Samstag, 5. Juli 2008

Das Rückgrat der Einzelkämpfer

Süddeutsche Zeitung: Wie wird man zum Einzelkämpfer?
Dieter Hildebrandt: Indem man bei dem bleibt, was man sich gedacht hat. Das ist ganz einfach. Eines Tages steht man dann allein da.
Peter Gauweiler: Man lebt so auch besser.
Hildebrandt: Eigentlich ja.
Gauweiler: Man lebt irgendwie besser, weil man es nicht dauernd allen recht machen muss.“

Aus dem Doppelinterview der „SZ“ mit dem Kabarettisten und dem CSU-Politiker heute.

Adieu, Nicolaus

In der Berliner Ludwigkirchstraße, wo er zwischen smaragdgrün gestrichenen Wänden residierte, steht noch sein Name an der Klingel, und in meiner Erinnerung blieb er der alterslose, geistreiche, jugendlich neugierige Erotoman und Akademiker, und allein dieses Begriffspaar in ein und derselben Person vereinigt zu haben, ist eine Lebensleistung. Kennengelernt haben wir uns im Berlin der neunziger Jahre. Seine Mutter, eine Rumänin, hatte zwischen den Weltkriegen einen Salon geführt, in dem unter anderem auch Sergiu Celibidache verkehrte. Und da mein Vater Celi kannte und damals auch als Korrespondent in Berlin war, bildete ich mir stets ein, wie sie alle in dem Grunewalder Salon aufeinandergetroffen sein müßten. Und selbst wenn nicht, war die Spekulation für mich Grund genug, den Sohn, der altersmäßig mein Vater sein konnte, kennenzulernen.

Ich fremdelte in seinem Salon, unter all diesen Akademikern, Bildungsbürgern und Diplomaten. Er fremdelte, wenn ich ihn auf meinen Zug durchs Berliner Nachtleben mitnahm. Wir fremdelten gern miteinander. Dann verließ ich Berlin, um ausgerechnet nach Strasbourg zu ziehen, wo er nach vielen Jahren im europäischen Dienst seine Familie zurückgelassen hatte. Zu Weihnachten fand er auch dorthin zurück und wir trafen uns noch ein letztes Mal in einem Café, 1999? Seitdem war ich öfters in Berlin, traute mich aber nie, ihn anzurufen. Sein Salon fand auch nurmehr sporadisch statt. Die Gesundheit. Ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie ich ihn schätzen und lieben gelernt hatte. Nicht mehr jung, nicht mehr gesund, auch nicht wirklich glücklich, aber unglaublich offen, lebensgierig und agil. Vor ein paar Jahren haben wir dann noch einmal telefoniert, und natürlich fragte er zuerst nach den Mädchen, die er mit mir kennengelernt hatte. Freitag ist Nicolaus Sombart nach einem Jahr im Krankenhaus in der Nähe von Strasbourg gestorben.

Updates: „Dass Günter Grass den Nobelpreis für Deutschland bekommen hat und nicht ich, das sagt doch schon alles über die Welt, wie sie heute ist.“ Sombart, zitiert von Volker Weidermann in dessen Nachruf in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ vom 6. Juli.

„In zunehmend indiskreten Memoirenbänden gab er virtuos und maliziös den geistig-erotischen Abenteurer. Dieses Wunschbild kultivierte der Ergraute gern auch mit einer Corona von Anhängern in seiner Berliner Wohnung - ein Causeur, der wusste, dass er nur fesselte, solange er im Gespräch blieb“,
so der „Spiegel“ in seinem Nachruf vom 14. Juli 2008.

Interview mit Arno Widmann anläßlich von Sombarts Tod im DeutschlandRadio Kultur. Eike Gebhardt erinnert sich im Deutschlandfunk an Nicolaus Sombart.

Nachruf von Tilman Krause in der „Welt“. Eva Behrendt in der „taz“ über den Dandy und „Albtraum aller Kellner, Taxifahrer und Krankenschwestern“. Gunnar Decker im „Neuen Deutschland“.

„Tagesspiegel“-Meldung. Alexander Cammanns ausführlicherer Nachruf im „Tagesspiegel“.

Blogs: Shirley Temple, ReadingEase.

