Mittwoch, 4. Februar 2009

Willkommen in der Medienhölle

Nichts gegen den morgen startenden „Frost/Nixon“, einen wirklich herausragenden Film, aber der darin porträtierte Star-Talker David Frost ist nun wirklich keine sonderlich sympathische Person, wie Peter Morgans Stück ebenso wie Ron Howards Verfilmung durchblicken lassen. Die Jungs von Monty Python hatten länger das Vergnügen, mit dem gänzlich unbescheidenen Fernsehmacher zusammenarbeiten zu dürfen, und haben ihm zum Abschied ein liebesvolles Porträt, „Timmy Williams Coffee Time“, gewidmet.

Update: Die „Süddeutsche“ vom 5. Februar über David Frost

Bumm Bumm Bäng Bäng

Die Geschichte von Radio Freies Europa ist auch eine Münchner Geschichte, im Guten wie im Bösen, denn mit all den rumänischen, polnischen, ungarischen, bulgarischen und tschechoslowakischen Mitarbeitern des Exilantensenders kamen auch die Geheimdienste, Bombenattentäter, Meuchelmörder und osteuropäischen Sippschaften an die Isar, deren Brut dann so wie ich dieser Stadt noch verhaftet blieben, als der Sender selbst bereits längst nach Prag weitergezogen und
sein weißer Flachbau am Englischen Garten in die Hand unschuldiger LMU-Studentinnen gefallen war. Heute abend strahlt nun arte um 21 Uhr Christian Bauers Dokumentation „Liebesgrüße nach Moskau – The Great Radio War: Radio Freies Europa und der kalte Krieg“ aus, die bereits während der Produktionszeit für viel Gerede sorgte. Ich habe sie noch nicht gesehen, aber die „Süddeutsche“ scheint beeindruckt.

(Fotos: BR/Richard H. Cummings)

Dienstag, 3. Februar 2009

GfK: Telefonterror aus dem Zufallsgenerator

Nichts gegen Marktforschung. In der Fußgängerzone stehe ich immer gern Rede und Antwort, im Internet gehöre ich dem einen oder anderen Verbraucherpanel an und immer, wenn meiner Lieblingslektüre ein Fragebogen beiliegt, fülle ich ihn gerne aus. Man tut was man kann, um die Konsumprodukte angeboten zu bekommen, die einen richtig befriedigen.
Das gilt aber nicht für die unverlangten Anrufe, die womöglich auch noch mit unterdrückter Rufnummer erfolgen. An einem Sonntag klingelte beispielsweise morgens mein Telefon und ein junger Mann wünschte mich zu Zwecken der Marktforschung zu befragen. Als ich ablehnte und ihn darum bat, meine Nummer aus seiner Datei zu löschen, gab er sich nicht etwa geschlagen, sondern wollte mir eine Rechtfertigung abpressen, warum ich dies denn wünsche.
Doch wie kommt der junge Mann von der Enigma-GfK überhaupt dazu mich anzurufen? Hatte ich womöglich bei dem einen oder anderen Gewinnspiel oder Panel dem zugestimmt? Also flugs das Institut angeschrieben und zur Antwort bekommen, daß sie mich tatsächlich ohne jede vorherige Einwilligung meinerseits telefonisch belästigt haben:
„Bei telefonischen Umfragen setzen wir ein Verfahren ein, das als Gabler-Häder-Verfahren bezeichnet wird. Dabei stellt der ADM allen seinen Mitgliedsunternehmen einmal im Jahr einen Pool von mehreren Millionen Telefonnummern zur Verfügung. Die Generierung des Pools erfolgt, indem zunächst alle eingetragenen Telefonnummern herangezogen werden.
Im nächsten Schritt werden die 2 Endziffern aller dieser Nummern sozusagen abgeschnitten und mit den Ziffern 00 bis 99 wieder ergänzt. So entstehen aus einer eingetragenen Nummer 100 neue. Im dritten Schritt werden alle mehrfach generierten Nummern, die sich durch dieses System ergeben bereinigt, so dass jede Nummer nur einmal im Pool vorhanden ist.
Aufgrund des beschriebenen Systems der Zufallsgenerierung sowie der computergestützten Anwahl dieser Nummern enthält der Nummernpool aber *keinerlei* weitere Informationen wie Name oder Adresse, so dass die Anonymität der Befragten auf jeden Fall gewährleistet ist.
Der ADM hat eine Sperrdatei eingerichtet, in welche sämtliche Telefonnummern von Befragten eingetragen werden, die erklärt haben nicht mehr zu Zwecken der Marktforschung kontaktiert werden zu wollen.
Jedes Mitglied des ADM (und wir sind Mitglied) gleicht vor Beginn einer neuen Studie seinen für die Erhebung zu verwendenden Nummernpool mit dieser Liste ab und nimmt alle heraus, die auf dieser Liste zu finden sind.“

