten Franziskusbrunnens. In der Franz-Joseph-Straßen greifen Nachbar*innen zum Guerilla Gardening, um mehr Grün zu schaffen. Ziviler Ungehorsam im Freistaat.

Am Lehrstuhl Urban Design der TUM findet man so etwas grundsätzlich gut. Natürlich wird die Professur nicht selbst aktiv, sondern „ermutigt“ nur laut dem Architekten und Wissenschaftlichen Mitarbeiter Matthias Faul „ihre Studierenden, im städtischen Raum auf Eigenverantwortung Interventionen durchzuführen, da dies für den Lernprozess sehr förderlich ist“.

Dafür organisierte Faul auch den Pop-up-Laden im Ruffinihaus, dem Kreativzentrum des Münchner Referats für Arbeit und Wirtschaft, wo am 16. Juni einen Tag lang gemeinsam, aber sicherlich auch wieder in Eigenverantwortung nachgedacht, Pläne gezeichnet und gebastelt wurden. Grundlage der Interventionen seien Interviews mit Studierenden von vier Hochschulen im Kunstareal gewesen.

Eher nicht gefragt wurden die Hausherren und zuständigen städtischen Behörden. Die Akademie der Bildenden Künste hat keine Ahnung, wer das Tischchen auf ihrem Gelände installiert hat. Stört sich aber auch nicht daran. Und Wolf D. Prix von der Coop Himmelb(l)au, der als Architekt des Akademieneubaus das Urheberrecht besitzt, betont sogar: „Alle Mittel, die einen öffentlichen Raum in Besitz nehmen, sind mir recht.“ 

Das Kreisverwaltungsreferat sieht das recht förmlich, ist aber gesprächsbereit: „Eine Möblierung wie auf dem von Ihnen übersandten Foto ist gemäß den Vorgaben der Richtlinien für Sondernutzungen an den öffentlichen Straßen der Landeshauptstadt München nicht zulässig. Gegen diese Form der Sondernutzung spricht alleine schon die für den Unterhalt der städtischen Infrastruktur notwendige Vorgabe, dass im Falle von technischen Störungen der ungehinderte Zugang zu freistehenden Kästen etc. jederzeit gewährleistet sein muss. Das Foto zeigt eine sondernutzungsrechtliche Situation, bei der der Kasten augenscheinlich durch die Ablage bzw. den Tisch verschlossen wird. Bei technischen Notfällen kann dies evtl. zu einer Gefährdung führen. Auch müssen für die Verkehrsteilnehmer*innen im Sinne der Barrierefreiheit gewisse Mindestdurchgangsbreiten bereit stehen. Die nicht genehmigungsfähige Ablage würde die öffentliche Fläche für die Gemeingebrauchsnutzung der Verkehrsteilnehmer*innen aber einschränken und bereits bestehende Nutzungskonflikte zusätzlich verschärfen. Gerne können Sie die Verantwortlichen an uns verweisen, um eine Lösung für die ordnungsgemäße Nutzung des öffentlichen Raumes zu finden.“ Das Baureferat ließ eine schriftliche Anfrage unbeantwortet.

Faul betont, dass rechtliche Abwägungen und Abstimmungen den Studierenden oblägen. Betont aber zugleich seitens des Lehrstuhls: „Generell stellen wir aber die Frage der Relation von der Beschäftigung ohnehin überlasteter Behörden zur Reversibilität und geringen Dimension solcher Installationen.“

Auffällig ist, wie monothematisch und wenig spielerisch die Interventionen des Lehrstuhls ausfielen. Neben Tischflächen hätte man auch Sitzgelegenheiten, Hochbeete, Spielgeräte für Kinder erwarten können. Doch „Mach mal Platz“ hatte offenbar nur Abstellflächen für Flaschen im Sinne. Nun tritt man der TUM sicherlich nicht zu nahe, wenn man sie in der Regel als sehr industrie- , wirtschafts- oder unternehmertumsorientiert wahrnimmt. Am Schwarzen Brett in Garching gieren die Top Player der Automobilindustrie und des militärisch-industriellen Komplexes nach willigen und verfügbaren Studierenden. Wenn die TUM mal ein Wohnprojekt entwickelt, dann eher für die digitalen Nomaden und Expats der Tech-Konzerne anstatt sich der Wohnungsnot normaler Münchner*innen anzunehmen.

Wer nun den Instagram-Auftritt von „Mach mal Platz“ studiert, kann nicht übersehen, dass dort Fritz Kola omnipräsent ist und auch mit seinem Münchner Instagram-Handle vermerkt wird. Auf den ungefähr 48 Fotos und Reels ist 18-mal Fritz Kola mit im Bild. Drei Bilder zeigen sogar im Grunde nicht viel anderes als das Produkt. Fritz Kola ließ schriftliche Anfragen dazu unbeantwortet.

Aber so sind Münchner Interventionen eben. Was bleibt, ist Müll und Werbung.

Update vom 30. November 2024: Nach fast vier Monaten ist auch das letzte Möbelstück kaputt, das orangene Tischchen auf der Terrasse des Neubaus der Akademie der Bildenden Künste.