„Die Wohnkultur der Schlösser ist bis heute unübertroffen und vorbildlich. Der Schlachtruf 'Friede den Hütten, Kampf den Palästen!' hat nicht dazu geführt, daß alle einen Anspruch darauf haben, in Palästen zu leben. Er hat dazu geführt, daß alle sich mit der Existenz in einer Hütte bescheiden müssen.“
Nicolaus Sombart in einem von mir 1998 bestellten Beitrag über Befindlichkeiten moderner Wohnkultur.

„Diese Veranstaltungen, bei denen der alte Herr in tief gelegenem Sessel sich so setzte, dass er die langen Beine diverser junger Damen, die teilweise den obskursten Gewerben nachgingen, bewundern konnte und von seinen publizistischen wie erotischen Erfolgen erzählte: Sie langweilten doch kolossal. Sie langweilten auch deshalb, weil nie jemand wagte, rhetorisch das Ruder herumzureißen und sich selbst in Szene zu setzen. Aber wo hätten es die Koryphäen aus dem Wissenschaftskolleg oder den Berliner Universitäten auch hernehmen sollen? Sie waren allesamt keine Meister der Konversation, vielmehr ungewandt, linkisch, und, im Gegensatz zum Herrn des Hauses, der wenigstens in dieser Hinsicht mit gutem Beispiel voranging, auch kaum zum Flirten aufgelegt.“ Tilman Krause in der „Welt am Sonntag“ vom 3. Januar 2016 über Nicolaus Sombart und die Kunst, einen literarischen Salon zu führen oder dort zu glänzen.

Fotos: Clemens Menne (oben); privat (unten)

Becksteins Seilschaft mit dem BR

Wer sich fragt, wie es der Bayerische Rundfunk geschafft haben mag, bereits Mitte des Jahres sein Produktionsbudget um 10 Millionen Euro zu überschreiten, sollte sich mal den Trailer unten mit Gerd Rubenbauer für den am Montag zu verleihenden Sportpreis des bayerischen Ministerpräsidenten anschauen, der mit einigem Aufwand in der Kuppelhalle der Staatskanzlei gedreht worden ist. Und ich weiß nicht, ob ich es cool finden soll, wie sich Günther Beckstein für diese Trickserei hergegeben hat, oder ob man sich ärgern soll, wie der Politiker hier den Sportmax markiert.

Manuelle Trackbacks: Turi, Die Gefühlskonserve.

Update: Siehe auch Beckstein als Beckham und Beckstein als Titan.

Liebe oder Staatsraison


Die Vorstellung, daß bei einem europäischen Gipfeltreffen die Wahrheit nicht an den Polizeisperren endet, sondern mitten in das Reich der diskreten Diplomatie und eitlen Selbstdarstellung getragen wird, ist märchenhaft. Aber es ist ein schönes Märchen. Und der britische Fernsehfilm „The girl in the café“ macht es einem leicht, wieder an Märchen zu glauben. Ein kleiner, sensibler, poetischer Film über einen verknöcherten Spitzenbeamten, den eine Zufallsbekanntschaft wachrüttelt. Mit den eh meist großartigen Bill Nighy und Kelly MacDonald auf der Höhe ihrer schauspielerischen Kunst. Um so ärgerlicher ist es, wieviel Ungemach diesem Meisterwerk widerfährt. Sat.1 hat letztes Jahr ein schauderhaftes Remake verbrochen. Die arte-Redaktion deutscht das bittersüße Original für die Ausstrahlung heute abend um 22.45 Uhr als „G8 auf Wolke Sieben“ ein. Und eine „Komödie“ ist es auch nicht gerade, denn nicht alle Märchen enden gut.



(Foto: arte F/Tightrope Pictures/Joss Barratt)

Freitag, 4. Juli 2008

My Generation: Die unbarmherzige Wahrheit

Schön, daß der „Stern“ meiner Generation eine Serie widmet, aber wenn ich das Cover sehe, tut es doch irgendwie weh... Auch wenn in dem Alter das Beste angeblich noch kommt.

Vorläufig wieder online

Am 23. Juni war der Termin, keine zwölf Tage später stehen die DSL-Leitung und Hardware von 1&1 dann tatsächlich und ich bin wieder online. Wenn auch wohl nur vorübergehend, denn die spekulieren darauf, daß man damit bereits glücklich genug ist, um jedem weiteren Streit aus dem Weg zu gehen. Von wegen. Nächste Woche geht meine Klage auf mehrere hundert Euro Schadensersatz sowie fristlose Kündigung wegen arglistiger Täuschung und Leistungsverzug raus. Arbeite aber bereits an einem parallelen DSL-Anschluß, der dann hoffentlich vom Mitbewerber korrekter installiert wird.