Nun zeigt ein kurzer Check bei Wikipedia, daß solche Anrufe ohne vorherige Einwilligung in der Marktforschung verboten sind (während politische Meinugsforschungsinstitute es dürfen) und das OLG Köln hat im Dezember bestätigt, daß selbst telefonische Befragungen von Kunden – nicht Wildfremden –, auch zum Zwecke der Marktforschung, unzulässige Werbung wären (via Damm).
Von mir auf diese Rechtslage – und meine Tätigkeit als Journalist – hingewiesen, analysierte man vom Enigma-GfK-Server aus erst einmal meinen Blog und gab den Vorgang dann an das Mutterhaus ab: Abteilung Legal Services and Transactions.
Die GfK-Justiziarin Nina Gellichsheimer meint, daß die telefonische Befragung „ein unerlässliches Instrument der Datenbeschaffung“ sei, auf welches nicht verzichtet werden könne und „welches bereits seit mindestens Anfang der 60er Jahre praktiziert wird.“
„Etliche Gerichte stützen mit ihren Urteilen daher auch den Standpunkt der deutschen Marktforschungsinstitute, das Telefonanrufe zu Marktforschungszwecken nichts mit solchen (verbotenen) zu Verkaufszwecken zu tun haben.“
„Das in jüngster Vergangenheit nun gegen die Marktforschung ergangene Urteil des Landgerichts Hamburg ist noch kein letztinstanzliches und weist zudem nach Auffassung der deutschen Marktforscher sowie der Berufsverbände ADM und BVM erhebliche Begründungsschwächen auf.“

Da bin ich mal gespannt, ob die Richter der nächsten Instanz auch schwächeln... Meine Mitgliedschaft in allen GfK-Panels habe ich gekündigt. Aber da hätte ich wohl als Journalist auch nie mitmachen dürfen.

Update: Nachdem die GfK behauptete, das Hamburger Urteil sei noch nicht rechtskräftig, habe ich bei Anwalt Hans U. Geisler nachgefragt, der mir antwortete: „Unsinn. Nach inzwischen bundesweiter, einheitlicher Rechtsprechung sind solche Anrufe unzweifelhaft rechtswidrig, es besteht ein Unterlassungsanspruch. Hervorgetan hat sich dazu insbesondere das Kammergericht Berlin.“ Die Marktforscher hätten „bis heute nie wirklich verstanden, daß es gar nicht um Wettbewerbsrecht geht, sondern einfach um die Belästigung Dritter, also um schlichtes allgemeines Privatrecht, das hat mit dem UWG nichts zu tun.“

Auf diesen Widerspruch von mir angesprochen, hat die GfK bislang nicht reagiert.

„Der unerbetene Anruf eines Marktforschungsinstituts ist jedenfalls dann rechtswidrig, wenn Auftraggeber des Instituts ein Gewerbetreibender ist.“

Entscheidung des LG Berlin, 15. Zivilkammer, vom 6.Februar 2007, Aktenzeichen: 15 S 1/06

Montag, 2. Februar 2009

Einer, der es wissen könnte

„Ich halte die FAZ für die beste deutsche Tageszeitung. Sie hat viele Eigenschaften, die ich für den Freitag auch gern hätte. Sie verfügt über eine große innere Bandbreite, ist sehr experimentierfreudig und lebendig.“
Jakob Augstein, früher langjähriger leitender Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ und nunmehr Verleger des „Freitag“ in einem ihm gewidmeten Porträt im „journalist“ 2/09

Update zur ersten Ausgabe nach dem Relaunch als „Das Meinungsmedium“.

Alle Räder stehen still,
wenn Dein starker Arm es will

Sonntag, 1. Februar 2009

Kritisch subtiler Modejournalismus

V.i.S.d.P.: Ist auf der Fashion Week kritischer Modejournalismus noch möglich?
Petra Winter (Cosmopolitan): Ja, er ist grundsätzlich überall möglich. Wir kritisieren subtil, indem wir bestimmte Mode nicht fotografieren, die uns missfällt.“


Auch sonst ein wunderbar entlarvendes Interview, wie man es nicht besser parodieren könnte. (Link, pdf-Download)

Samstag, 31. Januar 2009

Aufgestrapste Süddeutsche Zeitung

Falls „Theater heute“ die Kategorie „Beste Nachwuchstitten“ kürt, wäre diese Abschlußproduktion der Bayerischen Theaterakademie weit vorne mit dabei. Schon die einstimmende Fotoausstellung im Foyer des ehemaligen Redaktionsgebäudes der „SZ“ lockt mit nackten Tatsachen. Dann folgt im ersten Akt zwar eine Abkühlung im Mind-Fucking dreier (echter) Feuilletonisten. Der weihrauchgeschwängerte Blick zurück dieser SZ-Weisen wird im zweiten Akt aber durch Sex, Lügen und Video abgelöst: Eine Vorahnung auf die zukünftigen Verhältnisse, wenn hier an der Sendlinger Straße mit den Luxuswohnungen die Besserverdienenden einziehen – samt Koks und Callgirls? Die wahren Nutten kommen aber erst im dritten Akt: Die Theaterabsolventen präsentieren Stage Branding, eine Eventstrategie, mit der Unternehmen „ihre Marke auf die Bretter, die die Welt bedeuten“, schicken können. Parodie? Ernst gemeinte Arbeitsbeschaffungsmaßnahme? Das spielt an diesem unentschlossen mäandernden Theaterschülerabend keine Rolle mehr.

Update: Stephan Handels weit wohlwollendere Kritik in der „Süddeutschen“




Nur Stammgäste?