Donnerstag, 3. Juli 2008

Mehr Licht!

Um nicht immer nur über das Zeitalter der Finsternis zu klagen, will ich auch mal loben: „Die Zeit“ digitalisiert alte Beiträge aus der Pre-Web-Zeit wie diese Buchrezension, in der aus dem „Münchner Buch-Magazin“ zitiert wird. Nur Benedikt Erenz' Lob meiner zweisprachigen Ausgabe der Gedichte Emily Brontës im Popa-Verlag aus eben jener Zeit kann ich noch nicht online finden...

Update: Inzwischen ist Benedikt Erenz' Nachlese von der Frankfurter Buchmesse 1984 natürlich auch online:
„Überraschungen? Neue Namen? Das Neue ist zum Teil recht alt: Es sind die Neuentdeckungen, Wiederentdeckungen, Früchte einer Nachlese, die eigentlichen Überraschungen dieser Buchmesse. Im Manesse Verlag die lang schon fällige Neuedition eines Meisterwerks der englischen Literatur, Charlotte Brontës "Villette", und der kleine Münchener Popa-Verlag ergänzt mit Gedichten der Schwester Emily: Erstmals in einer deutschen Übersetzung, vorzüglich besorgt von Elsbeth Orth, eine Auswahl von sechzig Gedichten der Dichterin der "Wuthering Heights".“

Seepferdchen siegt

Was hat der neue DeLight Vibrator der Fun Factory mit dem iPod, adidas Bounce S oder BMW 3er Cabrio gemeinsam? Sie alle wurden letzte Woche für ihr hervorragendes Design mit dem red dot award 2008 ausgezeichnet. Der Edel-Brummer übrigens zusammen mit Naßrasierern, Sonnenschirmen und Saunen in der Kategorie „Wellness-Accessoire“. Ich hätte da eher auf Unterhaltungselektronik getippt...

Dienstag, 1. Juli 2008

Schlägt XING Kress, Turi & Co?

Wahrscheinlich ist es nur mein subjektives Empfinden, aber inzwischen erfahre ich via Xing mehr interessante Personalien als über die einschlägigen Mediendienste. So etwa, daß Olaf Holzhäuser nach nicht einmal einem Jahr zu Burda zurückkehrt und zwar in die Verlagsleitung der „Elle“. Kein Wunder, das Social Marketing der Betroffenen ist nun mal fixer als der Schwurbelmechanismus der entsprechenden hauptamtlichen Verlagskommunikatoren.

Update: Einen Tag später auch offiziell bei Kress und Turi.

Das P1 macht auf Kommune 1

Nichts gegen meine Lieblingsdisse, aber wenn jetzt schon das P1 auf Revolte macht und für sein Sommerfest mit einem Bild der Kommune 1 wirbt, dann raufe selbst ich desillusionierter, zum Zyniker gewordener Alt-Nach-68er meine längst grau gewordenen Haare. Und das nicht nur, weil als Highlight dieser „Generation of love“-Party am 15. Juli ausgerechnet eine Modenschau der BH-Spießer von Triumph angekündigt wird. Fehlt nur noch, daß dort Natalie Avalon ihre Titten ins Blitzlichtgewitter hält...

Update: Die Bildergalerie der sueddeutsche.de vom Fest bestätigt die schlimmsten Befürchtungen.

Sonntag, 29. Juni 2008

FAQ (Fuck?) 1&1

Sieben Tage ohne DSL, allmählich erreiche ich den Robinson-Crusoe-Grad und frage mich, ob ich all diese Verträge, DSL, Festnetz, Handy brauche, oder ob es nicht reichen würde, bei Bedarf an Hot Spots erreichbar zu sein.

Das 1&1-DSL-Netz fällt ja öfters aus, am 29. Mai aus mir unbekannten Gründen hier in der Region, letzten Mittwoch und Donnerstags traf das Unwetter dann nicht nur die Fußballübertragung, sondern sorgte auch bei 1&1 für Ausfälle der DSL-Leitung.

Wie mir Telekom-Sprecher George McKinney versicherte, war der magentafarbene Riese davon nicht betroffen, weshalb man die Netzpolitik von United Internet nur bedauern kann, und ich ganz besonders. Schließlich bin ich nicht nur gewitterbedingt ein, zwei Tage offline gewesen, sondern derzeit bereits eine ganze Woche. Und nicht aufgrund höherer Gewalt, sondern wegen der Geschäftspolitik der Jungs in Montabaur.

Denn was 1&1 in seiner Werbung verschweigt: Seitdem sie beziehungsweise ihr Mutterkonzern United Internet nicht mehr mit der Telekom, sondern mit Telefonica und QSC zusammenarbeiten, bedeutet selbst für alte 1&1-Kunden ein Tarifwechsel wie meiner zwingend, daß die alte (Telekom-)Leitung gekündigt und ein Neuanschluß installiert werden muß. Sprich: In der Regel 48 Stunden ohne DSL-Leitung.

Dazu kommt das mysteriöse Hin und Her mit der fürs 16000er-DSL erforderlichen Hardware. Der Bandansage von 1&1 zufolge ist diese gar nicht lieferbar. Glaubt man telefonischen Auskünften dagegen, wäre sie schon vorrätig. Nur liefert sie 1&1 nicht wie die Mitbewerber rechtzeitig zum Anschlußtermin, sondern erst, wenn die Telekom den Neuanschluß quittiert hat, das heißt, frühestens einen weiteren Tag später.

Da 1&1 weder in seiner Werbung, noch in den Tarifangeboten oder Verträgen auf den zwingenden Leitungsausfall hinweist, würde ich von arglistiger Täuschung sprechen. Zumindest ich hätte keinen Tarifwechsel bei meinem Anbieter in Auftrag gegeben, wenn mich jemand darauf hingewiesen hätte, daß ich damit mehrere Tage offline bin.

Update vom 30. Juni: An der Telekom liegt's nicht, die hat den 1&1-Anschluß bereits am 23. Juni um 10.34 Uhr geschaltet. Seltsamerweise wurde das aber laut 1&1 erst am 27. Juni quittiert. Die Hardware (Modem!) hat 1&1 aber dennoch selbst am Nachmittag des 30. Juni nicht verschickt und scheint das auch nicht so schnell zu planen. Es müsse erst eine Bestandsprüfung erfolgen, das Ganze wäre ein automatisierter Prozeß und ich bin nun schon den achten Tag und über 288 Stunden offline. Aber sie bitten mich um Geduld!

Update vom 17. September:
Die Bundesnetzagentur mahnt 1&1 ab.

Samstag, 28. Juni 2008

Münchner Media Coffee übernächsten Montag

Offenbar ist jetzt kein Münchner Media Coffee ohne Hans-Jürgen Jakobs denkbar, aber der Chefredakteur der sueddeutsche.de ist ja auch immer für streitbare Beiträge gut. Nur seltsam, daß die Veranstalter von der dpa-Tochter news aktuell immer noch nicht wissen, daß sich der Mann Jakobs und nicht Jacobs schreibt.

Am 7. Juli geht es ab 18.30 Uhr im Haus der Bayerischen Wirtschaft um die Frage: „Im Sog des Internets - Was bleibt übrig von Print, TV und Radio?“

Mit Jakobs diskutieren Rudolf Bögel (Chefredakteur „tz“), Thomas Knüwer („Handelsblatt“, Indiskretion Ehrensache), Mercedes Riederer (Chefredakteurin Hörfunk des Bayerischen Rundfunks) und Malte von Trotha (Geschäftsführer dpa).

„Das Branchenfernsehen turi2.tv wird mit einem Kamerateam vor Ort sein und über die Veranstaltung berichten“ – so der Veranstalter ungewöhnlicherweise in seiner Pressemitteilung. Ist das jetzt nur embedded journalism oder eine bezahlte Partnerschaft?

(Foto: Lukas Barth/news aktuell für den Media Coffee)

Eine Stimme für die Meere

Gemeinsam mit drei Freundinnen trieb er die Idee voran, bis aus ihr 1997 die erste Ausgabe von „Mare“ geworden war. Ohne die Frauen, sagt er, „wäre wohl nur ein Mitteilungsblatt für Meeressüchtige herausgekommen“.

Matthias Hannemann über den „Mare“-Gründer, -Verleger und -Chefredakteur Nikolaus Gelpke in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Das vor zwei Wochen erschienene Porträt ist inzwischen kostenfrei online.