Als ich das erste Mal davon hörte, hielt ich es noch für einen Witz, aber die Strähnchenstrullerer vom Bash Club warnen an ihrer Salontür tatsächlich, daß der „Haarschnitt vorbehalten“ sei, die Friseure also nicht jedem Kunden den Schopf verunstalten.

Hütchen macht Löckchen Konkurrenz



Freitag, 30. Januar 2009

Ein Hauch von Welt im Univiertel

Vor ein paar Jahren hat die ehemalige Crazy-Horse-Tänzerin Gabriela Cortese mit den puppenhaften Papouches ihres Multikulti-Modelabels Antik Batik die Herzen der Moderedakteurinnen weltweit im Sturm erobert. Inzwischen ist die Klitsche im Pariser Marais deutlich gewachsen und eröffnet dieser Tage offenbar auch eine Boutique in der Münchner Türkenstraße 71. Da fühlt sich mein Univiertel gleich viel pariserischer an. Jetzt fehlt nur noch, daß Kapinski in seinem neuen T-Shirt durch die Straße läuft und „New York Herald Tribune“ krakeelt.

Todenhöfer chattet heute beim SZ-Magazin

Im aktuellen „SZ-Magazin“ geißelt Jürgen Todenhöfer den „Geisterkrieg“ des Westens gegen die Afghanen, Iraker, Iraner, Palästinenser und warnt gleichwohl vor den Diaspora-Terroristen, die längst unter uns seien: „Mit dem Internet haben sie ein ideales Kommunikationsinstrument. Hier erfahren sie aus aller Welt, warum und wie sie Bomben bauen sollen. Das Internet ist Hassprediger und Trainingslager in einem. Das »World Wide Web« gibt ihnen das Gefühl, trotz Anonymität Mitglied einer großen Bewegung zu sein. Die Bomben, die sie bauen, sind technisch anspruchslos, aber auch billig. Die Londoner U-Bahn-Anschläge 2005 kosteten gerade einmal 2000 Dollar. Es sind zweitklassige Waffen für zweitklassige Terroristen – die Antwort auf eine zweitklassige Politik des Westens.“

Unterm Strich zwar einer seiner deutlich schwächeren Texte, aber kontrovers genug für eine flotte Diskussion: Ab 16 Uhr ist Todenhöfer heute laut der Print-Ausgabe im Live-Chat des „SZ-Magazins“ online. Auf der Homepage konnte ich dazu noch keinen Hinweis, geschweige denn Link finden.

Update: Keine Vorankündigung online, dann nach Start kein Hinweis, wie lange der Chat dauern wird, das kann man sicher besser inszenieren, wenn man schon jemanden wie Jürgen Todenhöfer im Live-Chat hat...

(Foto: Verlagsgruppe Random House GmbH C. Bertelsmann Verlag)

Donnerstag, 29. Januar 2009

Turi2 vor Gericht

Vor zweieinhalb Wochen hatte ich mich gewundert, mit welcher Selbstverständlichkeit Mediendienste wie Turi2 oder Meedia öffentliche Adreßlisten plündern, um den dort aufgeführten Medienprofis ihren Newsletter unaufgefordert zuzusenden. Turi, der laut eigenen Angaben 20.700 Abonnenten hat, gestand mir unlängt, daß die „unaufgefordert Angeschriebenen rund ein Drittel aller Neuabos“ ausmachten. Nun hat einer der Kressköpfe sich juristisch dagegen gewehrt. Andreas Ludyk hat sich den Spam nicht einfach nur verbeten, sondern gleich seinen Anwalt in Marsch gesetzt. Zwar nahm ihn Turi2 dann auch aus dem Verteiler, weigerte sich aber, die geforderte strafbewehrte Unterlassungserklärung zu unterschreiben sowie die gegnerischen Anwaltskosten zu übernehmen, weshalb es heute vormittag zu einem Gerichtstermin am Amtsgericht Wiesbaden (Aktenzeichen 92 C 37/09 - 12) kam. Mit dem Ergebnis, daß Peter Turi „auf Vorschlag der Richterin“ die gewünschte Unterlassungserklarung abgab, dem Kläger keine weiteren Mails zu schicken, und jetzt auch die Gerichtskosten zu tragen hat.

Manuelle Trackbacks: Telemedicus, Lanu

Mißbrauchtes Gemüse oder: das Super Tabu


'Veggie Love': PETA's Banned Super Bowl Ad

Machen's Vegetarier besser? Na, zumindest schmutziger. Denn PETA wollte diesen Werbespot während des Super Bowl am kommenden Sonntag ausstrahlen, aber der Sender NBC weigert sich.
Victoria Morgan, Vice President für Advertising Standards bei NBC Universal, bemängelte: „The PETA spot submitted to Advertising Standards depicts a level of sexuality exceeding our standards. Listed below are the edits that need to be made. Before finalizing the spot, we would like to view a Quicktime file as well as a DVD with high resolution.
  • :12- :13- licking pumpkin
  • :13- :14- touching her breast with her hand while eating broccoli
  • :19- pumpkin from behind between legs
  • :21- rubbing pelvic region with pumpkin
  • :22- screwing herself with broccoli (fuzzy)
  • :23- asparagus on her lap appearing as if it is ready to be inserted into vagina
  • :26- licking eggplant
  • :26- rubbing asparagus on breast“

Montag, 26. Januar 2009

DLD – zwischen Gedönsschal und Irokesen


Nur mal so dahingefragt: Nicht daß es wirklich wichtig wäre, aber trugen Steffi Czerny und der schöne Marcel gestern (und heute?) auf dem DLD dieselben Schals wie letztes Jahr, sind die zwischendurch gewaschen worden und kann mir irgendjemand verraten, was es mit diesen Gedönsschals auf sich hat?