Mittwoch, 25. Juni 2008

Unwetter legen 1&1-DSL lahm

Wer heute abend bei der 1&1-Störungsstelle anrief, bekam zur Begrüßung gleich eine automatische Ansage serviert, daß es heute zu „Beeinträchtigungen der DSL-Leitung“ käme. Nachdem ich mich zu einer lebendigen Störungsspezialistin durchgeklickt hatte, erfuhr ich die Ursache: Die Unwetter hatten überregional das 1&1-DSL-Netz gekillt. Soll ich mich nun freuen oder ärgern, daß es nicht nur mich trifft: Bin nun den dritten Tag ohne DSL, 1&1 schiebt die Schuld auf die Telekom, läßt sich aber 60 Stunden, nachdem sie meine Leitung mutwillig gekappt haben, dazu herab, die Störungsmeldung weiterzuleiten. To be continued...

Dienstag, 24. Juni 2008

Die Gefahr bei der 1&1 Doppelt Flatrate 16000

Seitdem ich online gehe, bin ich schon oft gewechselt. Von Analog zu ISDN und wieder retour, zu DSL und dort die Geschwindigkeitsstufen hoch. Und immer klappte der Wechsel nahtlos, mit maximal ein, zwei Stunden Unterbrechung. Bis gestern. Als Bestandskunde war man bei 1&1 schon immer der Arsch gewesen. Das gilt leider auch bei einer Umstellung auf den Doppel Flatrate Komplett Tarif mit 16000 kbit/s. Denn die Aufrüstung fängt damit an, daß sie Dir die funktionierende DSL-Leitung kappen, und so sitze ich jetzt 24 Stunden ohne DSL-Signal im Büro. Der Störungsstelle ist das egal, denn erst wenn ich länger als 48 Stunden offline bin, fangen sie an, sich darum zu kümmern. Hätte einem ja einer vorher sagen können, daß man für den neuen Vertrag mit zwei Tagen Arbeitsverbot abgestraft wird. Mindestens. Denn die mit dem Vertrag verbundene neue Hardware gibt es natürlich auch noch nicht. „Wegen des großen Erfolgs.“ So will ich mal hoffen, daß das 16000er auch mit meiner alten Konfiguraton funktioniert. Und mal sehen, wie viel Schadensersatz sich die 1&1-Buchhalter für die wiederholten, nicht angekündigten Leistungsausfälle entreißen lassen.

Sixt recycelt skandalöse Kinderbilder

Gut geklaut (oder gekauft?) ist noch nicht gut geworben. Vor zwei Jahren sorgte Jill Greenberg mit einer Bilderserie (Update: Galeriesite derzeit offline) weinender Kinder weltweit für Furore und Empörung, jetzt wirbt Jung von Matt mit einer schlecht fotografierten Kopie dieser Ausstellung für ihren Kunden Sixt und dessen BMW-Cabrios: „Papa, ich will mehr Taschengeld! Sparen kannst du mit Sixt.“ Der Text funktioniert nicht, die Bilder funktionieren nicht und zwischen Greenbergs sensationellen wie zwiespältigen Bildern und dem Sixt-Abklatsch liegen Welten.

Updates:
Jill Greenberg und John McCain.
2010: Under Water by Jill Greenberg.

Montag, 23. Juni 2008

1&1: 0 statt 16000 kbit/s

„Mit 1&1 haben sie sich für einen innovativen Anbieter mit überzeugenden Leistungen entschieden“, schwallt mich das Leitungsmanagement zu. Na ja, hier habe ich schon oft genug von gegenteiligen Erfahrungen berichtet, aber da ich mit anderen Anbietern noch Schlimmeres erlebt habe, nutzte ich die Gelegenheit, jetzt die Geschwindigkeit meines DSL-Anschlusses bei 1&1 von 6000 auf 16000 zu pushen. Heute sollte die Umstellung erfolgen, aber nebbich. Keine Spur von 16000, was noch zu verkraften wäre, aber die 6000 sind auch flöten gegangen, der DSL-Anschluß funktioniert seit heute mittag gar nicht mehr. Also wieder mit dem internen Modem übers Telefonnetz im Schneckentempo online. Wundert Euch also nicht, wenn ich seltener im Netz bin, weniger blogge und auf Mails nur mit Verzögerung reagiere.

Ja, gib's mir, Baby!

Blogs seien „schlampige, gehetzte, unreflektierte Aufmerksamkeitsfallen, geschrieben von selbstsüchtigen Menschen“. Die Macher der Zeitschrift „n+1“, Benjamin Kunkel, Keith Gessen, Mark Greif und Marco Roth, zitiert von Julia Encke in der gestrigen „F.A.S.“ anläßlich der Veröffentlichung einer Anthologie mit Artikeln der Zeitschrift bei Suhrkamp.

Sonntag, 22. Juni 2008

Danke, Maxim!

In der heutigen „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ empfahl Maxim Biller auf Seite 22 einen „Klassiker, der in diesen Ferien dran ist“: „Serge Gainsbourg, ' Die Kunst des Furzens '. Popa-Verlag (antiquarisch). Dreißig Jahre vor Charlotte Roche erzählte der größte Komponist aller Zeiten, dass auch ein Arschloch schön sein kann, und schrieb darüber diesen soooo traurigen Roman.“


Updates: Der Blumenbar-Verlag legt das Werk im März 2010 unter dem Titel „Das heroische Leben des Evgenij Sokolov“ wieder auf. Und bevor jemand fragt: Nein, wir haben nichts davon. Mal sehen, ob die Kritiker raffen, daß es sich um die Neuauflage der bereits 1987 veröffentlichten deutschen Fassung handelt oder es für eine Neuausgabe halten. 1988 gab es dann auch eine Taschenbuchausgabe unserer Edition, vom Goldmann-Verlag leicht umgetitelt in: „Die Kunst des Furzens. Das explosive Leben des Evguenie Sokolov“.

Ob NDR oder F.A.Z., bisher fabulieren die Kritiker von einer Neuübersetzung...

User Generated Konzeptkunst

Kunstakademie 2.0: Für die Jahresausstellung der Akademie der bildenden Künste in München hat Beate Zollbrecht keine eigenen Werke produziert. Stattdessen hat sie Arbeiten von Hobby-Malern und unbekannten Künstlern auf eBay ersteigert, um sie nun inmitten all der Studentenarbeiten und Meisterklassen auszustellen. Gleichzeitig werden die Bilder erneut auf eBay versteigert.
Auch sonst fällt heuer auf, daß das Drumherum oft weit aufregender ist, als die damit präsentierte Kunst. Transportkisten, Guckkästen, Bilderräder, kein Aufwand wird gescheut, um dann eher Banales darin zu präsentieren. Nur zwei, drei Werke haben mich beeindruckt, etwa die tintenschwarz gedeckte Festtafel, in der Gläser und Besteck verschwimmen. So wenig wie noch noch nie bei einer Jahresausstellung.
„Der Raum ist auch sehr schön“, „Die denken, sie wären der Skandal, dabei sind wir der Skandal“, zufällige Gesprächsfetzen, aber auch kein Zufall, daß Äußerlichkeiten im Mittelpunkt standen.
So bleibt in den verbleibenden zwei Ausstellungswochen die Hoffnung, daß wenigstens das Gartenfest und das Seifenkistenrennen am Freitag für etwas Glanz sorgen.

Samstag, 21. Juni 2008

Warum Deutschland keine Stars hat

„Erfolg ist hier verdächtig, und wer ihn genießt, gilt als oberflächlich. Künstler sein heißt hier, es sich schwerzumachen. Schauspieler sind kreative Menschen, die müssen eine ordentliche Traurigkeit nachweisen, Einsamkeit und Verzicht – Erfolg muß so ausehen, als hätte man ihn sich hart erkämpft. Die kreative Klasse in Deutschland kann Kunst und Spaß nicht miteinander verbinden – schade.“

„Bunte“-Chefredakteurin Patricia Riekel heute im großen Interview der Wochenendbeilage der „Süddeutschen Zeitung“ im Gespräch mit „SZ“-Klatschreporter Christian Mayer über „Stars“.