Prokrastination sieht anders aus, lieber Sascha Lobo. Twittern Sie da gerade, bloggen oder sitzen Sie schon an Ihrem dritten Buch: „SPD 2.0 – Yes, the Baracke can change“?

(Fotos Ralph Orlowski und Sean Gallup/Getty Images for Burda Media)

Freitag, 23. Januar 2009

Petra, Patricia und die wilde 111

Nachdem ich schon länger nicht mehr über sie gebloggt habe, will ich doch zumindest mal wieder aktuelles Bildmaterial bringen. Daher hier zwei kleine Schnappschüsse vom gestrigen Schwarzkopf-Stehrumchen im Münchner Wappensaal. 111 Jahre ist nicht etwa das gemeinsame Alter der Chefredakteurinnen Patricia Riekel („Bunte“, „Amica“) und Petra Winter (formerly known as Petra Gessulat; „Cosmopolitan“), sondern das jubiläumsreife Alter der Haarchemiezauberer von Bunt- äh Schwarzkopf.


Patricia Riekel mit Manfred Krug


Petra Winter mit Eva Padberg, Franziska Knuppe und Armin Morbach

(Fotos: Miguel Villagran/Getty Images)

We can change

Nach erfolgreich durchgeführtem Anbieterwechsel bin ich ab sofort wieder unter meiner alten 0171er-Nummer mobil erreichbar, und nur unter dieser. Die anderen Mobilnummern ruhen im Winterschlaf.

Donnerstag, 22. Januar 2009

Taugt ein Wahlgeheimnis zum Exit-Polls-Gate?

Wenn es für mich ein offenes Geheimnis gab, dann daß die Alphamännchen unter den Politikern an Wahltagen bereits lange vor Schließung der Wahllkokale erste Prognosen erhalten, wie auch die unter Zeitdruck arbeitende Tagespresse. Deshalb hielt ich am Sonntag noch das Vorpreschen von bild.de bei der Veröffentlichung erster Prognosen der hessischen Landtagswahl für den eigentlichen Skandal, na ja, für ein Skandälchen.
Aber dann bestritten der hessische Landeswahlleiter ebenso wie die maßgeblichen Meinungsforschungsinstitute, daß irgendwelche Prognosen vor der Fernsehpräsentation durch Jörg Schönenborn (ARD) & Co um 18 Uhr weitergegeben werden würden.
Dabei ist das Spiel an jedem Wahlsonntag das gleiche, wie mir eine weitere Quelle aus Berliner Regierungskreisen bestätigte. Die ersten Prognose der Wahlnachfrage kursieren am frühen Nachmittag und es „sind die gleichen wie bei ARD/ZDF, in den Parteien selbst verteilt es sich teils im Schneeballsystem per SMS, einige Großkopferte haben's zuerst.“
Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF), der immerhin als einer der wenigen meine Anfragen beantwortet, streitet das weiter vehement ab, räumt aber immerhin plötzlich ein, daß es durchaus den Tag über Gespräche mit Politikern gäbe und handverlesene Journalisten bereits um 17 Uhr vorab Zahlen erhielten:
Es könne nicht sein, „dass Ihnen bezüglich der Forschungsgruppe Wahlen verlässliche Information vorliegen, dass wir zu den angegebenen Zeiträumen Prognosen der Wahlnachfrage Politikern zukommen lassen.
Ich habe mich in der Vergangenheit auch schon gewundert, welche Zahlen da am Wahltag als Zahlen der Forschungsgruppe Wahlen 'gehandelt' wurden. Da gibt es eine ganze Reihe von Leuten, die sich damit als angebliche Insider in den Vordergrund spielen wollen.
Das kann schon allein deshalb nicht sein, weil wir selbst bei uns einen ersten Einlauf von verlässlichen Daten ab 16:30 haben und diese haben selten etwas mit dem endgültigen Ergebnis zu tun.
Selbstverständlich gibt es auch im Laufe des Wahltags das ein oder andere Gespräch auch mit Politikern bei dem eine politische Einschätzung vorgenommen wird. Ganz sicher geht es dabei (in unserem eigenen Interesse) aber lediglich um eine qualitative und nicht um eine quantitative Bewertung.
Und es gibt auch gegen 17 Uhr an weniger als eine Handvoll Journalisten, mit denen wir eine langjährige Zusammenarbeit pflegen und wo wir sicher sein können, dass eine Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften gewährleistet ist, eine qualitative Einschätzung des zu erwartenden Ergebnisses. Diese dienen aber nicht dazu, eine Prognose frühzeitig drucken zu können, sondern lediglich um sicherzustellen, dass der zu schreibende Kommentar etwas mit dem wirklichen Ergebnis zu tun hat.“