Freitag, 20. Juni 2008

American Apparel macht Beate Uhse Konkurrenz

Dov Charney, dirty old man der Modebranche, macht jetzt nicht mehr nur in Strumpfhosen, T-Shirts, Slips und sonstiger Bekleidung. Zumindest in den USA und Kanada verscherbelt er bei American Apparel auch den Hitachi Magic Wand Vibrator, einen, äh, Klassiker („Die Mutter aller Vibratoren“)… Ob's dafür ebenfalls Studentenrabatt gibt? (via Les Mads)

SZ-Magazin verkauft Titelseite

Die besten Geschichten schreibt immer noch das Leben. Ausgerechnet im heute erschienenen Schwerpunktheft „Wirtschaft und Ethik“ verschachert das „Süddeutsche Zeitung Magazin“ sein Cover. Denn die beiden auf dem Titel montierten Klappfenster mit der Motorala-Werbung für die Razr Luxury Edition darunter sind nicht als Anzeige gekennzeichnet und entsprechen auch sonst nicht gerade der Trennung von Redaktion und Werbung.

Ein Film wie ein Eispickel

Wenn ich nur einen einzigen Film des diesjährigen Filmfests empfehlen dürfte, dann Robert Altmans* „McCabe & Mrs Miller“ in der Julie-Christie-Retrospektive. Ein Film wie ein Eispickel, der sich ganz langsam in dein Herz bohrt. Der amerikanische Traum als winterlicher Alptraum. Alles ist machbar, ob Geschäfte oder die Eroberung einer Frau. Alles kann zugrunde gehen. Das Leben als einziger Bluff. Und so oder so ist man seines eigenen (Un-)Glückes Schmied. Atemberaubend gut verkörpert von Warren Beatty. Die Musik von Leonard Cohen. Und so schwül es in München auch sein mag, an diesem Abend wird man frösteln.

* Den das Filmfest fehlerhaft mit zwei n schreibt.

Burda-Bilanz: Kopf für Kopf

Dafür, daß Christiane zu Salm 2007 noch gar nicht bei Burda war, sondern ihr Amt erst zum 1. April 2008 antrat, ist Sie in der Bilanz recht häufig präsent...

Anzahl der Abbildungen im Jahrbuch 2008 der Hubert Burda Media:

9 Hubert Burda
7 Helmut Markwort
5 Christiane zu Salm
4 Stephanie Czerny
4 Maria Furtwängler
4 Dr. Paul-Bernhard Kallen
4 Patricia Riekel
3 Uli Baur
3 Reinhold G. Hubert
3 Dr. Christa Maar
3 Andreas Schilling
3 Jan-Gisbert Schultze
3 Ulrike Zeitlinger
2 Sabine Nedelchev
2 Frank-Jörg Ohlhorst
2 Matthias Pfeffer
2 Dr. Marcel Reichart
2 Christof Schuh
2 Andreas Struck
2 Egon Weimer
2 Jochen Wolff
1 Jürgen Bruckmeier
1 Henning Ecker
1 Heiko Hebig
1 Franziska Deecke
1 Nikolaus von der Decken
1 Cornelia Menner
1 Paul Sahner
1 Jürgen Todenhöfer
1 Jochen Wegner
0 Annette Weber

Cineastendeckel

Die wunderbaren Achternbusch-Skulpturen stehen etwas versteckt neben der Rolltreppe im Foyer, das Botero-Weib vor dem Gasteig übersieht man trotz seiner barocken Dimension, nur die Limousinen des Sponsors sind unübersehbar plaziert, aber das darf einen heutzutage ebensowenig wundern, wie der weiträumig abgesperrte rote Teppich. Filmfest ist. Und so lange der Vorrat reicht, sollte man sich unbedingt im Gäste- und Pressezentrum im zweiten Stock die Achternbusch-/Valentin-Bierdeckel des Goethe-Instituts holen.

Les Mads – Weder blond, noch Blog?

Eine erste Überraschung bot Burdas Jahresrückblick 2007 zumindest schon beim flüchtigen Blättern: Kölns erste Fashionista Julia Knolle ist darin nicht nur entblondet, der von ihr mit Jessica Weiss gegründete und von Heiko Hebig tatkräftig unterstützte Modeblog Les Mads wird in der Bilanz zwar als „neues Medienformat“ in einer Reihe mit dem DLD, hallo Hund oder MyLife vorgestellt – aber unter Meidung des B-Wortes Blog, das früher von Burdas digitalen Prätorianern ununterbrochen im Mund geführt wurde. Stattdessen wird nur nebulös von einer „Fashion-Website“ gesprochen. Sind Blogs in Huberts Reich jetzt endgültig out oder plant man in Köln Köln und Berlin ein neues Konzept?