Updates: „An Wahlabenden gibt das ZDF vor 18.00 Uhr keinerlei Informationen, Prognosen, Umfragen oder Sonstiges heraus - wie Ihnen Frau Henrich-Dieler bereits mitgeteilt hatte. Dieselbe Auskunft hatten Sie ja auch von der Forschungsgruppe Wahlen erhalten“, schreibt mir Thomas Stange vom ZDF. Na ja, braucht das ZDF ja auch nicht, wenn – wie oben eingestanden – die exklusiv für die Mainzer tätige Forschungsgruppe Wahlen das macht. Andererseits habe ich das Gefühl, daß das ZDF auch nicht weiß, was die Forschungsgruppe mir gegenüber bereits eingeräumt hat. Auf diesen Widerspruch angesprochen, antwortet Thomas Stange schmalllippig: „Wir sprechen nur für das ZDF und nicht für Dritte“.

Und Jörg Schönenborn läßt mir durch eine Mitarbeiterin mitteilen, daß er gerne mit mir telefonieren würde.

Inzwischen hat auch die ARD reagiert. Dr. Joachim Görgen vom ARD-Referat der HA Intendanz beim SWR in Stuttgart schreibt: „Sie hatten bei der Pressestelle der ARD angefragt, ob die ARD ihre Prognose-Zahlen bei Wahlen anderen Medien vorab zur Verfügung stellt. Die Antwort ist ein klares 'Nein'. Die ARD arbeitet exklusiv mit Infratest Dimap in Berlin zusammen, so wie das ZDF mit der Forschungsgruppe Wahlen in Mannheim. Zusammenarbeiten heißt: Die ARD hat mit dem privaten Unternehmen Infratest Dimap einen Vertrag über eine Dienstleistung und muss entsprechend auch dafür bezahlen. Deshalb können Sie davon ausgehen, dass die ARD kein Interesse haben kann, diese Zahlen vor 18 Uhr weiterzugeben. Die Uhrzeit ergibt sich übrigens daraus, dass um 18 Uhr die Wahllokale schließen, und die Wähler nicht 'in letzter Minute' beeinflußt werden sollen durch Prognosen zum Wahlausgang.“

Jetzt gibt's in Hessen ein Aktenzeichen zum Vorgang.

Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren. Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.

Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.

Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Antonia Beckermann in der „Welt“ vom 24. August über die Angst der Politnomenklatur vor herausgetwitterten Exit Polls der Bundestagswahl 2009.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

(Foto: WDR/Herby Sachs)

Boobs & Badvertising: American Apparel zieht blank

American Apparel provoziert mit seiner neuen erotischen Anzeigenkampagne in US-Blogs nicht nur die prüderen Gemüter, sondern löst ausgerechnet in der Blogosphäre heftige Emotionen aus. Erster Streitpunkt: Täuscht man nicht falsche Tatsachen vor, wenn das für Amateurmodelle berühmte Unternehmen jetzt Pornodarstellerinnen in seine Kampagnen
schmuggelt? Aber weit strittiger: Sind Blogger wie Susannah Breslin (The Reverse Cowgirl) und Debauchette käuflich, wenn sie die Anzeigen nicht nur schalten, sondern auch positiv darüber berichten? Besonders nett: Während der zum Gawker-Konzern gehörende Schmuddelblog Fleshbot die Kampagne feiert („We just like boobs“), wettert der ebenfalls zu Gawker Media gehörende Mädelsblog Jezebel dagegen: „Badvertising“.

Mittwoch, 21. Januar 2009

Ganz München in sieben Minuten

„Die Strecke vom Marienplatz bis zum Siegestor, das ist in Wahrheit das ganze München. Mehr nicht.“

Charles Schumann im Gespräch mit dem Berliner Roland Mary („Borchardt“) über Gäste, perfekte Abende, Berlin und München. Schon etwas länger her, aus der „Welt am Sonntag“ vom 28. Dezember 2008.

Monsters of DLD

Wie schaufelt man Schaulustige an den roten Teppich? Indem die „Bunte“ beispielsweise ihre DLD-Starnight bei den Nachtagenten, einer Burda-Beteiligung, wie einen herkömmlichen Clubevent ankündigt („vergleichbare Events: Monsters of House“) und über den Mailverteiler bewirbt. Daß beim Eintritt „priceless“ steht, der herkömmliche Nachtagent also ohne V.I.P.-Einladung ausgesperrt bleibt, überliest man leicht.