Updates: Julias Xing-Profil entnehme ich gerade, daß sie von Köln nach Berlin gezogen und Redakteurin der Glam Media GmbH i.Gr., 10117 Berlin, ist. Nicht Redakteurin, sondern sogar Chef der deutschen Redaktion...

Sandy ist wieder da

Ich merke, ich war schon zu lange nicht mehr im Stüberl. So muß ich einer Pressemitteilung entnehmen, daß Sandy Meyer-Wölden aus New York nach München zurückgekehrt ist und jetzt hier ihr Glück als Schmuckdesignerin versucht. Beruhigend, daß selbst so ein Schmuckstück arbeitet und nicht nur Party macht...

Gelb ist das neue Schwarz


Wenn Karl Lagerfeld diese schicke Warnweste trägt, kann es nur noch eine Frage der Zeit sein, bis die ersten Moderedakteurinnen im Arabellapark so herumlaufen – vorausgesetzt es gibt sie auch in extra-small oder gleich in Kindergrößen. Für diejenigen Leser, die mit dem Welschen auf Kriegsfuß stehen: Die Kampagne der staatlichen Sécurité Routière propagiert die neue Westenpflicht für Autofahrer. „Es ist gelb, es ist häßlich, es paßt zu nichts. Aber es kann Ihr Leben retten“. Aber sollte nicht viel eher Lagerfelds Fahrer das Teil tragen?
Oder hat König Karl auf seine alten Tage nicht nur bei GTA Grand Theft Auto IV Geschmack am Benzingeruch gefunden? (Fashionistas können das Plakatmotiv mit der Schutzweste als pdf hier herunterladen.)

Donnerstag, 19. Juni 2008

Gartenmucke

Übermorgen werde ich ausnahmsweise meinen Maïs untreu und mich Gitanes Blondes widmen, die zusammen mit Yann Caillasse am Samstag auftreten. Und zwar an einem der schönsten Orte, den es in München gibt: Der Garten des Institut Français in der Kaulbachstraße, perfekte Location für Sommerliebeleien und bewährter Schauplatz für Filmfest- und Fußball-Stehrumchen. Heuer kommt zeitgleich auch noch die Fête de la Musique dazu.

Mittwoch, 18. Juni 2008

Blinde Stellen

Einerseits schließe ich derzeit fast alle neuen Bekanntschaften über diesen Blog. Andererseits erlebe ich immer mehr, das ich nicht bloggen darf, kann oder will.

Myself: „Popa ist der Beste!“

Offenbar hat mich meine ehemalige Offenburger Chefin, Susanne Walsleben, in guter Erinnerung behalten. Jedenfalls schreibt sie in der aktuellen „myself“: „Popa ist der Beste!“, wenn das auch nicht direkt auf mich gemünzt ist, sondern auf „die neuen Popas“, ältere Männer, die im Opa-Alter Papa werden und „vielleicht die besseren Väter“ sind. Ich arbeite daran!

Bukowskiade


Natürlich ist Matt Dillon viel zu hübsch für eine Figur aus diesem alkoholgeschwängerten Zockermilieu, aber die Verfilmung von Charles Bukowskis „Faktotum“ („Factotum“?) ist stellenweise ebenfalls recht hübsch gelungen, und die (selbstzerstörerische?) Verweigerungshaltung bekommt durchaus noch mehr Brisanz, wenn sie eben nicht äußerlichen Nachteilen geschuldet ist, sondern aus tiefstem Herzen kommt. Heute um 22.55 Uhr auf arte – also nach der EM.

(Foto: ZDF/John Christian Rosenlund)

Dienstag, 17. Juni 2008

Hai Romania

Multitasking ist doch für Männer erfunden worden, meinte neulich eine Freundin. Rumänien – Niederlande live auf ZDF infokanal via Zattoo. Frankreich – Italien live in der großen Glotze. Die Rumänienfahne liegt bereit, und Blond ist hoffentlich die Zukunft.

Updates: Oh Gott, 1:0 für die Holländer. Ich mach's wie Woody Allen Peter Sellers in „What's new Pussycat“, wickle mich in die rumänische Fahne, setze mich in ein Boot, lasse mich auf die Isar hinaustreiben und verbrenne mich. So werde ich wenigstens aschblond. 2:0, okay, dann eben 2010.