Dienstag, 20. Januar 2009

Wahlastrologie
oder: Die 50.000-Euro-Frage

Sonntag war ein merkwürdiger Tag. Erst meldete bild.de bereits eine Viertelstunde vor Schließung der Wahllokale in Hessen die erste Wahlprognose (CDU 38 Prozent, SPD 22, FDP 17, Grüne 13, Linke 5). Dann erhielt ich gegen 19 Uhr im Münchner Akademieviertel die Fernausgabe der „Süddeutschen Zeitung“ (geschätzte Andruckzeit: 17.15 Uhr) mit einem Aufmacher von Peter Fahrenholz: „FDP-Triumph sichert Koch die Macht“, ergänzt durch erste Zahlenprognosen einer „Wahlnachfrage“ – ohne jede Quellenangabe (CDU knapp 40 Prozent, FDP etwa 16 Prozent, SPD weniger als 25 Prozent, Grüne bei 13 Prozent, die Linken an der Fünf-Prozent-Hürde). Dabei gibt es - wie gesetzlich vorgeschrieben – die ersten Wahlprognosen offiziell nicht vor 18 Uhr (ARD etwa: CDU 37,5, SPD 23,5, FDP 16, Grüne 14, Linkspartei 5,1). Andererseits hat es solche vorzeitigen Zahlenergüsse immer wieder mal gegeben, wie der BILDblog minutiös schildert.
Heute war ein noch merkwürdigerer Tag. Denn bislang war ich davon ausgegangen, daß die beiden quasi hauptamtlichen Wahlforscher, die Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) und infratest dimap (ARD) vor der großen Verkündung bereits den Nachmittag über ausgewählte Journalisten und Politiker mit Zahlen versorgen, damit beispielsweise die Tageszeitungen unter Einhaltung einer Sperrfrist ihren Andruck schaffen. Energisches Dementi aber der Betroffenen.
„Die Prognosen, die das ZDF bei Wahlen um 18.00 Uhr veröffentlicht“, so Regina Henrich-Dieler „stehen nicht vorher fest und können daher auch nicht vorher an andere Medien weitergegeben werden. Sie werden punktgenau um 18.00 Uhr nach Schließung der Wahllokale errechnet und gesendet. Sollten wirklich Zeitungen vorher gedruckt werden und schon Zahlen enthalten, so können das keine Prognosen sein, sondern eventuell Umfrageergebnisse.“
In anderen Worten: Die Forschungsgruppe Wahlen stellt Matthias Jung zufolge „niemandem unsere um 18 Uhr gesendete Prognosen vor 18 Uhr zur Verfügung. Schon allein deshalb nicht, weil wir diese erst unmittelbar vor der Ausstrahlung fertig stellen, da wir noch so viel wie möglich unserer Interviews, die wir ja bis 17:45 erheben, darin berücksichtigen wollen.“
Dito bei infratest dimap fürs Erste: „Bei unserer Wahlberichterstattung, also auch der Prognose am Wahlabend, handelt es sich um eine exklusive Auftragsarbeit für die ARD und ihrer angeschlossenen Anstalten (auch den Hörfunk). Wir bedienen darüber hinaus am Wahltag keine anderen Medien und verweisen bei Anfragen immer auf die ARD. Die Tageszeitungen zitieren meines Wissens immer die Ergebnisse aus dem Fernsehen und verweisen dann auch schon auf eine der frühen Hochrechnungen“, so infratest-Sprecherin Irina Roth.
Nun würde es einen neugierigen Menschen wie mich schon interessieren, woher sonst die bereits deutlich vor 18 Uhr zirkulierenden Zahlen stammen, die eine „SZ“ dann nach 18 Uhr nahezu zeitgleich mit den so nicht mehr ganz exklusiven Fernsehanstalten auf ihrer frisch gedruckten Titelseite präsentiert – und es könnte für den Axel Springer Verlag sogar einen beträchtlichen Kostenfaktor ausmachen.
Denn hinsichtlich des Vorpreschens von bild.de betont der hessische Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel auf meine Anfrage hin: „Ich gehe der Angelegenheit nach. Allerdings weise ich schon jetzt darauf hin, dass nach § 30 Abs. 2 LWG nur die Veröffentlichung von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe verboten sind. Derartige Wählerbefragungen werden nach meiner Kenntnis nur im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführt und von diesen Anstalten exklusiv (erst-)veröffentlicht.“
Wenn bild.de also ihre vorzeitig veröffentlichte Prognose wie die erst nach der Sperrfrist erschienene „Süddeutsche Zeitung“ auf eine „Wahlnachfrage“ stützt, läge bei bild.de eine Ordnungswidrigkeit vor, die den Verlag bis zu 50.000 Euro Strafe kosten kann.

(Weder die BILD-Gruppe, noch die „Süddeutsche Zeitung“ oder Peter Fahrenholz haben bislang auf meine schriftlichen Anfragen dazu reagiert. Updates: Ah ja, von der ARD und dem Hessischen Rundfunk stehen die Antworten auch noch aus. Habe inzwischen auch bei der ARD-Wahlikone Jörg Schönenborn nachgefragt sowie bei den im Bundestag vertretenen Parteien.)

Updates: Wie mir ein zuverlässiger Gewährsmann heute bestätigt hat, erhalten die im Bundestag vertretenen Parteien stets die aktuellen Trends und Prognosen der Wahlnachfrage gegen 15.30 Uhr. Und jeder der in der politischen oder Medienwelt etwas auf sich zählt, kennt diese Zahlen bis spätestens 16 Uhr, also Stunden vor Schließung der Wahllokale. Je nach Partei kommen diese Infos entweder von infratest dmap oder der Forschungsgruppe Wahlen. Womit sich die Frage stellt, wer wußte was wann und von wem. Fortsetzung folgt.

Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) räumt inzwischen ein, daß es durchaus den Wahltag über Gespräche mit Politikern gäbe und handverlesene Journalisten bereits um 17 Uhr vorab Zahlen erhielten.

Inzwischen gibt's in Hessen ein Aktenzeichen zum Vorgang.

Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren. Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.

Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.

(Disclaimer: Das Foto zeigt keine hessischen, sondern Münchner Wahlurnen.)

Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Sonntag, 18. Januar 2009

Hessen-Wahl: bild.de prescht vor






Um 17.47 lief die erste Wahlprognose bereits bei bild.de über den Liveticker.



Updates:

BILDblog zum Thema.

Der hessische Landeswahlleiter Wolfgang Hannappel auf meine Anfrage hin: „Ich gehe der Angelegenheit nach. Allerdings weise ich schon jetzt darauf hin, dass nach § 30 Abs. 2 LWG nur die Veröffentlichung von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe verboten sind. Derartige Wählerbefragungen werden nach meiner Kenntnis nur im Auftrag von ARD und ZDF durchgeführt und von diesen Anstalten exklusiv (erst-)veröffentlicht.“

Jetzt gibt's in Hessen auch ein Aktenzeichen zu dem Vorgang.

Rätselraten um die Herkunft von Prognosen, die bild.de und der „Süddeutschen Zeitung“ bereits vor 18 Uhr zugänglich waren.

Matthias Jung von der Forschungsgruppe Wahlen (ZDF) räumt inzwischen ein, daß es durchaus den Wahltag über Gespräche mit Politikern gäbe und handverlesene Journalisten bereits um 17 Uhr vorab Zahlen erhielten.

Was macht die Demokratie aus? Daß wir eine mißliebige Regierung ohne Blutvergießen wieder loswerden können, so schrieb vor fast 65 Jahren Karl Popper. Und der Wahlakt, durch den sich die Willensäußerung des demokratischen Souveräns vollzieht, ist folglich ein bis ins letzte Detail reglementiertes Verfahren. Oder auch nicht. Die Wissenswerkstatt greift mein Thema auf.

Mit Schreiben vom 3. März teilt mir der Landeswahlleiter mit, daß er keine Anhaltspunkte für eine Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen die BILD-Gruppe sähe.

Verdächtige Tweets bei der Europawahl und im „Spiegel“ werden Bedenken hinsichtlich herausgetwitterter Exit-Polls bei den kommenden Bundestagswahlen geäußert.

Beobachtungen vom 30. August anläßlich der Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und dem Saarland sowie der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen (Spiegel Online: „Prognosen-Verrat: Wahlergebnisse sickerten vorab auf Twitter durch“).

Gesetz über die Wahlen zum Landtag des Landes Hessen
(Landtagswahlgesetz - LWG -)

§ 30 Unzulässige Wahlpropaganda und Unterschriftensammlung, unzulässige Veröffentlichung von Wählerbefragungen

(2) Die Veröffentlichung von Ergebnissen von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung ist vor Ablauf der Wahlzeit unzulässig.

§ 49 Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig handelt, wer (...) 3. entgegen § 30 Abs. 2 Ergebnisse von Wählerbefragungen nach der Stimmabgabe über den Inhalt der Wahlentscheidung vor Ablauf der Wahlzeit veröffentlicht.

(2) Die (...) Ordnungswidrigkeit nach Abs. 1 Nr. 2 und 3 kann mit einer Geldbuße bis zu fünfzigtausend Euro geahndet werden.

(3) Verwaltungsbehörde im Sinne des § 36 Abs. 1 Nr. 1 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten ist (...) 3. bei Ordnungswidrigkeiten nach Abs. 1 Nr. 3 der Landeswahlleiter.

Gib Gummi

Fundsachen (9)

Mit Katja Kessler auf dem Deutschen Filmball 2001 im Bayerischen Hof.

Gomma-Telex

Registratur +++ 17. Januar 2009 +++ The Gomma Supershow +++ Sicher die professionellste Servicecrew des Münchner Nachtlebens. Wenn das Team regelmäßig hier arbeitet, wäre es allein schon ein Grund, Stammgast zu werden. +++ Schon lange nicht mehr einen John-Carpenter-Riff in der Disse gehört. +++ Einmal erkannt worden. +++ Niemanden gekannt, außer M&M, die aber draußen vor der Tür in der Schlange standen. +++ Miesester Espresso der Stadt, aber die Currywurst ist yummie. +++ Seit Chicago 1995 nicht mehr einen Club erlebt, wo der Türsteher bei so vielen Besuchern den Altersnachweis kontrollieren muß. +++ Je stoffökotaschiger das Styling, desto expressiver die Veitstanzbewegungen. +++ Ist Ironie bei Musik eine valide und vor allem positive Größe? +++ Keine einzige attraktive Frau gesehen. +++ Aber einige knackige Männer. +++

Deutschland sucht den Super-Chefredakteur

Es war einmal vor langer Zeit, in einem fernen Land namens BRD, da versammelten sich Printjournalisten nur einmal wöchentlich, um im „Internationalen Frühschoppen“ zu brillieren, mieden ansonsten die Fernsehkameras und strebten in ihren meist zu engen Redaktionskammern dem Wahren, Schönen, Guten zu.
Inzwischen scheint kein Blattmacher mehr ohne seinen eigenen Fernsehaltar auszukommen, auch wenn das Medium so seine Tücken hat, nicht nur weil die Kameras dick machen, sondern der Zuschauer auch ein scheues Reh ist, wie etwa Patricia Riekel verbittert feststellen mußte.
Mit Talkshows und boulevardesken Magazinen war das Tätigkeitsfeld der fremdelnden Tageszeitungs- und Illustriertenredakteuren keineswegs ausgeschöpft, Petra Gessulat – oder heißt sie jetzt Petra Winter? – („Cosmopolitan“) castet Supermodels, Annette Weber („InStyle“) demnächst Superpraktikanten, aber seit gestern tut sich Deutschlands Chefredakteuren ein ganz neues TV-Segment auf. Das des Kandidaten.
Zwar scheiterte Ehapa-Chefredakteur Peter Höpfner („Micky Maus“), uffz, ächz, seufz, gestern abend bei „Schlag den Raab“ (im Videoausschnitt ab 03:50) schon an den Klippen des Zuschauervotings und durfte nur mal kurz aufs Kandidatentreppchen, doch die Idee hat ihren Reiz: Nicht mehr nur in Prominentenspecials für einen guten Zweck mitzocken, sondern in die eigene Tasche wirtschaften – oder fürs Kollektiv. Bascha Mika geht zu „Wer wird Millionär“, um die „taz“ endgültig zu sanieren. Mathias Müller von Blumencron und Georg Mascolo zelebrieren ihr unnachahmliches Doppel bei Jörg Pilawas „Quiz“ und Peter Turi errät bei „Wetten daß“ mit verbundenen Augen und einhändig jede deutsche Windelmarke.

An den Pforten des Münchner Clubhimmels

„Wer reinkommt, ist drin“ hieß es bei Kir Royal, und wer wüßte das besser als die Münchner Türsteher Damir Fister (He11eaven) und Dirk (P1). Süddeutsche TV porträtiert heute abend die „Wächter der Nacht - Das strenge Regiment der Türsteher“ um 23.15 Uhr auf Vox, und es wird sicherlich nur wieder eine dieser typisch oberflächlichen Sex & Schampus-Reportagen aus dem Nachtleben, aber wenn man die Jungs kennt nichtsdestotrotz ein amüsanter Fernsehabend.

Samstag, 17. Januar 2009

Dr. Evil 2009

Wer ist der Oberbösewicht? Wie jedes Jahr küren Greenpeace und die Erklärung von Bern die übelste Firma des Jahres und stellen sie auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos vor. Nach früheren Siegern wie Walt Disney, KPMG, Bridgestone oder der Citi Group sind heuer BKW Energie, BNP Paribas, Nestlé, Newmont Mining, Tesco und UBS im Finish für die Hall of Pain. Passenderweise wird Filmbösewicht Anatole Taubman zusammen mit Heiner Geißler und Susanne Leutenegger-Oberholzer bei der Preisverleihung am 28. Januar sprechen.

Requiem für eine Redaktion

Daß sich die Kulturredakteure Christopher Schmidt, Reinhard Brembeck und Egbert Tholl der „Süddeutschen Zeitung“ jetzt als Schauspieler versuchen, hat nichts mit den Sparplänen des neuen Hauptgesellschafters zu tun. Vielmehr sorgen sie als mitwirkende Darsteller für ein Quäntchen Authentizität, wenn Ende des Monats die Bayerische Theaterakademie in den ehemaligen Redaktionsräumen der „Süddeutschen Zeitung“ das Projekt „Blaupause“ inszeniert: „In szenischen Collagen literarischer Texte aus unterschiedlichen Epochen verschmelzen Vergangenheit und Zukunft des Gebäudes. Gemeinsam mit Team Odradek, einem Kollektiv von bildenden und darstellenden Künstlern“ inszeniert Regiestudent Jonas Zipf eine „Spurensuche und lädt den Zuschauer auf eine Reise ein, in der ein letztes Mal die Räume der großen Tageszeitung besichtigt werden können. Eine Reise durch Erinnerungen und Visionen, durch Vergangenheit und Zukunft.“ Die Premiere am 31. Januar ist ausverkauft, für die zweite und letzte Aufführung am 1. Februar gibt es an der Kasse im Prinzregententheater noch Karten zu 13 Euro.

Fetisch abseits der Führungsetage

Hauen sich nur Bobos auf den Popo? Im Sexblog der „Libération“ widerspricht Agnès Giard dem Mythos, daß SM ein Spiel der Bourgeoisie und Bosse wäre, während die von der Arbeit müde Unterschicht gerade noch die Missionarsstellung hinbekäme. Der Fetisch kennt ihrer Erfahrung nach keine Standesdünkel und sie untermauert es mit einer Tätigkeitsbeschreibung der ihr bekannten Sadomasochisten – die sie Ende des Monats aktualisieren will: Da finden sich Köche, Verkäufer, Apotheker, Sekretärinnen, Feuerwehrmänner, Immobilienmakler, Kraftfahrer und und und. Wer einmal die von Sombart, Millet & Co verherrlichte Partouze der französischen Gesellschaft beiseite läßt und selbst schon einmal in einer der eher volksnahen deutschen Kreuzigungsstätten zwischen Kreuzberg und Alabamagelände war, wird von dieser Offenbarung kaum überrascht sein.

Petit Déjeuner Musical (62)

Messieursdames, Alain Chamfort! (Eine noch schönere französische Fassung von Donna Summers „Could it be magic“ hat Isabelle Antena eingespielt. Die ist leider nicht als Video verfügbar.)